In der Regel verkündet das US-Militär nur zu gerne seine Erfolge, preist den Mut der Männer und Frauen, die für ihr Land ihr Leben riskieren. Vielleicht ist es eben dieser (vermeintliche) Zusammenhang, der die Armee dazu verleitet, bestimmte Missionen hochzureden, aber ganz leise zu werden, wenn es um Drohnen geht.
Die per Fernbedienung aus tausenden Kilometern gesteuerten unbemannten Luftfahrzeuge (Unmanned Aerial Vehicles; UAVs) sind der große militärische Triumph des Kriegs in Afghanistan. Jedenfalls wenn Erfolg bedeutet, viele Menschen kostengünstig töten zu können und sich dabei selbst so gut wie keinem Risiko auszusetzen.
Laut Angaben des Bureau of Investigative Journalism, das Daten über Drohnenangriffe sammelt, haben die USA in den zurückliegenden acht Jahren bei 350 Drohnenangriffen bis zu 3.378 Menschen getötet – und zwar nur in Pakistan. Daneben führen die USA von einem Militärstützpunkt in dem winzigen afrikanischen Staat Dschibuti (von dem eigentlich niemand etwas wissen soll) auch Drohnenangriffe in Jemen und Somalia aus. Aber will das Weiße Haus darüber reden? Nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss. Und auch dann eigentlich nicht.
Im April verteidigte Obamas Anti-Terror-Berater John Brennan den Drohneneinsatz in einer Rede. Man sei äußerst darauf bedacht, sicherzustellen, dass die Angriffe legal und ethisch gerechtfertigt seien, sagte er. Und: „Wir befinden uns im Krieg. Im Krieg gegen eine terroristische Organisation namens al-Qaida.“
Verschleiern und vernebeln
Wer wie auf die Drohnen-Tötungsliste kommt, aus welchen Gründen wann und wo Angriffe erfolgen, und wer dafür Verantwortung übernimmt – das steht auf einem anderen Blatt.
Informationen über Drohnen lassen sich nur mühsam und stückweise aus Washington herausbekommen. Hier kommt James Bridle, der Gründer des Microblog New Aesthetic, ins Spiel. Mit den wenigen zur Verfügung stehenden Daten hat Bridle Dronestagram ins Leben gerufen. Indem er Bilder von Google mit vom BIJ bereitgestellten Informationen über die Ziele von Drohnenangriffen kombiniert, zeigt er Orte, die von solchen Attacken getroffen wurden. Die wolle er, sagt Bridle, „ein bisschen sichtbarer machen, ein bisschen näher rücken, ein bisschen realer werden lassen.“
Auf seinem Blog booktwo.org schreibt Bridle: „Drohnenangriffe sind die Konsequenz unsichtbarer, distanzierender Technologien, sowie technologisch entkoppelter Medien und Gesellschaften. Die Technik, die uns einander näher bringen sollte, wird auch benutzt, um zu verschleiern und zu vernebeln.“ Die Bilder auf Dronestagram mögen bloß „fremde Landschaften“ zeigen, dennoch hofft Bridle, dass ihre Unmittelbarkeit und Intimität dazu beitragen, dass die Forderung nach mehr Transparenz weiter wächst. Anfang des Jahres hat Apple eine App abgelehnt, bei der es im Grunde um das Gleiche ging. Angeblich weil viele Leute den Inhalt anstößig finden könnten – dazu zählen bestimmt nicht die Verwandten und Freunde jener Zivilisten, die unweigerlich immer wieder bei Drohnenangriffen getötet werden – ganz egal, wie genau das Ziel ausgesucht wurde, und wie präzise das Geschoss ist.
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