Ein Paukenschlag! Prinz Harry, Nummer 6 der britischen Thronfolge, und seine Frau Meghan Markle verkündeten jüngst, sich finanzielle Unabhängigkeit vom englischen Königshaus erarbeiten zu wollen. Auch ein Umzug nach Nordamerika ist geplant. Ein Megxit, wie ihn ein Mensch ohne Sinn für Kofferwörter nannte. Der Palast zeigte sich bestürzt über die Meldung, die man, so wird kolportiert, selbst auch nur aus der Presse erfahren habe. Yellow Press und sämtliche Adelsexperten auf Social Media wissen, wer Schuld trägt an der Entfremdung des royalen Sommersprossenträgers von seiner Familie: Meghan Markle.
Sparkle Markle scheint alles falsch zu machen: Ihre Kleider sind zu teuer, auch die Renovierung von Frogmore Cottage war zu kostspielig. Dass die royalen Geldmittel nicht vom Steuerzahler stammen, interessiert nicht. Auf Instagram sieht man unzählige Bilder, die Meghan und Kate Middleton vergleichen und stets zu demselben Ergebnis kommen: Meghan fehle es an Haltung, an Grazie. Die könne man nicht erlernen, die habe man. Was sie eigentlich sagen wollen: Meghan ist nicht weiß. Im Gegensatz zu Kate hatte sie vor ihrem Dasein als Ehefrau und Mutter immerhin eine Karriere, weil eine nicht-weiße Frau sich die Existenz als bloße wife-to-be nicht leisten könnte.
Jedenfalls bestätigt sich die Kernerkenntnis des intersektionalen Feminismus, wonach Women of Color gleichzeitig von vielfältigen Formen der Diskriminierung betroffen sind, die sich nicht voneinander trennen lassen. Alle weiblichen Körper werden sexualisiert und inspiziert, aber die Körper von Women of Color auf eine verschärfte Art.
Zurück zu den Royals. Bittere Ironie der Meghan-Situation ist, dass jeder an den Haaren herbeigezogene Vorwurf von den skandalösen Vorwürfen gegen die älteren weißen Herren ihrer angeheirateten Familie ablenkt. Missbrauchsvorwürfe gegen Prinz Andrew, Affärengerüchte über William. Aber wen kümmern sie, wenn man eine Women of Color verlachen und beleidigen kann? Meghan ist keine Wallis Simpson 2.0, dafür ist sie etwas zu konventionell. Dass sie trotzdem die Monarchie in eine Krise stürzt, ist kein Zufall. Schuld ist nicht ihre „Verschwendungssucht“; ihre bloße Existenz als Woman of Color in der royalen Familie, deren Wohlstand auf Kolonialismus, Klassismus und Rassismus beruht, ist ein Systemfehler. Eine „progressive Rolle“ in dieser Institution zu spielen, wie sie und ihr Mann es wünschen, ist unmöglich. Es gibt halt kein gutes Leben im falschen, und die Monarchie, nun ja: Sie muss weg, ça ira!
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