Wer ist Monika Gruber? Eine Witzeerzählerin aus Erding mag die Grünen nicht
Porträt Monika Gruber ist Kabarettistin und hat in ihrer bayerischen Heimat 13.000 Menschen zu einer Kundgebung „gegen die Heizungsideologie“ versammelt. Was weiß die Satire-Szene Münchens von ihr zu berichten?
Sie trennte sich im Unguten vom Bayerischen Rundfunk, mit dem ZDF war es ähnlich – „Zeitgeistnutten“ rief sie den Kollegen hinterher
Foto: Jens Niering/dpa
Die Moni, sagt der Kabarettist Christian Springer, sei so eine: Wenn ein längerer Dreh gewesen sei, habe sie einen Kofferraum voller Prosecco dabeigehabt. Für das ganze Team. Da sei sie großzügig gewesen: Geschenke für alle habe es immer gegeben.
Das ist das einzig Gute, was er über die Kabarettistin Monika Gruber, 51, sagt – gerade jetzt, nach der von ihr initiierten Demo „gegen Heizungsideologie“ in ihrer Heimat Erding, 40 Kilometer vor den Toren Münchens. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wurde ausgepfiffen, sein Koalitionspartner Hubert Aiwanger von den Freien Wählern („Ihr habt’s wohl den Arsch offen da oben!“) gefeiert. Hass auf das Heizungsgesetz, das die Koalition in Berlin nun auf den Weg gebra
n Wählern („Ihr habt’s wohl den Arsch offen da oben!“) gefeiert. Hass auf das Heizungsgesetz, das die Koalition in Berlin nun auf den Weg gebracht hat, aber auch aufs Gendern, auf ominöse „Fleischverbote“, auf die Ampel-Regierung und alles Grüne, das war es, was die 13.000 Menschen auf dem Volksfestplatz einte. Eher undifferenziert.Bruno Jonas will differenzierenGrubers Fürsprecher hingegen mahnen sehr zum Differenzieren: Die Kabarettistin Gruber müssen man getrennt sehen von der Bürgerin, die da privat geredet habe. Applaus von der falschen Seite? Gibt’s nicht, sagen Bruno Jonas und Helmut Schleich. Letzterer hat die Laudatio auf Gruber gehalten, als sie im Januar den Valentin-Orden verliehen bekam, wie zuvor schon der der Homophobie und Frauenfeindlichkeit geziehene Volksmusiker Andreas Gabalier. „Nicht glücklich“ sei sie damit, sagt die Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums in München und möchte das gerne getrennt sehen: Der Orden werde nicht vom Musäum vergeben.Überhaupt, München. Dort gibt es eine über Jahrzehnte gewachsene Großfamilie der komischen Bühnenunterhaltung, und wie es so ist in Familien: Nicht alle sind, trotz gleicher Herkunft, gut auf alle zu sprechen. Aber die „Gruberin“? Die hat nicht so recht dazugehört. „Ich hab sie nur ein Mal veranstaltet“, sagt Till Hofmann, der mit dem Lustspielhaus, Eulenspiegel Concerts und, bis unlängst, der Lach- und Schießgesellschaft einen beträchtlichen Teil der Münchner Kabarett- und Musikszene produziert. Die Gruber nicht. Die ließ sich von einem Agenten aus der Volksmusik managen, der für sie Mehrzweck- und Auktionshallen buchte, ihre Touren wirtschaftlich organisierte wie Rockkonzerte – und auch so erfolgreich.Paulaner und Red BullWirtschaftlicher Erfolg kam für Gruber, als die Schauspielerin und „Witzeerzählerin“, wie ein Journalistenkollege sie nennt, anfing, dem Volk „aufs Maul zu schauen“ und ihrerseits die „Kettensägen-Goschen“ (Gruber über Gruber) auf volkstümliche Weise aufzureißen. Schnell ging es nach oben. Erst fand sie sich an der Seite des Chefs der Paulaner-Brauerei wieder, dann an der eines Red-Bull-Managers. Shows und Auftritte bei Servus TV, das zu dem österreichischen Brausekonzern gehört, folgten. Geistige Nähe zu FPÖ und Sebastian Kurz attestiert ihr Christian Springer.Sie wollte halt beides haben, heißt es aus Kollegenkreisen: ihr 6,3-Millionen-Euro-Haus in Erding, aber auch unerkannt in Jogginghosen mit der Bäckerin plaudern. Das Haus ließ sie vor Jahresfrist zum Verkauf annoncieren, zog das Maklerexposé aber zurück, blies den geplanten Umzug in die Schweiz ab. Sie wurde im Erdinger Umland geboren und hat 2014 das Buch Man muss das Kind im Dorf lassen. Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land veröffentlicht. In ihrer Heimat hat sie offenbar viele Freunde und Nachbarn – die Demo initiierte sie zusammen mit einem Optiker aus Erding.Eine vierte Satirepartei für Bayern?Außerhalb Erdings aber wird es dünn. Viel verloren habe sie, erzählen Menschen, die sie kennen: Ihr Manager starb 2019, Autoren trennten sich von ihr, dann verabschiedete sie sich im Unguten vom Bayerischen Rundfunk, fand bald auch in der heute show und der Anstalt im ZDF nicht mehr statt. Gruber trat nach, beschimpfte das Anstalt-Team als „Zeitgeistnutten“. Es hatte sie um das Jahr 2015 herum eingeladen, beanstandete dann aber eine „diffuse Angst vor muslimischen Männern“ in ihrem Text. Statt ihn umzuschreiben, zog Gruber den Text zurück.„Den Weg zurück ins Kleine gibt es nicht mehr“ für sie, sagt einer ihrer Autoren. Für besonders politisch halten sie die wenigsten, und wenn Christian Springers Vermutung zutrifft, war ihr politischer Weg in Erding auch schon wieder zu Ende. Ob Bayern neben der CSU, den Freien Wählern und der SPD noch eine vierte Satirepartei bräuchte, ist ohnehin fraglich.Prosecco auf der TheresienwieseAndere sehen dagegen den Anfang von etwas Großem, finden es super und demokratisch, dass die „Privatperson Gruber“ sich politisch engagiert. „Nicht als Kabarettistin“, wird insistiert. Meint sie es dann also ernst, wenn sie sagt, dass niemand eine Wärmepumpe will, „die der Staat auf Knopfdruck bei Bedarf abschalten kann“?Und nun? Kommt die angekündigte Großdemo auf der Münchner Theresienwiese? Monika Gruber möchte sich derzeit nicht äußern. Beim Clash zwischen dem Paralleluniversum Erding und der Münchner Zivilgesellschaft würde womöglich selbst ein Kofferraum voller Prosecco wenig helfen.Placeholder authorbio-1