Greta Thunberg: Wir werden nicht aufhören, über das Leid in Gaza zu sprechen
Fridays for Future Die Klimaaktivistin Greta Thunberg ruft im britischen Guardian zu Protest gegen die Kriegsverbrechen der israelischen Armee auf. Sie fürchtet einen „beginnenden Völkermord“ in Gaza. Hier dokumentieren wir ihren Text in deutscher Sprache
Mehr als 15.000 Menschen, darunter mindestens 6.000 Kinder. So viele Menschen hat Israel Berichten zufolge innerhalb weniger Wochen im Gazastreifen getötet – und die Zahlen steigen weiter. Israel hat öffentliche Infrastrukturen und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen, Notunterkünfte und Flüchtlingslager bombardiert. Israel hat eine Belagerung verhängt, die verhindert, dass Lebensmittel, Medikamente, Wasser und Treibstoff an die 2,3 Millionen Palästinenser geliefert werden können, die im besetzten Gazastreifen eingeschlossen sind. Das veranlasste die Nichtregierungsorganisation Oxfam dazu, Israel zu beschuldigen, „Hunger als Kriegswaffe“ einzusetzen.
d. Das veranlasste die Nichtregierungsorganisation Oxfam dazu, Israel zu beschuldigen, „Hunger als Kriegswaffe“ einzusetzen.Dutzende von Experten der Vereinten Nationen haben die Situation als einen „sich anbahnenden Völkermord“ bezeichnet. Hunderte internationale Wissenschaftler haben vor einem sich anbahnenden Genozid gewarnt. Der prominente israelische Völkermordexperte Raz Segal nannte die Situation einen „Genozid wie im Lehrbuch“. Doch der Großteil der Welt, insbesondere der sogenannte globale Norden, schaut weg.Inmitten dieser Grausamkeiten haben einige in der öffentlichen Debatte nichts Besseres zu tun, als die Erklärungen junger Menschen der Klimagerechtigkeitsbewegung zu Gaza zu delegitimieren. Im Gegensatz zu dem, was viele behauptet haben, hat sich Fridays for Future (FFF) nicht „radikalisiert“ oder ist „politisch geworden“. Wir sind immer politisch gewesen, weil wir immer eine Bewegung für Gerechtigkeit waren. Die Solidarität mit den Palästinensern und allen betroffenen Zivilisten stand für uns nie infrage.„Völkermord ist keine Selbstverteidigung“Der Kampf für Klimagerechtigkeit geht von der Sorge um Menschen und ihre Menschenrechte aus. Das bedeutet, dass wir unsere Stimme erheben, wenn Menschen leiden, wenn sie gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen, oder wenn sie getötet werden – unabhängig von der Ursache. Aus demselben Grund haben wir immerzu in Solidarität mit marginalisierten Gruppen gestreikt – einschließlich dem indigenen Volk der Sámi in Norwegen, den Menschen in Kurdistan, der Ukraine und an vielen anderen Orten. Wir standen Seit an Seit mit ihnen bei ihren Kämpfen für Gerechtigkeit und gegen Imperialismus und Unterdrückung. Unsere Solidarität mit Palästina ist nicht anders. Und wir weigern uns, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von dem entsetzlichen menschlichen Leid abzuwenden, dem die Palästinenser derzeit ausgesetzt sind.Aufgrund der zahlreichen Fehlinterpretationen unserer Position möchten wir unsere Haltung hier noch einmal klarstellen. Alle Fridays for Future Gruppen sind autonom, und dieser Artikel gibt die Meinung von niemandem außer Fridays for Future Schweden wieder.Die schrecklichen Morde an israelischen Zivilisten durch die Hamas können die andauernden Kriegsverbrechen Israels in keiner Weise legitimieren. Völkermord ist keine Selbstverteidigung und auch keine verhältnismäßige Reaktion. Es darf auch nicht außer Acht gelassen werden, dass dies vor dem Hintergrund der jahrzehntelangen Unterdrückung der Palästinenser geschieht, die von Amnesty International als „Apartheidregime“ bezeichnet wurde. Als schwedische Bewegung haben wir die Verantwortung, unsere Stimme zu erheben, da Schweden mit israelischen Rüstungsunternehmen zusammenarbeitet und sich damit mitschuldig an Israels Besatzung und Massentötungen macht.„Schweigen ist Mittäterschaft“Wir beobachten derzeit eine starke Zunahme von antisemitischen und islamfeindlichen Äußerungen, Handlungen und Hassverbrechen, in Schweden und auf der ganzen Welt. Der Vorsitzende der rechtspopulistischen schwedischen Partei Sverigedemokraterna, Jimmie Åkesson, spricht öffentlich davon, Moscheen abzureißen. Vor einer Synagoge in Malmö wurde eine israelische Flagge verbrannt. All das ist inakzeptabel. Wir verurteilen vorbehaltlos alle Formen der Diskriminierung, einschließlich Antisemitismus und Islamophobie. Jeder, der sich zu dieser Krise äußert, hat die Verantwortung, zwischen der Hamas, Muslimen und Palästinensern sowie zwischen dem Staat Israel, der jüdischen Bevölkerung und Israelis zu unterscheiden.Wir trauern um die Menschen, die in den vergangenen Wochen ihr Leben verloren haben, und sind entsetzt darüber, dass diese Zahlen weiter steigen. Die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen hat einen historischen Höchststand erreicht, in nur wenigen Wochen wurden Tausende von Kindern getötet. Dieses Ausmaß an Leid ist unbegreiflich und darf nicht weitergehen. Wenn UN-Experten die Welt zum Handeln auffordern, um einen Völkermord zu verhindern, haben wir als Mitmenschen die Pflicht, unsere Stimme zu erheben.Die Forderung nach einem Ende dieser unentschuldbaren Gewalt ist eine Frage der grundlegenden Menschlichkeit. Wir rufen alle, die dazu in der Lage sind, auf, dies zu tun. Schweigen ist Mittäterschaft. Man kann nicht neutral sein, wenn sich ein Völkermord abzeichnet.Placeholder authorbio-1
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