Für Donna, wider Christine Käppeler
Die Freitag-Autorin Christine Käppeler benützte in einem ihrer Artikel den Begriff Alphatier für eine literarische Figur, ohne Anführungszeichen, so dass als ausgemacht gelten darf, dass es sich nicht um ein Zitat, sondern um ein von ihr gewähltes Attribut handelte.
Meine Bitte daraufhin an sie:
"Tun Sie aber bitte sich und uns einen Gefallen: streichen Sie den biologistischen Begriff "Alphatier" aus ihrem Wortschatz! Wieso, muss ich Ihnen hoffentlich nicht erklären."
Offenbar hätte ich es ihr doch erklären müssen. Denn statt mit mir darüber zu diskutieren, unterbindet sie das Gespräch, das ich mit Donna unter dem Text führte, qua "Kommentare verstecken".
Dabei habe ich meine Kritik doch sehr moderat nur angedeutet. Abseits der orientalischen Sprache der Blumen hätte mein klarer Satz eigentlich lauten sollen: Nehmen Sie hier bitte Abstand von der Verwendung rassistischer Begrifflichkeiten!
Sie ist jedoch in dieser Sache nicht die einzige spontan Unverständige, sondern Donna schreibt:
"Da ich den Begriff hin und wieder selber (...) benutze, würde ich aber schon gerne wissen, inwiefern Sie den so anstößig finden".
Immerhin erheischen Sie eine Erklärung, liebe Donna. Sie schreiben weiterhin (ich sehe hier davon ab. den Disput hier in Gänze zu wiederholen):
"... bin nun zu dem Schluss gekommen, dass es tatsächlich unerheblich ist, wie der Begriff Alphatier verwendet wird. Denn letztendlich ändert das nichts an der unterschwelligen Botschaft, dass manche Menschen mit einer quasi „natürlichen Überlegenheit“ ausgestattet seien, die sie dazu ermächtigt ihre Mitmenschen zu dominieren. In Wahrheit ist „Dominanz [aber] immer beziehungsspezifisch und zeit- und situationsabhängig“.
Ganz recht. Der neuralgische Punkt liegt in der Zuschreibung "natürlicher Überlegenheit". Ich kritisiere hier doch nicht einfach eine mir persönlich unliebsame Wortwahl - Frau Käppeler soll meinetwegen schreiben, wie sie kann und will -, sondern den darin eher offen als verborgen enthaltenen biologistischen Rassismus. Ein "Alphatier" ist nach allen sprachlichen Regeln ein Tier. Menschen sind jedoch keine Tiere. Die Benennung von Menschen als Tiere ist zutiefst rassistisch, positiv oder negativ spielt hierfür überhaupt keine Rolle. Die "flinke Gazelle" als Bezeichnung in den Medien für die schwarze Sprinterin ist nur die eine, scheinbar positive Seite der Medaille, auf deren anderer Seite die "dreckige Judensau" gezeigt wird.
An anderer Stelle zitieren Sie Wikipedia mit dem Satz: "Dominanz-Hierarchien sind bei vielen Tieren einschließlich der Primaten und auch beim Menschen zu finden". Wikipedia ist jedoch vielerorts mit Vorsicht zu genießen. Der Satz beginnt mit einem unsinnigen Pleonasmus, denn wodurch denn sonst sind Hierarchien gekennzeichnet, wenn nicht durch Dominanz bestimmter Personen über andere? Aber noch etwas anderes legt die Formulierung nahe: Menschen sind wie Tiere. Genau diese Nivellierung erscheint in der Anwendung des Begriffs "Alphatier" auf den Menschen. Auch hierbei ist es gleichgültig, ob positiv oder negativ konnotiert.
Wenn es in der Gemengelage des Textes weiter heißt: "Dominanz ist immer beziehungsspezifisch und ist zeit- und situationsabhängig", so tritt die begriffliche Ungenauigkeit offen zutage. Denn das so charakterisierte Dominanzverhalten bei Menschen lässt sich eben genausowenig bruchlos auf die Tierwelt übertragen, wie es umgekehrt durch den Begriff "Alphatier" geschieht.
Das Zusammenleben der Menschen ist gesellschaftlich determiniert, nicht natürlich. Eine "Gesellschaft" ist etwas essenziell anderes als ein Rudel, eine Herde oder eine Horde. Der Unterschied ist manifest: Tiere sind in ihren Zusammenlebens- und Geselligkeitsformen, bei aller Bandbreite an Variationen, artspezifisch festgelegt. Das jeweilige Leittier (Alphatier) gewinnt seine Stellung z.B. heute in Europa durch die gleichen Kämpfen und Rituale wie vor Jahrtausenden in der asiatischen oder afrikanischen Steppe. Keine Rede von "Zeit- und Situationsabhängkeit". Oder hat man je davon gehört, dass Wölfe, Löwen oder Gorillas dabei zu friedlichen basisdemokratischen Verfahren übergegangen sind?
Gleichwohl erscheint das Unwort "Alphatier" mittlerweile in allen möglichen gesellschaftlichen Zusammenhängen, nicht nur dem Fußball. Ein paar Tage, nachdem ich den Begriff hier einer Kommentatorin angekreidet habe, erscheint er prompt bei einer Kultur (!)-Redakteurin, die sich dabei völlig kritikresistent zeigt.
Der Begriff wurde meines Wissens ursprünglich in der Pseudowissenschaft "Verhaltensbiologie" geprägt. Da bemühten sich Forscher - oder besser Ideologen -, wie Konrad Lorenz, durch ihre Analogie-Setzungen den Menschen vom erhabenen Sockel der "Krone der Schöpfung" zu stürzen und zu zeigen, dass Affen und Graugänse Menschen seien wie du und ich sind. Dabei waren sie offensichtlich so erfolgreich, dass sich die Menschen in der Folge widerstandslos selber ins Tierreich stürzten. Jüngere Auswüchse dieser Erscheinung sind z.B. das Konstrukt des "Speziesismus" (Peter Singer), in welchem analog zum Rassismus die Vorstellung einer Überlegenheit nicht einer Rasse über andere, sondern der menschlichen Art (Spezies) über andere, tierische als unangemessen kritisiert wird. Oder auch die Versuche, Menschenrechte für Tiere zu etablieren.
Dabei ist das Verständnis der Herausgehobenheit der Menschen über die Tiere keineswegs an das idealistische religiöse Konstrukt des Adam gebunden, dem geheißen wird, sich die Erde und alles, was auf ihr kreucht und läuft, untertan zu machen. Eine überzeugende Alternative sowohl zum Verständnis des Menschen als "Krone der Schöpfung" als auch zum Menschen als Bruder der anderen Schweine und Affen ist eine materialistisch-dialektische Sicht auf das Verhältnis von Mensch und Tier.
Fortsetzung: historisch-materialistische vs. biologistische Anthropologie
Kommentare 8
@ORANIER
Einem Silberrücken-Gorilla ein basisdemokratisches Verfahren in freier Wildbahn vorzuschlagen würde ich mich jedenfalls auch nicht trauen, nicht nur weil ich nicht weiss, wie die Gorilla -Sprache geht.
Die Forscherin von "Gorillas im Nebel" die sich wohl auf die Gorilla-Sprache besser verstand, hätte das wohl sicher auch nicht getan.
Sehr schönes Blog, dass mir von grosser Sachkenntis geprägt zu sein scheint, so weiss ich es beurteilen kann.
Der geäußerten Einschätzung zum Thema stimme ich-soweit wie ich sie verstehe (ich vermute 80 %) -jedenfalls mit Begeisterung und sehr beeindruckt zu.
Vielen Dank für Ihre tollen Gedanken und Sätze.
Herzliche Grüße
poor on ruhr
@poor on ruhr- Korrektur:
"Sehr schönes Blog, dass mir von grosser Sachkenntis geprägt zu sein scheint, so weiss ich es beurteilen kann."
soll heissen:
"Sehr schönes Blog, dass mir von grosser Sachkenntis geprägt zu sein scheint, so weit ich es beurteilen kann."
Sorry
Liebe Grüße
poor on ruhr
Lieber Poor,
danke für das Interesse und die bestätigende Antwort! Mehr als 80% versteht man gemeinhin sowieso nicht von dem, was andere sagen und schreiben. Da liegst du gut im Schnitt. Was man von deiner Antwort weiter verfolgen könnte, ich aber hier nicht leisten kann, ist die Frage, ob man das Signalsystem von Gorillas oder anderen Tieren als Sprache bezeichnen kann oder ob die Sprache nicht eine spezifisch menschliche Errungenschaft ist.
Grüße
oranier
hallo! einige Gedanken zu ihrem Artikel:
} Der neuralgische Punkt liegt in der Zuschreibung „natürlicher Überlegenheit“|
es ist natürlich auch noch fraglich, ob man schreibt: … verhält sich „wie“ ein Alphatier, oder: verhält sich „als“ Alphatier in der Gruppe… natürlich benutzt man solche aus der Biologie oder Verhaltensforschung entlehnten Begriffe, um mögliche soziale oder unbewußte Prozesse „sichtbar“ zu machen… es wird ja auch gar nicht von allen als „negativ“ empfunden, kann ich mir vorstellen, den Vergleich mit dem „Alphatier“ erheischen zu können: manchen wird es genau die Bestätigung geben, die sie durch Verhalten und geschicktes Taktieren suchten… und das ist sicherlich nicht mehr allein auf „männliche“ Vertreter einer Spezies beschränkt. Es gibt in Hinsicht auf Individualität und politischer Reichweite des Handels auch den Ausdruck: souveränes Verhalten, neue Souveränität… Das z.B. ein König mit einem „starken Löwen“ verglichen wird, ist mindestens seit der Bibel belegt… von daher stehen wir hier auf sprach-historischen Terrain…
} eher offen als verborgen enthaltenen biologistischen Rassismus.|
das ist immer sprachlich „gefährlich“, das Wort „Rassismus“ zu bemühen.
Es zielte ja auf die „konkreten Unterschiede“ einer Sub-Art ab, oder „biologisch“ auf die Unterschiede einer Art in Hinsicht auf die Gesamtgattung. Das Problem des Rassismus, man könnte auch sagen: sein innerer begrifflicher Widerspruch, besteht nun gerade in seiner Fehlanwendung: denn die verschiedenen Ethnien sind durchaus nicht als Arten einer Gattung (Menschheit) zu begreifen, höchstens metaphorisch. Soweit mir bekannt, ist charakteristisch für den Erhalt einer „Sub-Spezies“ (in der Biologie oder Evolutionskunde), dass ein Paarungsverhalten der unterschiedlichen „Arten“ nicht „biologisch positiv“ gelingt. Selbst wenn es wohl Ausnahmefälle geben kann. Ich denke, bei Darwin wurde derlei über verschiedene „Finkenarten“ herausgefunden. Sie mischen sich nicht mehr, und stellen so stabile Arten her. Übrigens anders als die verschiedenen Tauben“arten“, an denen Darwin den „Durchschlag“ früherer Erbinformation nachgewiesen hat…
Menschengruppen sind daher keine „Arten“…
Allerdings finde ich, dass der von Ihnen verwendete Begriff des „Biologismus“ doch eine Berechtigung hat. Aber wie gesagt, höchst problematisch und an sich unrichtig in Verbindung mit dem Begriff der Rasse.
Es wäre mal eine ganz fiktive Fragestellung, ob man „Frauen“ und „Männer“ als verschiedene „Rassen“ der Menschen auffassen könnte. Natürlich biologisch korrekt nicht. Was wohl viele auch nicht hindert, diese Begriffe biologistisch in diese Richtung allmählich weiterzudeuten, leider…
} Ein „Alphatier“ ist nach allen sprachlichen Regeln ein Tier. Menschen sind jedoch keine Tiere. Die Benennung von Menschen als Tiere ist zutiefst rassistisch, positiv oder negativ spielt hierfür überhaupt keine Rolle.|
das kann man so sehen, wenn man will… allerdings zieht auch hier die Kritik am Wort des „rassischen“. Aber nicht nur dies: es hängt alles auch davon ab, auf welcher (wissenschaftlichen) Basis man argumentiert. Es ist z.B. in der Philosophie nicht unüblich, also an sich nicht mal fragwürdig und schon gar nicht im Bereich des Rassismus stehend, dass der „Mensch“ als ein „vernunftbegabtes Tier“ beschrieben wird. Es ginge ja dann darum, zu verstehen, was „vernunftbegabt“ bedeuten könne. Also es wäre irgendwie „stark verflacht“, hier den Vergleich „Mensch = Tier“ als die vordergründige Aussage zu vermuten. Nun, rein biologisch ergeben sich viele Vergleichsmöglichkeiten zwischen Mensch und Tier: das sieht man schon am Begriff „Säugetier“. Es wäre wohl „albern“, diesen als „rassistisch“ diffamieren zu wollen. Vor allem, weil er eine richtige Aussage für sich darstellt…
} wodurch denn sonst sind Hierarchien gekennzeichnet, wenn nicht durch Dominanz bestimmter Personen über andere?|
nun, es kann so sein, wie sie schreiben.
Das heißt dann politisch gewendet zumeist einfach „Herrschaft“… aber eine soziale Organisation muß nicht auf Herrschaft (im engeren Sinne) beruhen:
• es gibt z.B. die Subalternität, die auf allen Ebenen für gewisse Rechte der Beteiligten sorgt,
• es gibt die freiwillige Einordnung oder Unterordnung, die auch immer wieder zurückgezogen werden kann,
• es kann auch Modelle sich abwechselnder oder rotierender „Leitfunktionen“ geben,
• außerdem gibt es z.B. die „Unterordnung“ unter den team-Geist, welcher jedoch von „niemandem“ konkret vertreten wird, sondern vielleicht nur in einer Satzung auftaucht, neben dem Erleben und gemeinsamen Handeln…
} Menschen sind wie Tiere|
ich denke, wir stoßen hier auch an eine „sprachliche“ bzw. „Verstehens-“ Grenze. Womit, wenn man eine Sache beschreiben will, soll man sie erklären?
Da bietet sich der „Vergleich“ an. Wenn das zu Erklärende nicht als „bekannt“ vorausgesetzt werden kann, ist der Vergleich der Sache durch sich selbst nicht unbedingt zielführend. Das scheint ja klar. Gerade wenn auch die Sache keine Beschreibung von sich selbst abgibt. Das ist sicherlich kritisierbar. Und es gibt sicherlich auch eher bessere und eher schlechtere Vergleiche. Das sieht man auch an den Karikaturen in Zeitungen, wenn Politiker z.B. als Gemüse, Obst oder ähnlich dargestellt werden… man kann dabei natürlich auch auf dem Standpunkt stehen, dass es sich um gewisse Kunstformen handelt… allerdings können gerade auch Vergleiche sicherlich auch in den Dienst eines „Rassismus“ treten. Dagegen muß man sich bewußt machen. Allerdings: Die Geschichte von Kafka, der den Menschen in einen Käfer sich verwandeln sieht: wer denkt da an „Rassismus“ oder „Biologismus“?!?
} Denn das so charakterisierte Dominanzverhalten bei Menschen lässt sich eben genausowenig bruchlos auf die Tierwelt übertragen, wie es umgekehrt durch den Begriff „Alphatier“ geschieht.|
Richtig. Man läßt dabei sowieso außer Acht, dass auch beim „Alphatier“ ganz bestimmte „innere“ Prozesse ablaufen können, ich denke dabei an hormonelle, biochemische Prozesse, die letztlich auch das sog. „Alphatier“ in seine Funktion drängen oder zwängen.
Auch „Herrschaft“ oder „Dominanz“ kann zu einem „Gefängnis“ des „unfreien Willens“ werden: diese Botschaft kann man, vermute ich, der Legende des „Minotaurus im Labyrinth“ ablesen!?
} Das Zusammenleben der Menschen ist gesellschaftlich determiniert, nicht natürlich. Eine „Gesellschaft“ ist etwas essenziell anderes als ein Rudel, eine Herde oder eine Horde.|
Leider irren Sie hier. Das zeigen die plumpen Fälle von Gewalt.
Obwohl ich Ihrer These durchaus zustimmen wollen möchte. Allein der Mensch hat sich noch nicht auf den Stand begeben, ein vollkommen sozialisiertes Wesen zu sein. Und ich denke, das natürliche Erbe im Menschen wird letztlich nie ganz zu negieren sein. (Das scheint aber auch nicht nötig?!) Und selbst der Versuch, scheint dem Menschen schon wieder eine „Gewalt“ anzutun, die dann verwandelt als „souveränes“ Verhalten wieder zum Vorschein treten kann… Gerade die gesellschaftliche Terminierung bzw. Determiniertheit gibt die Aktualität besprochener Begrifflichkeit als Fragethema (für den Diskurs) auf. Auch: ist die Gesellschaft das eigentliche „Alphatier“?!
} Oder hat man je davon gehört, dass Wölfe, Löwen oder Gorillas dabei zu friedlichen basisdemokratischen Verfahren übergegangen sind?|
ja. Das hat man schon gehört, wenn auch nicht ganz so naiv und bildlich, wie Sie das darstellen. Aber es gibt z.B. bestimmte Vogelarten, die in der Steppe etc „kollektive Nester“ bauen. Vielleicht sind gerade Arten, die in eher festen Partnerschaften leben, der Basisdemokratie eher fähig?! Wer weiß?! Ob dies etwas damit zu tun haben könnte?! Das Paarungsverhalten?!
Mit dem Ausdruck „Alphatier“ verbinden sich ja zwei „gegenseitige“ „Entsprechungen“ dieses Ausdrucks: die „ökonomische“ Diskriminierung und die „sexuelle“ Diskriminierung… man sieht daran, dass das „Alphatier“ durchaus nicht allein an seiner Rolle „Schuld“ oder „Grund dafür“ wäre…
} Der Begriff wurde meines Wissens ursprünglich in der Pseudowissenschaft „Verhaltensbiologie“ geprägt|
das vermuten sie vermutlich richtig… jede Wissenschaft strebt Beobachtungen und Auswertungen dieser Beobachtungen an. Ob es dann eine „Pseudo“ Wissenschaft wird, müssen „reflektierende“ Gedanken erweisen. Dennoch zeigen z.B. „Fische im Aquarium“ ein gewisses „Verhalten“. Im übrigen ist der Begriff des „Verhaltens“ durchaus nicht bezweifelt und in vielen Wissenschaften unfraglich „etabliert“, also auch außerhalb der „Verhaltensforschung“ im engeren Sinne… die durchaus „fragwürdige Ergebnisse“ zu Tage fördert… dennoch können gewisse Beobachtungen richtig sein, das käme zu dem Dilemma noch hinzu…
} Oder auch die Versuche, Menschenrechte für Tiere zu etablieren.|
die Tierrecht Debatte kann in der Tat haarsträubende Ausmaße annehmen.
Am Ende hat jede Spezies ihre Rechte, nur gerade der Mensch kann Rechte allerorts kaum noch für sich in Anspruch nehmen. Ich hatte sogar mal von dem Fall gehört, das Hunde- oder Katzennahrung wesentlich gesünder sein soll, als gewisse Konserven für „Menschen“, allein weil es für die „Tierkonserven“ schon rechtliche Bestimmungen in Bezug auf Qualität der Nahrung gab, nicht für die „Menschenkonserven“… es ist alles so „böse“…
} keineswegs an das idealistische religiöse Konstrukt des Adam gebunden, dem geheißen wird, sich die Erde und alles, was auf ihr kreucht und läuft, untertan zu machen.|
ich möchte es auch an dieser Stelle nochmals erwähnen: der ursprüngliche Gedanke ist die „Partnerschaft“ zwischen Mensch und Natur. Der göttliche Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung… Es müßte irgendwo im AT stehen, Buch Genesis…
mfG!
Hallo Axel,
ich melde mich gleich hier - allerdings nur ganz kurz, weil ich gerade auf dem Sprung bin und ich deshalb vermutlich nicht vor morgen dazu kommen werde, mich genauer mit deiner Replik zu befassen. Aber schon mal so viel: Ich bin absolut beeindruckt von deinen höchst differenzierten Betrachtungsweise - alle Achtung!
Interpretiere ich dich denn nun aber richtig, wenn ich annehme, dass du den Begriff "Alphatier" nicht als wirklich problematisch erachtest??
hallo Donna!
eine richtige "Replik" ist das ja nicht, wir sind ja hier auch nicht wirklich juridisch oder so…
mit Erschrecken lese ich, dass Du erst wieder morgen für mich und meine Texte Zeit finden wirst.
Das gibt mir hingegen Gelegenheit, noch nach den richtigen Gedichten (neusprech etc) zu suchen. Mal sehen…
Außerdem gibt es hier wohl auch noch den Teil II.
zum Alphatier: auch der Papst ist in seiner Bedeutung nur das, was dieser durch die daran Gläubigen wird… das ist nicht die gleiche Ebene, sicherlich, aber schon vergleichbar…
bei "Alphatier" taucht diese Vermischung mit "biologischer" Notwendigkeit auf. Ich denke, diese Vermischung kann zum Problem werden, insbesondere nicht bei "Zuweisung" des Begriffs als Alphatier, sondern wenn es sogar als positive also "affirmative Selbstbeschreibung" genuzt wird (so ähnlich übrigens bei Brecht der Puntila): dann tauchen Sätze auf wie: so bin ich nunmal…
das sind Sätze, die auch andere in anderen Situationen sagen können. Allerdings wird dadurch diese "scheinbare" Notwendigkeit des Handelns etc verstärkt. Es ist dann alles irgendwann wieder eher "unreflektiert".
Ein wirkliches Schimpfwort scheint es ja (noch) nicht zu sein. Das weiß ich aber nicht. Wenn jemand zu einem anderen "Alphatier" sagt, ob das auch als "handfeste Beleidigung" durchgehen kann, richterlich sozusagen, für die es dann auch "Schmerzensgeld" gibt. Keine Ahnung. Das hängt auch von Zeitgeist der Rechtsprechung ab, und vielleicht davon, mit wieviel "Verachtung" dieses Wort gesagt wird.
Ich würde es jedenfalls nicht so gerne hören, in Bezug auf mich. Du vermutlich auch nicht. Aber wenn man zu jemandem sagt: du benimmst dich heute wieder wie ein richtiges Alphatier… dann ist das ja vordergründig auch nicht "beleidigend" gemeint, sondern eher hinweisend, wie: es würde mich freuen, wenn nicht alle Entscheidungen immer von dir ausgehen müßten… oder so ähnlich.
Insofern beherbergen derartige Worte auch einen unnötigen Hype, der um sie veranstaltet wird. Bei derartigen Sätzen, wie eben im Beispiel, gleich mit der Biologismus- und Rassismuskeule anzukommen, kann dann doch eher "seelenblind" bis lächerlich sein, soweit meine Einschätzung.
Allerdings gibt es durchaus falsches Rollenverständnis, falsches Selbstverständnis, falsche Selbstüberschätzung, falsche Selbsterhebung, falschen Dominanzglauben, falsches Herrschaftsbedürfnis: alles dies ist im Alphatier enthalten:
wir sind, wie gesagt, Menschen, und nicht Tiere: daraus resultierte eine gewisse "Verpflichtung" den anderen gegenüber. Sklavenhaltermoral ist ja schon etwas länger nicht mehr en vogue… und daraus entstehen hierzu eher Probleme.
Du schriebst eingangs:
zum Alphatier: auch der Papst ist in seiner Bedeutung nur das, was dieser durch die daran Gläubigen wird… das ist nicht die gleiche Ebene, sicherlich, aber schon vergleichbar…
Ich denke das ist ein ganz wichtiger Punkt, den du da ansprichst: Warum sollten wir andere Menschen, die dem derzeit gefragten "Ideal" entsprechen überhaupt als "Alpha"-tier, -männchen, -mädchen etc. bezeichnen? Soll uns damit etwa vorgegeben werden, wonach wir zu streben haben? Wie wir sein sollen? - Und alle, die diese Vorgaben nur unzureichend oder gar nicht erfüllen sind dann entsprechend Betas, Gammas, Deltas ?
Das hat für mich schon etwas sehr Diskriminierendes – „rassistisch“ ist streng genommen vielleicht wirklich nicht ganz zutreffend in diesem Zusammenhang. Das hast du ja nachvollziehbar dargelegt.
Allerdings kann sich eine solche Denke schon sehr leicht zum "Sozialrassismus " auswachsen. Und das ist vielleicht auch so gewollt, weil auf diese Weise die Privilegien der vermeintlichen "Alphas" legitimiert werden können.
Es ist dann alles irgendwann wieder eher "unreflektiert", schriebst du.
Genau! Es verselbständigt sich mit der Zeit.
Deshalb finde ich schon, dass dieser Begriff auf die schwarze Liste gehört.
Ansonsten fand ich deine Aussagen sehr interessant, u. a. auch die, dass der Mensch sogar in der Philosophie teilweise als "Tier" bezeichnet wird. Du selbst scheinst auch keinen Anstoß daran zu nehmen, wenn vom Mensch als Tier gesprochen wird, wenn ich dich richtig interpretiere. Aber wird damit nicht doch das Grundrecht der Menschenwürde ein Stückweit in Frage gestellt?
Im zweiten Blog haben ja einige Kommentatoren so argumentiert, dass der Mensch lediglich ein hochentwickeltes Tier sei. Der Meinung scheinst du aber nicht zu sein, oder?
Hallo Donna!
} Allerdings kann sich eine solche Denke schon sehr leicht zum "Sozialrassismus" auswachsen|
Genau genommen trifft hierzu das Wort „Sozial-Darwinismus“ zu… es gibt immer wieder Anlaß, darüber nachzudenken… wenn man etwas „böser“ dächte, könnte man sagen oder vermuten, das sei das „faschistoide Erbe“ in der Demokratie. Aber was heißt hier „Demokratie“: das in eins mit gewissen ökonomischen Interessen, Vorgaben etc. Aber wir wollen ja nicht „böse“ denken, vielleicht erst später mal…
} Soll uns damit etwa vorgegeben werden, wonach wir zu streben haben?|
das Problem scheint mir eher zu sein: danach leben wir schon, ohne es unter Umständen wirklich zu merken: es gibt diese unbewußten Figuren der Öffentlichkeit: z.B. der „Showmaster“ im TV ist natürlich alpha-premium: er weiß alles besser, kann viel mehr, hat mehr Kompetenz und lebt einen seriösen, gepflegten Stil vor, der Wissen, Ahnung Haben von allem und systemlogische Etabliertheit „ausstrahlt“ oder eben tatsächlich „besitzt“… (dadurch rechtfertigt sich auch dessen höherer Verdienst, oder?!?)… das glauben doch so viele „unbewußt“, sonst würden sie ja die „Flimmerkiste“ nicht einschalten… das sind die „Gläubigen“ der (neuen) „Alpha-Industrie“. Ich neige manchmal zu Übertreibungen…
} Und das ist vielleicht auch so gewollt, weil auf diese Weise die Privilegien der vermeintlichen „Alphas“ legitimiert werden können|
vor allem, weil die Gehirnwäsche der Massen so betrieben werden kann, ohne das die „Masse“ jemals wieder zu Bewußtsein kommen, und merken, was mit ihnen angestellt wird. Sie streben „natürlicherweise“ in dieselbe Richtung. Ist ja klar: wer will nicht auch „Erfolg“ haben. Wenn man die Wahl zwischen „Armut“ und „Erfolg“ hat, warum sollte man sich für das „Leben“ eines „armen Hundes“ entscheiden. Das geht dann bei „Bekanntschaften“ und „Partnerschaften“ so weiter usw. usf. Natürlich ist der Begriff der „Masse“ irgendwie nicht richtig, sogar unfair. Viele werden das schon längst durchschaut haben, und sich dementsprechend in dieser Welt einrichten. Es gibt sozusagen „kaum“ wahres Leben im Falschen (Adorno)…
} Genau! Es verselbständigt sich mit der Zeit. Deshalb finde ich schon, dass dieser Begriff auf die schwarze Liste gehört.|
zum Thema „Verselbständigung“ schau Dir bitte meine Texte an, wenn Du kannst und willst: die Randnotizen zum meinen Gedichten, alles zum Stichwort „Daimon und Dämon“. Ich versuche dort, dieses „wichtige“ Wort der Verselbständigung aufzugreifen und weiter zu interpretieren. Du hast es schon richtig erkannt: allein bei dieser Erkenntnis darf die „Kritik“ nicht stehenbleiben… allerdings ist meine Interpretation dort auch nicht ausgeschöpft…
Ich persönlich möchte mich dennoch gegen „Listen im bezeichneten Sinne“ wenden. Warum? Weil ich finde, dass derlei Worte gute „Indikatorworte“ für die Kultur, die Gesellschaft sind. Wenn wir später mal darüber lachen können, geht es uns allen vielleicht schon wieder etwas besser in diesem „Land“ etc. Ich meine, es wird nichts besser allein dadurch, dass man das Wort „verbietet“, das den „unguten Zustand“ beschreibt bzw. vermittelt… Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass „Worte“, auch so wie sie gesellschaftlich auftreten, keine „Wahrheit“ für sich sind bzw. erzeugen, sondern dass sie nur innerhalb konkreter Texte gewisse „Funktionen“ übernehmen, deren Sinn noch (und immer) näher zu erfragen wäre. Es gibt an sich auch keine „politisch korrekte“ Sprache. Jedenfalls nicht im Sinne einer ausformulierten Kritik. Dazu vielleicht später noch mehr…
} u. a. auch die, dass der Mensch sogar in der Philosophie teilweise als „Tier“ bezeichnet wird. Du selbst scheinst auch keinen Anstoß daran zu nehmen, wenn vom Mensch als Tier gesprochen wird, wenn ich dich richtig interpretiere.|
nun, da Du selbst schon so schön unseren Immanuel Kant zitiert hast (habe Mut…) und auch er das „vernunftbegabte Tier“ anspricht, ist ersichtlich, wie komplex diese Problematik werden kann: es fragt sich immer, ob ich alles Wissen eines Autors verwerfen soll, weil er oder sie einen „hinkenden Vergleich“ oder derartiges abgeliefert haben. Tatsächlich empfinde ich das Genannte (diesbezüglich) nicht als problematisch. Das liegt aber daran, dass Kant sich für die Freiheit und die Achtung der Menschen eingesetzt hat, selbst wenn er sie an anderer Stelle sogar mit „Teufeln“ vergleicht. Telweise sind / waren die Philosophen vielleicht etwas „ruppig“ in ihrer Wortwahl? Aber wir können hier nachträglich keinen „Weichspüler“ mehr zufügen. Fraglich, wie „weich gespült“ unsere literarische „Wäsche“ sein soll…
} Aber wird damit nicht doch das Grundrecht der Menschenwürde ein Stückweit in Frage gestellt?|
nicht unbedingt. Es kann aber sein, sicher. Letztlich ergibt bzw. ergab sich der „Tiervergleich“ aus einer „Akzeptanz“ des „Bedürfnisbegriffs“. Gewisse Grundbedürfnisse, die auch der Mensch hat (Ernährung, Schlaf etc), werden auch im Tierreich festgestellt. Daher werden sie teilweise auch als „animalische“ Bedürfnisse interpretiert, selbst wenn es halt doch auch „menschliche“ Bedürfnisse sind. Es ist eine Frage, aus welcher Perspektive man auf „das Problem“ schaut. Im Gegensatz wurden ebenso „spezifisch“ menschliche Bedürfnisse vermutet: Bildung, soziale Sicherheit, Versorgung mit gewissen Gütern und Waren etc, also etwas, das man schon „nach-animalisch“ nennen könnte. Das spezifisch Menschliche eben… durchaus strittige Begriffe und Worte, keine Frage… aber ich möchte Dich daran erinnern, dass diese Metaphorik auch z.B. bei Marx Eingang gefunden hatte, und zwar in Ausdrücken wie: der auf eine viehische Existenz herab gedrückte Mensch… etc. Auch die „tierische“ Existenzform kann als „Indikatorbegriff“ verwendet werden. Das sieht man z.B. auch bei Diskussionen und Analysen über „Kriegsgefangene“ (im Zweiten Weltkrieg und auch sonst).
} …haben ja einige Kommentatoren so argumentiert, dass der Mensch lediglich ein hochentwickeltes Tier sei. Der Meinung scheinst du aber nicht zu sein, oder?|
Wenn mich der Schöpfer irgendwann zu sich ruft, werde ich es vielleicht noch besser wissen… das ist jetzt nicht mal richtig im Spaß gemeint. Ich meine, es gibt „theoretische“ „Offenheiten“… Vielleicht sind die menschlichen Lebensformen auch als materielle Reflexionen eines „überirdischen“ oder „übernatürlichen“ Lichts oder Wissens zu interpretieren. Die Tierwelt wäre dementsprechend nur ein Abschein, ein Abglanz, eine Täuschung an Ähnlichkeit… es ist ja auch „frappierend“, wenn man sieht, wie leichtfertig „menschliche“ Verhaltensformen, Gefühle etc auf Tiere übertragen werden (können). Ein Beispiel in der Kunst wäre Donald Duck: soll man „Donald Duck“ vielleicht auch auf die „Schwarze Liste“ setzten?!?… ich denke, wenn Dich die Problematik noch verstärkter interessiert, sollten wir noch häufiger und teilweise genauer über einige Punkte uns verständigen… es kann alles nicht hier in der Kürze angesprochen werden…