„Vertrauensbarometer“ von Edelman: Wie PR-Firma Autokraten fördert
Aufgedeckt Edelman, das weltweit größte Unternehmen für Öffentlichkeitsarbeit, erhielt Millionen US-Dollar aus Verträgen mit Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen Unterdrückungsregimen
Das Vertrauen der Öffentlichkeit in einige der repressivsten Regierungen der Welt steigt an. So lautet der Befund der weltweit größten Public-Relations-Agentur Edelman, dessen Flaggschiff „Edelman Trust Barometer“, seinen Ruf als Autorität für Vertrauen weltweit begründet hat. Seit Jahren berichtet Edelman, dass die Bürger:innen in autoritären Ländern, darunter Saudi-Arabien, Singapur, die Vereinigten Arabischen Emirate und China, tendenziell ihren Regierungen mehr vertrauen als solche, die in Demokratien leben.
Weniger mitteilsam ging Edelman mit der Tatsache um, dass einige dieser autoritären Regierungen auch Kunden des Unternehmens waren. Edelmans Arbeit für einen dieser Kunden – die Regierung der Vereinigten Arabis
mens waren. Edelmans Arbeit für einen dieser Kunden – die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate – wird im Mittelpunkt stehen, wenn die Staats- und Regierungschefs am 30. November in Dubai zum UN-Klimagipfel Cop28 zusammenkommen.Der Guardian und das gemeinnützige Forschungsinstitut Aria analysierten Edelman Trust Barometer sowie vom US-Justizministerium veröffentlichte Akten des Foreign Agent Registration Act (Fara), die bis ins Jahr 2001 zurückreichen, als Edelman seine erste Studie zum Thema Vertrauen veröffentlichte. Das Gesetz verpflichtet US-Unternehmen dazu, bestimmte Informationen zu ihrer Lobby- und Advocacy work für ausländische Regierungen zu veröffentlichen. Während dieser Zeit zahlten autokratische Regierungen an Edelmann und seine Tochterfirmen Millionen US-Dollar dafür, dass sie die von ihnen gewünschten Bilder und Erzählungen entwickelten und verbreiteten.Edelman hat einen kommerziellen HintergrundMeinungsforschungsexperten zufolge führen die Ergebnisse von Meinungsumfragen tendenziell zu einer Überschätzung der Zustimmung zu autoritären Regimen, weil viele der Befragten Repressalien der Regierung fürchten. Das hielt dieselben Regierungen nicht davon ab, Edelmans Befunde auszunutzen, um ihren Ruf aufzupolieren und ihren Machterhalt zu legitimieren.Edelmans Trust Barometer wird „überall zitiert, als handele es sich um glaubhafte, objektive Forschung einer Denkfabrik. Dabei hat sie einen relativ offensichtlichen kommerziellen Hintergrund und ist ziemlich offensichtlich ein Verkaufsinstrument“, erklärte Alison Taylor, Professorin an der New York University’s Business School. „Als Minimum sollte die Agentur diese finanziellen Beziehungen als Teil der Studie offenlegen. Aber das tut sie nicht.“In einem E-Mail-Statement der Agentur an den Guardian heißt es: „Als globales Unternehmen glauben wir, dass es wichtig ist, mit Kunden und in Märkten auf der ganzen Welt zu arbeiten, die sich in der Unwandlung befinden – ökonomisch, politisch, ökologisch und kulturell.“ Und weiter: „Wir glauben, dass unsere Präsenz im Nahen Osten dazu beitragen kann, den Wandel voranzutreiben, indem wir einflussreiche Organisationen beraten, über die Erwartungen an Unternehmen und Marken in der heutigen Zeit aufklären und neue Beziehungen zu Interessengruppen aufbauen.“Vereinigte Arabische Emirate wollen ihren Ruf verbessernDie Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate wurde 2007 Edelman-Kunde. Laut einem Bericht der auf Recherchen zu Klima-Fehlinformationen spezialisierten Non-Profit-Website DeSmog erhielt Edelmann in den beiden folgenden Jahren mehr als sechs Millionen US-Dollar für seine Arbeit zur Verbesserung des Nachhaltigkeitsrufs der VAE und der Abu Dhabi National Oil Company oder Adnoc, eines staatlich geführten Ölgiganten. Diese Bemühungen kulminierten darin, dass die VAE zum diesjährigen Gastgeber der UN-Klimakonferenz ausgewählt wurden.2010 unterzeichneten Edelman und eine Tochtergesellschaft zwei weitere Verträge mit der Regierung der Emirate, unter anderem über die Erstellung einer Beltway-Barometer-Unfrage, die die öffentliche Meinung „unter den politischen Entscheidungsträgern und Einflussnehmern in Washington DC“ misst. Im Folgejahr tauchten die VAE erstmals im Edelman Trust Barometer auf.Edelman antwortete nicht auf Fragen, ob die Entscheidung der VEA, die Agentur zu beauftragen, etwas damit zu tun hatte, dass das Land im folgenden Jahr in den Trust Barometer aufgenommen wurde, oder ob Edelman potenziellen oder aktuellen Kunden die Möglichkeit der Aufnahme in das Barometer als Vorteil davon anbietet, Edelman zu beauftragen.Seit die VAE im Jahr 2011 erstmals dabei waren, ergaben Edelmans Umfragen regelmäßig, dass die Bürger des Landes ihrer Regierung stark vertrauen – ein Ergebnis, das Edelman und die Medien in den Emiraten gerne bestätigen. „Laut der Agentur Edelman mit Sitz in New York trugen die Planungen und Strategien der VAE zum Vertrauen auf ihre Leistungen bei, die es sich in dem Jahr erwarb“, twitterte Sheikh Muhammad bin Raschid Al Maktum, der Premierminister und Vizepräsident der VAE und Herrscher von Dubai nach der Veröffentlichung des Trust Barometers 2014. „Das Vertrauen der Menschen in die Regierung ist das Ergebnis der Nähe der Führung zu den Menschen und der Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse und Anliegen.“2018 benutzte der damalige Verantwortliche für Edelmans VAE-Geschäfte Tod Donhauser in einem Blogpost auf der Agentur-Homepage eine ähnliche Sprache. „Die diesjährigen Edelman Trust Barometer-Ergebnisse legen nahe, dass die Anstrengungen der Regierung, die Öffentlichkeit vor Fake News zu schützen, Dividenden bringt“, schrieb Donhauser.Drei Monate nachdem Donhauser die Regierung dafür gelobt hatte, „Fake News zu bekämpfen“ und „das Land hinter einem gemeinsamen Ziel zu vereinen und das Vertrauen zu steigern“, verurteilte ein VAE-Gericht den Aktivisten Ahmed Mansur zu zehn Jahren Gefängnis. Mansur wurde laut Amnesty International unter anderem vorgeworfen, auf Twitter und Facebook „falsche Informationen, Gerüchte und Lügen über die VAE veröffentlicht zu haben“, die „die gesellschaftliche Harmonie und Einigkeit der VEA beschädigen würden“.Ein Jahr zuvor war Mansur wegen der „Verbreitung von Sektiererei und Hass in den sozialen Medien“ verhaftet worden. Er befindet sich weiter im Gefängnis.Donhauser arbeitet nicht mehr für Edelman. Auf die Anfrage, einen Kommentar abzugeben, reagierte er nicht. Die Agentur antwortete nicht auf Fragen zu dem Blogpost.Placeholder image-1Bei einer von der Washingtoner Denkfabrik Atlantic Council im Februar veranstalteten Diskussion wurde der Edelman-Geschäftsführer Richard Edelman gefragt, warum seiner Meinung nach autoritäre Regime im Vertrauensbarometer so gut abschneiden. „Eine Hypothese ist, dass sich in diesen Ländern die Informationen, die Regierung und Medien herausgeben, nur sehr gering unterscheiden, während die Medien hier in den USA ihre Arbeit machen. Sie sagen, ,Was die da auf dem Kapitol-Hügel sagen, stimmt nicht‘“, antwortete Edelman. „Das Vertrauen in die Medien ist in den Ländern mit nur einer Partei viel höher als in Demokratien, vielleicht weil es nur eine Linie gibt.“ Weiter sagte Edelman: „Ich bin kein Fan von autoritärer Regierung. Ich bin davon geprägt, in Demokratien aufgewachsen zu sein. Aber was Vertrauen angeht, funktioniert das System. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.“Im Statement der Agentur schreibt ein Sprecher: „Das Vertrauensbarometer soll Unternehmen, Organisationen und Institutionen dabei helfen, zu verstehen, wie persönliche Einstellungen zusammenwirken, um breitere gesellschaftliche Kräfte zu prägen.“ Außerdem heißt es: „Aus einer Reihe von Gründen, einschließlich der starken Wirtschaftsleistung über ein Jahrzehnt, weisen Entwicklungsländer in der ganzen Welt ein hohes Maß an Vertrauen bei den inländischen Befragten auf.“Zum Zeitpunkt der Atlantic Council-Veranstaltung hatte Edelman mindestens vier Verträge zur Vertretung der Interessen der Regierungen von VAE und Saudi-Arabiens am Laufen, repressiven Regimen, in denen die Menschenrechte regelmäßig bedroht sind, zivile und politische Freiheit fast nicht existiert, Dissidenten routinemäßig schikaniert und inhaftiert werden. Seither hat Edelman weitere Aufträge seitens der Regierungen der Emirate und Saudi-Arabiens angenommen.Auch als er auf der Bühne über Vertrauen sprach, war Richard Edelman bei der US-Regierung als ausländischer Agent registriert, der persönlich die Interessen des saudischen Kulturministeriums vertritt, und ist es weiter. Politico bezeichnete Richard Edelmans Entscheidung, sich registrieren zu lassen, als „einen seltenen Schritt für eine so hochrangige Führungskraft eines so großen Unternehmens“.„Wir haben mehr als 2.000 Kunden weltweit, die den öffentlichen und privaten Sektor verschiedener Industrien umfassen“, so der Edelmann-Sprecher. „Wir veröffentlichen die Aufträge, die Fara unterliegen, in Übereinstimmung mit den Vorschriften. Wenn Einzelpersonen Dienstleistungen erbracht haben, die eine Registrierung nach Fara erfordern, setzt sich Edelman dafür ein, dass eine Registrierung für diese Personen vorgenommen wird.“Richard Edelman empfängt Vertreter des saudischen KulturministeriumsIm Juni übermittelte das Unternehmen dem Justizministerium eine geschwärzte E-Mail einer Führungskraft des Unternehmens, in der ein Empfänger in New York City zu einem Kaffee mit dem stellvertretenden Kulturminister Saudi-Arabiens Hamed bin Mohammed Fayez eingeladen wurde. „Der Ehrgeiz des Königreichs Saudi-Arabien ist beeindruckend“, schrieb der Absender.Einige Monate später lud Richard Edelman zu einem „kleinen Abendessen“ für Fayez ein. Es war eine von mindestens drei Networking-Veranstaltungen, bei denen er in den vergangenen eineinhalb Jahren persönlich Gastgeber für offizielle Vertreter Saudi-Arabiens war.Die Agentur antwortete nicht auf die Frage, ob Richard Edelman regelmäßig an der Kundenarbeit für ausländische Regierungen beteiligt ist.Früher in diesem Jahr sagte Richard Edelman dem Fachblatt der Öffentlichkeitsarbeitsbranche PR Week, er sei kürzlich „mit dem Kulturminister herumgereist“ und „habe sechs Kultureinrichtungen besucht. Eine davon erwägt jetzt, eine Schule in Saudi-Arabien zu gründen“. Laut Richard Edelman ist das „die Art von Engagement, die ich haben möchte, weil sich Saudi-Arabien auf einem Kontinuum des Wandels befindet. Das ist die Art Arbeit, die wir machen wollen: Uns engagieren in den wichtigen Fragen und Herausforderungen unserer Zeit“.Die New York Times bezeichnete den Kulturminister als „Freund und Verbündeten“ des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Unter dessen Herrschaft „erlebte Saudi-Arabien eine der schlimmsten Zeiten in Bezug auf die Menschenrechte in der modernen Geschichte des Landes“, sagte Joey Shea von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch im September vor einem Ausschuss des US-Senats.Auf die Frage, ob Richard Edelman über die enge Beziehung des saudischen Kulturministeriums mit dem Kronprinzen besorgt sei, antwortete die Agentur nicht; auch nicht darauf, ob er meint, dass die Arbeit seiner Agentur für die Regierungen von Saudi-Arabien und der VAE die Gefahr birgt, die Bilanz der Länder in Bezug auf Menschenrechte und gesellschaftliche und politische Freiheit zu beschönigen oder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit davon wegzulenken.Einflüsse auf Umfrageergebnisse in Saudi-ArabienIn den vergangenen Jahren wurden Edelmans Geschäfte im Nahen Osten lukrativer, da die Agentur engere Beziehungen zu Saudi-Arabien knüpfte. Edelman arbeitet seit 2013 für die saudi-arabische Regierung, aber bis 2019 tauchte das Land nicht im Trust Barometer auf. Das war weniger als drei Monate, nachdem der Kronprinz die Ermordung des saudi-arabischen Journalisten und Washington Post-Kolumnisten Jamal Khashoggi gebilligt hatte. Khashoggi war ein prominenter Kritiker des Regimes und der Regierung mit harter Hand im Land.Edelmans Vertrauensstudien veröffentlichen auch die Daten, an denen die Agentur ihre „Feldarbeit“ durchführt: die Online- und Telefonumfragen, die die Grundlage ihrer Ergebnisse sind. Laut Edelman fand die Feldarbeit für die Umfrage 2019 zwischen dem 19. Oktober und dem 16. November des Vorjahres statt. Das bedeutet, dass das Unternehmen die saudischen Bürger zu ihrem Vertrauen in eine Regierung befragt hat, die weniger als drei Wochen zuvor in den Mord an einem prominenten Kritiker verwickelt war.Auch Fragen des Guardians dazu, warum entschieden wurde, Saudi-Arabien im Trust Barometer zu belassen und Umfrageergebnisse zu veröffentlichen, die nur wenige Monate nach Khashoggis Tod angeblich ein hohes Maß an öffentlichem Vertrauen in die saudische Regierung zeigen, beantwortete die Agentur nicht.In der Vergangenheit gibt es Fälle, in denen Edelman nach geopolitischen Ereignissen Länder aus dem Vertrauensbarometer strich. Zwischen 2007 und 2022 veröffentlichte die Agentur Angaben zu Russland, beschloss aber 2023, nach der russischen Invasion der Ukraine das Land nicht mehr ins Barometer zu nehmen. „Wenn Wirtschaftsführer sich entscheiden, zu diesen Themen zu schweigen, werden sie jetzt als Mitschuldige angesehen“, schrieb ein Edelman-Manager in einem Blogpost.Saudi-Arabien feiert Umfrage als Beweis für erfolgreiche RegierungSaudi-arabische Medien nutzen häufig die Ergebnisse der Edelman-Umfragen als Beweis für die Unterstützung der Regierung in der Bevölkerung. Nachdem es im Vertrauensbarometer 2021 hieß, dass 82 Prozent der Saudis ihrer Regierung vertrauten – zusammen mit China der höchste Wert weltweit – veröffentlichte eine saudi-arabische Presseagentur einen Artikel, in dem dieses Ergebnis hervorgehoben wurde. (Laut der internationalen NRO Reporter ohne Grenzen „arbeiten praktisch alle saudischen Medien unter direkter offizieller Kontrolle“, und Journalisten, „die nicht der offiziellen Linie des Lobgesangs auf Kronprinz Mohammed bin Salman folgen, werden de facto zu Verdächtigen“).Im darauffolgenden Jahr betonte ein Artikel in Arab Weekly ein ähnlich hohes Vertrauensergebnis als Beweis dafür, dass die „Reformen“ des Königreichs effektiv und populär seien. In dem Artikel hieß es, „Beobachter sind davon überzeugt, dass dieses Vertrauen nach einem 2016 von der saudi-arabischen Führung angestoßenen Rerformprozess zugenommen hat“. 2016 begann der Kronprinz, den Ruf des Landes als „globales Powerhouse für Investitionen“ neu zu beleben.„In den vergangenen Jahren versuchten einige Leute, die Fähigkeit der derzeitigen Führung in Frage zu stellen, ihre Reformziele zu erreichen“, heißt es in der Arab Weekly. „Die bisherigen Ergebnisse zeigen jedoch, dass die Behörden ihre Ziele erreichen konnten, was das Vertrauen der Bürger in die Regierung gestärkt hat.“Edelman-Umfragen unterliegen „autokratischer Vertrauensverzerrung“Richard Edelman bezeichnete das Edelman Trust Barometer als „Daten, nicht Meinung“. Doch Umfrage-Experten kamen zu dem Ergebnis, dass die Messung der öffentlichen Unterstützung für die Regierung in autoritären Staaten tendenziell größer wirkt als sie eigentlich ist. Das macht es schwierig, Demokratien direkt mit Ländern zu vergleichen, die keine Demokratien sind.Edelman lehnte es ab, Fragen dazu zu beantworten, ob sie diese Tatsache bei der Erstellung des Vertrauensbarometers berücksichtigt und ob sie glaubt, dass die Umfrageergebnisse in Demokratien und Autokratien direkt vergleichbar sind. Im Statement der PR-Agentur heißt es: „Wir verpflichten uns zu Transparenz, was den Methodenansatz unseres Trust Barometers betrifft. Wir halten uns an die branchen- und länderspezifischen Vorschriften und Standards, einschließlich des Kodex der Insights Association for Standards and Ethics sowie den Kodex und die Richtlinien von ESOMAR.“ESOMAR ist die Abkürzung der Non-Profit-Organisation European Society for Opinion and Marketing Research. Sie wird laut eigenen Angaben „primär finanziert“ durch ihre Mitglieder, von denen rund zwei Drittel Unternehmen sind.Staffan I Lindberg, Gründungsdirektor der Non-Profit-Organisation Varieties of Democracy (V-Dem) Institute, die Forschung zu Demokratie auf der ganzen Welt betreibt, formuliert es so: „Es gibt tonnenweise Beweise dafür, dass die Befragung zu autoritären Ländern ein irreführendes Bild ergibt. Die Zufriedenheit mit autoritären Regierungen, das Vertrauen in und die Unterstützung für sie wird zu hoch eingeschätzt.“In einer Studie analysierte Marcus Tannenberg von der schwedischen Universität Göteborg rund 80.000 Umfrageergebnisse aus mehr als 30 afrikanischen Ländern. Dabei kam er zu dem Schluss, dass „Angst vor der Regierung“ die Befragten in autokratischen Staaten dazu veranlasst, ihr Vertrauen in die Regierung deutlich höher einzuschätzen – ein Trend, den Tannenberg als „autokratische Vertrauensverzerrung“ bezeichnet.Solche Ängste sind in manchen der Länder, mit denen Edelman im Geschäft ist, wohlbegründet.Saudi-Arabien will „Soft-Power“ stärkenIm August beispielsweise berichtete Human Rights Watch, dass der frühere Lehrer Muhammad al-Ghamdi für seine „Twitternachrichten, Twitter-Weiterleitungen und YouTube-Aktivitäten“ zum Tode verurteilt wurde. Laut Gerichtsdokumenten, die Human Rights Watch vorlagen, erklärte ein saudi-arabisches Gericht, „das Ausmaß seiner Taten wurde noch durch die Tatsache verstärkt, dass sie auf einer globalen Medienplattform geschahen, was strenge Bestrafung erfordert“. Laut Human Rights Watch hatten die beiden von dem Gericht zitierten Twitter-Accounts Ghamdis zusammen genommen zehn Follower. Andere saudi-arabische Bürger erhielten für ihre Twitter-Aktivität jahrzehntelange Gefängnisstrafen.Dass die saudischen Behörden globale Medienplattformen wie Twitter, jetzt X, genau beobachten, könnte erklären, warum die Regierung so viel Geld in die Aufpolierung des Regierungsimages in den sozialen Medien investierte.Anfang Februar schloss Edelman einen Dreijahresvertrag zur Verbesserung der „Social-Media-Präsenz“ der Führungskräfte von Neom ab, einer futuristischen Stadt, die eine persönliche Priorität von Prinz Mohammed ist und dem staatlichen Vermögensfonds des Landes gehört, den der Kronprinz kontrolliert. Weiterhin unterzeichnete Edelman einen separaten Vertrag, um an einigen der anderen Soziale-Medien-Accounts von Neom zu arbeiten. Diese Projekte kamen zur harten Soziale-Medien-Arbeit hinzu, die Edelman für die Regierung der Emirate im Vorlauf zum UN-Klimagipfel Ende November leistete.„Es geht um Soft Power“, erklärte Richard Edelman der Publikation PRWeek über die Arbeit seiner Firma mit dem Ziel, den Ruf der saudi-arabischen Regierung in den USA zu verbessern. „Es geht darum, der Welt die Kultur Saudi-Arabiens zu präsentieren, und die Menschen in Saudi-Arabien mit westlicher Kultur bekannt zu machen.“Benjamin Freeman vom Quincy Institute for Responsible Statecraft erklärte: „Die amerikanische Bevölkerung soll Saudi-Arabien nicht mit dem Anschlag von 9/11 verbinden oder mit dem brutalen Mord an dem saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi. Stattdessen wollen sie, dass wir an Golf denken. Sie wollen, dass wir an die Kunstwelt denken. Sie wollen, dass wir an Hollywood denken.“ Weiter sagte er: „Alles, was sie tun können, um die Jalousien vor unseren Augen herunter zu ziehen, werden sie tun. Und Leuten wie Edelman, solchen PR-Leuten, fehlt es nicht an Ideen, wie sich das genau bewerkstelligen lässt.“
×
Artikel verschenken
Mit einem Digital-Abo des Freitag können Sie pro Monat fünf Artikel verschenken.
Die Texte sind für die Beschenkten kostenlos.
Mehr Infos erhalten Sie
hier.
Aktuell sind Sie nicht eingeloggt.
Wenn Sie diesen Artikel verschenken wollen, müssen Sie sich entweder einloggen oder ein Digital-Abo abschließen.