Knutschereien vor verwackelter Kamera, poppige Farben, schnelle Schnitte, viel vernuschelter Ost-Dialekt und immer: Action, Action, Action. Dass die ARD ihre ambitionierte Trilogie Mitten in Deutschland: NSU in den Sand gesetzt hat, kann man nach Ausstrahlung des Auftaktfilms zwar noch nicht ganz definitiv sagen. Die falschen, nicht wieder gutzumachenden Signale wurden – so auch der Tenor der Kritik der Welt – vom Auftaktfilm Die Täter: Heute ist nicht alle Tage allerdings definitiv gesetzt. Was als erste von drei konzipierten Sichtweisen angekündigt wurde (hier: die der Täter), geriet zu einem geschichtsvergessenen, naziverharmlosenden und Küchenpsychologie auf untersten Niveau darbietenden Existenzialismus-Schmonzens. Netter formuliert: einem Schocker, der dem entpolitisierten Spießer-Publikum auf dem Sofa neunzig Minuten Nazi-Gruseln darbot.
Zschäpe als Rrriot-Girl-Verschnitt
Beate Zschäpe als etwas problematische Schwester von, sagen wir: Lena Meyer-Landrut? Uwe Böhnhardt als Bruder von Campino, Uwe Mundlos als kahlgeschorener Bela-B-Verschnitt und Polizisten als nett-gutwillige, aber notorisch überforderte Dorftrottel? Drehbücher sind in Deutschland frei – was oft genug leider zu übersetzen ist mit: frei von Ahnung, Sinn und Verstand. Beginnen wir mit dem nachrangigsten Fehler des von der ARD in Auftrag gegebenenen NSU-Castings: Anna Maria Mühe. Mühe als Zschäpe funktioniert überhaupt nicht – und zwar weniger deswegen, weil ihr, so BILD, der Hitlergruß schwer fiel. Zwar gibt sich die Schauspielerin in Heute ist nicht alle Tage alle Mühe, gegen ihr Image als Sensitive, Nachdenkliche, im Grunde Grundnette anzuspielen. Genauer: anzuschreien, fies zu sein, eine agressiv-zynische Präsenz an den Tag zu legen. Allerdings: Es funktioniert nicht. Weder von der Glaubwürdigkeit her noch von der Optik. Im Grunde ist Mühe und Zschäpe ungefähr so, als würde man die Rolle von Charles Manson mit TV-Darling Fritz Wepper besetzen.
Zugegeben: Im Rahmen dieser – rein an der Oberfläche, am Schein orientierten – Konzeption wären die Besten gescheitert. Gedeck als Meinhof – ging, weil Der Baader Meinhof Komplex sein Thema immerhin ernst nahm. Ganz als Hitler – ebenso; Der Untergang hatte, bei aller Kritik, zumindest ein Konzept. Der Inhalt von Mitten in Deutschland, Film eins jedoch lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Nazis hauen auf die Kacke. Dem eigenen Anspruch zufolge thematisiert er die Gründungsphase des NSU – genauer: das rechtsradikale, neonazistische Jugendmilieu, dass sich nach der Wende im Osten formiert und zunehmend militanter, gewalttätiger auftritt. Woher diese Nazis kamen (vom Mars eventuell?), beantwortet der Film allerdings ebensowenig wie konkretere Fragen – etwa, wie sich diese spezielle, rechte Orientierung aufbaute, in welchen Schritten sie sich vollzog und welche biografischen Brüche (möglicherweise) zu dem Ergebnis führen, dass wir unter dem Stichwort »NSU« zu kennen glauben.
Inhaltlich oberflächlich, handwerklich schlampig
Ungenau bis falsch (man könnte auch sagen: an seinem Gegenstand uninteressiert) ist der Film bereits bei der Grundkonstellation – der Zeichnung der Szene, die er angeblich thematisieren will. Was eigentlich verwundert. Das deviante Jenaer Plattenbau-Milieu sowie die Verstrickung von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe in die kleinkriminelle Szene ist in der Standardveröffentlichung zu jener Phase (Aust / Laabs: Heimatschutz. Der Staat und die Mordserie des NSU) ausführlich recherchiert. Statt all diese (oder auch nur einige) Widersprüche zu thematisieren, macht die ARD-Produktion das, was die ARD eigentlich stetiglich macht, wenn sie irgendwie »Nazis«, »Rechte« oder irgendwas in der Art über ihre Programmschiene versendet. Anstatt im Vorfeld zu recherchieren, lassen Redakteure, Regisseure und Produzenten auch in Heute ist nicht alle Tage ihrer Fantasie freien Lauf. Da das Ganze irgendwie mit Jugendkultur zu tun hat, wird eine rechte Version von Jugendzentrum in Szene gesetzt und darum die zu erwartenden platten Parolen gekloppt. Und weil »Nazi« (zumindest in den Augen gutbezahlter ARD-Fernsehregisseure) irgendwas »Existenzialistisches« hat, wird halt viel laut geschrien, Pogo getanzt, Sex gemacht, Gewalt gemacht und, rrrichtig realistisch, Nazisprech nach ARD-Standard-Drehbuchart zum Besten gegeben. Fazit: Alles Existenzialismus – so ist sie halt, unsere Jugend.
Komplettiert wird diese – mittlerweile zum Sender-Kennungsmerkmal gewordene – Form des Überspielens, der Bedeutungs-Generierung durch Bedeutung-Behauptung durch eine Kostümierung, die nicht nur ebenso überspielt wirkt, sondern im konkreten Fall einfach nicht stimmt. Dass die deviante Plattenbau-Nazibraut Beate Zschäpe schicke Szene-Klamotten trägt, sagt jedenfalls weniger was über Zschäpe aus als vielmehr über die Projektionen ARD-beauftragter Fernsehmacher. Auch handlungstechnisch könnte man mit der Kritik fortfahren ohne Ende. Allerdings gibt es wenig. Im Grunde nämlich ist der Film eine einzige Aneinanderreihung als Protestakte in Szene gesetzter Grenzüberschreitungen, von Gewalt, Knutschereien, bedeutungsschwanger gemeinten Parolen und Action. Die einzelnen Stationen vor dem Abtauchen in den Untergrund kommen dabei allenfalls schemenhaft vor. Ebenso die Schlapphüte und Ermittler. Die zwar auftauchen – allerdings ohne kontextualen Zusammenhang. Nach dem Motto: Ein bisschen realistisch sind wir bei unserem Film schon.
Natürlich ist das besinnungslose Zusammenschmeißen linker und rechter Protestsymbolik zu einer als semidokumentarisch deklarierten Bonnie-and-Clyde-Story ärgerlich. Gemessen an seinen Ansprüchen fällt Heute ist nicht alle Tage in jederlei Hinsicht durch. Er erklärt sein Thema weder auf psychologische noch auf dokumentarische oder – warum nicht? Dass der NSU großer fucking Shit ist, darüber sind wir uns hoffentlich einig – pädagogisierende Weise. Aufgrund seiner Gleichförmigkeit mag dieses Stück selbst als unpolitischer Thriller nicht so recht zu funktionieren. Stattdessen also die ARD-übliche Nazi-Sauce – mit »Tatort«-ähnlicher Dramaturgie, auf zeitgeistig getrimmte Farb-Optik und Null-Aussage.
Wie im Deutschlandradio-Kultur-Interview nachzulesen, war es Regisseur Christian Schwochow darum zu tun, Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt ohne Wertung darzustellen, als Gemeinschaftsbund, der die völkische Utopie auch vorwegnehmen wolle. Zu diesem Zweck, so Schwochow, habe er sich dem Trio genähert wie etwa alten Klassenkameraden. Das mag man als Arbeitskonzept hinnehmen. Kritik ist allerdings spätestens dann angesagt, wenn das Ergebnis – so wie hier – in distanzlose Verherrlichung, in tendenzielle Anbetung abdriftet. Von der vermittelten Message her kann man den Trilogie-Erstling der ARD nur katastrophal einschätzen. Ärgerlich wäre das bereits dann, wenn es »nur« um einen »Tatort« ginge oder einen beliebigen Mittwochs-Themenfilm. Hier jedoch ist nicht nur der Anspruch hoch gehängt. Hier geht es – irgendwo – auch um Antworten auf eine der größten Mordserien in der Geschichte der BRD. Und, ganz aktuell: die Frage, woher Rechtsterrorismus kommt und was seine Ursachen sind.
Gelbe Karte für die ARD?
Ärgerlich ist nicht, dass der Film (filmisch) schlecht ist. Ärgerlich ist, dass er Nazisein als cool hinstellt, als veritable Art, Spießer zu schocken, als – wenn auch mit dem obligatorischen Zeigefinger gekoppelte – mögliche Alternative zum Leben in bürgerlicher Einförmigkeit. Lavieren auch die beiden Folgefilmen in ähnlichen Fahrwassern, wäre das für die ARD ein medialer GAU. Möglich, dass Publikum und Medien mittlerweile so abgestumpft sind beim Thema Mit rechtem Livestyle Kasse machen und Renommierpunkte sammeln, dass auch diese politische Geschmacksüberschreitung durchgeht. Da das Fiktionalangebot des Senders jedoch insgesamt am Boden liegt (ein, zwei beachtenswerte Filme, die pro Jahr durchschlüpfen, reißen das Ganze nicht raus), wäre die Frage, wie sich die Filmszene hierzulande (die – bei aller Kritik – besser ist als ihr Ruf und um Längen besser als ihr öffentlich-rechtlicher Teil) gegenüber den dominanten Staatsanstalten verhält.
Sicher kann man sich weiterhin wegducken. Schlechte Filme (mit)machen und hoffen, dass irgendwann wieder bessere Tage kommen. Man könnte allerdings auch Kritik formulieren, künstlerisch-kreative Ansprüche. Dass das Publikum durchaus auch Anspruchsvolles zu goutieren weiß, beweist nicht zuletzt der Erfolg US-amerikanischer Qualitätsserien – ein weiterer Sektor, wo sich die Öffentlich-Rechtlichen seit Jahren wegducken. Fazit: Zu retten ist beim ersten deutschen Staatssender zwischenzeitlich kaum noch etwas. (Beim zweiten bedingt – wie auch die vergleichsweise reflektierte NSU-Aufarbeitung in Letzte Ausfahrt Gera unter Beweis stellte. Aber diese Diskussion würde an der Stelle zu weit führen.) Der Unwille mag die Programmgestaltung zwar kaum zu beeinflussen. Allerdings sollte man diesen Spin-Aufgleisern, Renommée-Abstaubern und Anspruchs-Antäuschern zumindest außerhalb der Senderflure entschiedener und klarer gegenübertreten.
Weitere Kritiken:
»Seht die Wahrheit dieser Menschen«. Kritik auf faz.net
Vorab-Info zur Trilogie bei stern.de
»Verlorene Generation«. Kritik bei fr-online.de
»Anna Maria Mühe – das ist die Beate Zschäpe im NSU-Film heute«. Vorstellung von Schauspielerin und Filmrolle auf der Webseite der Augsburger Allgemeine.
Kommentare 39
Völlig berechtigt, diese Kritik. Wer sich intensiv mit dem NSU-Komplex beschäftigt kann in diesem ersten Film tatsächlich nur eine verharmlosende Verköstigung des Prime Time Publikums erkennen. Während bislang so gut wie jede NSU-Doku ins Nachtprogramm verbannt wurde gibts nun die Bonnie und Clyde Homestory für die ganze Familie, die sich an pogenden Naziskins ergötzen darf. Am Ende des Films als das Trio vor den Augen der Polizei in den Untergrund entschwindet mag man ihnen fast die Daumen drücken. Die Darstellung von Böhnhardt,Mundlos und vor allem Zschäpe kommt immer eine Spur zu "cool" rüber. In der Realität war das sicher alles etwas stumpfer, hässlicher und weniger spielfilmkompatibel. Die Rolle des Verfassungsschutz wird im im Film übrigens nur angedeutet. Ich frage mich letztlich: warum finanziert die ARD überhaupt einen Spielfilm zu einem wichtigen, verdrängten Thema, deren Autoren den fiktionalen Anteil iher Arbeit betonen, obwohl der fiktionale Anteil der offiziellen Leseart des Staates und der Geheimdienste bis heute nicht aufgeklärt ist?
Top! Auf ganzer linie gehe ich mit. Handwerklich inkompetent, fantasielos und rundum bekloppt. Ein weiterer Sargnagel. Dieses nach rechts abdriftende gesellschaftlichen Klima heizt die ARD nun auch noch mit "Nazis sind das neue Cool" TV-Serien zur Primetime an. Alle ARD-Verantwortlichen/Beteiligten entlassen, sofort!
Vorweg: Ich habe den Film nicht gesehen (und der Kritik zufolge dann wohl auch nichts verpasst). Ich kann der Argumentation folgen, möchte aber fragen:
„Ärgerlich ist, dass er Nazisein als cool hinstellt, als veritable Art, Spießer zu schocken, als – wenn auch mit dem obligatorischen Zeigefinger gekoppelte – mögliche Alternative zum Leben in bürgerlicher Einförmigkeit.“
Ist unser Problem nicht, dass, dass diejenigen, für die diese Option überhaupt in Betracht kommen könnte, da längst selbst drauf gekommen sind?
Das andere Extrem der Darstellung, irgendwelche Aliens, die zum Frühstück frischgepresstes Blut trinken und denen der Geifer ständig aus dem Maul tropft, tun Dinge, die niemand tun würde, aus Motiven, die niemand teilen würde, sprich der Nazi/Terrorist das vollkommen unbekannte Wesen ist ja nun auch nicht so sonderlich erfolgreich gewesen.
Dienen die Formate der öffentlich-rechtlichen Mainstreamangebote (es gibt großartige andere) nicht ohnehin eher der Hilfe bei der Einordnung der Zielgruppe, von denen kaum jemand überlegen wird morgen einer extremistischen Vereinigung beizutreten? Die anderen machen sie eh im Internet heiß, oder sehe ich das falsch?
Und dann: „Ärgerlich ist nicht, dass der Film (filmisch) schlecht ist.“ Später jedoch: „Sicher kann man sich weiterhin wegducken. Schlechte Filme (mit)machen und hoffen, dass irgendwann wieder bessere Tage kommen. Man könnte allerdings auch Kritik formulieren, künstlerisch-kreative Ansprüche. Dass das Publikum durchaus auch Anspruchsvolles zu goutieren weiß, beweist nicht zuletzt der Erfolg US-amerikanischer Qualitätsserien – ein weiterer Sektor, wo sich die Öffentlich-Rechtlichen seit Jahren wegducken.“
Was ist denn nun der Hauptinhalt der Kritik? Die filmische Qualität oder die Gefährdung der öffentlichen Ordnung?
da ich offenbar einen anderen film gesehen habe, nur so viel: das im medialen vorfeld angekündigte "abrutschen" der protagonisten fand nicht statt: eher ein kraftvolles beschreiten einer " alternative für deuschland" mit jugendlicher naivität, die den sozial-entmachteten eltern ihre mickrig-keit vorwerfen kann.
kann in migranten-familien auch vorkommen.
p.s. die umstands-losig-keit von direkter gewalt in der darstellung empfand ich schockierend, es kostete mich über-windung , auch nur tv-zeuge zu sein.
"Ist unser Problem nicht, dass, dass diejenigen, für die diese Option überhaupt in Betracht kommen könnte, da längst selbst drauf gekommen sind?"
So ist es. Die Affinitäten entsehen ganz anders und ganz woanders. Solche Filme sind allenfalls geeignet die schon vorhandenen Affinitäten zu klären, so wie Eiweiß beim Klären einer klaren Kraftbrühe.^^
Die FAZ schreibt:
"Der Regisseur Christian Schwochow inszeniert das im ersten Teil der Trilogie „Die Täter - Heute ist nicht alle Tage“ nach dem Drehbuch von Thomas Wendrich in einer überwältigenden Unmittelbarkeit und dank des Spiels von Anna Maria Mühe, Albrecht Schuch und Sebastian Urzendowsky so, dass jeder weitere Schritt der drei in den Terror nachvollziehbar erscheint. Sie sind bald für niemanden mehr zu erreichen."
Hier bin ich der FAZ viel näher als dem Freitag, bzw. dessen Community-Mitglied Richard Zietz. Und wer wie er die ARD als Staatssender bezeichnet, hat den Wert öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten nicht erkannt.
Die FAZ schreibt:
"Der Regisseur Christian Schwochow inszeniert das im ersten Teil der Trilogie „Die Täter - Heute ist nicht alle Tage“ nach dem Drehbuch von Thomas Wendrich in einer überwältigenden Unmittelbarkeit und dank des Spiels von Anna Maria Mühe, Albrecht Schuch und Sebastian Urzendowsky so, dass jeder weitere Schritt der drei in den Terror nachvollziehbar erscheint. Sie sind bald für niemanden mehr zu erreichen."
Hier bin ich der FAZ viel näher als dem Freitag, bzw. dessen Community-Mitglied Richard Zietz. Und wer wie er die ARD als Staatssender bezeichnet, hat den Wert öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten nicht erkannt.
Die FAZ schreibt:
"Der Regisseur Christian Schwochow inszeniert das im ersten Teil der Trilogie „Die Täter - Heute ist nicht alle Tage“ nach dem Drehbuch von Thomas Wendrich in einer überwältigenden Unmittelbarkeit und dank des Spiels von Anna Maria Mühe, Albrecht Schuch und Sebastian Urzendowsky so, dass jeder weitere Schritt der drei in den Terror nachvollziehbar erscheint. Sie sind bald für niemanden mehr zu erreichen."
Hier bin ich der FAZ viel näher als dem Freitag, bzw. dessen Community-Mitglied Richard Zietz. Und wer wie er die ARD als Staatssender bezeichnet, hat den Wert öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten nicht erkannt.
Der Film scheint auch nur zu einem einzigen Zweck produziert und gesendet worden zu sein: Zeit totschlagen. Darin gleicht er auch dem NSU-Prozess.
Ehrlich gestanden habe ich Inhalt und Intention der Fragen nicht so recht verstanden. Ungeachtet dessen will mich jedoch an einer Antwort versuchen:
Die Fragen (wenn ich sie richtig verstanden habe) zielen darauf ab, dass es – neben dem eigenen, subjektiven Gefallen – objektive, sozusagen außenstehende Werte gäbe, die bei einer Beurteilung letztendlich die Katze fett machen.
Das mag sein. Falls es so ist, wären die Fragen, auf die es ankommt, die: Haben wesentliche Teile des Publikums den Film verstanden? Und, im Anblick der besonderen Thematik: Falls er ihnen gefallen hat – birgt er nicht die Gefahr, dass diejenigen mehr oder weniger in einen Nazi-Popkult hineindriften? Ehrlich gestanden kann ich Faktor zwei nicht ganz von der Hand weisen. Die jungen Leute in dem Film waren einerseits zwar ziemlich brutal (wobei bei einigen Szenen, wenn auch lasch, durchaus ein moralisierend erhobener Zeigefinger im imaginären Hintergrund zu vernehmen war). Andererseits waren sie so jung und frisch im Saft – man müßte als Zuschauer(in) eigentlich scheintot sein, um da nicht drei, vier Funken Sympathie aufzubringen.
Wenn es so ist, zielt die Kritik sicher zu 55 Prozent auf die »Gefährdung der öffentlichen Ordnung« ab (wobei ich im Anblick dieses Nazis-sind-eigentlich-ganz-cool-Popfilmchens und sicher auch als Linker eine andere Formulierung verwenden würde). Allerdings will die subjektiv empfundene Qualität (im konkreten Fall mal mit 45 Prozent veranschlagt) auch nicht vorschnell außen vor sein lassen. Anders gesagt: Wenn kulturelle Produkte (egal ob Hansi Hinterseer, Serien wie Um Himmels Willen oder Nazi-Popfilme, die brisante Zusammenhänge außen vor lassen, das Dauer-Versendeprogramm der wichtigsten staatlichen TV-Anstalt abgeben, dann sagt dass mir, dass den Macher(innen) dort so Leute wie ich herzlich egal sind. Ich denke, wenn das ein Zustand ist, der sich derart verfestigt hat wie es leider der Fall ist, dann ist das durchaus ein Grund, auf die Barrikaden zu gehen – nicht nur wegen der einseitigen politischen Propaganda (die im konkreten Fall zusätzlich mit zum Zug kommt), sondern als Angehöriger eines (oder auch mehrerer Milieus), die von besagter TV-Anstalt ausgegrenzt werden.
Ein kurzer Satz noch zu Ihrer Zielgruppen-Überlegung: Ich denke, die Frage macht allenfalls dann Sinn, wenn Einnordung gemeint ist (anstatt Einordnung) ;-).
Hallo NA64.
„Man hätte auch einen ekelhaften Psychoschocker erzählen können und abschreckend auf diese Gesinnung wirken zu können. Die Frage ist: Trauen sich die Sender das überhaupt noch.“
Ich glaube, das ist nicht des Rätsels Lösung. Es ist ja immer eine Gratwanderung. Eine Tat, die deutlich unnormal ist, sollte nicht verharmlost und bagatellisiert werden, das ist ja auch die Kritik die Richard Zietz äußert. Sind doch eigentlich ganz nette Menschen, diese Nazis, könnten auch meine Kinder oder deren Freunde sein. Wenn der Eindruck entsteht, ist das sich nicht so toll, wenn die Personen auch noch richtig cool dargestellt werden, erst recht.
Andererseits, wenn eine solche Tat und ihr Motiv als vollkommen außerhalb jedweder vorstellbaren Norm skizziert wird, lehnt man sich im Sessel zurück, denkt man hätte es mit Menschen zu tun, die vollkommen anders sind als man selbst und alle Bekannten, die man hat und das ist ja auch nicht der Fall.
Die brennende Frage ist ja zumeist, wie halbwegs normale Menschen auf einmal, oder Schritt für Schritt, oder war das absehbar dazu fähig sind als Mörder durchs Land zu ziehen. Menschen, die offenbar in der Lage waren, über Jahre normal genug zu wirken, so dass sie eine Fassade aufrecht erhalten konnten.
Hallo Richard Zietz.
„Die Fragen (wenn ich sie richtig verstanden habe) zielen darauf ab, dass es – neben dem eigenen, subjektiven Gefallen – objektive, sozusagen außenstehende Werte gäbe, die bei einer Beurteilung letztendlich die Katze fett machen.“
Mir geht es um zwei Aspekte: Erstens ist mir nicht klar geworden, ob Ihre Kritik primär der Qualität des Films gilt, oder der davon eventuell ausgehenden Verharmlosung. Zweitens, falls der Akzent auf Letzterem liegt, bin ich der Meinung, dass eine eventuelle Verharmlosung oder gar Radikalisierung, ähnlich wie Gebe das meint, primär an anderer Stelle stattfindet.
„Andererseits waren sie so jung und frisch im Saft – man müßte als Zuschauer(in) eigentlich scheintot sein, um da nicht drei, vier Funken Sympathie aufzubringen.“
„Das Böse“ fasziniert uns ja auch im realen Leben manchmal. Es wird ja niemand zu den Extremisten der jeweiligen Lager hingeprügelt, sondern deren , zumindest anfangs, oft freiwillige Mitgleider empfinden die Mitgliedschaft als Ehre und Auszeichnung. Endlich ist man wer. Das andere einen ablehnen, kenne viele bereits, aus ihrem bisherigen Leben. Nur, war man zuvor ein Niemand, ist man heute wer. Und sei es nur, dass die anderen Angst vor einem haben.
„Wenn kulturelle Produkte (egal ob Hansi Hinterseer, Serien wie Um Himmels Willen oder Nazi-Popfilme, die brisante Zusammenhänge außen vor lassen, das Dauer-Versendeprogramm der wichtigsten staatlichen TV-Anstalt abgeben, dann sagt dass mir, dass den Macher(innen) dort so Leute wie ich herzlich egal sind.“
Ich denke, wie es auch Herles hier äußerte, dass die Macher in erster Linie an der Quote und den Kritiken interessiert sind. Von egal kann also nicht die Rede sein, nur dreht ein solches Hamsterrad natürlich immer schneller.
„Ich denke, wenn das ein Zustand ist, der sich derart verfestigt hat wie es leider der Fall ist, dann ist das durchaus ein Grund, auf die Barrikaden zu gehen – nicht nur wegen der einseitigen politischen Propaganda (die im konkreten Fall zusätzlich mit zum Zug kommt), sondern als Angehöriger eines (oder auch mehrerer Milieus), die von besagter TV-Anstalt ausgegrenzt werden.“
Von politischer Propaganda kann aus meiner Sicht nicht die Rede sein. Biederkeit und Rechsextremismus sind dann in meinen Augen doch noch mal zwei Paar Stiefel, wer eine Gewerkschaft oder Krankenversicherung fordert ist ja auch kein Anhänger von Gulags. Hier wie dort liegen da noch ein paar Schrittchen dazwischen.
„Ein kurzer Satz noch zu Ihrer Zielgruppen-Überlegung: Ich denke, die Frage macht allenfalls dann Sinn, wenn Einnordung gemeint ist (anstatt Einordnung) ;-).“
Das sehe ich deutlich emotionsloser. Ich glaube wirklich, dass es so läuft, dass die Leute zu sehen kriegen, was sie sehen wollen und auch nur das goutieren. Die wollen halt ihre mediale Schonkost, mit ein wenig wohl kalkuliertem Bauchgrimmen, einen Spritzer gut dosierter Selbstkritik, aber mehr geht nicht. Ich kann das aber nicht verurteilen, sondern habe in gewissen Grenzen Verständnis dafür. Gysi schaut ja inzwischen auch gerne mal Tier-Dokus. ;-)
Ich habe selten eine "Filmkritik" die so wenig mit dem vorgeblich rezensierten Film zu hat sondern völlig getrennt von diesem eine Aneinanderreihung bekannter Stereotypen, Schuldzuweisungen, Vorurteilen, fanatisch-ideologischen Projektionen und populistischem Bashing von allem, auf das "man" schon immer mal eindreschen wollte.
Für mich war ausschließlich interessant zu sehen, wer hier so einer merk befreiten Schmonze alles zugestimmt hat.
So leicht kann man nämlich die eigene Urteilsfähigeit sekbst diskreditieren.
Wenn die beiden anderen Teile von der selben herausragenden Qualität sind, würde es mich nicht wundern, wenn die Trilogie den nächsten Grimmepreis erhält.
Ich habe selten eine "Filmkritik" gelesen, .....
»Grimmepreis« :-)))
Da fehlt, würde ich sagen, aber noch einiges: beispielsweise entsprechend positive Rezensionen. (Und nein: damit meine ich nicht die vorab geschalteten PR-Artikel in den Portalen von rbb, mdr und so weiter oder bei ARD / Degeto selber.)
die gibt es schon, sogar in dFC.
Sie (und die "üblichen Verdächtigen") werden mit der Ihren ganz sicher ziemlich alleine bleiben.
Sie mussten ja schon die Welt bemühen, um Ihre seltsamen Gedanken bestätigt zu finden. Allein dafür müssten Sie sich schon schämen.
So geht z.B. angemessene Kritik.
Und an der HNA ist jetzt **was?** nochmal anders / qualitativ besser als an der Welt? Dass sie Ihre Schmonzette gut fand und die Welt nicht? Ich glaub’, da neigt jemand stark zum Freund–Feind-Denken.
Ich bin unwahrscheinlich geschockt über Ihre Kritik Herr Zietz. Daraus spricht soviel feindselige Stimmungsmache und Pauschalisierung, dass ich obendrein peinlich berührt bin. Oder haben sie den Text als satierische Provokation gemeint und wollten hier mal sehen ob sie den ein oder anderen rechtspopulistischen Leserkommentar provozieren können? Ihre Abscheu gegenüber der ARD ist nicht zu überlesen und ich frage mich ob der NSU Film der richtige Anlass ist um Ihrer Meinung über den Staatssender (diesen von Ihnen gebrauchten Ausdruck finde ich äußerst bedenklich) Luft zu machen, da hat sich ja anscheinend so einiges angestaut in den letzten Jahren oder Monaten. Eigentlich fehlen mir die Worte ob Ihrer Hasstirade... Ehrlich.
Nunja – was sich aktuell ankündigt, sieht eher nach einem stark heterogenen Meinungsspektrum aus. Mit den »üblichen Verdächtigen«, die mit ihrer Kritik »ziemlich alleine bleiben«, wäre ich mich da eher zurückhalten. Eine den Tenor meiner Kritik weitgehend entsprechende Linie findet sich etwa in der Rezension der Thüringer Allgemeine (»Enttäuschender ARD-Film über den NSU«).
Doch es kommt noch besser – speziell im Hinblick auf das, was noch zu erwarten ist. Barbara John, Ombudsfrau der NSU-Opfer, hat – so der Berliner Tagesspiegel – den am Montag auf dem Programm stehenden zweiten Film über die Opfer mit harschen Worten kritisiert. Mit der Ausblendung des Falls Michèle Kiesewetter teile die ARD die Opfer in solche ersten und solche zweiten Grades.
Nicht nur das. So gut wie alle, die bis heute starke Aufklärungsdefizite (gerade auch von der mitbetroffenen beziehungsweise durch die Geheimdienste mit involvierten Staatsweite) konstatieren, sehen in dem Heilbronner Polizistenmord den möglichen Schlüssel für die Aufklärung des Falls. Dass die ARD die kritischen Aspekte des Falls großräumig umschifft, wirft jedenfalls kein gutes Licht auf das vorgebliche Aufklärungsbemühen. Eher darauf, dass hier via TV-Event einer der größten Skandale der neueren deutschen Geschichte im staatstragenden Sinn abgeschlossen werden soll durch Kolportierung der offiziellen Version.
Je eher Sie Ihren Irrtum einsehen, und Ihren "Beitrag" entsorgen, umso weniger peinlich bleibt er in Erinnerung.
Freund–Feind-Denken ist Ihre Projektion.
daran erkennt man, dass Sie das Genre, in das der Dreiteiler gehört, mit ideologischer Verbissenheit umwidmen wollen.
Sehe das naturgemäß etwas anders. In etwa nämlich so, dass über den Film hier kontrovers, aber recht gesittet diskutiert wurde – bis die Transatlantik-Freaks (mitsamt ihrem frisch eingeloggten Anhang) eingeritten kamen. Und es natürlich nicht oblassen konnten, jede(n), die und der nicht begreift, dass es bei wesentlichen, staatstragenden Themen nur eine Meinung geben kann (nämlich die Richtige™), verbal in die Ecke des mit Problemen beladenen Kritikasters zu stellen, der/die am besten heim zu Putin abhauen soll.
Entsprechend würde ich mir den Freund–Feind-Schuh eher nicht anziehen ;-). Aber Sie – Sie haben doch bestimmt schon eine komplette Schuhlöffel-Sammlung in Reih und Glied auf dem Teppichboden liegen?
mit Ihren Projektionen machen Sie alles nur noch schlimmer.
Ich werte es einmal positiv: Sie sind der Selbsterkenntnis ganz dicht auf den Fersen.
Da bleibt vom "männlichen Linken" fast nichts mehr übrig.
Okay, das ist jetzt die Gelbe-Karte-Ansage. Heißt: Entweder Sie befleißigen sich hier eines sachlichen Tons. Oder Sie kommentieren woanders weiter.
Bevor Sie sich hier noch wirklich aufregen, folgendes: mir zwitscherte vor kurzem ein Vögelchen zu: Georg von Grote, tweet, tweet, tweet…Georg von Grote, tweet, tweet...klingelingeling.
Bei Konkret gibt es inzwischen auch eine Besprechung: "Projekt der TV-Trilogie zum NSU scheitert an seinen eigenen Ansprüchen."
Und der Autor Friedrich Burschel kommt zu dem selben Schluss.
"Die in der Tat ermüdende Frage, wie es dazu kommen kann, dass sich rechtsterroristische Gruppen in Deutschland ermächtigt fühlen, einen blutigen „Rassenkrieg“ anzuzetteln, beantwortet die gradlinige, detailversessene und unambitionierte Nacherzählung des Lebens der Jenaer Mörder ebenfalls nicht. Schon gar nicht dadurch, dass man die Fernsehproduktion pathetisch als Wahrheitssuche verkauft und die Sendetermine zweier Teile auf die Jahrestage von zwei der zehn (bekannten) NSU-Morde legt."
"Warum können die Filmschaffenden nicht warten, bis irgendein Vorgang im Rahmen der Aufarbeitung des NSU-Komplexes abgeschlossen ist, etwa durch ein Urteil in München, oder mehr Mut zur Fiktionalisierung des Stoffes zeigen? Die irritierende Unschärfe zwischen reiner Fiktion, Dokudrama und verbissener Mühe um „Authentizität“ zeigt, dass sie diese Frage vermutlich selber nur schwer beantworten könnten. Produzentin Gabriela Sperl lässt sich da nicht beirren: Beim Presse-Screening im Februar erklärte sie, alle an dem großen Projekt Beteiligten seien „unter dem Schutz der ARD“ zu einer „eingeschworenen Gemeinschaft von Menschen“ zusammengewachsen, die „gemeinsam den Willen hatten, zu Aufklärung und einer Wahrheitsfindung beizutragen“. Gemeinsam (mit den Medien) wolle man dafür kämpfen, dass der Ermüdung beim NSU-Thema entgegengewirkt werde und etwas gegen Rassismus geschehe. Wörtlich sagte sie, dass die „Trilogie eine höhere Wahrheit ausdrücken“ und „ein Stück deutscher Geschichte und Befindlichkeit erzählen“ könne. Geht es auch eine Nummer kleiner? Zwar ist der Bezug auf aktuelle Entwicklungen in Dunkeldeutschland – Rassismus, Brandanschläge und flächendeckender Rechtsruck – zu loben. Ob aber ein Fernsehdreiteiler den Defiziten der Aufarbeitung tatsächlich entgegenwirken kann, ist doch sehr fraglich. Zumal der gekünstelte dritte Teil trägt mit Sicherheit nicht dazu bei, dass es dem feixenden Verfassungsschutz an den Kragen geht."
http://www.konkret-magazin.de/start/spot-on/spot-on-beitrag/items/sex-mit-nazis.html
Merci für den Tipp. Und hochinteressant, weil sich konkret ganz sicher nicht in die Putinisten- oder Verschwörer-Ecke rücken lässt. Werd’s mir gleich mal reintun …
Eigentlich wollte ich zu diesem Film nichts schreiben, weil ich ihn nicht gesehen habe. Jedoch weiß ich, wie die "Kulturindustrie" durch ihre "Produkte" das gesellschaftliche Leben beeinflußt und frage mich schon, warum ich neben gefühlten 99% Tatort u.a. Krimis, unterbrochen mit Koch- oder Rateshows, mir nun auch noch einen "Film" über ein schwebendes Gerichtsverfahren voller "Pannen und Ungereimtheiten" anschauen sollte. Für mich liegt da eine bewußte Manipulationsabsicht sehr nahe.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mal einen gesellschaftlich relevanten Film gesehen habe.
Auch stellt sich für mich zeitgleich die Frage, ob die "Satire-Sendungen" von Böhmermann zum Thema Erdogan, den "Unterhaltungwert" mit Milliardengeldern (wie auch der angesprochene Film und die genannten Sendungen) einfach nur eine ganz billige Ablenkung *)- die scheinbar gut funktioniert - von investigativer Journalistenarbeit zur "lustigen Unterhaltungsindustrie" einleiten soll, wogegen die Tatort-Gewalt" eine Schnittstelle zur folgenden "Talk-Show" als Einstimmung für die nächste "Arbeitswoche" eine Zumutung mit scheinbar auszubauender Tradition darstellt.
*) Warum werden die Ressourcen nicht eingesetzt, um über den Krieg der Regierung Erdogans gegen die Kurden ausführlich und investigativ zu berichten? Wo waren die Undercover-Journalisten der Sender, die die Botschafter zu den Prozessen gegen die kritischen Journalisten begleitet haben? Wo ist die investigative Arbeit der Sender, die den Anschuldigungen des jordanischen Königs nachgeht, der gesagt hatte, die türkische Regierung schicke gezielt Terroristen nach Europa?
Soeben durchgelesen – mit Gewinn. Zum einen zeigt der Beitrag, dass konkret in derlei Dingen weiterhin ungebrochen Haltung zeigt und insofern orientierungstauglich ist. Aufgefallen ist mir darüber hinaus, dass der Beitragsautor zumindest die Filme gesehen hat – anders als das Gros der Gazetten und Senderanstalten, die vorab Artikel lieferten, dass offensichtlich rein auf Presse-Werbematerial basierte.
Dass die Macher dieses neuen ARD-Machwerks sich ernsthaft getraut haben, den Tod von Kiesewetter zu unterschlagen ist schon krass; schockierend, nicht nur irgendwie. Und bestätigt dann wieder die schlimmsten Vermutungen über das angebliche Aufklärungsbedürfsnis des öffentlichrechtlichen Fernsehens. Kein Wunder, dass Satireshows inzwischen die besseren Nachrichten machen.
"Der Opfersicht über die Auswirkungen der Morde werde der Film nicht gerecht. Es sei wohl eher die subjektive Sicht der Sendeanstalt beziehungsweise der Filmemacher, dass nur Migranten als Opfer ins Filmbild passten. „Keine handwerkliche Panne“, urteilt Barbara John, ,sondern Mythenbildung. Davon gibt es beim NSU schon zu viele.'“
Auch Ihre Anmaßungen sollten Sie lieber stecken lassen.
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So, allgemein:
Habe zwischenzeitlich ein paar Kommentare, die in persönliche Anmachen abgeglitten sind, eingeklappt. Ebenso Beiträge von mir, die sich unmittelbar auf diese beziehen. Das mag zwar schmerzlich sein wegen dem etwas nach unten absinkenden Kommentarzähler. Aber wichtiger als die Kommentarzahlen ist sicherlich deren Qualität sowie das allgemeine Diskussionsklima.
Also: sachliche Kritik, Widerspruch – gerne. Kübeln und Grätschen – bitte woanders.
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👍*****
Und wie hiessen Sie so frueher?
ZACK?
Butter bei Fische,
unter welchem Namen sind Sie hier rausgeflogen?
Nutellakette beim Freitag heisst doch immer noch:
..."Mehrfachanmeldungen unter anderen Namen"... und so...
Nicht wahr?
Die ganze Zeit überlege ich, was mich alles an dem Film so erschüttert hat. Ganz viel: Die Unterschlagung von Fakten; die Mythenbildung; das Vermischen linker und rechter Subkulturen; das mehr oder weniger komplette Fehlen der Verfassungsschützer als erwiesene, aktive Kollaborateure; die Darstellung der Polizei als Gegner statt Freund und Helfer; das filmisch banale, handwerklich abgelutschte der Kameraeinstellungen; die platten Dialoge; das schlechte Casting - Mühe als Zschäpe geht gar nicht ...
Alle Defizite wurden dann mit dem Wort "Fiktion" gerechtfertigt. Und das ist es auch, was mich mit am meisten stört: Wie der Begriff der Fiktion, der künstlerischen Freiheit, zu verharmlosendem "Wirmüssensieverstehen", Schrott der Faktenbeschönigung verbogen wird. Grauenhaft! Niveaulos und dumm.
Nachdem Zietz der Grote ist kann man nichts mehr einklappen, hoechstens die Kinnlade.
:-D
der Iban hatte ich verstanden, nicht Zietz. Iban könnte gefühlt sogar hinkommen ...
Hat der Iban schon etwas ueber gruene Fummler geschrieben? Nicht dass daran etwas auszusetzen waere, aber es waere ein klarer Grote-Fall...
:-D
Vorschlag allgemein auch bezüglich der Identität potenziell trollaffiner Teilnehmer*innen: langsam zum Ende kommen.
Zumal der gekünstelte dritte Teil trägt mit Sicherheit nicht dazu bei, dass es dem feixenden Verfassungsschutz an den Kragen geht.
Danke auch von mir für den Link.
Genau wie dort im letzten Satz geschrieben - vielleicht sogar der Hautgrund für den Film (ohne Kiesewetter!) - mit viel beliebigen Füllstoff verpackt.
Sie sind ja ein komischer Vogel.
Als langjähriger Abonnent des alten Freitag vor seiner „Rettung“ durch Jakob Augstein und seitdem nur als sporadischer Leser der Onlinecommunity hier unterwegs, hatte ich bisher so gut wie überhaupt kein Verlangen auf jedwede Beteiligung. Das hat sich durch meine spontane Anmeldung wegen eines kleinen Kommentars unter Augsteins letzten Artikel hier (auch aufgrund des unterirdischen Kommentarverlaufes) nicht geändert. Mein kleiner Einwurf hier, ist ein freundlicher Wink an einem geschätzten Autor seine Energien nicht zu verschwenden. Mehr nicht. Und was die administrative Willkür im Netz betrifft, sie liegt nicht in meiner Hand, bedroht mich aber auch nicht an Leib und Leben. So what?
Eines der großen Probleme fast aller Hitler-Aufarbeitungen besteht in der Versuchung zur Dämonisierung. Ich kenne keine Hitler-Biographie - und ich kenne ziemlich viele - die Hitler konsequent als einen einfach gestrickten Menschen zeichnet, der sich in grenzenloser intellektueller Überforderung auf Terrain bewegt, dem er zu keinem Zeitpunkt gewachsen ist.
Offenbar ist Autor dieses Blogs der Ansicht, es wäre verkehrt, die drei bekannten Mitglieder des NSU als simple minded people zu zeigen. In der Tat läge darin eine gewisse Gefahr, nämlich die, dass ersichtlich würde, dass es keiner Besonderheiten bedarf, damit ganz normale Menschen entgleisen. In jede zufällige Richtung, die sich zufällig gerade anbietet. Nach der Entgleisung, nachdem sich eine Richtung angeboten hatte und angenommen wurde, ist es nicht mehr zufällig, weder das Böse, noch das Gute.
Auf die eigentliche Frage wird ein solcher Film ohnehin keine Antwort finden. Die eigentliche Frage: War der NSU beauftragtes, ausführendes und handelndes Organ deutscher Geheimdienste, und wenn ja, in welchem Umfang und um was ging es dabei eigentlich. Es wäre naiv, auf diese Fragen Antworten zu erhoffen. Eher geht die Welt unter, als dasss diese Informationen an die Öffentlichkeit gelangen.
Insofern bleibt jedenfalls bei mir für den Münchner Prozess nur der saure Geschmack im Mund, der sich bildet, wenn man die Entstehung eines Bauernopfers mitverfolgt.
Eines der Hauptmißverständnisse hier ist, dass eigentlich am Laufmeter unterstellt wird, die Kritiker seien der Ansicht, die Darstellung von ZBM als simple minded people ginge überhaupt nicht. Dabei ist meine Hauptaussage lediglich die, dass diese Intention – sofern sie Intention war – komplett in die Hose ging. Selbstverständlich »dürfen« die Filmemacher / die ARD oder sonstwer ein Thema über die Personenschiene erschließen. Der Ansatz ist erst mal nicht schlechter oder besser als jeder andere sonst. Meine Behauptung allerdings – und offenbar stehe ich mit dem Eindruck nicht allein – ist die, dass sie genau dies eben nicht liefern. Ob sie es nicht können, nicht wollen oder vielleicht auch nicht dürfen, ist dabei sekundär. Fakt ist, dass das vermittelte Bild – bei allem, was wir über den NSU, über die Braunszene im allgemeinen und die thüringische Naziszene der 90er im Besonderen wissen, und das ist einiges – mit den Bios der drei Hauptbeteiligten sowie dem Milieu, in dem sich sich positionieren, nur sehr bedingt was zu tun hat.
Frage? Warum wurde der wirkliche Ranz, die Tristesse in diesem Milieu und die damit einhergehende Gefühlsabstumpfung nicht auf ernsthafte, auf eine nachvollziehbare, verstehbare Weise zum Thema gemacht? Man hätte das dokumentarischer angehen können; ebenso aber auch eins-zu-eins. Hierzu hätten die Filmemacher jedoch das geborgte Pathos dieser desparaten Nazigruppen ernstnehmen müssen – auch auf die Gefahr hin, dass das zuschauerseitig dann richtig wehtut und wir über einen wirklich umstrittenen Film reden würden. Wie das geht? Sorry – aber das wissen Regisseure wie Schwochow selber; die Amis, Italiener und Westeuropäer haben es in Filmen und Serien längst vorgemacht, wie Trailerparkmilieu und Handlungsstringenz zusammengehen. Wenn man stattdessen die Chose lieber in popfarbene Kitschwatte packt und die eigenen Selbstfindungsprobleme auf das Filmauftragsarbeits-Sujet projoziert, sollte man sich nicht wundern, wenn das dem ein oder der anderen auffällt und entsprechend nicht ausschließlich Lob kommt.
Die Grenzen der Aufklärung (im Fall NSU): sehe ich ähnlich – inklusive dem (filmtechnischen) Problem der Überfrachtung. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass es demokratische Pflicht ist, die Aufklärungsgrenze (inklusive speziell der staatlichen Mitinvolvierung bzw. eventuell -täterschaft) so weit wie irgendwie möglich nach vorne zu treiben – gerade im Fall NSU, wo davon auszugehen ist, dass breite Kreise die Aufklärung nach wie vor sabotieren. Die ARD (beziehungsweise die involvierten Kreativen) hätte hier eine Chance gehabt. Die offenbar wohl auch deswegen nicht genutzt wurde, weil man den (nach wie vor in Amt und Würden befindlichen) Supporter(innen) des NSU nicht über Gebühr auf den Schlips treten will.
Sicher: möglich, dass Teil zwei und drei noch einiges rausreißen. Theoretisch. Allerdings: Wenn ich den weiter oben verlinkten konkret-Artikel lese (der auf der Kenntnis aller drei Teile basiert) und diese Information in Bezug setze zu der, dass der Heilbronner Polizistenmord in den Folgeteilen weiträumig umschifft wird, sehe ich die Chancen eher schlecht.
Es wird Zeit, dass sich der Nebel in den Köpfen lichtet und der eigentliche Hintergrund begriffen wird: http://wipokuli.wordpress.com/2012/07/05/verfassungsschutz-und-nsu-der-skandal-der-nicht-begriffen-werden-soll/ Das gerichtliche Theater sollte uns nicht täuschen! https://wipokuli.wordpress.com/2015/12/09/nsu-prozess-zschaepe-gibt-den-albert-speer/
Andreas Schlüter
Soziologe
Berlin
Im zweiten Teil konnte man eigentlich schon ganz gut das Muster beobachten: Bei der Produktion wurde eindeutig auf triefende Emotionen gesetzt. Die Formel ginge dann so: ARD-NSU: Emotionen vor Fakten gleich Fiktion. Irgendwie dünn. Banal.
Find's gut, dass die Zuschauer wegbleiben. Serves them right, hihihi :)
Dass die ARD einfach zu viel Geld hat um gute Arbeit zu leisten ist doch irgendwie naheliegend; ARD, das Panama des Öffentlichrechtlichen Fernsehens. Aprops gute – französische – Mini-Serie: Das!
Die Stadt ohne Namen. Eine Mauer, um die Berufstätigen von den Arbeitslosen zu trennen" - dystopische Zukunftsvision "Stadt ohne Namen". Eine Stadt der Zukunft: 80 Prozent der Bevölkerung ohne Beschäftigung. Die Aktiven haben eine Mauer um ihre Stadt gezogen,
Und: Die Anstalt vom 5.4. ist gi gan tisch. Politische Bildung vom Feinsten :-P
Ich kenne keine Hitler-Biographie - und ich kenne ziemlich viele - die Hitler konsequent als einen einfach gestrickten Menschen zeichnet
Kennen Sie auch diese Analyse von Alice Miller?
http://www.alice-miller.com/de/die-kindheit-adolf-hitlers/
Ja, allerdings liegt die Lektüre schon viele Jahre zurück.