Die AfD kam aus dem Nichts - und stand am Wahlsonntag auf einmal voll im Mittelpunkt. Berechnungen der Wählerwanderung zeigen, dass ihre Anhänger offenbar aus den verschiedensten politischen Lagern kommen, von der Linken bis zur FDP. Die Parteispitze strahlte - obwohl sich im Laufe des Abends die Zeichen verdichteten, dass man es wohl nicht über die 5%-Hürde schaffen würde - Zuversicht und Zufriedenheit aus.
Jedoch begann es schon im Verlauf des Abends in der Community, besonders auf der Facebookseite der AfD, zu brodeln. Hier und dort wurden Andeutungen über möglichen Wahlbetrug gemacht. Daneben Anschuldigungen gegen die Medien: Die Partei sei systematisch ignoriert worden, ihr Programm absichtlich außen vor geblieben. Lange Verteidigungsreden gegen die Verortung der Partei in der rechten Ecke, Schmähschriften gegen Wähler der anderen Parteien. Zwischenrufe von Parteioffiziellen, man möge doch bitte das Wahlergebnis als Erfolg verbuchen, verhallen.
Gewiss, Polemik und Wahlkampf, das passt zusammen. Ebenso gewiss, man ist von der eigenen Meinung überzeugt; man möchte auch die Anderen gerne überzeugen. Vielleicht, dachte ich mir, sind am Wahlabend die Emotionen noch zu stark, um da eine Tendenz zu sehen.
Nun, einen Tag nach der Wahl, schaue ich noch einmal in die verschiedenen Communitys hinein. CDU: Eitel Sonnenschein. War kaum anders zu erwarten. SPD: Leicht zwiespältige Stimmung, Koalitionsrechnungen, Danksagungen an die Wähler. FDP: Überraschend wenig Wehmut, dafür viele Hauruck-Kommentare. Grüne: Kontemplative Selbstanalyse, gedrückte Stimmung. AfD: Verschwörungstheorien zum angeblichen Wahlbetrug. Hä? Immer noch?
Es bleibt der Eindruck, dass die Anhängerschaft der AfD gerade in der Netzgemeinde eine große Anzahl an Personen beinhaltet, die anscheinend kaum einen Wert auf argumentative und kritische Auseinandersetzung legen. Stattdessen verlegt man sich offenbar darauf, sklavisch-dogmatisch die eigene Meinung daherzubeten und die Realität auszublenden.
Ich bin selbst weder Anhänger der Thesen der AfD, noch habe ich sie gewählt. Ich habe allerdings mit einigen AfD-Wählern - vor der Wahl - sehr ernsthaft und in beiderseitigem Respekt diskutiert. Obwohl ich am Ende nicht überzeugt war, respektiere ich deren Meinung und bin bereit, zumindest einige der vorgebrachten Argumente durchaus ernstzunehmen. Warum also diese auch hier in der FC und in so gut wie sämtlichen Online-Medien (SPON, YouTube-Videos zu Wahl, etc. pp.) beobachtete Diskussionsverweigerung in Teilen der AfD-Wählerschaft? Ist man sich dort seiner Argumente so unsicher, dass man sofort in die Defensive geht, anstatt in einen sachlichen Diskurs einzutreten?
Natürlich wird auch von der anderen Seite mit Dreck geworfen, so ist das in der Politik. Man kann auch argumentieren, dass der betrachtete Ausschnitt der AfD-Wählerschaft nicht repräsentativ sei. Dennoch stößt es mir sauer auf, wenn manche Unterstützer dieser Partei so bereitwillig die Demokratie in Frage stellen, weil das Ergebnis nicht in ihre "gefühlte Wirklichkeit" passt.
Grundsätzlich ist Konsensfähigkeit und Diskussionsbereitschaft jenseits einer rein ideologischen Ebene die Voraussetzung für eine demokratische Partei. Was aus der AfD wird, wird man sehen. Dass es sie gibt, macht mir keine Sorgen - die Ansichten einiger ihrer Mitglieder allerdings schon.
Nachtrag, 24.09.: Die Wahlbetrugs-Diskussion ist nach wie vor in vollem Gange. Hätte nicht gedacht, das sich das so lange hält. Siehe z.B. http://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/415714/afd-sympathisanten-vermuten-wahlbetrug-1 oder http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/09/24/bundeswahlleiter-es-wird-keine-wahlanfechtung-geben/.
2. Nachtrag, immer noch 24.09.: Jetzt gibt es schon die ersten Forderungen nach Neuwahlen. Man kann nur noch den Kopf schütteln. https://www.openpetition.de/petition/online/wir-fordern-neuwahlen-fuer-bundestagswahlen-2013
3. Nachtrag, 27.09.: In der "Zeit" werden ein paar der Wahlbetrug-Spekulationen aufgeklärt: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-09/pannen-bundestagswahl-briefwahl
Disclaimer: Ich bin weder Wähler der AfD noch Mitglied irgendeiner Partei. Ebenso liegt es mir fern, Wähler der AfD zu diskreditieren, sofern sie sich einer sachlichen und kritischen Diskussion nicht verweigern. Die erwähnten Diskussionsbeiträge der unterschiedlichen Parteianhänger sind z.B. auf den Facebookseiten der genannten Parteien öffentlich zu sehen. Auf explizite Beispiele und Namecalling verzichte ich, weil es der Diskussion mehr schadet als nutzt. Die beschriebenen Tendenzen stellen meinen subjektiven Eindruck dar und sollen nicht als ultimative Wahrheit, sondern als Anregung zur Diskussion verstanden verden.
Kommentare 12
"Logotechnisch betrachtet haben die ALLEfD was mit den Augen..."
http://afd-thueringen.de/wp-content/uploads/2013/05/logo-afd-small.png
Wäre nur noch mit Hellgrün auf Gelb zu toppen.
Ja die Einschätzung teile ich auch. Die AfD erscheint mir aber gefährlicher - sie könnte Rechtspopulisten in Deutschland wieder eine Bühne bieten, getarnt als legitime Partei.
Und diese Verschwörungstheorie - naja. Mit den Schreien möchten sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Genau wie bei der Wahlkampfveranstaltung, als die Leute auf die Bühne gestürmt sind. Pressemitteilung der AfD: Angriff einer Gruppe von Linksextremisten mit Messern und Pfefferspray auf Bernd Lucke! Was war es in Wirklichkeit? Zwei Männer, die ihn geschubst haben und ans Mikro wollten. Das beweist auch ein Video, aber die Medien haben das anscheinend nicht mitbekommen. Nachzulesen u.A. hier:
http://www.bildblog.de/51716/vermummte-propaganda/
Ja, das sehe ich auch so, dass die Medien die AfD eher gestützt haben. Das fing mit der Berichterstattung von Herrn Lachmann in der WELT an, in der bereits positiv über die Wahlalternative 2013 berichtet wurde, als diese aus nicht mehr als einer Facebookseite bestand. Vor einem Jahr waren aber schon die Aussagen von Bernd Lucke (Hamburger Appell 2005), Konrad Adam ("Wer soll wählen?", "Warum soll ich für sie zahlen?", "Bildung lässt sich umverteilen") und Alexander Gauland (Eisen-und-Blut-Zitat Bismarcks) bekannt, also massive Angriffe auf den demokratischen Sozialstaat durch die drei Gründer der AfD. Dennoch blieb es Blogger*innen überlassen, diese Zitate bekannt zu machen, die Mainstream-Medien haben eine Konfrontation der Parteigründer mit ihren krassen Aussagen vermieden. Stattdessen gab es unfassbare Zeitungsenten über angebliche versuchte Brandstiftungen und Messerattacken, die dazu führten, dass die demokratischen Kritiker*innen der AfD sich plötzlich als undemokratische Schreibtischtäter*innen in Online-Prangern wiederfanden. Wie konnte die AfD 4,7% erreichen?
Lieber Trias,
.. Sie glauben noch an die alten (Links-)Parteien .. Warum? Links, rechts - das sind kindische Formen und Erfindungen jener Alten, die eine Menschen-Masse bloß kontrollieren wollen/können .. Wortschöpfungen solcher Sekten schaffen Möglichkeiten bei den Leuten, mit kainitischen Methoden (womöglich bessere) Argumente zu isolieren .. nur keine Freiheit .. das hieße Selbstverantwortung .. lieber sich gängeln lassen .. die alten Parteien in Europa sind mir verhaßt, weil Sie alle allein heute auf Posten, Geld und Machterhalt aus sind. Zweifeln Sie daran? Europa ist ein politischer Misthaufen, bitte verzeihen Sie, und eine "Schluckimpfung" könnte diese "Kinderlähmung" kurieren ..;-)
Die AfD .. nun, besser, diese wären in den Dung des Deutschen Bundestages gekommen und hätten die Lahmen mit jenem "Virus" geimpft ..;-) .. dem bewußtseinserweiterndem Erreger "maladie française" (noch aus der FR herrührend;-)) .. vielleicht höbe sich Geniales aus der zur Mittelmäßigkeit verdammten Politik besonders der Deutschen aus dem Kreis der Ahnungslosen .. vielleicht ..;-)))
Amüsant zu lesen .. ;-) .. Sie machen weiter so ..;-)
AD
Bitte verzeihen Sie .. ".. Die AfD .. nun, besser, diese wäre in den Dung des Deutschen Bundestages gekommen und hätte die Lahmen mit jenem "Virus" geimpft ..;-) .." sollte da stehen ..;-)
Wo lesen Sie meinen "Glauben an die alten (links-)Parteien" heraus? Ich bin im Gegenteil jederzeit dafür, dass neue Bewegungen die starre Parteienlandschaft in Deutschland dazu zwingen, sich zu bewegen. Dafür muss ich aber nicht jeder dieser Bewegungen zustimmen.
Darum geht es aber hier auch gar nicht. Ebensowenig wie die Positionen der betreffenden Parteien; ich habe mich in diesem Beitrag bemüht, diesbezüglich möglichst neutral zu bleiben. Worum es mir eigentlich geht:
Viele Wähler in Deutschland wählen relativ unreflektiert, klar. Das muss eine Demokratie abkönnen. Ich finde das schlimm, weil es dazu führt, dass mit Populismus eher Wahlen gewonnen werden als mit Inhalten. Das ist, mit Verlaub, auch nichts neues.
Was mir aber eben besonders (subjektiv!) während dieser Wahl aufgefallen ist, ist die missionierend, geradezu religiös verzückte Haltung speziell in der AfD-Wählerschaft. Nennen Sie es einen historischen Reflex - mir macht das Sorgen.
Im übrigen illustrieren Sie - Verzeihung - genau diese Haltung sehr gut: Anstatt auf den Beitrag einzugehen, verteidigen Sie reflexhaft die Stellung "ihrer" Partei (um die es gar nicht geht) und beschwören eine wenn nicht paranoide, so doch stark überspitzte Vision des herrschenden Systems.
Das System hat Missstände, mit Sicherheit - Korruption, Machterhalt als Maxime, alles soweit verständlich - aber hören Sie mal: Gesellschaft beruht auf Konsens. Mit einer Einstellung, wie Sie sie an den Tag legen, kann man höchstens revoltieren oder untergehen, aber nicht politisch mitbestimmen.
Deswegen habe ich die Aussage auch einfach so stehen lassen - sie ist eine Wiedergabe des O-Tons einiger Kommentare in der betreffenden Community. Für oder wider die Unterrepräsentation der AfD möchte ich nichts sagen, weil ich das im Verlauf der letzten Monate gar nicht so genau verfolgt habe.
Abgesehen davon: Für kleinere Parteien ist es natürlich immer etwas schwerer, ein Forum zu finden, wo sie ihre Thesen einer breiten Öffentlichkeit präsentieren kann. Ein schönes Beispiel sind die Piraten im Zusammehang mit der NSA-Affäre. Sie mussten sich vorwerfen lassen, zu der Debatte wenig beigetragen zu haben und sagen selber, dass man sie schlicht und einfach nicht wahrgenommen habe. Ob das nun wiederum so ist (auch eine Frage der gefühlten Wirklichkeit), darf auch jeder selbst entscheiden, dazu möchte ich hier keine Nebendebatte aufmachen.
Einen hab' ich aber noch dazu: http://blog.magitek.de/polit-talkshows-von-ard-und-zdf-objektiv-und-unparteilich-war-gestern/
Mein Lieber,
.. völlig im Dunkeln sind Sie über mich .. und auch mit Ihrem eigenen Text .. das ist das Problem mit den Worten .. Ihr Kopf-Training .. ist Ihre Sache .. und, mein "Guter Mann", mit Fachausdrücken sollten Sie bitte etwas "respektvoller";-) umgehen. Ich habe hier beim Freitag neulich deutlich gemacht, daß ich keiner deutschen Partei nahestehe, klar? Aber eine neue Partei mit EU-kritischer Einstellung wäre in Berlin eine wichtige Gegenmeinung zum sehr gefährlichen Kurs der EU-Politiker, welchen es in erster Linie um Amt und Brot geht, um ihren unverschämten Lebensanspruch zu stillen. .. lieber Trias ..
Halte von ihm mehr: http://www.zeit.de/2013/39/beppe-grillo-italien-fuenf-sterne
.. als von dem: http://polpix.sueddeutsche.com/bild/1.1769513.1379050114/860x860/peer-steinbrueck-stinkefinger.jpg
.. sorge mich mehr über die alten Parteien in Deutschland, die alles mitmachen, was die(ihre) Macht stärkt ..
http://www.youtube.com/watch?v=b692mtsIBQc&feature=c4-overview-vl&list=PLPY93jZMySl1V7mzJDO0cADb4Lxs6HlGR
Gute Nacht
AD
Jana .. ich mag Binyamin .. ab und zu kann er auch Kritik einstecken ..;-)
Fußball mag ich nicht so .. aber Sie offenbar schon .. viel Spaß ..
AD
.. suchen Sie einen Seelen-Arzt ..
Nun, ich kann ja nur aufgrund Ihrer Kommentare Schlüsse ziehen, da müssen Sie mir schon verzeihen, wenn ich Sie eventuell verkenne. ;-)
Glauben Sie denn, die AfD wäre in Bezug auf Machthunger und Geldgier um irgendetwas besser als die anderen Parteien? Gerade diese haben doch in der Parteiführung haupsächlich Wirtschaftswissenschaftler, also geradezu das Paradebeispiel für die Fusion von Geld mit Macht!
Douglas Adams: "Wer kann denn regieren, wenn jeder, der es will, um alles in der Welt daran gehindert werden muss?"
Gerade, wenn man dem herrschenden System kritisch gegenübersteht, müssten doch eigentlich bei derart sklavischer Parteiergebenheit und Unfähigkeit zu Kritik und Diskussion, wie ich sie in meinem Beitrag angesprochen habe, die Alarmglocken klingeln!
Nehmen Sie nicht übel. Schauen Sie 'mal, wo der dreckige Global-Nazi sitzt: .. rechts (aus der Zuschauersicht) .. https://www.youtube.com/watch?v=bG8C1IhiFCk
Der CDU-Fuzzi ist derselbe Abschaum wie damals in Germany das SA-Prügelkommando.. das miese, arrogante Potential dieses Fuzzi' zeigt, was Deutschland momentan politisch zu bieten hat .. freches Reden - ungebührliche, hohle Reden .. hören Sie diesen Rattenfänger 'mal genau an .. hohl .. hohl .. hohl ..
Herr Lucke ist dagegen wie ein Evangelist .. finden Sie nicht? Brinkhaus ist ein wortemachender Lump ..
Gute Nacht
AD
Hoffen mit Deutschland, keine Chance für die Bösen ..