Sylvie Schenks „Maman“: Das schöne Lied von der traurigen Frau

Herkunft Der Versuch zu verstehen, woher man kommt – davon erzählt Sylvie Schenks „Maman“. Ein Buch, das in Erzählung und Handlung den Romanen von Annie Erneaux ähnelt, und doch in seiner Freiheit einzigartig ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 30/2023
Bruchstückhafte Erinnerungen setzen sich in Sylvie Schenks „Maman“ zu dem Bild eines vergangenen Frankreichs zusammen
Bruchstückhafte Erinnerungen setzen sich in Sylvie Schenks „Maman“ zu dem Bild eines vergangenen Frankreichs zusammen

Foto: AFP/Getty Images

Der jüngste Roman der 1944 in Chambéry geborenen französisch-deutschen Autorin Sylvie Schenk trägt den Titel Maman. Es ist ihr elfter. Schenks Erzählverfahren funktioniert ähnlich wie bei den Romanen von Annie Ernaux. Das individuelle Erleben der Erzählerin und die Historizität und Soziologie dieses Erlebens werden gleichermaßen in den Blick genommen. Doch Schenk nimmt sich anders als Ernaux von vornherein im Erzählen der Geschichte dieser Mutter weit mehr Freiheit, die Lücken und Bruchstellen in der Biografie der Renée Gagnieux zu imaginieren. Die Erzählstimme reflektiert genau dieses Verfahren, indem Erinnertes und Verbürgtes des Lebens der Mutter mit der Imagination der Tochter verbunden werden.

Sylvie Schenks Erzä