Liberalismus: Im Zweifel für die Idee der Freiheit
Philosophie Im Namen des Liberalismus wurden Fehler gemacht und auch Grausamkeiten begangen. Doch wer sich manche seiner Kritiker ansieht, muss auf seine Rekonstruktion hoffen. Eine Umschau
Seit dem Doppelschock von 2016 – Brexit, Trump – heißt es, der Liberalismus stecke in der Krise. Welcher Liberalismus? Sprechen wir hier von einer Reihe an Idealen? Oder von Institutionen wie der viel kritisierten „liberalen Weltordnung“? Oder nur von den jüngsten in einer Reihe westlicher Länder verfolgten politischen Strategien, die mit einer nachvollziehbar als Liberalismus bezeichneten politischen Philosophie womöglich wenig zu tun haben?
Ähnlich befragen können wir das Wort „Krise“. Verweisen die Autoren der „Liberalismuskrise“ auf einen Moment, in dem es – wie im griechischen Wortsinn – tatsächlich um Leben und Tod geht? Oder auf etwas viel Alltäglicheres wie das Scheitern einer politis
er politischen Strategie?Jüngste Bücher stecken dieses Spektrum ab. Der Politiktheoretiker Patrick J. Deneen von der University of Notre Dame begrüßt die Krise und hofft auf den Niedergang des Liberalismus. Er setzt auf eine neue „Elite“ – eine „Partei der Ordnung“ – statt der „Partei des Fortschritts“. Für den begabten Polemiker Samuel Moyn, Professor in Yale, ist der Liberalismus ideell und praktisch vom Weg abgekommen. Nun erhalte nicht nur der Triumphalismus der 1990er Jahre seine populistische Quittung; die Liberalen hätten ihre Ideale bereits in den Anfangsjahren des Kalten Krieges zu verraten begonnen. Ein heutiger, zuversichtlicher Liberalismus erfordere eine grundlegende Neufokussierung des Ziels eines Lebens in freier Selbsterschaffung.Die deutsche Philosophin Elif Özmen ist optimistischer. Der Liberalismus sei während des 19. und 20. Jahrhunderts in sich schlüssig gewesen. Blinde Flecken könnten durch Rückgriff auf Ressourcen aus dem Innen der liberalen Tradition behoben werden. Die Liberalen dürften die Allgemeingültigkeit ihrer Ideale nicht aufgeben; sie sollten dem „Trio liberale“ aus Individualismus, Freiheit und Gleichheit neue Geltung verschaffen. Letzteres scheint besonders relevant für jüngere, linke Kritiker zu sein, für die der Liberalismus bloß ein untoter politischer Zentrismus ist – und durch seine früheren Beziehungen zum Kapitalismus und Kolonialismus kompromittiert.Deneen wurde 2018 schlagartig prominent mit dem Traktat Why Liberalism Failed. Dieses von Barack Obama empfohlene Buch zählt zu denen, die mehr zitiert als gelesen werden. Nach dem Trump-Schock war es – neben persönlicheren Schilderungen wie der Hillbilly-Elegie von J. D. Vance – das perfekte Requisit liberaler Zerknirschung.Das Buch von Vance wurde ein Handbuch für „Trump-Safaris“, bei denen sich Liberale zu angeblichen „Somewheres“ ins Hinterland aufmachten, die den kosmopolitischen „Anywheres“ so tief entfremdet seien. Diese vom britischen Journalisten David Goodhart geprägte oberflächliche Gegenüberstellung wurde von Liberalen begeistert aufgegriffen, die versuchten, die angebliche „Ära des Populismus“ zu verstehen.Deneens Buch dagegen illustriert eher das antiliberale Denken. Seine gewagteste, aber völlig implausible Behauptung: Praktisch jedes heutige Problem lasse sich nicht etwa auf ein Scheitern des Liberalismus zurückführen – sondern vielmehr auf dessen Triumph. Laut Deneen ist nämlich der Liberalismus mit seinem verderblichen Individualismus – unvereinbar mit stabilen Gemeinschaften, echter Moral und auch mit Umweltschutz – ein Band, das widerstreitende Gruppierungen eint. Amerikas Demokraten und Republikaner seien lediglich die progressiven beziehungsweise marktverrückten Flügel des Liberalismus, der mit John Locke begonnen habe.Zunächst konnte Deneen da nur den Rückzug in kleine antiliberale Gemeinschaften empfehlen. Ein halbes Jahrzehnt später hat sich sein Rezept geändert. Er hat jetzt Mut für eine große antiliberale Revolte. Das Regime von Viktor Orbán – mit seiner natalistischen Politik und seinem öffentlichen Christentum – ist dabei Vorbild. Deneen und andere „Integralisten“ wollen anscheinend sogar die Frage wieder aufgreifen, ob Staat und Kirche überhaupt getrennt sein sollten.Aristopopulistisches Regime?In seinem aktuellen Buch Regime Change. Toward a Postliberal Future wiederholt Deneen sein Zerrbild vom allmächtigen Liberalismus. Dieser lasse die Städte verkommen, während die ländlichen Gebiete „Tode aus Verzweiflung“ erlitten. Neu ist an diesem Buch womöglich, dass sich nominell Linke und Rechte jetzt auch auf einen „woken Kapitalismus“ geeinigt hätten, in dem ruchlose Manager und Technokraten mittels Identitätspolitik die Unterschicht kontrollierten. Das liberale Regime sei einerseits „erschöpft“, stelle andererseits aber weiterhin Ansprüche an seine Bürger, die im Namen der Befreiung den letzten Rest sozialer Stabilität zerstörten. Ohne lästige Komplexität erklärt Deneen, dass alle politischen Gemeinwesen immer in die Wenigen und die Vielen unterteilt seien und blieben. Letztere zögen dabei Zufriedenheit aus „Stabilität“ und „Kontinuität“ – was er völlig freihändig zu ihrem Instinkt erklärt.Wie ein guter Leninist glaubt Deneen freilich nicht, die „ungewaschenen Massen“ seien allein zum „friedlichen, aber kraftvollen Sturz“ des korrupten liberalen Regimes fähig. Sie bräuchten jene neue Elite, um sich den Weg zu einem echten Konservatismus – im Gegensatz zum unechten Konservatismus der Geldgeber der Republikanischen Partei – zu bahnen.Laut Deneen legt die Ideengeschichte zwei Möglichkeiten nahe, wie die Wenigen und die Vielen miteinander interagieren können. Einerseits zeige Machiavelli, dass sie einander unter Kontrolle halten können, was eine freie Lebensweise ermögliche, weil keine Seite dauerhaft überwiege. Andererseits lege Aristoteles nahe, dass ein politisches Gemeinwesen statt eines Gleichgewichts der Kräfte eine „gemischte Verfassung“ und eine Form des „Verschnitts“ benötige: so etwas wie eine große, aus der Vermischung von Elite und Plebs rührende „Mittelschicht“ – wie in der guten alten Zeit, als die Chefs ihre Sekretärinnen heirateten? Im Idealfall verfolgte das Gemeinwesen als Ganzes dann eine Vision eines „auf das Gemeinwohl ausgerichteten Konservatismus“. Das propagiert etwa der Professor für Rechtswissenschaft Adrian Vermeule aus Harvard, ein differenzierterer Befürworter des neuen Antiliberalismus, wenn auch mit ähnlicher Begeisterung für Orbán.Auch Deenen optiert für den „Verschnitt“ und verwendet dann viele Seiten darauf, zu erklären, warum die Massen zu ihrem Schutz vor den Progressiven und ihren eigenen schlimmsten Instinkten eine „gleichgerichtete“ Elite brauchen. Er kontrastiert dieses Szenario mit der aktuellen Situation, in der die Wenigen und die Vielen im jeweils anderen das Schlechteste zum Vorschein brächten. Während die Botox-geglätteten „Anywheres“ von ihren Sitzen in der Business Class auf die ungewaschenen Massen herabschauen, erscheinen Letztere – für Deneen „das Volk“ – seltsam passiv.Selten sprach jemand so herablassend über die „gewöhnlichen Leute“, deren „Anstandsformen“ er angeblich schätzt. Bei Deneen schaffen es die „Kontinuität“ schätzenden und in organischen Gemeinschaften lebenden alltäglichen Leute nicht einmal, ihre eigenen Traditionen weiterzugeben. Sie brauchen hierfür eine „Elite“ als „Verteidiger der kulturellen Traditionen, die weitgehend eine Entwicklung von unten ausgehender Praktiken sind“.Weil die Menschen derart hilf- und hoffnungslos seien, verlange die Situation ein „aristopopulistisches Regime“, das die gemeinen Leute anleite. Die Menschen brauchen laut Deneen „eine bessere, durch einen robusten Populismus hervorgebrachte Aristokratie und dann anschließend eine Emporhebung des Volkes“.Wer muss so was hören? Vielleicht wird Regime Change ein Manifest für selbsterklärte Rechtspopulisten, die dem Neoliberalismus zugunsten einer staatlich durchgesetzten konservativen Moral abgeschworen haben. Brauchen aber diese Leute altersgraue Vorträge über zeitlose Lehren des Aristoteles? Wohl eher eine Bewegung, eine eigene Partei. Schließlich sind die Republikaner noch immer im Griff von Spendern, die hauptsächlich Steuersenkungen wollen. Ähnlich war die Tea Party, die den Trumpismus gebar, Ausdruck des „klassischen Liberalismus“, von dem sich Deneen so laut distanziert. Rechte Denkfabriken beschwören weiter, die Regierung sei das Problem. Und läse „das Volk“ selbst Deneen, fühlte es sich ob dieser Herablassung abgestoßen.Liberalismus der AngstSamuel Moyn stimmt mit Deneen darin überein, dass sich beim liberalen Projekt alles um Befreiung drehe. Doch ihm zufolge haben die Liberalen selbst dieses Ideal aufgegeben. In Liberalism against Itself. Cold War Intellectuals and the Making of Our Times argumentiert er, wichtige Liberale hätten das zentrale Versprechen des Liberalismus verraten, als sie angesichts der schrecklichen Umstände des Kalten Krieges ihre politisch-moralischen Erwartungen absenkten und sich eigentlich konservativen Einstellungen verschrieben. Für Moyn mutierte das zuversichtliche Credo des Liberalismus mit seinem Ideal kreativer Selbsterschaffung zu etwas, das die verstorbene Theoretikerin Judith Shklar den „Liberalismus der Angst“ nannte. Ziel sei es nicht gewesen, ein Höchstmaß an Gerechtigkeit zu verfolgen, sondern das Schlimmste (laut Shklar: Grausamkeit) zu vermeiden.Der Staat ist in dieser Sicht grundsätzlich zu fürchten, weil er den Weg zu einem neuen Totalitarismus bereiten könne. Statt ein Muster aufzuzeigen, das Hoffnung für menschliche Emanzipation biete, sei die Geschichte bedeutungslos. Alle Geschichtsphilosophien seien abzulehnen, da sich in ihrem Sinne stets heutige Menschen einer fernen Utopie opfern ließen.Das ist vereinfacht, aber keine Karikatur. Es gab wirklich einen Gedankenstrang, der sich mit gewisser Berechtigung als Liberalismus des Kalten Krieges beschreiben lässt, und er hatte einige der Eigenschaften, die Moyn so eloquent beklagt. Dazu zählen ein Misstrauen gegenüber der Demokratie und politischer Massenmobilisierung; eine negative Konzeption von Freiheit als Freiheit vom Staat statt einer positiven – also einer Freiheit, sich um die Ausschöpfung des eigenen Potenzials zu bemühen, was staatliche Mittel erfordern kann. Ferner ist eine Tendenz zu erwähnen, das Leben als unweigerlich tragisch zu sehen – eine bemerkenswerte Abkehr vom traditionellen liberalen Fortschrittsglauben.Philosophisch kam die tragische Neigung dieser Liberalismus des Kalten Krieges aus dem Wertepluralismus: Da nicht alle guten Dinge zugleich verwirklicht werden können, seien harte Entscheidungen unvermeidlich. Zwei der Protagonisten, die Moyn als exemplarisch für seine These porträtiert – Isaiah Berlin und Karl Popper –, teilten das wirklich. Andere passen schlecht auf Moyns Liste. Und manche, an denen er sich abarbeitet, lassen sich schwerlich überhaupt als Liberale bezeichnen, beispielsweise Hannah Arendt, die tatsächlich eine scharfe Kritikerin des Liberalismus gewesen ist.Hätte Moyn einen Erzliberalen des Kalten Krieges wie den französischen Philosophen Raymond Aron mit aufgenommen, wäre es zudem schwer gewesen, sein Argument aufrechtzuerhalten, dass sich die Liberalen des Kalten Krieges alle gegen die Aufklärung gewandt hätten, eine absolute Feindseligkeit gegenüber Karl Marx empfanden oder eine einheitliche Beziehung zum Zionismus pflegten. Das Buch diskutiert Ideen generell nicht allzu detailliert. Oft werden die Leser rasch zu Beobachtungen über die Folgen von Ideen weitergeleitet. So stellt Moyn etwa die quasiempirische Behauptung auf, die Bereitschaft der Liberalen des Kalten Krieges, den Wohlfahrtsstaat „unverteidigt“ den Neoliberalen zu überlassen, habe „katastrophale“, „schicksalhafte“ und „entsetzliche“ Resultate gezeitigt.Aber war das wirklich so? Fast suggeriert Liberalism against Itself, dass wir heute in einer völlig anderen Welt lebten, wenn nur jemand wie Isaiah Berlin einen großen öffentlichen Vortrag über die Bedrohung des Neoliberalismus gehalten hätte – ein Begriff, der für viele damals nicht viel Sinn ergeben hätte. Das hätte in etwa 1969 passieren müssen, denn 1971 schien der Kampf für einen echten Sozialliberalismus bereits verloren. Schließlich war dies das Jahr, in dem der liberale amerikanische Philosoph John Rawls sein Opus magnum veröffentlichte – Eine Theorie der Gerechtigkeit –, das eine Verteidigung des angeblich unverteidigten Wohlfahrtsstaates enthielt.Zurück zu den GrundlagenObwohl Moyn zu Recht die vielen Liberalen unserer Tage kritisiert, die in ihrer Verzweiflung über den Wahlsieg Trumps auf so etwas wie eine minimalistische Kalter-Kriegs-Version des Credos zurückverfielen, teilt er ihre Annahme, dass sich alles um den Liberalismus und die Handlungen und Unterlassungen der liberalen Eliten dreht. Doch wie das Beispiel Rawls’ zeigt, geht es womöglich – nur womöglich – nicht immer nur um Liberale und ihre Entscheidungen.Um fair zu sein: Moyn sagt viele vernünftige und erfrischende Dinge über die Fehler der Liberalen seit Ende des Kalten Krieges. Nach dem Ende der Sowjetunion waren die liberalen Intellektuellen zu eifrig darauf bedacht, im Namen der Geltendmachung eines Zentrismus „verantwortungsbewusster Erwachsener“ oder, schlimmer, der Billigung etwa der Folter Kompromisse mit den Neoliberalen einzugehen – weil ja tragische Entscheidungen unvermeidbar seien.Lässt sich ein authentischer Liberalismus wiederherstellen, den die Liberalen des Kalten Krieges angeblich verrieten? Die Frage ist teils empirisch und teils philosophisch. Moyn beschreibt den älteren Liberalismus als „perfektionistisch“ und „progressivistisch“: Er habe ein Vertrauen in die Geschichte als „Forum der Chancen“ bekundet. Vom Praktischen her scheint eine derartige Einstellung im Jahre 2024 schwer verkäuflich. Doch auf einer grundlegenderen Ebene ist es nicht offensichtlich, dass Liberale, um ihre Positionen zu vertreten, daran glauben müssen, dass die Geschichte ihnen Anschub verleiht.Mit „perfektionistisch“ meint Moyn, dass das liberale Projekt früher einmal eine konkrete Vorstellung guten Lebens umfasste, in dessen Mittelpunkt „kreatives und selbstmächtiges freies Handeln“ stand. Doch dies entspricht womöglich nicht jedermanns Neigung. Liberale, die auf eine derartige konkrete Vision drängen, verstoßen gegen etwas, das die deutsche Philosophin Elif Özmen als Bekenntnis des Liberalismus zur Neutralität und Unparteilichkeit verteidigt. In Was ist Liberalismus?, ihrer fesselnden Neudarlegung liberaler Prinzipien, verteidigt sie diese Werte als unverzichtbar, um es dem Einzelnen zu gestatten, seine eigene Idee vom guten Leben zu verfolgen.Keine konkrete Vorstellung des Gemeinwohls – ob religiös oder weltlich – könne je die grundlegende Anforderung des Liberalismus erfüllen: Die politische Ordnung muss für alle, die in ihr leben, gerechtfertigt sein. Dieser Vorbehalt ist vermeidbar, sofern man wie Deenen denkt – dann gibt es einfach ein Kollektivwohl. Doch aufgrund des irreduziblen Individualismus des Liberalismus muss dieser auf dem Vorrang der – durch das Recht abgesicherten – gleichen Freiheit jedes Einzelnen beharren, nach eigener Fasson zu leben. Was zu etwas führen mag, das mit der herkömmlichen Moral im Einklang steht – oder auch nicht.Elif Özmen beharrt auf der objektiven Gültigkeit dieser Konzeption politischer Ordnung und wendet sich gegen Theoretiker, die den Liberalismus auf eine einzige Lebensform reduziert hätten, die in den letzten Jahrhunderten zufällig in einigen Ländern aufgekommen sei. Sie nimmt dabei unter anderem den späteren Rawls ins Visier, der eine Abkehr von einem universalistischen Liberalismus vollzogen hatte – und den Philosophen Richard Rorty, der den „bürgerlichen Liberalismus“ als attraktive, aber letztlich zufällige Reihe von Überzeugungen betrachtete.Der Liberalismus ist keine metaphysische Wahrheit, doch er ist, so Özmen, auch kein bloßer geschichtlicher und kultureller Zufall. Es sei schlicht so, dass keine andere Konzeption politischer Ordnung je für jeden in ihr lebenden Menschen gerechtfertigt sein könnte. Der Liberalismus erreiche diese Zustimmung, indem er in der Frage der Neutralität eben nicht neutral sei. Er verteidige eine Ordnung, die es den Einzelnen ermögliche, ihr eigenes Ding zu machen. Dieses Prinzip sei erforderlich, um jegliches Bekenntnis zur Freiheit aufrechtzuerhalten, was – dies muss man hinzufügen – auch die Freiheit umfasst, kein Leben kreativer Handlungsfähigkeit zu leben.Özmen sagt wenig zu den konkreten politischen Herausforderungen, doch das könnte teilweise der Punkt sein. Zu viele Diagnosen der „Krise“ verwechseln konkrete Einzelheiten wie etwa schädliche wirtschaftliche Gegebenheiten mit grundlegenderen moralischen Verpflichtungen, obwohl Letztere mit Ersteren wenig zu tun haben. Wie auch Moyn argumentieren würde, ist die Logik des Neoliberalismus im Liberalismus als solchem nicht festgeschrieben.„Im Zweifel für den Liberalismus!“, ist Özmens abschließende Empfehlung. Das kann nach jener Art von minimalistischem, desillusioniertem Liberalismus klingen, der nach Ansicht von Moyn zu unambitioniert ist. Doch mit seiner philosophischen Klarheit und moralischen Kraft ist ihr Buch ein nützlicher Leitfaden für jene, die geneigt sind, den Liberalismus als selbstgefällige Ideologie für „Gewinner“ oder für grausame Formen des Kapitalismus und Kolonialismus abzutun. Angesichts der Tatsache, dass einige Autoren die Oktroyierung einer konservativen moralischen Orthodoxie von oben empfehlen, täten wir gut daran, uns der Alternativen zu vergewissern.Placeholder authorbio-1
×
Artikel verschenken
Mit einem Digital-Abo des Freitag können Sie pro Monat fünf Artikel verschenken.
Die Texte sind für die Beschenkten kostenlos.
Mehr Infos erhalten Sie
hier.
Aktuell sind Sie nicht eingeloggt.
Wenn Sie diesen Artikel verschenken wollen, müssen Sie sich entweder einloggen oder ein Digital-Abo abschließen.