Christoph Hein: Chronist der Verhältnisse

Werkauswahl Zum 80. Geburtstag des Schriftstellers und früheren Freitag-Herausgebers Christoph Hein erscheint eine sechs Bände umfassende Jubiläumsedition. Über die Augen des Apostels Lukas, Vertreibung und das Werk eines großen Autors der Gegenwart
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Christoph Hein: Chronist der Verhältnisse

Freitag: Imago / Rolf Zöllner

„Ich bin unverletzlich geworden. Ich habe in Drachenblut gebadet, und kein Lindenblatt ließ mich irgendwo schutzlos.“ Seltsam fremd ist mir die Ärztin Claudia geblieben, als Christoph Heins Novelle Der fremde Freund 1982 in der DDR erschien. Ich war zu jung, zu behütet, zu glücklich vielleicht. Aber etwas von dieser Claudia war auf andere Weise auch in mir: Ich wollte in dem Moment etwas Verstörendes nicht an mich heranlassen, einen Schmerz von mir wegschieben. Einen Wahrheitsschmerz.

Dass dieses Werk, das in der BRD unter dem Titel Drachenblut erschien, am Beginn der Werkauswahl von Christoph Hein bei Suhrkamp steht, es konnte nicht anders sein. Denn hier ist schon der Ton angeschlagen, der einen in Zukunft irritieren und einem umso mehr unter die Haut