Vesperkirchen wachsen weiter

Gesellschaft Gemeinsam tafelt es sich gleich vergnügter.

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Auch dieses Jahr wird es wieder einige mehr geben: Vesperkirchen, bei denen eine Mahlzeit günstigangeboten wird. Oder auch ganz umsonst, wenn jemand nichts bezahlen kann. In vielen Städten sind sie feste Tradition. In Ulm, in Pforzheim, in Aalen, in Stuttgart, Göppingen, Villingen- Schwenningen, Würzburg u.a.m. Die Idee: Man trifft sich gemeinsam zu einem warmen Mittagessen, die Architektin sitzt neben dem Multijobber, die Kleinfamilie neben dem Senior. Über sonstige Quartiers- oder Gesellschaftsgrenzen hinweg, is(s)t man für eine Zeit zusammen. Nimmt sich wahr. Kommt ins Gespräch.

Ein Konzept, das viele anspricht. Die Vesperkirche in Aalen ging dieses Jahr wieder mit einem „Rekord“ zu Ende, zum fünften mal in Folge. In der Goldstadt Pforzheim werden bis zu 500 Essen täglich ausgegeben, genauso wie in Esslingen a.N. oder im nicht weit entfernten Städtchen Nagold. In der Hesse-Stadt Calw sind es 600 Mahlzeiten am Tag. Die meisten Vesperkirchen öffnen für zwei bis vier Wochen, manche kürzer, manche länger. Jeden Tag gibt es dann neben einem guten Essen auch Soziale Angebote und Beratung und oft ein kulturelles Programm. Es gibt auch Kindervesperkirchen.

Wann erobert die Idee den Norden?

Mancherorts ist das Vesperkirchenangebot so umfangreich, dass es fast schon zu große Dimensionen angenommen hat. In Stuttgart etwa, wo die Vesperkirchen-Bewegung ihren Ursprung hat, ist beinahe von einem eigenständigen gesellschaftsdiakonischen Betrieb zu sprechen. Ganze sieben Wochen ist hier die Dauer. Mit Vor- und Nachlauf für ehrenamtliche Helfer macht das also gut zwei bis drei Monate im Jahr. Die Anfangsidee, vor allem Obdachlosen und Geringverdienern auszuhelfen, ist zum gesamtstädtischen Sozialevent, zu einer echten Institution geworden. Beinahe ein Ganztages-Angebot von 9.00 bis 16.00 Uhr, anschließende Konzerte gar nicht mitgerechnet. Hoffentlich wird die richtige Balance gehalten.

Bleibt eine Frage: Warum wurden nur Vesperkirchen in Süddeutschland erwähnt? Ganz einfach, dort sind die meisten. Doch auch den reichen Kornkammern und Speckgürteln im Norden sei das Erfolgskonzept ans Herz gelegt! Und immerhin: Vereinzelt tut sich auch nördlich der Mainlinie etwas: In Gütersloh findet die dritte und in Bielefeld in diesem Jahr die erste Vesperkirche statt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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