Weihnachtsgrüße aus dem Paralleluniversum

#Weinachten #Bundespräsident #Bundespräsident #Steinmeier ist ein Schwätzer. Entweder weiß er nicht, worüber er redet oder er will uns gezielt mit rhetorischen Blubberbläschen sedieren. Oder Beides.

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Der Bundespräsident erzählt uns vom gesellschaftlichen Zusammenhalt, von der großartigen Arbeit in Altenpflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, sozialen Einrichtungen und bei der Feuerwehr.

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Zusammenhalt habe ich am ehesten mit meinen Freunden*innen und meinen engsten Nachbarn*innen. Sonst erlebe ich nicht viel sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im Gegenteil – ich erlebe eher soziale und gesellschaftliche Spaltung, Rücksichtslosigkeit und Egoismus.

Der Bundespräsident erzählt gerührt von seinem Besuch in einer Betreuungseinrichtung für geflüchtete ukrainische Menschen. Diese Einrichtung und alle dort Arbeitenden wurden sicher sehr sorgfältig ausgesucht. Der Herr Bundespräsidentist ist sicher nicht in überfüllten Öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, in denen Leute seit vielen Monaten keine Lust haben, Masken zu tragen oder im Rahmen der Möglichkeiten Abstand zu halten. Er wurde sicher nicht von Personen, die aufgefordert wurden, eine Maske zu tragen, angeschrien oder angerülpst oder mit Gewalt bedroht. Vor ihm wurde wahrscheinlich nicht in der S-Bahn ausgespuckt. Regelmäßig werden Bahnangestellte von Fahrgästen angepöbelt, angegriffen, angespuckt, verletzt. Es ist ein ganz toller gesellschaftlicher Zusammenhalt.

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Der Herr Bundespräsident wird sicher in einer gepanzerten Limousine von vertrauenswürdigem und mehrfach überprüften Mitarbeitern*innen und großer Polizeieskorte zu seiner Wohnheim-Besichtigung chaufiert oder mit dem Hubschrauber der Bundestagsverwaltung oder der Bundeswehr geflogen. Der Herr Bundespräsident wurde wahrscheinlich auch noch nicht absichtlich mit Feuerwerkskörpern beworfen und stürzte dadurch nicht vom Fahrrad, weil seine Angreifer das lustig fanden.

In der Wahrnehmung des Herrn Bundespräsidenten scheinen der Hass und die Spaltung der Gesellschaft nicht vorzukommen. Er scheint nicht wahrzunehmen, dass während der #WMderSchande die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft u.A. als „Woke Schwuchteln“ beschimpft wurde.

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Der Herr Bundespräsident scheint nicht die Anfeindungen von Querdenkern*innen und Impfgegnern*innen wahrzunehmen. Hier sind ein paar Zitate, die ich heute in meiner Mittagspause fast zufällig fand, ohne aufwändig danach zu suchen. Zitate, nicht meine Meinung:

„Wenn DU nicht den ganzen behinderten Scheiß mitgemacht hättest ...“

„Die Maskendullis sollen jetzt an Corona sterben! Wenn ich einen von denen sehe und zufällig krank bin, huste ich dem in seine Kack Maske!“

„Maskenträger sind in der Unterzahl und sind mittlerweile in meinen Augen kleine Fotzen. Die nur auf die Fresse haben wollen. Es wäre bei mir nicht so weit gekommen.“

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Der Herr Bundespräsident erwähnt mit keiner einzigen Silbe, dass vor wenigen Wochen ein geplanter Staatsstreich von Rechtsterroristen*innen und Reichsbürgern*innen aufgedeckt wurde. Die verhältnismäßig kleine Zahl der Festgenommenen und ihr teilweise höheres Alter scheinen auf Viele nicht gefährlich zu wirken; gelegentlich wurden die Pläne „Rentnerputsch“ genannt. Wie viele Personen unentdeckt blieben, wissen wir nicht.

Vor einigen Monaten forderte der Herr Bundespräsident, alle Menschen sollten ein freiwilliges Jahr der gemeinnützigen Arbeit leisten, z.B. in Altenheimen. Vor über 20 Jahren wurden in den Zeiten der Agenda2010 Soziale Einrichtungen, Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen zu modernen Geschäftsmodellen umstrukturiert. Diese Geschäftsmodelle sind inzwischen so interessant und so lukrativ, dass sie von Aktiengesellschaften betrieben werden, die damit Milliarden erwirtschaften und an ihre Aktionäre weitergeben. Bei Patienten*innen, Bewohnern*innen, Pflegebedürftigen und Mitarbeitenden wird seitdem gespart. Mitarbeitende verlassen die Berufe, weil die Arbeit körperlich und emotional zu anstrengend ist und zu wenig Gehalt einbringt. Sozialversicherungsbeiträge und finanzielle Leistungen von Betroffenen und Familien werden zweckentfremdet, um Gewinninteressen von Unternehmen und Aktionären zu befriedigen. Der Herr Bundespräsident war als Regierungsmitglied der rot-grünen Bundesregierungen Gerhard Schröders daran aktiv beteiligt. Und ich soll als normal arbeitender Mensch die Lücken im System füllen. Vielen Dank.

Der Herr Bundespräsident bewundert das Engagement der Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsbetreuungseinrichtung, die er besuchte. Er ruft dazu auf, Geflüchtete aufzunehmen und ihnen zu helfen.
Da war doch noch etwas. Ach ja. Vor über 20 Jahren reiste ein junger und etwas naiver und sorgloser Mann in ein Land, in das er besser nicht verreist wäre. Der türkische Staatsangehörige Murat Kurnaz geriet in die Gewalt US-amerikanischer Soldaten. Er wurde in das Internierungslager Guantanamo auf Kuba transportiert und dort über vier Jahre lang ohne Prozess gefangen gehalten und gefoltert. Terroristische Taten oder auch nur Pläne konnten ihm nicht nachgewiesen werden. 2002 wurde der deutschen Bundesregierung von der US-amerikanischen Regierung die Freilassung von Murat Kurnaz angeboten. Der damalige Kanzleramtsminister Frank Walter Steinmeier lehnte ab.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Martin Betzwieser

Personifizierter Ärger über Meinungsmanipulation, Kino- und Kabarattliebhaber

Martin Betzwieser

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