Lea Ypi: Was ich von einer tschechoslowakischen Puppe über das Glück lernte

Philosophie Was einen Menschen glücklich macht? Die Politologin Lea Ypi erinnert sich an ihre Kindheit in Albanien, was diese sie über Sehnsüchte gelehrt hat – und warum ihr vor T-Shirts mit Smileys bis heute graut
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2023
Das Glück der Teletubbies war den albanischen Kommunisten noch nicht bekannt
Das Glück der Teletubbies war den albanischen Kommunisten noch nicht bekannt

Foto: Panos Pictures/Visum

Als ich ein Kind im kommunistischen Albanien war, trug das Glück den Namen Aniushka. Aniushka war eine große tschechoslowakische Puppe, die meinen Nachbarn gehörte. Sie waren Parteimitglieder, die einmal nach Prag reisen durften und Aniushka mitbrachten, auf dass sie ihr Schlafzimmer schmücke. Es gab diese Puppe in keinem albanischen Geschäft zu kaufen.

Aniushka verlieh dem kommunistischen Mobiliar eine habsburgische Note

Aniushka hatte dichtes, schwarzes Haar, das zu einem Dutt hochgesteckt war, und trug ein prächtiges orangefarbenes Satinkleid, das mit Spitze verziert war. Ihre Lippen waren leuchtend rot, sie hatte tiefblaue Augen und lange dunkle Wimpern, die ihr einen verträumten Ausdruck verliehen. Sie saß majestätisch auf dem Bett, wobei ihr