Strandgut Sprachlehrer

Wochenendlinks Japans Premierminister in Moskau / Trumps "unberechenbare" Nordkoreapolitik / Links in den Fernen Osten

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1. Japanisch-Russische Beziehungen heute & damals

Der westliche Fernostreisende kennt Putins Leiden: man wünscht sich ein inhaltliches Entgegenkommen des Gegenübers und erhält ein freundliches Lächeln nebst einem chronisch verbesserungsbedürftigen Angebot.

Beim japanischen Premierminister hört sich das, wenn Putin ihn zu einer gemeinsamen Syrien-Linie auffordert, vielleicht so an:

Lassen Sie uns die Kurillen-Inseln, die doch sowieso Japan gehören, gemeinsam ökonomisch entwickeln.

Dieses Abe-Zitat gibt es gar nicht, daher auch kein Link, aber das nächste Zitat könnte es jedenfalls geben:

Machen wir Pyongyang doch gemeinsam Feuer unterm Arsch.

Und dann lächelt Putin freundlich, und serviert ein stark verbesserungsbedürftiges Angebot: dazu brauchen wir eine gemeinsame Lösung. Konkret sieht das diesmal etwa so aus.

Leicht war die Kommunikation übers ochotskische und japanische Meer hinweg freilich auch früher nicht.

Eingebetteter Medieninhalt

Die nordkoreanische Sitte, Japaner als Sprachlehrer zu entführen, ist eigentlich gar nicht nordkoreanisch: der große Ex-Bruderstaat im Norden erkannte den Nutzen unfreiwilliger Gastarbeiter schon vor etwa einem Vierteljahrtausend. Allerdings entführte er keine Japaner, sondern bediente sich aus japanischen Schiffsbesatzungen, die eigentlich nur ein paar Kilometer an der japanischen Ostküste hatten entlangfahren wollten, durch Wind und Wetter aber bis an die russischen Küsten getrieben wurden. (Damals war Japan ein sehr selbstgenügsames Land - "geöffnet" wurde es dann auch nicht von Zarin Katharina oder ihren Nachfolgern, sondern von Matthew C. Perry.

Japan aber lernte schnell, und wendete das Erlernte 1904 seinerseits im russischen Fernen Osten an.

Versuche, das Brandschatzungsprogramm in den 1930ern noch einmal aufzulegen - diesmal gegen die UdSSR - schlugen allerdings fehl. Im Ergebnis - 1945 - verlor Japan vier der Kurilen-Inseln an die UdSSR (heutiger Rechtsnachfolger: Russland).

Immerhin: die Sowjetunion interessierte sich für die hochtechnologische Erfolgsgeschichte Nachkriegsjapans, was so lange zu verbesserten Beziehungen führte, bis sich Tokio - aus sowjetischer Sicht - auf die Seite Amerikas und Chinas stellte.

Dass die Reagan-Administration Tokio handelspolitisch die Arme verdrehte, hinderte die Regierung Nakasone nicht daran, Japans Allianz mit Washington weiter auszubauen.

Es dauerte bis 1991, bis ein sowjetischer Parteichef - Mikhail Gorbatschow - Japan besuchte. Gleich darauf gab es die UdSSR nicht mehr, und Jelzin folgte seinem alten Parteifreund auf dem Fuße.

Die Wirtschaftsmacht von nebenan, die DDR, war da schneller gewesen:

Eingebetteter Medieninhalt

schon 1981 hatte Erich Honecker sich nach Quellen technologischer Inspiration umgetan.

In den letzten Jahren hat Tokio - auch gegen amerikanische Vorstellungen - eine Russland vergleichsweise zugewandte Politik betrieben.

Nicht nur Donald Trump will einen Friedensvertrag.

Aber aus amerikanischer Sicht (und hier dürften sich Washington und die hauptsächlichen europäischen Hauptstädte einig sein) will die japanische Regierung einen Friedensvertrag mit dem falschen Partner.

Ein "neuer kalter Krieg", so ein namentlich gezeichneter "The Diplomat"-Artikel, "zwingt Japan dazu, sich für eine Seite zu entscheiden."

Zumindest aber sind bei der russisch-japanischen Annäherung Berechenbarkeit und kleine Schritte angesagt. Als Anfangsversuch für eine Beilegung des Streits über vier umstrittene Kurileninseln kündigte Japans Premierminister Shinzo Abe am Samstag in Moskau eine japanisch-russische Wirtschaftskooperation auf den umstrittenen Territorien nördlich Japans an.

2. Trumps "unberechenbare" Koreapolitik

Zunächst gilt es etwas zurückzunehmen: Donald Trump hat den Nordkoreakonflikt keineswegs →vergessen. Das wäre allerdings auch ziemlich schwierig gewesen. Und außerdem gilt es daran zu erinnern, dass sich die amerikanisch-nordkoreanischen und sonstigen nordkoreanischen Verhandlungen in einer anderen Phase befinden als zu den Zeiten, als Clinton, Bush junior oder Barack Obama Präsidenten waren.

3. Links in den Fernen Osten

Wer sich für Taiwan auch dann interessiert, wenn es nicht gerade um geplatzte Quietscheenten oder Chinas Territorialansprüche since ancient times geht, ist mit diesem Blog gut bedient - auf Deutsch.

Ebenfalls eine Quelle zu Taiwan ist Radio Taiwan International (RTI). Man sendet unter anderem auf Deutsch. Podcasts sind unter anderem aus dieser Liste herunterladbar. Die selbe Liste bietet auch Podcasts des südkoreanischen Senders KBS, die sich - ebenfalls auf Deutsch - an ein korea-interessiertes Publikum richten.

RTI und KBS senden ihre jeweiligen Deutschprogramme außerdem abends über die britische Kurzwellenanlage Woofferton: RTI ab 21 Uhr MESZ (19:00 UTC) auf 6185 kHz; KBS ab 22 Uhr MESZ (20:00 UTC) auf 3955 kHz. Empfang: problemlos, so lange sich der Elektrosmog der Umgebung in Grenzen hält.

Wer sich für die Deutschprogramme Nordkoreas interessiert, kommt um die Nutzung der Kurzwelle nicht herum - die Website des Senders bietet lediglich kurze Soundbites und Schlagzeilen.

Wer mit dem alten Weltempfänger vom Dachboden kein brauchbares Signal erhält, bedient sich wiederum im Internet. Mit Hilfe eines softwaredefinierten Radioempfängers an der Universität Twente (Enschede) lassen sich die Kurzwellenprogramme aus Pyongyang derzeit von 20 Uhr MESZ und 21 Uhr MESZ brauchbar empfangen, insbesondere auf 12015 kHz. Bis zu einer Minute vor 20 Uhr sendet auf dieser Frequenz China Radio International auf Englisch. Sie wird aber regelmäßig rechtzeitig für den renitenten Bruderstaat freigegeben.

Wer mit dem Twente-Empfänger Rundfunkprogramme empfangen möchte, sollte von der voreingestellten USB-Funktion auf "AM" (einen Knopf weiter rechts unter der Frequenzeingabe) wechseln. Auch "Noise Reduction" ist regelmäßig ein Gewinn beim Radioempfang.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

JR's China Blog

Ich bin ein Transatlantiker (NAFO)

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