Einen Tag vor der Abstimmung der UMP-Mitglieder über den künftigen Parteichef meinte der 2012 als Staatspräsident abgewählte Nicolas Sarkozy: „Es wird ein langer Marsch.“ Und nun kann man hinzufügen: ein mühseliger dazu. Vor zehn Jahren stimmten beim Votum über den UMP-Vorsitz 86 Prozent der damals 270.000 Mitglieder für Sarkozy – am 30. November 2014 kam er nur auf gut 65 Prozent. Auch wenn die beiden Gegenkandidaten abgeschlagen bei 29 Prozent (Bruno Le Maire) und sechs Prozent (Hervé Mariton) landeten – ein klarer Triumph war das nicht. Wenigstens eine Etappe auf dem Weg zu einer erneuten Kandidatur für das höchste Staatsamt 2017?
Mitnichten. Selbst in der eigenen Partei hat Sarkozy rund ein Viertel der Anhänger verloren. Ihn belasten Korruptionsvorwürfe wegen illegaler Parteienfinanzierung und Begünstigung. Zudem besagen die Umfragen: Aus dem bürgerlichen Lager wäre bei der nächsten Wahl allein Ex-Premier Alain Juppé in der Lage, gegen Marine Le Pen als Bewerberin des Front National (FN) 40 Prozent oder mehr zu gewinnen. Sarkozy indes wird prophezeit, dass er wegen seiner Finanzaffären und rechtspopulistischen Attitüden gegen die FN-Vorsitzende so gut wie keine Chance hätte – Wähler bevorzugen nun einmal das Original.
Von der Wahlniederlage 2012 und den staatsanwaltlichen Ermittlungen zermürbt, schien es zunächst, als wollte Sarkozy aus der Politik ausscheiden und sich aufs „Zastermachen“ (Sarkozy) verlegen. Nach dem „Durchqueren der Wüste“ (Sarkozy) meldete sich ein Nahkämpfer zurück. Es gab Versuche der parteiinternen Rivalen Juppé und François Fillon, Sarkozy zu bremsen, doch der blockte ab. Seine ramponierte Reputation wurde im Stil Silvio Berlusconis durch rüde Attacken gegen die Justiz kompensiert. Der Aufsteiger Sarkozy sinnt nun auf Rache und Revanche, nicht auf Ruhestand.
Als einer der Ersten übermittelte Juppé „sehr freundschaftliche Glückwünsche“ zum „Sieg“ und vergiftete die Grußadresse gleich mit dem Hinweis: „Habemus Papam.“ Papstwahlen finden bekanntlich unter größter Geheimhaltung statt. Bei der UMP stimmten die Mitglieder per Computer ab, obwohl Fachleute zuvor monierten, die verwendete Software sei fehleranfällig und kinderleicht zu manipulieren. Nach dem Mitgliedervotum 2012 hatten die Kandidaten Fillon und Jean-François Copé, seinerzeit UMP-Generalsekretär, öffentlich über die Seriosität des Verfahrens gestritten. Mit seiner Anspielung auf die Papstwahl wollte Juppé wohl dezent an jenen Manipulationsverdacht erinnern.
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