Ja, die aktuelle Situation gibt wenig Anlass zur Freude. Einen habe ich allerdings doch gefunden: Wenn alles gut läuft, werden wir Airbnb los. Meine mitunter schwarze Seele labt sich schon seit Wochen an weinenden Vermieter*innen im Netz, die ihr asoziales Geschäftsmodell in Zeiten von Corona nicht mehr weiterbetreiben können und den Konzern verantwortlich machen. Der weiß auch nicht weiter.
Anfang des Jahres sah das noch ganz anders und die weltweit agierende Zimmer- und Wohnungsvermietungsplattform nahezu unbesiegbar aus: Airbnb hatte gerade einen vorsichtigen Schritt an die Börse gewagt, war zwei Jahre lang – im Gegensatz zu so manchem Mitbewerber – profitabel gewesen. Die Tourismusindustrie boomte weltweit, das Unternehmen erschloss sich neue Märkte, individualisierte Stadtführungen zum Beispiel.
All das ist jetzt erst mal vorbei und das Geschäftsmodell von Airbnb passé. Vor ungefähr vier Wochen haben die letzten Reisenden die Airbnb-Wohnungen verlassen. Im Voraus gebuchte Zimmer wurden storniert. Seitdem passiert das, was Airbnb und seine Lobbyisten immer geleugnet hatten: Die Wohnungen tauchen wieder auf dem Wohnungsmarkt auf, bei Mietportalen etwa. Wie viele Wohnungen Airbnb dem Wohnungsmarkt entzogen hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Dass es viele waren, lässt das Beispiel Dublin erahnen: Einer Visualisierung von Mitte März nach standen dem Mietmarkt in der irischen Hauptstadt schon da 64 Prozent mehr Wohnungen zur Verfügung als vor dem Einbruch. Parallel dazu sind auf der Airbnb-Seite derzeit fast alle Angebote ungebucht. Wenn wir Glück haben, erleben wir das Ende von Airbnb und damit eines Geschäftsmodells, das die Mieten in den Städten noch mehr in die Höhe getrieben, zu krasser Wohnungsnot und Wohnungsknappheit beigetragen und viele Innenstädte mittels Fast-Food-Tourismus zu Erlebnisparks gemacht hat.
Zwischen Februar und März war der Umsatz bereits um die Hälfte eingebrochen, zuletzt meldete das Wall Street Journal, Airbnb habe eine Milliarde US-Dollar an Kredit von Investoren eingesammelt, die Konditionen sind nicht bekannt. Allzu gut sollten sie nicht sein, ist schließlich nicht absehbar, ob und wann wir wieder so reisen werden, wie es für Airbnb Sinn macht. Noch ist das Ende des Unternehmens nicht da. Aber es wäre schön, hätte diese für viele so schwierige Krise zumindest zur Folge, dass die Wohnungen wieder denen zur Verfügung stehen, die sie brauchen.
Kommentare 3
Guter Punkt. Ich bin mal gespannt ob sich die Anzahl der Mietwohnungen wirklich erhöht wenn Airbnb pleite geht, oder ob die Vermieter nicht zu einer anderen Platform wechseln.
Habe Airbnb auch ein Paar mal genutzt aber nur wenn es keine bezahlbaren Betten mehr in Hostels oder Hotels in Innenstädten gab.
Airbnb hat sich ja auch durchgesetzt wegen der Hotel/Hostel-Branche ! Wer keine Lust hat für 100 Euro pro Nacht in einem zwei Sterne Hotel zu buchen kann dann in die Peripherie gehen und eine Stunde zum Ziel ÖPNV fahren, der außerhalb Innenstädten nicht gut und auch wieder teuer ist.
Die Airbnb Platformgebühr fand ich schon immer dreist. Gern mal 15, 20 Prozent vom Preis. Und für was? Ein paar Server und "Kundenservice" den ich nie genutzt habe...klar dass das Geschäft gut lief und die an der Börse waren....finde es gut wenn die Pleite gehen, aber es bräuchte auch mehr bezahlbare Übernachtungsmöglichkeiten in Innenstädten das nicht die nächste Plattform einfach weiter macht.
Viele wahre Worte. Dass Airbnb verschwindet, glaube ich aber nicht. Das Geschäftsmodell hat zu viel Potential, richtig viel Geld zu verdienen. Und selbst wenn Airbnb pleite gehen sollte: die Geschäftsidee bleibt, und wird dann eben unter neuem Namen fortgeführt. Letztlich ist auch hier der Staat gefordert, und hat lenkend einzugreifen
die Idee dahinter so wie sie anfangs gedacht war finde ich gut. Und zwar Leute die ein Gästezimmer hatten, was unbelegt war, vermieteten es über Airbnb. Habe in Paris mal bei einer sehr netten Dame übernachtet, sowie in Avignon bei einer Familie. Das waren sehr nette Kontakte, die ich anders nicht gemacht hätte. Das ist nicht Airbnbs Schuld, dass manche Leute die Idee ausgenutzt haben und ganze Wohnungen auf die Art vermietet haben. Die Dame in Paris z.B. hat so ihre Rente etwas aufgebessert, was auch in ärmeren Ländern viele immer noch machen. Denn couchsurfing existiert weiter und das ist auch gut so. Gibt es uns doch die Möglichkeit bei Einheimischen reinzuschaun. :o)).