Massenvergewaltigungen von israelischen Frauen durch die Hamas: Das große Schweigen
Terror Die Hamas verübt systematische Gewalt an den israelischen Geiseln – und wird trotz zahlreicher erdrückender Beweise kleingeredet und geleugnet. Wieso?
Angehörige und Freunde der von der Hamas Verschleppten an der Grenze Israels zu Gaza, Januar 2024
Foto: Jack Guez/AFP/Getty Images
Es war Samstag, der 7. Oktober, am frühen Nachmittag, als ich Naama Levy zum ersten Mal sah. Ein Hamas-Terrorist zerrte sie an ihren blutverklebten Haaren aus dem Kofferraum eines Jeeps. Das Maschinengewehr in der einen, Naama in der anderen Hand. Er brüllte „Allahu Akbar“, das Gewehr in die Höhe streckend. Naama Levy, die, wie ich später erfahren würde, gerade einmal 19 Jahre alt ist, schaute angsterfüllt, verwirrt um sich. Sie war barfuß. Ihre Knöchel seltsam eingeknickt, so als seien sie gebrochen.
An ihrem Kopf prangte eine klaffende Wunde. Sie trug ein schwarzes T-Shirt und eine hellgraue Jogginghose. In ihrem Schritt war die Hose blutgetränkt. Der Terrorist zerrte sie an den Haaren unter den Jubelrufen der Zuschauenden um den Je
um den Jeep herum. Ein junger Mann mit Rucksack und T-Shirt filmte die Szene mit seinem Handy. Ganz Israel sah zu. Ganz Israel wusste, was das viele Blut im Schritt der Jogginghose bedeutete. Und ganz Israel dachte, sie vergewaltigen uns vor den Augen der Welt.Die Welt aber schaute wegStell dir vor, du wirst vergewaltigt und niemand glaubt dir. Das wäre erst einmal kein Einzelfall. Nur etwa ein Prozent der Frauen, die vergewaltigt wurden, erleben auch die Verurteilung des Täters. In Deutschland zeigen rund 85 Prozent der vergewaltigten Frauen das Verbrechen von vornherein nicht an, weil strukturelle und andere Hürden zu hoch sind. Was aber, wenn Dutzende Frauen gleichzeitig brutal vergewaltigt werden, wenn die Vergewaltiger ihre Taten mit Go-Pro-Kameras filmen, wenn blutende, schwer verletzte, ermordete Frauen durch die Straßen geschleift und vorgeführt werden wie Trophäen? Was, wenn Vergewaltigungen eindeutig als Kriegswaffe gegen ein Volk eingesetzt werden? Das würde dann niemand leugnen, oder?In einem Fernsehbeitrag des Auslandsjournal im ZDF wurden kürzlich Palästinenser in Ramallah zu den massenhaften Vergewaltigungen von jüdischen Frauen durch die Hamas und andere Terroristen, befragt. Die Antwort? Diese Vergewaltigungen hätte es nie gegeben. Das sei eine Erfindung der Israelis in den sozialen Medien. Um die Verleugnung der sexuellen Gewalt zu erleben, muss man aber bei Weitem nicht zu den Palästinensern schauen. Es reicht ein Blick in die Kommentarspalten von renommierten Medien, die zu dem Thema posten: Die systematische Vergewaltigung von jüdischen Frauen durch palästinensische Terroristen wird von vielen Seiten geleugnet, zum Teil sogar gefeiert, auch von denjenigen, die umfassenden Zugang zu allen Medien haben. Und wenn sie nicht geleugnet oder gefeiert wird, dann zumindest verschwiegen, bagatellisiert oder relativiert.Mehr als zwei Monate hat es gedauert, bis sich UN Women zu einer Erklärung zu den Sexualverbrechen am 7. Oktober durchringen konnte. Viele bekannte Feministinnen oder Frauenrechtlerinnen schweigen bis heute. Prominente wie Angelina Jolie oder Michelle Obama, sonst immer lautstark dort, wo Frauen Unrecht geschieht, sagen keinen Ton. Bekannte Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International wollen sich zu dem Thema nicht äußern.Zweifel in diesem Ausmaß nur in IsraelIn der deutschen Debatte ist den Jüdinnen immerhin die Solidarität von jesidischen Aktivist:innen und Exil-Iraner:innen gewiss, was vielleicht daran liegt, dass diese Gruppen besser als andere verstehen, welche Implikationen der religiöse Fanatismus vor allem für weibliche Leben hat. Auch viele Stimmen aus der Ukraine zeigen sich solidarisch, sexuelle Gewalt ist auch in diesem Konflikt allgegenwärtig. Geschlechtsspezifische Gewalt ist keine Seltenheit in Kriegen. Israelische Frauen sind nicht die ersten, die dieses Grauen erleben.Die massenhafte Vergewaltigung von Frauen ist keine einfache Nebenerscheinung von bewaffneten Konflikten, es ist eine im Voraus geplante, bewusste militärische Strategie. Die Verbrechen sollen innerhalb der Zivilbevölkerung für Angst und Schrecken sorgen, den Gegner demütigen, ja sogar den inneren sozialen Zusammenhalt der Gemeinschaft schwächen. Umso mehr dann, wenn Frauen aufgrund ihrer Ethnie nicht nur vergewaltigt oder ermordet werden, sondern wenn sie entführt und über lange Zeiträume weitervergewaltigt, als Sexsklavinnen benutzt werden. Das passiert in der Ukraine, im Sudan, im Kongo, in Nigeria, in so vielen bewaffneten Konflikten. Angezweifelt wird es aber in diesem Ausmaß nur in Israel.Als Ende Januar die UN-Sonderbeauftragte Pamila Pratten Israel besuchte und die Opfer der sexuellen Übergriffe vom 7. Oktober aufforderte, „ihr Schweigen zu brechen“, sorgte das in Israel für Wut. Internationale Medien, darunter die New York Times, die Washington Post und der Spiegel haben in den letzten Wochen anhand von zahlreichen Zeugenaussagen, Bild- und Videomaterial umfassend belegt, dass die sexuelle Gewalt und Verstümmelung am 7. Oktober systematisch war. Dazu gibt es unzählige Berichte bereits freigelassener Geiseln, die bezeugen, dass die Vergewaltigungen für die Frauen in Geiselhaft der Hamas weitergehen.Das große Schweigen beruht nicht auf einem Mangel an Beweisen. Es geht nicht darum, dass die Lage unübersichtlich ist, oder unklar, es geht darum, dass die Opfer Israelis sind. Und Israelis nimmt die Welt als Täter wahr. Umso mehr, als dass der jüdische Staat auf die Angriffe des 7. Oktobers und die anhaltende Geiselnahme mit einer Militäroperation reagiert, die in Gaza bereits jetzt mehr als 25.000 Tote forderte und alles in Schutt und Asche legt. Davon abgesehen geht es aber wahrscheinlich auch darum, dass die Opfer Jüdinnen sind. In Israel sitzt der Schock darüber tief. Die Verarbeitung in Zeiten, in denen der Krieg weitergeht, ist schwierig. Die langfristigen Implikationen für die Landespsyche noch nicht absehbar.„Me too unless you’re a Jew“Man versucht sich derweil auf konkrete, praktische Fragen zu konzentrieren. Auf die Frauen, denen noch geholfen werden kann. Aktuell wird diskutiert, was man mit den weiblichen Geiseln machen soll, die schwanger nach Israel zurückkehren. Berichte von befreiten Geiseln haben nicht nur die anhaltenden Vergewaltigungen von jüdischen Gefangenen bestätigt, sie bezeugen auch, dass bei einigen Frauen bereits die Periode ausgeblieben sei. Abtreibungen sind in Israel legal, in bestimmten Fällen auch noch nach der 24. Schwangerschaftswoche, sie müssen allerdings von einem Gremium genehmigt werden.Für zurückkehrende, potenziell schwangere israelische Geiseln soll diese Regelung vereinfacht werden. Nur müssten sie dafür erst einmal zurückkehren. Dass die Hamas die lebenden 14 jungen Frauen, die seit dem 7. Oktober in ihrer Gewalt sind, nicht zurückgeben will, läge auch, so die öffentliche Meinung in Israel, daran, dass sie deren Aussagen fürchten. Die meisten Frauen, die am 7. Oktober vergewaltigt wurden, wurden an Ort und Stelle ermordet. Manche laut Zeugenberichten sogar noch während der Sexualverbrechen.Für all das gibt es umfassende, voneinander unabhängige Beweise. Aber die Hamas leugnet die Vergewaltigungen bis heute. Und Millionen „normaler Bürger:innen“ mit ihnen. Die von der MeToo-Bewegung geprägte Forderung „Believe all women“ scheint für Israelinnen nicht zu gelten. Die Kampagnen „Me too unless you’re a Jew“, „Believe Israeli women“ und die Sisyphusarbeit Dutzender Influencer und Persönlichkeiten werden fast ausschließlich von jüdischen bzw. israelischen Frauen angeführt. Jüdische Frauen überall auf der Welt wissen, dass sie alle mit diesen Vergewaltigungen gemeint waren. Jüdische Frauen sind es, die nun auch noch den Krieg um die Wahrheit über diese Verbrechen führen müssen.
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