Griechenland unter Hakenkreuz und Troika

angriff auf kreta Damit befasst sich eine Ausstellung und eine Veranstaltungsreihe und eine im Beriner Haus der Demokratie.

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Am 20.Mai 1941 startete die Deutsche Wehrmacht unter dem Decknamen „Unternehmen Merkur“ die Invasion der griechischen Insel Kreta. Genau 75 Jahre später, am 20.Mai 2015 soll eine Veranstaltung im Berliner Haus der Demokratie an diesen Jahrestag erinnern. Der Historiker Martin Seckendorf und der ehemalige griechische Syriza-Abgeordnete Ioannis Stathas sind die Referenten. In Kreta waren die deutschen Besatzer mit einen für sie unerwartet heftig Widerstand der Bevölkerung konfrontiert. Die Verluste der Wehrmacht waren höher als bei der Besetzung von Jugoslawien und dem griechischen Festland zusammen. Am 31. Mai 1941 erließ der General der Flieger Kurt Student als verantwortlicher Militär einen Grundsatzbefehl für die Handhabung von „Sühne und Vergeltungsmaßnahmen“ auf Kreta. Für künftige Hinrichtungen galten keine Obergrenzen. Erschießungen bis zur „Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete“ durchzuführen. Auf Grundlage dieser Befehle kam es zu Massakern und zur Zerstörung zahlreicher Dörfer auf Kreta. Binnen weniger Wochen wurden nach griechischen Erhebungen mehr als 2000 Zivilisten ermordet. Stathas wird daran erinnern, dass die Verheerungen, die die Wehrmacht während der vierjährigen Besatzung Griechenlands angerichtet hat, immer noch ungesühnt sind Im Interesse des deutschen Kapitals wurden damals in riesigem Ausmaß Rohstoffe und Industrieanlagen geraubt und dem griechischen Staat eine Zwangsanleihe abgepresst.

NS-Täter verherrlichte seine Verbrechen

Die direkte Folge war eine schwere Hungernot im Herbst und Winter 1941/42 bei der fast eine halbe Millionen Menschen starben. Darüber hinaus wurden von deutschen Faschisten in ganz Griechenland Massaker an der Zivilbevölkerung verübt, so 1943 in Kalavrita und 1944 in dem Ort Distomo. An diese Orte des deutschen Terrors erinnert auch die Ausstellung „Griechenland unter dem Hakenkreuz – Griechenland unter der Troika“. Die Veranstaltung gehörte zum Ausstellungsprogramm. „Griechenland unter dem Hakenkreuz“ wurde von Seckendorf konzipiert. Auch einige der für den Terror Verantwortlichen werden dort benannt. Für die meisten hatte das keinerlei strafrechtliche Konsequenzen.

So nahm Kurt Student bis zum seinem Tod 1978 im ostwestfälischen Lemgo an Treffen der Traditionsverbände der Wehrmacht teil und war Ehrengast auf dem alljährlichen Kretatag im oberbayerischen Altenstadt, auf dem die Wehrmachtsangehörigen ihre Verbrechen feierten und die Opfer verhöhnten.

In Europa wird wieder deutsch gespochen

Der zweite Teil der Ausstellung zeigt vor allem Karikaturen des Zeichners Klaus Stuttmann, auf denen gezeigt wurde, wie die deutsche Bundesregierung im letzten Jahr der Syriza-Regierung, die Fortsetzung des Austeritätsprogramms aufzwang, das sie nach dem griechischen Wählerwillen beenden sollte. „In Europa wird wieder deutsch gesprochen“. Dieses Kauder-Zitat, das Stuttmann in seinen Arbeiten mehrmals verwendet, hat bei den Opfern der Wehrmacht in Griechenland und ihren Angehörigen einen besonders negativen Klang. Stuttmanns Karikaturen sind -Artikel des Journalisten Harald Schumann kombiniert, der die Absurdität des deutsch-europäischen Austeritätsprogramms gut auf den Punkt bringt. Sie war im letzten Jahr in der mittlerweile leider geschlossenen Browse-Galery in der Marheinekehalle (https://www.freitag.de/autoren/peter-nowak/kein-dada-mehr-in-der-einkaufshalle ) zu sehen (https://www.facebook.com/thebrowsegallery/?fref=ts ) Die Idee, die beiden Ausstellungen gemeinsam zu zeigen und mit einen Begleitprogramm zu verbinden, hatte der Sozialaktivist Lothar Eberhardt. Er unternimmt dabei keine platte Gleichsetzung der historisch nicht zu vergleichenden Tatbestände. „Griechenland ist wegen seiner geographischen Lage ein Seismograph. Wirtschaftliche und poltische Interessen Deutschlands spielten vor 75 Jahren bei der Besetzung des Landes ebenso eine wichtige Rolle wie aktuell bei der Durchsetzung der Austeritätspolitik“, erklärte Eberhardt dem Verfasser

Die Ausstellung ist noch bis zum 25.5. werktags von 10 bis 17 Uhr im Havemannsall des Hauses der Demokratie in der Greifswalder Straße zusehen. Dort findet am 20.Mai um 19 Uhr die Veranstaltung „Der Überfall der Wehrmacht auf Kreta 1941mit Martin Seckendorf und Ioannis Stathas statt.

Peter Nowak

Infos zur Ausstellung auf Faccbook:

https://www.facebook.com/Griechenland-unter-dem-Hakenkreuz-Griechenland-unter-der-Troika-210655799317551/

Begleitprogramm zur Ausstellung:

http://www.hausderdemokratie.de/artikel/programm.php4#1451

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Geschrieben von

Peter Nowak

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