Ziviligesellschaftliche Initiative unzivil angegriffen

Antifeminismus 33 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen in Deutschland haben ein geschlossen antifeministisches Weltbild. Das geht aus der Leipziger Autoritarismus-Studie aus dem Jahr 2022 hervor. Eine besorgniserregende Entwicklung

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Die Angriffe gegen feministische Initiativen und genderpolitische Entwicklungen sind in fast schon gespenstischer Weise mit dem Wachsen der AfD verbunden. Sie stoßen auch in allen anderen Parteien auf fruchtbaren Boden.
Ein interessante Detail dazu ist, dass die Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) - als sie noch Familienministerin war - einen höchst antifeministischen Verein finanziell förderte, was ziemlich irritierte.
400. 000 Euro erhielt diese Initiative, mehr als alle männerpolitischen Gruppen, die auf Dialog setzen.
Proteste dagegen gab es wenige.
Thomas Gesterkam hat beim Freitag damals dazu geschrieben
Er konstatiert: "Maskulinisten wollen stets den Eindruck erwecken, sie seien in der Mitte der Gesellschaft verankert. Ihre Zusammenschlüsse heißen „Geschlechterpolitische Initiative“ oder „Arbeitsgemeinschaft zur Verwirklichung der Geschlechterdemokratie“. Die nur aus wenigen kleinen Gruppen bestehende „IG Jungen, Männer und Väter“, an deren Gründung das „Forum Soziale Inklusion“ wesentlich beteiligt war, ist für Laien – und offenbar auch für politische Profis, die staatliche Mittel verteilen – schwer zu unterscheiden vom auf viel breiterer Basis stehenden, mit dem Deutschen Frauenrat kooperierenden Bundesforum Männer und seinen 31 Mitgliedsverbänden, darunter zahlreiche kirchliche Gruppen, Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften.
Die gesamte Jahresförderung dieser tatsächlich dialogisch orientierten männerpolitischen Akteure ist ungefähr so hoch wie die jetzt dem „Forum“ zugesagte Summe."

Ein rauhes Klima gegen Genderpolitik

Das Klima ist rauh, die shitstorms gegen Frauen im Netz, die Angriffe auf genderpoltitische Einrichtungen, auf die Genderforschung sind ebenso rauh und meist noch von Unkenntnis bestimmt. Das alles ist mehr als besorgniserregend.
Eine Reaktion darauf ist die eingerichtete erste bundesweite Meldestelle zum Thema Antifeminismus. Eine Initiative der Amadeo Antonio Stiftung gemeinsam mit der Böll-Stiftung.
Diese Einrichtung wird lautstarkt kritisch begleitet, teilweise mit völlig irreführenden Argumenten, die den Eindruck erwecken sollen, es handle sich um ein Prangerpodest.

Putins Spezialstrecke

Das ist schon merkwürdig: Ausfälle gegen Feminismus, Genderfragen und sexuelle Identitäten sind eine Spezialstrecke Wladimir Putins, der in seinen Reden dagegen heftig zu Felde zieht. Gayropa - nennt er den Kontinent gern.

Die Stiftung spricht in ihrer Erläuterung von einer unterschätzten Bedrohung für die Demokratie. Vor allem Frauen und LGBTQ-Menschen in Politik und Zivilgesellschaft würden bedroht und angegriffen. Antifeminismus und "Anti-Gender"-Rhetorik mache rechtes, reaktionäres Gedankengut in der Mehrheitsgesellschaft salonfähig und fördere gewaltsame Übergriffe.
Aber das interessiert die medialen antifeministischen Wachtposten nun weniger. Sie unterstellen ein Denunziantentum, das es gar nicht geben soll. In einem Interview mit der TAZ erklärt Ans Hartmann, die die Meldestelle seit dem 1. Februar leitet auf die Frage:

Arbeiten Sie mit der Polizei zusammen?

Die Daten werden nicht an Behörden oder an Dritte weitergegeben. Was wir dazu veröffentlichen, ist anonymisiert. Wir werden nicht über Fälle berichten, sodass sie nachverfolgbar sind.

Aber wen interessierten schon Tatsachen. Auch hier beim Freitag wird behauptet, es ginge im Anzeigen und Denunziation:
" Ich kann nach Herzenslust frauenfeindliche Angriffe und Gewaltvorfälle zur Anzeige bringen, auch „antifeministische Sprüche“ oder Kampagnen gegen geschlechtergerechte Sprache. Wenn ein Medium „antifeministische Narrative“ verwendet, ist es meine Bürgerinnenpflicht, es auf antifeminismus-melden.de zu verpetzen, mehr noch: Ich sollte alle Äußerungen von Menschen, die erkennen lassen, dass für sie nicht alle Menschen gleich sind, dort anzeigen."
Es gehört zu den gängigen Praktiken der Kommunkation im Netz, Diskurse und gesellschaftliche Entwicklungen zur Sprache zu bringen, Meinungen und - bitteschön - Entgleisungen zu sammeln. Seit Jahren wird von Terre des femmes der "zornige Kaktus" gegen frauenfeindliche Werbung verliehen. Das geht nur öffentlich und durch entsprechende "Meldung". Gewalt und Brutalität im Netz werden wenig Aufmerksamkeit finden, wenn es nicht auch die Möglichkeit gibt, explizit auf sie hinzuweisen und dazu zu forschen.Denn auch dazu ist ein solches Portal wichtig.
Die Kampagne gegen diese Initiative spiegelt leider einen Zeitgeist wider, der ziemlich ängstigt.
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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