Toni Negri: Ein Kommunist, der die Welt verstehen wollte, um sie zu verändern

Nachruf Der italienische Philosoph und Aktivist Antonio Negri ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Sein Weggefährte Sandro Mezzadra beschreibt die Besonderheit seines Denkens: Er suchte die Erkenntnis in den ungeheizten Räumen sozialer Bewegung
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Antonio Negri (1933–2023)
Antonio Negri (1933–2023)

Foto: Vittorio La Verde/Avalon/picture alliance/Photoshot

Es fällt schwer, am Tag seines Tods über Toni Negri zu schreiben. Zumindest mir fällt es schwer. Zu viele Bilder drängen sich in mein Gedächtnis: die gemeinsamen Urlaube, die Reisen nach Lateinamerika, die endlosen Begegnungen und Diskussionen, aber auch die ersten Versuche, seine Bücher zu lesen, natürlich Il dominio e il sabotaggio, und dann Dall'operaio massa all'operaio sociale, kurz nach dem 7. April 1979.

Und ich erinnere mich gut an diesen Tag, als ich auf dem Heimweg von der Schule im Fernsehen erfuhr, dass der Anführer der Roten Brigaden festgenommen worden war. Der Staatsanwalt Pietro Calogero beschuldigte Toni des Terrorismus und warf ihm vor, hinter der Entführung und Ermordung von Aldo Moro zu stehen, Vorsitzender der Partei Democraz