Zwischentöne einer ukrainisch-russisch-deutschen Familie zum Ukraine-Krieg

Ein Brief Die Verwandten unseres Autors leben in der Ukraine und in Russland. Er berichtet anhand der Erlebnisse seiner Familienmitglieder, wie sich die kulturelle Nähe und die Ambivalenz beider Länder zueinander verändern
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2023
Vorbereitungen zum orthodoxen Ostern 2022 in Lwiw
Vorbereitungen zum orthodoxen Ostern 2022 in Lwiw

Foto: Giulio Piscitelli/Contrasto/Laif

Liebe Familie, einige von euch haben gefragt, wie es unseren ukrainischen Verwandten im Krieg geht; weil meine Frau Janna sowohl in der Ukraine (über die Mutter) als auch in Russland (über den Vater) Wurzeln hat, ist unsere kleine Welt vielleicht ein gutes Beispiel für das, was sich gerade tut.

Zunächst einmal das Wichtigste: Alle leben noch. Unsere ukrainischen Verwandten haben durch den Krieg Freunde und Bekannte verloren, aber ihnen selbst ist nichts passiert. Die Familie ist weitverzweigt, denn Jannas verstorbene ukrainische Mutter Valentina hatte sieben Geschwister. Als junge Frau verließ Valentina ihr Heimatdorf in der westlichen Ukraine in den 1960ern und ging nach Russland, nach Saratov an der Wolga. Hier schloss sie ihre Berufsausbildung ab, verliebte sich