Bisweilen muss das Bild eines Politikers korrigiert werden. Eine solche Korrektur ist bei Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez fällig, der bei Freund und Feind als unschlagbarer Taktiker galt. In den vergangenen Tagen bekam man jedoch keinen Pragmatiker, sondern einen resignierten und verbitterten Menschen zu sehen, der in einem Brief an seine Landsleute empört und verzweifelt war über die Angriffe auf seine „geliebte“ Frau.
Er sprach von fünf Tagen Bedenkzeit, um mit ihr zu klären, ob sie die Quälerei durch Schmutzkampagnen und Diffamierungen weiter ertragen wolle. Beide zogen sich in den Regierungssitz Moncloa zurück. Weitermachen oder nicht? Mitarbeiter, die Kontakt mit ihm hatten, wurden immer pessimistischer. Man redete über di
tz Moncloa zurück. Weitermachen oder nicht? Mitarbeiter, die Kontakt mit ihm hatten, wurden immer pessimistischer. Man redete über die verbleibenden Optionen: Würde es einen möglichen Nachfolger aus der Sozialistischen Partei PSOE geben? Oder Neuwahlen?Priorität habe jetzt eine demokratische Regeneration, deshalb bleibe er, sagt der PremierViele Spanier erwachten aus ihrer politischen Lethargie und gingen auf die Straße. Die wegen der Amnestiefrage zerrissene PSOE stellte sich geschlossen hinter Sánchez, bekannte Kommentatoren warnten vor einer gnadenlosen rechten und rechtsextremen Kampagne, die kurz vor der EU-Wahl auf Europa ausstrahlen könnte. Auf diese Weise war vor nicht allzu langer Zeit der sozialistische portugiesische Premierminister António Costa zum Rücktritt getrieben worden. Dann zu Wochenbeginn die versprochene Entscheidung: Zur Frage "weitermachen oder nicht" sagte Pedro Sánchez: „Wenn wir als Gesellschaft wahllose Angriffe auf unschuldige Personen zulassen, hat es keinen Sinn. Wenn wir zulassen, dass der Parteienstreit mit Hass, Hinterhältigkeit und Lügen ausgetragen wird, hat es keinen Sinn. Wenn wir zulassen, dass plumpeste Lügen eine respektvolle Debatte ersetzen, hat es keinen Sinn.“ So groß die Ehre auch sei, ein Amt wie das seine innezuhaben, es rechtfertige nicht hinzunehmen, wie die Würde von Menschen mutwillig zerstört werde. Es gäbe Augenblicke, wo man „es reicht“ sagen und innehalten müsse, sonst werde der Verfall der politischen Kultur die Zukunft bestimmen. Meinungsfreiheit mit Recht auf Diffamierung verwechseln, sei eine Perversion der Demokratie mit schlimmen Konsequenzen. Priorität habe jetzt eine demokratische Regeneration, deshalb bleibe er. Ob das überzeugt oder nicht, ist sekundär. Sanchez muss fragen lassen, wie er die bewirken will mit einer fragilen Minderheitsregierung und in einem schwer polarisierten Land.