Trauer in Amatrice

Italien. Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen den Erdbeben in Mittelitalien und den Experimenten in den Laboratorien des Gran-Sasso-Massivs und die Reaktionen darauf.

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Die aktuelle Zahl der Erdbebenopfer in Mittelitalien ist inzwischen auf 292 gestiegen. Ganze Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht, die Infrastruktur vernichtet. Wer vor nur sieben Jahren miterlebte wie ein Erdbeben die Stadt D’Aquila zerstörte, für den ist das jetzige Unglück ein Déjà-vu-Erlebnis.

Bei der Trauerfeier in Amatrice sprach Bischof Domenico Pompili einen Satz, der aufhorchen lässt. Er sagte: “Schon immer gab es Erdbeben. Lange bevor es Menschen gab. Aber viele Menschen wurden nicht von dem Beben getötet, sondern vom Werk des Menschen.[1] Dieser Satz könnte sich natürlich ausschließlich auf die Bausünden, die nicht ausgeführten Erdbebenschutzmaßnahmen, die korrupten Politiker und die mafiösen Baufirmen Italiens beziehen. Es könnte allerdings auch eine versteckte Anspielung auf die Vorgänge im in unmittelbarer Nähe gelegenen weltweit größten unterirdischen nuklearen Forschungszentrum des Gran-Sasso-Massivs sein. Vor Ort, von den Betroffenen, wird auch diese Theorie diskutiert.

Doch warum schreibt die Presse nicht darüber? Warum wird das in den Tiefen des Gran Sasso-Massivs angelegte Nuklearlaboratorium überhaupt nicht in den Medien erwähnt? Wer die Kommentare auf meinen Blog-Beitrag vom 26. August liest, kann sich ein Bild davon machen, warum Journalisten davor zurückschrecken, Fragen zum Grans-Sasso-Laboratorium zu stellen. Ich werde auf dem Blog massiv von Personen, die sich hinter Anonymität und Masken verstecken, angegriffen, der Lüge und der Verbreitung von Verschwörungstheorien bezichtigt. Und es wird mir jegliche Kompetenz abgesprochen, überhaupt Fragen zu den Vorgängen rund um das Forschungslaboratorium zu stellen. Am allerbesten: Die Schreiberin würde gleich von der Redaktion des Freitags vom Blog verbannt:
www.freitag.de/autoren/gela/erdbeben-in-mittelitalien

Was lösen solche Anwürfe aus und wie reagiert man darauf? Zunächst erschrak ich über die Heftigkeit der Angriffe, sie ängstigten mich auch. Plötzlich war ich in der Situation, mich verteidigen zu müssen, weil ich diese Fragen aufgeworfen hatte. Ich sollte ins Boxhorn gejagt werden. Dann begriff ich, dass man mich vom eigentlichen Thema, nämlich ob es einen Zusammenhang zwischen den Vorgängen im Forschungslabor und dem nun zweiten großen Erdbeben in den Abruzzen geben könnte, weglocken wollte. Es wurden nicht mehr mögliche Zusammenhänge diskutiert, sondern plötzlich ging es darum, ob ich eine „Verschwörungstheoretikerin“ und „Lügnerin“ sei.

Welche Auswirkungen hat solch ein aggressives Vorgehen gegen kritische Fragen, nicht nur auf den Blogger, sondern auch auf andere Journalisten? Wird ihnen nicht unmissverständlich klargemacht, sich mit bestimmten Vorgängen und Fragen besser gar nicht erst zu beschäftigen, wenn sie nicht diskreditiert und einer Rufmord-Kampagne als „Verschwörungstheoretiker“ ausgesetzt sein wollen und ihre Reputation in Frage gestellt wird? Tatsächlich, hochkomplexe kernphysikalische Fragen zu diskutieren, das ist einer Handvoll hochspezialisierter Wissenschaftler vorbehalten. Doch gerade deshalb ist eine politische Diskussion und Kontrolle der Vorgänge in Laboratorien wie CERN und im Gran Sasso umso notwendiger.

Fragen wie diese müssen gestellt werden:

- Warum wurde das CNGS-Experiment (CERN Neutrinos to Gran Sasso) 2012 beendet?

- Heißt beendet, das Schießen von Neutrinos in den Gran Sasso wurde eingestellt oder heißt das, die Auswertung wurde beendet, das Schießen aber schon vorher eingestellt. Wenn ja, wann genau und warum? Was waren die Ergebnisse des Experiments?

- Zu welchen genauen Zeitpunkten wurden Neutrinos von CERN aus in den Gran Sasso geschossen?

- Welche Experimente wurden im Juli/August 2016 im Gran Sasso durchgeführt bzw. an welchen war das Gran-Sasso-Laboratorium (GSL) beteiligt?

- Gibt es Stellungnahmen von leitenden Angestellten zu den Forschungen im Zusammenhang mit den Erdbeben? (Ich vermute, alle Angestellten unterliegen strengster Schweigepflicht.) Eine Offenlegung aller Vorgänge rund um das Laboratorium durch eine unabhängige Expertengruppe wäre sinnvoll und könnte Verdächtigungen im Zusammenhang mit den beiden schweren Erdbeben der letzten sieben Jahre, falls unbegründet, widerlegen.


[1] http://de.euronews.com/2016/08/30/italien-zweites-staatsbegraebnis-in-amatrice

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Angelika Gutsche

Ihre Reisen führten sie neben Indien, den USA, Russland und dem Jemen unter anderem auf den afrikanischen Kontinent und quer durch den Balkan.

Angelika Gutsche

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