„Mord“ von Anjali Deshpande: Der Ermittler als halber Mann

Indien In Anjali Deshpandes „Mord“ muss der Polizist erst erkennen, dass die Tote einen Namen und Träume hatte. Ein Buch über die brutale Kastengesellschaft
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 46/2023
Anjali Deshpandes „Mord“ ist ein Krimi, aber auch eine Erzählung über die indische Gesellschaft
Anjali Deshpandes „Mord“ ist ein Krimi, aber auch eine Erzählung über die indische Gesellschaft

Foto: picture alliance/NurPhoto/Indrani Aditya

Eine junge Frau wird auf einem Landgut bei Neu-Delhi brutal ermordet aufgefunden. Die Dorfbewohner erzählen der Polizei grundsätzlich nichts und schon gar nicht in diesem Fall, handelt es sich doch vermutlich um eine Prostituierte aus einer niedrigen Kaste. Zunächst um seiner eigenen häuslichen Misere zu entfliehen, ermittelt der suspendierte Polizist Adhirath auf eigene Faust und entdeckt, dass „die Tote sowohl einen Namen als auch einige Träume gehabt hatte“.

Der Text hält sich eng an die Sicht des jungen Familienvaters, der mit seiner Frau Puschpa, einem Sohn und seinen ewig nörgelnden Eltern in beengten Verhältnissen lebt. Insbesondere seit er suspendiert ist, hängt der Haussegen schief, auch, weil er darunter leidet, dass „