Brüssel und Genf stoppen 5G

Netzpolitik Das Internet muss neu erfunden werden.

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Nachdem vor einigen Tagen die Metropolregion Brüssel verkündet hat, bis auf Weiteres auf 5G zu verzichten, hat jetzt auch das Parlament des schweizerischen Kantons Genf beschlossen, den 5G-Ausbau auszusetzen. Auch in weiteren europäischen Städten und Regionen gibt es Beschlussfassungen für ein Moratorium.

Gesundheit

Als Grund wird die fehlende Technikfolgenabschätzung genannt. Welche Auswirkungen die Mobilfunkstrahlung auf Mensch, Tier und Umwelt habe, sei nicht ausreichend erforscht. Erst Anfang April hatte in Deutschland eine Petition für ein 5G-Moratorium innerhalb von fünf Tagen die erforderliche Mehrheit erreicht.

Firmensicherheit

Unterdessen hat auch der Automobilhersteller AUDI seinen Ausstieg aus dem geplanten öffentlichen 5G-Netz angekündigt. Denn zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen und Patenten könne der Betrieb des Firmen-Funknetzes nicht in fremde Hände gegeben werden.

Datenschutz

Während derzeit weitere gravierende Datenschutzverstöße der großen Tech-Unternehmen

- Facebook (wieder Millionen Nutzerdaten öffentlich im Netz)

- Amazon (Mitarbeiter hören via „Alexa“ Gespräche in der Wohnung ab) und

- Google (baut in Geräte Mikrofone ein, ohne Kunden darüber zu informieren)

im Umgang mit digitalisierten Datensätzen bekanntwerden, hat kürzlich die NATO die Forderung erneuert, es sei besser, dass nicht staatsnahe chinesische Unternehmen Zugriff auf solche und andere sensiblen Datenströme erhalten, indem sie die technische Basisausrüstung für deren Datenübertragung bereitstellen.

Bereits im Frühjahr 2019 war ein bundesweiter Polizeigroßeinsatz nötig geworden, weil E-Mail-Adressen und Chatnachrichten von Journalisten, Politikern und Prominenten ungesichert im Internet einsehbar waren.

Sackgasse Internet

Wenn das Internet noch eine Zukunft haben soll, muss es prinzipiell ganz anders funktionieren. So sieht es jedenfalls Tim Berners-Lee, der immerhin als Erfinder des Internets bezeichnet wird. Berners-Lee entwickelt mit seinem Solid-Projekt eine neue Web-Architektur, bei der Nutzer die Souveränität über ihre Daten behalten sollen. Man wird sehen, ob das erfolgreich sein wird.

Auch für 5G gibt es mit der Glasfasertechnik ja Alternativen (die auch noch um ein vielfaches schneller sind) für zumindest zahlreiche Anwendungen. Es gibt also offensichtlich keine Notwendigkeit dafür, dass das Internet so funktioniert und so bleibt, wie es derzeit ist.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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