S21 – Das ABC der Macht. Heute: ΦΔΦ

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Guten Morgen, liebe Kinder,

eigentlich sollte das ein harmloser Kommentar irgendwo ganz hinten werden. Allerdings wird’s gerade langsam richtig spannend, so dass ich nicht umhin komme, wieder mit einem weiteren unterirdischen Tunnel-Blog zu nerven. (Viel lieber würde ich z.B. über den ziemlich genau 10 Jahre nach seinem Tod fast vergessenen Adolf Dresen etwas schreiben; aber Rüdiger & seine Gruben-Gang lassen mich nicht - was ich ihnen persönlich übel nehme.)

Gestern haben wir also etwas über Gründung krimineller Vereinigungen (was strafbar ist) und über eine diskrete, aber nicht geheime Vereinigung mit einem komischen Namen (ΦΔΦ) gehört. Wir wissen, dass da Bahnvorstände, Energiekonzerngrößen, aber auch politische Akteure, wie Heiner Geißler, Stuttgarts OB Wolfgang Schuster, die ehemalige Verkehrsministerin B/W Tanja Gönner und MdB/CDU Stefan Kaufmann Mitglied sind.

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Dann konnten wir vertiefend lernen, dass das Richard-von-Weizäcker-Inn der Tübinger ΦΔΦ-Gruppe von der renommierten Anwaltskanzlei Gleiss Lutz (Berlin/Brüssel/Düsseldorf/Frankfurt/Hamburg/München/Stuttgart) unterstützt wird. Das ist jetzt nicht mal nur so eine kleine, aber feine Kanzlei, mit schweren Viktorianischen Ledermöbeln und drei Honoratioren mit Monokel und Zigarre, sondern dort sind weit über 300 Anwälte tätig, allein über 100 in der Dependance Stuttgart. Aber -wie man sieht- auch am Stammsitz der EU in Brüssel. Das, liebe Kinder, nenn' ich ein Netzwerk!

Gleiss Lutz, wo auch ein gewisser Rupert Scholz tätig ist, erstellt nicht nur Rechtsgutachten für milliardenschwere Aktiendeals an Parlamenten vorbei (EnBW-Affäre Mappus, Dez. 2010), sondern gerne auch Gutachten für die DB. Zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Berliner S-Bahn-Chaos. Dabei achtet die Kanzlei stets darauf, was sie dort erstellt: ein Gutachten (vs. ein Schlechtachten). Und so hat Gleiss Lutz bezüglich der Berliner S-Bahn auch festgestellt, wie gut die DB das eigentlich gemacht und das jemand anders Schuld ist an dem Desaster -wahrscheinlich General Winter.

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So Kinder, jetzt ist erst mal Hofpause, denn ich höre gerade, dass die Polizei in Stuttgart endlich tätig geworden ist -gegen die Parkschützer und deren Sprecher Matthias von Herrmann. Von Herrmann hatte der Polizei zugesichert, eine Festplatte mit Filmaufnahmen vom 20.6. zur Verfügung zu stellen, auf der sie ihrem Kollegen und mutmaßlichen agent provocateur noch einmal bei der Arbeit zuschauen können. Obwohl diese Filme samt Pressekonferenz auch alle im Internet zu finden sind (s.u., ein Original auf youtube), konnte es die Polizei offensichtlich nicht erwarten, diese Festplatte zu haben. Weshalb sie heute Morgen -wahrscheinlich mit einer Anti-Terror-Einheit- über das Büro der Parkschützer und von Herrmanns Privatwohnung herfiel.






In Baden-Württemberg ist übrigens, nur damit da kein falscher Eindruck entsteht, nicht mehr eine Schwarz-Gelbe Regierung am Drücker; der Innenminister Reinhold Gall gehört der roten SPD an. Allerdings erklärte er jüngst, recht verschwurbelt, dass er Wasserwerfer nicht so Klasse findet. Vielleicht dachte er daran (und das ist jetzt ein kleines, doofes Späßchen zum Abschluss, denn Spaß muss wirklich sein im Moment; je schlechter, um so besser), dass statt dessen die Saudi-Leos auf ihrem Weg in die Wüste ersatzweise einen kleinen Praxistest in Stuttgart absolvieren.

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Update 14:10 "Presseerklärung der Parkschützer: Stuttgart 21 – Polizei sucht YouTube-Videos – Durchsuchung abgebrochen" -BAA

Aha. "Durchsuchung abgebrochen" Na, wer hätte das gedacht. Youtube-Videos findet man ja auch nicht in Büros, sondern im Netz. Hat die Puzilei wieder was gelernt.

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