Für den Spruch „Flammenwerfer währe (sic!) da die bessere Lösung“ hat laut Medienberichten ein 17-jähriger Lehrling in einem oberösterreichischen Autohaus der Nobel-Marke Porsche eine fristlose Kündigung ausgefasst. Als Grund wurde die „Null-Toleranz-Politik“ des Herstellers in Sachen Rassismus genannt.
Nicht jedem hat das gefallen. Sicher nicht dem Auszubildenden, der entgegen aller sonstigen Presseentgrenzungen von Namensnennung und Abbildung, wenn es um Personen „mit Migrationshintergrund“ geht, weitgehend anonym bleiben durfte. Aber es war da auch die Süddeutsche Zeitung, die mit Simon Hurtz („Rassismus gehört geächtet – aber nicht so“) meinte, dass „harte Strafen abschrecken, schon immer ein Mythos“ war. Er irrt.
Denn die außerordentliche, fristlose Kündigung eines Arbeitsverhältnisses ist keine Strafe, sondern ein Akt der Privatautonomie. Sie ist der Ausdruck dafür, so sagt das Gesetz in § 626 BGB, dass im Ergebnis einer Abwägung „dem Kündigenden die Fortsetzung des Dienstverhältnisses nicht zugemutet werden kann“. Das gilt auch im Verhältnis zwischen Ausbildungsbetrieb und Azubis. Wie zumutbar sind aber einem Arbeitgeber VolksverhetzerInnen im eigenen Betrieb, deren Notorietät mit jedem Social-Media-Eintrag wächst?
Denn das ist die strafrechtliche Seite: „Wer gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen zu Hass aufstachelt oder zu Gewaltmaßnahmen auffordert“ und „dies geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“, ist wegen Volksverhetzung nicht lediglich mit Geldstrafe, sondern mit Haft zu belegen – von drei Monaten bis fünf Jahren. So besagt es in Deutschland eine der vielen Varianten in § 130 StGB, ähnlich in Österreich der § 283 des dortigen Strafgesetzbuches.
Der Lehrling aus der Nähe von Wels ist der Strafe bislang entgangen. Gegen ihn wird zur Stunde nicht einmal ermittelt, obwohl als Offizialdelikt hierzu eine Verpflichtung der Staatsanwaltshaft von Amts wegen bestünde. Auch der Anlass: Wer anderen die Qual des Feuertodes wünscht und dazu aufruft -gleich ob kleinen Kindern oder Erwachsenen gegenüber- unterscheidet sich in seiner Unmenschlichkeit um kein Deut von den Apologeten und Anhängern eines sogenannten Kalifats.
Porsche steht nicht allein. Auch das österreichische Rote Kreuz hat sich kurz hintereinander von Mitarbeitern getrennt, die mit fremdenfeindlichen Hass-Tiraden im Netz aufgefallen sind. Wäre die Kündigung eher gerechtfertigt, weil das Rote Kreuz als Zweck die Menschlichkeit an erster Stelle in seiner Satzung führt und zu dessen Erfüllung vor allem auf Freiwilligkeit angewiesen ist?
Die Menschenwürde ist nicht teilbar, nicht veräußerlich, der Anspruch, ihr Geltung zu verschaffen, gilt universell. Das ist ein Auftrag der Zivilgesellschaft. Das gilt erst recht in Staaten, deren Politiken mit Sprüchen wie „das Boot ist voll“ oder von den angeblichen „Sozialschmarotzern“ Menschwürde zu etwas Quantifizierbarem oder zu einem Exklusivrecht der eigenen Staatsangehörigen machen wollen.
Das ist eine tägliche Herausforderung. Sie erschöpft sich nicht in Demonstrationen, sondern beginnt dort, wo es besonders unbequem ist: Am Arbeitsplatz, im Verein. Denn wer wollte seinen lieben Frieden aufs Spiel setzen, nur um die Kollegin darauf aufmerksam zu machen, dass ihr letzter Spruch von den „Flüchtlingen, Flüchtlingen über alles …“ nicht geht. Oder den jungen Stürmer der Mannschaft danach fragen, ob er sich das mit der getweeteten „Asylverhinderungsmaschine“, garniert mit einem Galgen wirklich genau überlegt hat. Dass damit aber auch die Frau aus Syrien in der Werkshalle oder der Verteidiger aus Afghanistan in der Jugendmannschaft betroffen sein könnten, wäre dann schon wieder in den Hintergrund getreten.
Es ist im Gegenteil beschämend, dass die Beantwortung, was in Bezug auf Verletzung der Menschenwürde nicht mehr zumutbar ist, nur allzu gerne auf andere geschoben wird: „Den Staat“, „die Prominenten“ oder eben auf Arbeitgeber. Dabei ginge es schon mit einer anderen Kündigung ganz unmissverständlich: Die der sogenannten „Freundschaft“ auf Facebook. MS
Kommentare 43
Zitat 1:
"Mit dem heuchlerischen Vorwurf, Charlie Hebdo würde Angst und Aggression gegen den Islam entfesseln, vertuschen Presse und Politik ihren eigenen paternalistischen Rassismus"
Zitat 2:
"Tatsache ist jedenfalls, dass der monopolistische Imperialismus die Rassen-These bestätigt; immer mehr nicht-weiße Bevölkerungsgruppen unterwirft er der brutalen Macht seiner Bomben, Gifte und Währungen und macht so selbst die ausgebeutete weiße Bevölkerung in den Metropolen zum Partner und Nutznießer eines weltweiten Verbrechens. Klassenkonflikte werden durch Rassenkonflikte verdrängt und ausgelößt; Rassenschranken werden zur ökonomischen und politischen Realität - eine Entwicklung, die in der Dynamik des späten Imperialismus und seinem Ringen um neue Methoden innerer und Äußerer Kolonialisation ihren Grund hat."
Kommentar erübrigt sich - wie der Herr so's Gescherr.
Ein bisschen Differenzierung darf schon sein. Ich kenne den Jungen ja nicht und kann nicht beurteilen, ob man da einen verhärtet eingestellten Nazi gefeuert hat, oder einen unreifen, entwicklungsfähigen Bengel. Und genau deshalb kann ich mich auch nicht auf eine Entscheidung festlegen, ob die Bestrafung in diesem konkreten Fall richtig war oder doch nicht.
Aber: Was mögen die eigentlichen Motive des Arbeitgebers gewesen sein? Und wie konsistent sind die dann noch, wenn vielleicht mal eine Koalitionsregierung aus FPÖ-PEGIDA-AfD-liken Kräften dortzulande oder sonst an einem Porsche-Standort an die Macht kommt, was ja nicht sooo abwegig ist zu denken, deren Wirtschaftsförderungspolitik man dann ausgesetzt ist? Auch die Porsche AG ist als Wirtschaftsgröße des "schaffenden Kapitals", ihre Geschäftsführer eben als Führer und die Beleg- als Gefolgschaft denkbar. Dann werden 17jährige wegen was ganz anderem gefeuert.
goedzak:"ich kenne den Jungen ja nicht und kann nicht beurteilen, ob man da einen verhärtet eingestellten Nazi gefeuert hat, oder einen unreifen, entwicklungsfähigen Bengel." Kann mich da nur anschließen! Eine Abmahnung plus aufklärendes Gespräch zwischen Ausbilder und Azubi (Eltern) wären angemessener. Ohne diesen Vorfall zu bagatellisieren, aber ich finde schlimmer, erschreckender u. menschenfeindlicher was das Auswärtige Amt mit ihrem abgedrehten Film zur sog. Abschreckung der Flüchtlinge aus dem Westbalkan vor hat. Das nenne ich geistige Brandstiftung und Schaffung von einem Klima der Ablehung und Diskriminierung ...
So heißt es in der aktuellen SZ zum abgedrehten Abschreckungs-Video des AA:
"Die Hintergrundstimme klingt freundlich, der Erzähler spricht leise, offensichtlich will er mit seinem Aufklärungsfilm mögliche Abwehrreflexe verhindern. Während auf dem Bildschirm Familien mit kleinen Kindern Koffer packen, erzählt die Stimme, dass seit Monaten sehr viele Menschen aus Bosnien und Serbien, Mazedonien und Montenegro, Albanien und Kosovo nach Deutschland aufbrechen würden. Sehr viele würden den falschen Versprechungen von Betrügern glauben; alle würden hoffen, in Deutschland oder anderen EU-Staaten als Asylbewerber arbeiten zu dürfen. Derweil auf dem Bildschirm die Familien bei nasskaltem Wetter in deutsche Polizeibusse steigen, sagt der Sprecher, dass die Wirklichkeit in Deutschland ganz und gar anders aussehe.
Es sind mahnende Worte, die hier wirken sollen. "Die Wahrheit ist", sagt die Stimme, "dass die Suche nach Arbeit in Deutschland nicht als Asylgrund anerkannt wird." Richtig sei auch, dass die Chance auf politisches Asyl für Menschen vom Westbalkan äußerst gering sei. Aus diesem Grund seien alle Versuche, in Deutschland ein neues Leben zu beginnen, zum Scheitern verurteilt. Und die Gewinner bei all dem seien nicht die Menschen, die ihre Heimat verließen, sondern kriminelle Schlepper, die ihren Opfern für viel Geld einen vermeintlich sicheren Transport anböten. "Wer diesen Kriminellen glaubt", warnt die freundliche Stimme, "tauscht sein Vermögen nur gegen Lügen und Illusionen ein, die mit der Wahrheit nichts zu tun haben."
http://www.sueddeutsche.de/politik/balkan-abschreckende-botschaften-1.2587143
Zwei kurze Gedanken dazu.
Zum Vergleich mit den gekündigten Mitarbeitern des DRK, möchte ich anmerken, dass sich der Sachverhalt zumindest in dem Punkt unterscheidet, dass die DRK-Mitarbeiter meines Wissens nach beide ausgebildete Erwachsene und mutmaßlich “politisch erwachsen” waren. Mit 17 Jahren dagegen ist man dagegen in einer Phase, in der die “politische Reife” durchaus noch Entwicklungspotenzial besitzt. Ich will die Aussagen des Jugendlichen keinesfalls verteidigen, aber ich Frage mich, ob,und wenn ja, in welcher Form ein Gespräch zwischen Porsche und dem Azubi stattgefunden hat. Ich konnte nirgends was dazu finden. Aber als Ausbildungbetrieb habe ich auch eine gewisse Verantwortung gegenüber meinen Azubis, und sollte gebenenfalls meinen Einfluss auf diesen nutzen*. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Jugendliche und seine Einstellungen eine positive Entwicklung nehmen, ist mit der Kündigung zumindest nicht gewachsen.
*gut möglich, dass dies versucht wurde, hab aber nix davon lesen können.
Diese Kündigung kann auch als eine durch sozialen Kontrolle herbeigeführte soziale Sanktion bezeichnet werden. Umgangssprachlich ist der Begriff der Strafe also durchaus zutreffend, auch wenn er juristisch falsch ist.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Jugendliche und seine Einstellungen eine positive Entwicklung nehmen, ist mit der Kündigung zumindest nicht gewachsen....gut möglich, dass dies versucht wurde, hab aber nix davon lesen können...."
bis eben ging es mir auch so. Nun habe ich im standard.at foldende Meldung/Meinung gefunden: "Vielmehr sollte es ein Anliegen der Unternehmen sein – die wie Spar zum Beispiel Menschen aus 30 Nationen beschäftigen –, dass betroffene Mitarbeiter ihre radikale und ausgrenzende Einstellung ablegen. Der 17-Jährige hat von sich aus angeboten, Flüchtlinge zu besuchen, sie kennenzulernen und mit ihnen zu sprechen. Der Arbeitgeber revidiert die Entscheidung aber nicht." Was für eine verpasste Chance....
Sorry, der Link zum Artikel im standard.at: http://derstandard.at/2000019981410/Auge-um-Auge-Ausgrenzung-um-Ausgrenzung
Demzufolge dürften nur Tendenzbetriebe sich Null-Toleranz-gegen-Rassismus auf die Fahne schreiben?
Zweifelsohne ist der Eintrag des Jungen auf facebook menschenverachtend und schlimm. Ferner ist es richtig, dass das Unternehmen reagiert. Die Frage, ob der Junge mit so einer Strafe etwas für sein weiteres Leben lernt, möchte ich mit NEIN beantworten. Er wird lernen, an richtiger Stelle zu kuschen. Dieses brachiale, militärisch anmutende Bestrafen kann doch zu keiner anderen Einsicht führen. Schade, dass auf das Alter des Jungen und sein familiäres Umfeld so wenig eingegangen wurde.
Mehr und mehr sieht man auch in unserer Gesellschaft eine Entwicklung: Gegen Rassismus zu sein, so notwendig es unbestreitbar ist, ist salonfähig geworden. Besonders Gebildete schmücken sich gerne mit dieser Haltung und tun sie überall kund. Ich finde das wichtig und erfreulich. Zur gleichen Zeit jedoch bleiben die Proteste gegen den sozialen Zerfall in der Gesellschaft, sprich gegen die unsägliche Verbreitung von Armut und die Zunahme des Reichtums in den Händen weniger, vollkommen aus. Seltsam.
Woher stammt das zweite Zitat? Es hat eine zu beobachtende Entwicklung klar beschrieben.
Wie gesagt, dass die Entscheidung in dieser Form falsch war, kann ich so wenig behaupten wie das Gegenteil.
Was ist ein Tendenzbetrieb?
In einem Betrieb, wo tatsächliche zwischenmenschliche Beziehungen vorhanden sind, kann man sich eben menschlich auseinandersetzen. Auch wenn das heißt, zu erkennen, dass man es da mit einem verbohrten, unverbesserlichen und aggressiven Nazi zu tun hat. Dann kann die Entscheidung entsprechend fallen. Vielleicht ist das ja vorher passiert, ich weiß es wie gesagt nicht.
Tendenzbetriebe sind meist Betriebe, die nicht nur was produzieren oder vertreiben wollen, sondern eine bestimmte Meinung, eine bestimmte Politik usw. auf ihrer Fahne haben.
Auch die Medien sind Tendenzbetriebe. Und wenn die z. B. Leute - wegen einer bestimmten Meinung, die nicht der Linie des Mediums entspricht - rausschmeißen greift der Tendenzschutzparagraph.
46 Jahre altes Zitat , Herbert Marcuse, "Versuch über die Befreiung" , es gab auch damals schon Leute die klar gesehen haben was heute jeder sehen kann. Nur heute scheint das kaum jemand sehen zu wollen - alles ängstliche und eingeschüchterte Mietsklaven? Ja, man überbietet sich in Heuchelei und tut so als sei die Herrschaft nicht rassisitisch, das Herrschaftssystem nicht u.a. auf Rassismus begründet etc ...
Mit anderen Worten : Die sogenannte "Zivilgesellschaft" (halte ich für ein Unwort) soll schön brav sein und sich gefälligst den Rassismus nicht anmerken lassen, mit dem sie subordiniert oder zum Mittäter gamacht wird. Sie soll Stellvertretend für das System lügen, sie sie nicht rassistisch. Klasse Prinzip. Rassenhass als Exklusivveranstaltung für die Eliten. Und klein Fritzchen wird bestraft, wenn er nicht political correct spurt, wenn er das auspricht was er sieht, wohin er auch schaut. Kennt man ja, ist mit der Kriminalität als solche ja auch nicht anders. Und innerhalb dieser Doppelmoral will man hier debattieren ?.... hat denn keiner ein wenig Soziologie gelesen oder studiert .... oder sind die alle schon tot?
"... greift der Tendenzschutzparagraph. "
Scheint auch auf den Staat zuzutreffen diese unseelige Tendenz.
"Und klein Fritzchen wird bestraft, wenn er nicht political correct spurt, wenn er das auspricht was er sieht, wohin er auch schaut. Kennt man ja, ist mit der Kriminalität als solche ja auch nicht anders...." ...habe ich schon verstanden- auch ohneSoziologiestudium😉 aber wie würden Sie in dieser konkreten Situation handeln bzw. reagieren- nicht in einem Kritische- Theorie- Seminar ? Ich stelle diese Frage, weil ich ab und an ( wirklich nicht oft) in der Schule mit Hass-Sprüchen von jungen Männern und Frauen konfrontiert bin und ich nicht immer in bester Tagesform bin, um einen "aufklärerischen" Dialog wie sie vorschlagen mit den jungen Menschen zu führen.
Kurz: Was würden Sie tun, wenn jemand in ihrer Gegenwart Hass predigt?
War zufällig mal mit der Sache vertraut, also hier etwas genauer: § 118, BetrVG. Auf Tendenzbetriebe finden die Vorschriften des Betriebsverfassungsgesetzes keine Anwendung, was sehr bedauerlich ist und zur Genüge von kirchlichen und karitativen Einrichtungen her bekannt ist.
Damit sprechen Sie zutreffend an, was seit einiger Zeit gerne vergessen (gemacht) wird: Medien sind Tendenzbetriebe.
Rassissmus ist, wie Sie ganz richtig sagen, keine Frage der Moral, sondern ein soziales Phänomen. Er definiert sich nach Albert Memmi als „die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.“
Mit Marcuse führen Sie freilich wieder die Moral ein, die, etwa jenseits von Religionen, freudig und beglückend ist/sein soll. Selbst den Moment des Glücks (eines kleinen Menschen, den er nicht kennt, sondern nur als Bild wahrgenommen hat), hat der Bursche aus Wels freilich missgönnt/missachtet. Finden Sie nicht, dass Sie ihn mit Ihren Worten geradezu rechtfertigen?
Kurz zur Zivilgesellschaft: Citoyenneté hat in der deutschen Sprache die unmittelbare Entsprechung von Staatsbürgerschaft, allerdings ebenso unmittelbar mitgedacht die Staatsangehörigkeit. Im deutschen Sprachgebrauch ist also „der Bürger“ praktisch unauflöslich mit „dem Staat“ verbunden. Dass es jenseits dessen auch ein Verhältnis der Bürger als zivile Personen untereinander gibt, gerät so bereits außer Acht. Dementsprechend wird Zivilisiertheit leider viel zu oft mit schlichtem Benimm verwechselt: Knigge statt Habermas.
Korrektur: statt "soziales" ist "soziologisches" zu lesen.
"bin und ich nicht immer in bester Tagesform bin, um einen "aufklärerischen" Dialog wie sie vorschlagen mit den jungen Menschen zu führen. "
Leider kann aber kein anderer "Dialog" zu der gewünschten Einsicht führen. Sie können den ja vielleicht an einem Tag führen , an dem die dafür erforderlich Tagesform vorhanden ist ... Bestrafung wird die notwendige Einsicht nicht hervorbringen können.
"Finden Sie nicht, dass Sie ihn mit Ihren Worten geradezu rechtfertigen?"
Die Frage war zu erwarten. Sie haben ja kein anderes Mittel an der Hand.
Nein, ich rechtfertige weder das Verhalten des Jugendlichen , noch das der rassistischen Eliten. Im Gegenteil, ich kritisier das zweite und beschreibe das erstere als systematische bedingte Konsequenz des ersten. Das haben sie ja offensichtlich verstanden. Ich gehe vielmehr von an einer realistischen Analyse aus anstatt mich in ideologischer Doppelmoral und Heuchel zu verlieren oder das ideologische Prinzip wohlmöglich mit dem Phänomen zu verwechseln.
Und Sie täuchen sich bezüglich Marcuse ganz wesntlich. Es geht dabei eben nicht um Moral, sondern um die Rationalisierung der gegebenen Situation einer monopolkapitalistischen Herrschaftselite, die den demokratioschen Kontext zu ihren Gunsten mißbraucht. Die Praxis der Erzeugung des rassistichen Hasses ( siehe Zitat 2) ist allen Beteiligten eigen und an sich auch bekannt, zumindest sollte man davon ausgehen können, wiewohl es bei der die Eliten immitierenden Handlungsweise, die sich im Bürgertum erkennen lässt, dann nur im Sinne einer heuchlerischen Doppelmoral der Eliten um ein moralisches Vergehen handelt. Wenn der die Interessen der Eliten vertretende Staat für einen Krieg seine Bürger zB. auf die Bürger eines anderen Staats hetzt, würden sie ja auch nicht von Moral reden wollen, oder?
Es kann also nur Rationalisierung effektiv Abhilfe schaffen in dieser Situation oder ähnlichen. Dies allerdings wird mit der besagten Doppelmoral reaktionär und im Sinne der herrschenden Interessen hintertrieben. Die Gründe dafür brauchen wir sicher nicht weiter erörtern , als dass die Rationalisierung natürlich diese Form der Herrschaft selbst in Frage stellen müsste und auch würde.
Endlich mal ein leidenschaftliches Plädoyer für Privatautonomie-Regelungen im Firmenrecht und den guten, alten Tendenzschutz – unsere neuen Verbündeteten im Kampf gegen Rassismus. Verbunden mit Marcuse-unterlegtem Plädoyer, einem 17jährigen nicht nur die mittelfristige Lebensperspektive plattzubomben, sondern ihn darüber hinaus auch noch für Jahre einzuknasten.
Null Toleranz! Gerade auf die kleinen Fische kommt es an! Wie beispielsweise die ehemalige 9live-Moderatorin Juliane Ziegler, der wegen einem salopp eingestreuten Arbeit-macht-frei-Spruch im gesellschaftlich anspruchsvollen Quizprogramm des Senders von der Pro-Sieben-Media-AG ebenfalls gekündigt wurde.
Ich schlage vor, man zieht diese Nulltoleranz noch viel konsequenter durch. Ab einigen 100.000 Prädedenzfällen, die aufgrund ihrer Verfehlungen ins jobtechnische Nirvana geschossen wurden, hätte dies sicher auch förderliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Stellen würden frei – die nunmehr mit bekennenden Antirassisten besetzt werden könnten. So macht man Zivilgesellschaft!
Zugegeben: Die echten Nazis – etwa vom Kaliber NSU oder Blood & Honour – würden von diesem Sanktionssystem leider weniger erfasst (wahrscheinlich, weil der volkshistorische Wert von Porsche in diesem Milieu bislang zu wenig nachgeschult wurde). Aber: Man kann auch nicht alles machen. Für NSU & Co. ist der Staat zuständig. Weswegen es auch richtig ist, in diesen oberen Sphären nicht rumzufingern und sich lieber auf 17jährige Facebook-Poster zu konzentrieren.
Damit wir uns auch künftig verstehen: Ihre Untergriffigkeiten à la „Sie haben ja kein anderes Mittel an der Hand“ strapaziert meine Geduld genauso wie Ihre angebliche Deutungshoheit, die sie sich aus als Zitate getarnte, für Sie aber als Aphorismen höherer Weisheit ergiebigeren Sätze eines Marcuse zusammensetzt. Dessen Auflösung in der Utopie scheibt Ihnen hingegen fremd (sic!) zu sein.
Im konkreten (sic²) Ergebnis bleibt: Sie verteidigen eine Position, die ein kleines Mädchen dem Flammentod überantworten möchte, verändert aus der Perspektive, dass es sich doch bitteschön damit auch noch ganz freiwillig der kapitalistischen Logik entziehen möge. Wow.
Ihren Sarkasmus lese ich unzweideutig als Befürwortung des Mitläufertums: Hauptsach‘, der Arbeitsplatz bleibt erhalten. Gut gebrüllt, Herr Zietz.
prima , da haben wir es wieder: Die negierte Realität nötigt Sie persönlich und irrational zu werden.
Der von Ihnen zitierte Satz ist keine "Ungriffigkeit" wie Sie meinen. Es ist nur das Offensichtliche frei artikuliert. Dass Sie das wohlmöglich aufbocken würde, hab ich ganz augenscheinlich wissentlich in Kauf nehmen müssen. Aber soll ich wegen einer existierenden, ideologischen Doppelmoral vielleicht lieber den Mund halten? Ist es das, was Sie vorschlagen, wenn sie mir "angebliche Deutunghoheit" vorwerfen, als wenn das nicht gerade genau das wäre, was die Herrschaftselite genau wie ihre rasisstische Praxis als Exklusivveranstaltung verstanden haben will. Wessen Deutungshoheit vertreten Sie denn hier?
Die herrschaftlich Deutung kann sich in letzte Konsequenz ja immer nur durch Diskreditierung und persönliche Angriffe oder Beschuldigungen gegen argumentierte Analyse durchsetzen. Genau das macht sie ja zur rassistischen Agenda.
Sozilogischen, also wissenschaftliche Analysen, die uns ja zu vielen Themen der Gesellschaft, gerade der kapitalistischen, zur Verfügung stehen, sind nun mal realistisch und nicht ideologisch, wenn sie die Zeit überdauert haben. Sie werden vielleicht wissen , dass die bezügliche Arbeit von Marcuse u.a. von der Rockefeller Foundation finanziert wurde, damals. Auch die Jungs wollten gerne wissen, wo der Hammer hängt.
Und Ihr irrationals "Wow" - wen wollen sie damit eigentlich noch beeindrucken? Die Leser hier sind doch keine nichtdenkenden Vollidioten.
Leider ziemlich falsch gelesen. Nur bin ich nicht mit dieser rechtschaffenen Verfolgungswut ausgestattet, die Sie als Mittel gegen Rassismus anempfehlen. Stattdessen bevorzuge ich – da liegen Sie nicht ganz falsch – Augenmaß, Pragmatismus und: Köpfchen an (am besten vor dem Sanktionieren).
Dass es sich bei dem 17jährigen Porsche-Azubi um einen Mitläufer handelt und nicht um einen gefestigten Nazi, bestreiten nicht einmal Sie. Was hätte man tun können und sollen? Das Zeigen der Gelben Karte hätte in dem Fall sicher Wunder gewirkt – Gespräch mit Personalchef und Betriebsratsvertreter sowie klare Ansage: Hier ist der Rubikon, auch in Bezug auf deine weitere Ausbildung.
Beim Fall Zimmer ebenda. Abgesehen davon, dass das 9Live-Programm eher textilarm als politisch anspruchsvoll ist, war klar, dass es sich bei dem Fauxpas um nicht mehr handelte als gravierende Schulstunden-Defizite der Moderatorin. Ziegler hat sich zeitnah entschuldigt. Anstatt den Moderatorenverschleiß des Senders zu problematisieren, dessen Dumpfbacken-Programm oder die Pro-Sieben-AG mit der Forderung zu konfrontieren, dass sie ihr Showpersonal ordentlich schult (und bezahlt; wirkt in Bezug auf die charakterliche Festigung manchmal ebenfalls Wunder ;-), haben sich alle politisch Korrekten einen darauf abgewichst, dass die gedankenlos vor sich hin plappernde Moderatorin in die Wüste geschickt wurde.
Aber ich will nicht weiter sarkastisch sein: Das ist halt Ihr Antifaschismus: Symbolpolitik und harte Kante gegen kleine Lichter – als Wellnessprogramm für das eigene rechtschaffene Gewissen.
Es sind da Vorbilder gefragt:
26. 6. 2015:
..."Die Entscheidung fiel der Freien Waldorfschule Minden nicht leicht. Kurz vor 23 Uhr kam am Donnerstag die Erklärung, dass die Schule ihren Kollegen Wolf-Dieter Schröppe wegen der „großen Anzahl von Kontakten ins rechtsextreme Umfeld“ zeitweilig suspendiere, aber nicht kündigte"...
doncoz 30.07.2015 | 19:13 schrieb: Der 17-Jährige hat von sich aus angeboten, Flüchtlinge zu besuchen, sie kennenzulernen und mit ihnen zu sprechen. Der Arbeitgeber revidiert die Entscheidung aber nicht." Was für eine verpasste Chance.... http://derstandard.at/2000019981410/Auge-um-Auge-Ausgrenzung-um-Ausgrenzung
...würde ich mir gerne auch von einigen staatstragenden Rassismus-Propagandisten a la Seehofer ("Sozialtourismus") etc. auch wünschen. Aber gefestigte Rassisten sind unbelehrbar!
Was für eine verpasste Chance....
In der Tat. Was auch die Intention von Porsche zwielichtig erscheinen lässt. Danke für den Link.
Ich mache es Ihnen noch einfacher: Wie reagieren Sie, wenn in Ihrem Umfeld sich jemand als Rassist outet?
"rechtschaffene Verfolgungswut" ist eine nette Zuschreibung. An Sie geht die gleiche Frage wie vor.
Wenn jemand "unbelehrbar" ist, wie geht man mit ihm/ihr um? Oder ist das, was "Unbelehrbarkeit" angeht nicht doch eher ein eigener Wahrnehmungsfehler?
Ist das hier jetzt der McCarthy-Ausschuss der FC?
"Wie reagieren Sie, wenn in Ihrem Umfeld sich jemand als Rassist outet?"
Wissen Sie, das ist eine müßige Wiederholung, denn ich hab Ihnen schon weiter oben geschrieben, dass die Rationalisierung des Phänomens die einzige Möglichkeit ist .. mit der Konsequenz, dass auch der "paternalistischem Rassismus" , der in Zitat 1 passend umschreiben wird, sich offenbaren wird. Dies wird zumindest, wie von viele Seiten hier angesprocen bei jugendlichen der Fall sein müssen. Sie und ich haben in der Schule (oder woanders) ja auch gelernt was Rassismus oder Faschismus sind und wo sie herkommen bzw. zu was sie dienen ... kann also jeder lernen.
Handelt es sich um ältere Jahrgänge wird das schon etwas kritischer, denn da kann man von genügend Erfahrung und Wissen ausgehen. Allerdings sollte man da auch immer den sachlichen Diskurs versuchen, wenn man nicht Wiederholungtäter produzieren will. Im Grunde müsset man aber natürlich die Scheinheiligkeit dieser Gesellschaft bzw. des Herrschaftssystems insgesamt angehen. Das wie gesagt verteidigt sich am liebsten damit ihre poltenziellen Kritiker entweder in die rechte Ecke zu stellen, oder anderweeitig zu diskreditieren ... Sie erinnern sich ja sicher des anderen Marcuse Zitats aus der Debatte um Herrn Pregetter ... und da drehen wir uns dann systembedingt im Kreis, und sie müsste mal sagen wie man Ihrer Ansicht nach diese verlogene Autorekonstruktion eines repressiven Systems unter dem Motto "der Meister schickt den Jockel aus" durchbrechen könnte ... ausser mit Rationalisierung und also Aufklärung und Bildung im Gegesatz zu instrumentalisierter, ideologischer Verdummung.
Falls sie noch wissen wollen, wie ich auf Rassisten innerhalb unseres Establishments reagiere, kann ich nur sagen, das deren "outing" sich dann selbstverständlich gleichermäßen der Rationalisierung anbieten wird.
tz tz, aber die Unbelehrbaren kennen wir doch alle sehr genau. Oder fehlen Ihnen dazu Informationen?
Es sind nicht wenige Bengels in dem Alter schon so demoralisiert und/oder lumpenproletarisiert, dass eher wenig Hoffnung besteht, sie noch zu empathiefähigen, sozialkompetenten Angehörigen der Gesellschaft zu machen. Ihre freie Entscheidung war das irgendwie auch nicht so ganz, Verhältnisse, die auch von großen Kapitalakteuren wie der Porsche AG stabilisiert werden, haben daran natürlich ihren Anteil. Is eben alles kompliziert. Mir sind Zustände aber immer noch lieber, unter denen eine Firma Nazis entlässt, als solche, wo die gleichen Firmen die gleichen Jungs wegen Klebens kommunistischer Plakate ins KZ denunzieren oder jüdische Akteure aus der Geschäftsführung entfernen.
Der Fall ist ja aber wirklich höchst interessant. Es ist tatsächlich Antifaschismus auf bürgerlich-administrativ. Jeder ist ein vereinzelter Einzelner, wer nicht aufpasst, fliegt, ob du nun Pfand-Bons unterschlägst oder image-schädigende Sprüche postest. Unter Verhältnissen von Kollektivität souveräner Einzelner hätten sich die Kollegen drum gekümmert und eine Entscheidung getroffen.
Noch was: Bezeichnend, wie hier gleich wieder die Anti-PC-Keule rausgeholt wird. Wir wissen ja, dass damit bestimmte "Bündnispartner" geschützt werden sollen, die wegen ihres plakativen Anti-Kapitalismus geschätzt werden, von dem zu sagen, er sei auch nicht verlässlicher als der Antifaschismus der Porsche AG noch eine Beschönigung wäre.
hier noch das Link zu dem besagten Zitat unten im Text, um es ihnen auch einmal leichter zu machen
... bin mir jetzt nicht sicher wie Sie den letzen Paragraphen Ihres Kommentars verstanden wissen wollen. Von welchen und vor allem wessen "plakativen Anti-kapitalisitschen Bündnispartnern" schreiben Sie da?
Meine Wahrnehmung ist sehr geschärft worden, wenn einer wie ich mit Migrationshintergrund nicht unbedingt "kultursensibel" von der " biodeutschen" Mehrheitsgesellschaft zu verstehen bekommt, dass ich irgendwie kein zugehöriger sei....und vermeintlich Linke sind auch unter dieser Sorte von Unbelehrbarkeit zu finden, wenn sie meinen, den Anderen ( sog. Fremden) an die schützende Hand nehmen zu müssen, weil sie es angeblich mit uns nur gut meinen. Für die Faschos sind wir minderwertiges Pack und für die Linke sind wir Objekte und Schutzbefohlene ihrer Gutmensch- Phantasterei! Letzteres ist mir schon lieber, aber darauf gebe ich nix- schon garnicht ein Dankeschön😁
Und was bedeutet nun Rationalisierung ganz konkret? Sprechen Sie mit dem Rassisten, halten Sie Vortrag, rationalisieren Sie ihn ganz persönlich, hinzu oder hinweg? Werden Sie doch bitte einmal konkret so wie die Kündigung eine sehr konkrete Handlung ist.
sorry, aber aus diesem Ihrem Kommentar spricht die Hilflosigkeit. Wenn sie nicht wissen was Rationalisierung bedeutet, zumal ich es schon angedeutet habe, dann tun Sie mir leid und eigentlich diskreditieren Sie sich damit vor allem selber.
Was das konkret heißen könnte in diesem traurigen Fall, ist hier in mehreren Kommetaren ja angesprochen worden. Sie haben es also bereits gelesen.
Vielleicht sollten Sie mal zur Abwechslung meine letzte Frage beantworten. Wahrscheinlich erübrigt sich diese Art von Alibifrage dann.
"Unter Verhältnissen von Kollektivität souveräner Einzelner hätten sich die Kollegen drum gekümmert und eine Entscheidung getroffen."
So ist es, das wäre wohl der Königs[_Innen]weg gewesen.
Aber so wie sich wohl die innerbetrieblichen Strukturen geändert haben, weg von der Arbeitervertretung und einem Bewusstsein davon hin zur bloßen Mobbingberatung, kann darauf wohl nicht mehr gebaut werden.
tja, der Herr Schraube ist anscheinend in den Urlaub gefahren oder hat sein Password für die dFC vergessen.
Vielleicht hätte er sonst meine "letzte Frage", die ich weiter oben an ihn gerichtet hatte, doch noch beantwortet : " .... und sie müssten mal sagen wie man Ihrer Ansicht nach diese verlogene Autorekonstruktion eines repressiven Systems unter dem Motto 'der Meister schickt den Jockel aus'durchbrechen könnte."
... vielleicht hätte er aber auch nicht geantwortet !