Neulich landete eine faszinierende Nachricht in meinem Posteingang. Darin hieß es, dass im ersten Quartal dieses Jahres ein Elektrofahrzeug (EV) das meistverkaufte Auto der Welt geworden sei und den Toyota Corolla überholt habe. Ich weiß, ich weiß, liebe Leserin, lieber Leser: Sie halten das für eine Nicht-Nachricht. Aber für diejenigen unter uns, die wie ich dazu verdammt sind, die Tech-Branche zu beobachten, sind drei Dinge relevant: Das abgehängte Auto ist ein Corolla, das Elektroauto ein Tesla (das Model Y), und der Zweitplatzierte wird von Toyota hergestellt.
Der arme Corolla erntet seit jeher verächtliche Blicke vieler Autofanatiker, die fiese Witze über ihn reißen und das Fahrzeug als fade und einfallslos ansehen. Gewöhnliche Men
Fahrzeug als fade und einfallslos ansehen. Gewöhnliche Menschen hingegen haben ihn stets als einen der besten Kompaktwagen auf dem Markt angesehen, der sich durch einen geringen Kraftstoffverbrauch, beeindruckende Zuverlässigkeit und einen hervorragenden Stauraum auszeichnete. Und sie haben dieses Urteil über viele Jahre hinweg mit ihrem Geldbeutel bestätigt. Was die Verkaufszahlen angeht, war der Corolla also kein Leichtgewicht.Teslas Roadster richtete sich an Early Adopters mit mehr Geld als VerstandTrotzdem wurde er jetzt ausgerechnet von einem Tesla überholt. Als Elon Musk und seine Mitgründer 2004/2005 mit der Produktion von Autos begannen, war ihr erstes Produkt der Roadster – ein teurer Premium-Sportwagen (basierend auf dem Fahrgestell eines Lotus Elite), der sich an wohlhabende Early Adopters (auch bekannt als Silicon-Valley-Freaks) mit mehr Geld als Verstand richtete. Von Anfang an bestand Musk jedoch – mit der für ihn typischen Tollkühnheit – darauf, dass es das langfristige strategische Ziel des Unternehmens sei, erschwingliche Elektrofahrzeuge für den Massenmarkt zu entwickeln – Mainstream-Autos, einschließlich Limousinen und erschwinglichen Kleinwagen.Damals hielten viele von uns (einschließlich dieses Kolumnisten) das für ziemlich anmaßend. Auch die Automobilindustrie als Ganzes reagierte mit Unglauben oder Skepsis oder beidem. Schließlich handelte es sich um eine riesige globale Industrie, die von Unternehmen wie Toyota, VW, Hyundai/Kia, Ford, General Motors, Porsche, Mercedes und BMW beherrscht wurde – Unternehmen, die die schwierige Kunst der Herstellung dieser komplexen Produkte in großem Maßstab beherrschten, und das schon seit einem halben Jahrhundert oder länger. Sicher, Tesla könnte eine Zukunft haben, wenn es exotische, teure, spezialisierte Autos herstellt – wie Jaguar in den alten Tagen, vielleicht. Aber als Massenhersteller von Autos, die durchschnittliche Menschen kaufen würden? Mal halblang!Aber genau das ist jetzt eingetroffen.Lustigerweise weckte die Nachricht, dass Tesla den Corolla in den Schatten gestellt hat, bei mir Erinnerungen an eine andere Meldung – eine aus dem Sommer 2007. Damals hatte der kleine, aber mutige Computerhersteller Apple ein Telefon entwickelt! Die Reaktion der weltweiten Mobiltelefonindustrie (bestehend aus Herstellern und Telekommunikationsnetzen) war amüsierte Ungläubigkeit. Sicher (so die Reaktion), Steve Jobs' iPhone schien intelligent und innovativ zu sein – ein Handheld-Computer mit Internetanschluss, der auch Sprachanrufe tätigen konnte. Aber das Gerät hatte keine richtige Tastatur und man konnte nicht einmal die Batterie austauschen! Außerdem erschien die Vorstellung absurd, ein Computerunternehmen, das keine Erfahrung mit Mobiltelefonen hatte, könnte in einer riesigen Branche Fuß fassen, die von Unternehmen wie Nokia beherrscht wurde, die großartige Geräte herstellten und wussten, was sie taten.Wir wissen, wie die Geschichte des iPhones ausgingNun, wir wissen, wie diese Geschichte ausging. Die meisten der rund 5 Milliarden Mobiltelefone, die weltweit im Einsatz sind, sind heute Smartphones nach dem Vorbild des iPhone: Handheld-Computer mit Internetanschluss, die auch telefonieren können.Natürlich geschah dies nicht über Nacht. Unter anderem wäre die Smartphone-Revolution nicht möglich gewesen ohne eine flächendeckende mobile Breitbandverbindung und den Aufbau einer globalen Infrastruktur mit riesigen Rechenzentren, die das Cloud Computing ermöglichen. Aber es ist nun einmal passiert.Nachträgliche Einsichten sind bekanntlich die einzige exakte Wissenschaft, und so ist es leicht, sich über die etablierten Branchen lustig zu machen, weil sie die Zukunft verschlafen haben. Und die Geschichte wiederholt sich nie identisch. Aber es gibt einige interessante Ähnlichkeiten zwischen der Technologie- und der Automobilindustrie in diesem Bereich. Nokia zum Beispiel war ein wichtiges Unternehmen, aber es wurde auf der Grundlage der Idee gegründet, dass die Hardware eines Telefons das Wichtigste ist und die Software erst an zweiter Stelle kommt. Beim iPhone/Smartphone-Modell war es genau andersherum.Toyota seinerseits war (und ist) ein wichtiges Unternehmen. Schließlich hat es die „schlanke Produktion“ erfunden – die Art und Weise, wie heute alle Autos mit Verbrennungsmotor hergestellt werden. Und auch moderne Autos mit Verbrennungsmotor werden bis zu einem gewissen Grad von Software gesteuert. Aber man kann ein Elektroauto nicht einfach so bauen, indem man den Motor entfernt und ihn durch einen Elektromotor und eine Batterie anstelle des Kraftstofftanks ersetzt: Man muss das gesamte Konzept neu überdenken, so wie Apple das Mobiltelefon neu erfunden hat. Grob gesagt ist ein Elektroauto im Grunde ein riesiges Skateboard: Die Batterie ist das Brett, mit Motoren und Rädern an den vier Ecken, und die ganze Maschine wird von vernetzten Computern gesteuert. Stellen Sie es sich als Software mit Rädern vor.Das wirft natürlich die Frage auf: Ist Toyota das neue Nokia? Die Antwort liegt bei Toyota. Ich war gerade bei einem Händler, um das erste echte Elektroauto des Unternehmens zu sehen: den bZ4X. Es ist ein SUV und hässlich, so wie alle SUVs sind. Aber immerhin ist es ein Skateboard. Und billiger als ein Tesla.