Nigers Mangel an Ehrfurcht vor dem postkolonialen Establishment hat etwas Erfrischendes

Westafrika Die Deutung der Ereignisse in Niger ist unterkomplex, bedient eine affirmative westliche Sicht und abstrahiert vom Wandel des Souveränitätsverständnisses in Afrika, besonders in der Sahelzone
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 35/2023
„Vorwärts“ – ohne Ehrfurcht vor postkolonialer Anmaßung: Ein Unterstützer der neuen Machthaber in Niamey
„Vorwärts“ – ohne Ehrfurcht vor postkolonialer Anmaßung: Ein Unterstützer der neuen Machthaber in Niamey

Foto: AFP/Getty Images

Allen markigen Botschaften aus dem ECOWAS-Lager um Nigeria zum Trotz hat die „nigrische Insubordination“ Bestand. Offenbar steckt die am großen politischen Rad drehende westafrikanische Staatengruppe in einer Sackgasse. Die neuen Machthaber in Niamey bleiben Kapitulation oder Kompromiss schuldig, stattdessen ihrem Kurs treu. De-facto-Staatschef Abdourahamane Tchiani beharrt darauf, für drei Jahre eine Übergangsregierung einzusetzen, die sich eher früher als später an eine neue Verfassung halten und aus Abhängigkeiten aussteigen soll, die Niger bisher – genau genommen seit der Unabhängigkeit von 1960 – in Schach halten. Das gilt vorrangig für die Ex-Kolonialmacht Frankreich und deren Gefolgschaft im frankophonen Westafrika wie