Zuletzt gab es gute Gründe, sich von den Linksregierungen in Lateinamerika abzuwenden. In Brasilien stützte sich Lulas PT auf ein Bündnis mit dem Baukonzern Odebrecht, der als Gegenleistung für Staatsaufträge die Regierungskoalition schmierte. Das seit jeher von Korruption gebeutelte Venezuela verkam zu einem Land, in dem man jederzeit verhaftet werden kann, weil sich Polizisten mit Erpressungsgeldern finanzieren. Und in Bolivien hat Präsident Morales nicht nur die Verfassung übergangen, um noch einmal gewählt zu werden, sondern auch kritische Indigenen-Verbände gewaltsam ausschalten lassen. Von einer „anderen Politik“ konnte keine Rede mehr sein: Die Linksregierungen fuhren die Sozialprogramme zurück, bauten Beziehungen zu den Unternehmerverbänden aus und veränderten strukturell kaum noch etwas.
Doch dieses wenige war offenbar immer noch viel zu viel. In Brasilien mündeten die Ermittlungen gegen die PT in einen Staatsstreich gegen die an der Korruption gar nicht beteiligte Präsidentin Rousseff und führten zur Machtübernahme des Rechtsextremen Jair Bolsonaro. In Venezuela kämpft die Guaidó-Opposition ebenfalls nicht für mehr Demokratie, sondern für eine Rückkehr der alten Eliten. Und was in Bolivien gespielt wird, zeigt ein Blick auf die Proteste: In einem Land, in dem die Indigenen zwei Drittel der Bevölkerung ausmachen, sind die Demonstranten auffallend weiß. Die wohlhabenden Bolivianer haben zwar auch unter Evo Morales gut verdient, doch dass ein ungebildeter „Indio“ das Sagen hat, ist für diese Leute untragbar.
Da ist es schwierig, eine konsequente Haltung einzunehmen. Auf der einen Seite darf man nicht verschweigen, dass sich unter Linksregierungen neue Eliten gebildet haben und Personenkult die Debatten erstickte. Und wo die Linke nicht gestürzt ist, droht ein Zustand wie in Nicaragua, wo Präsident Ortega autoritäre Klientelpolitik mit linkem Anstrich betreibt. Doch wahr ist eben auch, dass die Alternative häufig auf nichts anderes hinausläuft als auf die Herrschaft einer faschistoiden Oligarchie.
Manches hätten die Linksregierungen sicher anders machen können, doch vieles hat auch strukturelle Gründe. Hätte sich Brasiliens PT nicht dem Baukonzern Odebrecht angenähert, hätte die MAS in Bolivien kein System der (finanziell an sie gebundenen) Claqueure aufgebaut, wären die Regierungen vermutlich noch früher gefallen. Wer einen Staat im globalen Süden kontrollieren will, braucht entsprechende Netzwerke: Polizisten wollen geschmiert werden, Großagrarier im großen Stil Soja oder Drogen exportieren, Militärs Rüstungsgüter kaufen und dafür „Honorare“ der Konzerne aus dem Norden kassieren.
Dass die Lage so hoffnungslos erscheint, liegt nicht an der „mangelnden politischen Kultur“ der betroffenen Länder, sondern an den Gesetzen des neoliberalen Weltmarkts. Für lateinamerikanische Staaten gibt es jenseits der Rohstoffplünderung keine echte Perspektive. Dort aber, wo wenig Wertschöpfung stattfindet und der Kuchen klein ist, verwandelt sich der Staat in eine Arena der Verteilungskämpfe. Die Linksregierungen haben versucht, die Rohstoffeinnahmen etwas ausgewogener zu verteilen. Doch seit die Nachfrage auf den Weltmärkten stockt, ist es damit vorbei. Das neoliberale Modell, das jetzt mit aller Macht zurückkehrt, wird die soziale Krise weiter vertiefen. Die Unruhen in Lateinamerika sind nicht nur, aber auch die Kehrseite einer ökonomischen Globalisierung, die Länder in Besitz nimmt, aber deren Bevölkerung nicht braucht.
Kommentare 166
mit dem etikett "links","links-regierung"
verstellt man sich die analyse einer populistisch auftretenden bewegung.
ansonsten halte ich den beitrag für einen gelungenen einstieg
in komplizierte politische lagen in latein-amerika.
(auch die narco-industrie:produktion,handel,bestechungs-potenz
ist in vielen ländern nicht zu vergessen)
Der Artikel beschreibt das Dilemma Lateinamerikas ganz gut.
Die Linksregierungen, die im wesentlichen eine sozialdemokratische Politik betreiben, können innerhalb des globalen Systems des Neoliberalismus nicht anders handeln. Aber die Alternative der sog. Opposition ist, wie jetzt in Bolivien, der Klerikalfaschismus
Vor die Wahl gestellt den Faschismus oder schwache Linksregierungen zu unterstützen, solidarisierenich mich selbstverständlich mit den Linken. Es gibt nur diese zwei Möglichkeiten, dazwischen gibt es nichts
Sag mir wo du stehst und welchen Weg du gehst!
Lieber eine unvollkommene Linke als faschistischen Terror!
ja, da haben Sie eine ausgewiesene stasi-position.
Keine Ahnung, was die Stasi für Positionen hatte. Haben sie ein Ost-Trauma? Alles durch die Brille der vor 30 Jahren untergegangenen DDR zu sehen, führt zu nichts.
Oft wundere ich mich, welche verdrehte Sichtweise Menschen mit DDR-Migrationshintergrund z.B. Auf Kuba haben. Kuba war keine DDR der Karibik. Und von Linken Solidarität mit der verfolgten Linken in Lateinamerika einzufordern, hat etwas mit Menschlichkeit, mit der Stasi aber rein gar nichts zu tun.
Der Baukonzern Odebrecht.
Die ''soziale Marktwirtschaft'' im Baukonzern der Familie Odebrecht: Korruption gehörte von Anfang an zum Geschäftsmodell. Bestochen wird mit deutscher Gründlichkeit.
Das von einem Deutschen in Brasilien gegründete Unternehmen Odebrecht ist der größte Baukonzern Lateinamerikas.
Per Helikopter oder Privatjet kommen die Eigentümer aus der Hauptstadt Salvador eingeflogen. Mit Jachten fahren die jüngeren Familienmitglieder in die hippen Stranddörfer der Umgebung. Aber erst, nachdem sie tagsüber Deutsch und Mathematik mit Privatlehrern gebüffelt haben und in die unternehmerische Philosophie des Familienkonzerns eingewiesen worden sind.
Währenddessen diskutieren die Eigentümer mit ihren Topmanagern bei Langusten in Kokosmilch über die Unternehmensstrategien. Währenddessen diskutieren die Eigentümer mit ihren Topmanagern bei Langusten in Kokosmilch über die Unternehmensstrategien.
Doch diesmal ist es ruhig geblieben in Serrinhaem. Der Grund: Marcelo Odebrecht, bis vor kurzem CEO und Miteigentümer des Konzerns, sitzt im Gefängnis, verurteilt zu neunzehn Jahren wegen Korruption, Geldwäsche und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Sein Vater Emílio Odebrecht und 77 andere Direktoren und Manager des Konzerns haben Kronzeugenstatus beantragt. Viele sind in Haft oder haben Hausarrest. –
Zwischen 2006 und 2014 haben sie 3,4 Mrd. $ Schmiergeld an Beamte und Politiker in zwölf Ländern Lateinamerikas und Afrikas bezahlt. Damit sicherte sich Odebrecht den Zuschlag bei öffentlichen Ausschreibungen und konnte überhöhte Preise verlangen. Ein Teil des Geldes landete in den Taschen der Politiker, welche die Deals durchgewinkt hatten. (Ein Auszug, vgl.)
NZZ: https://www.nzz.ch/wirtschaft/skandal-um-brasilianischen-baukonzern-odebrecht-bestochen-mit-deutscher-gruendlichkeit-ld.151836
15.11.2019, R.S.
- ahnungs-lose: die brille sollte von heute sein
und der blick sollte die stasi-position derart resümieren:
"wir sind die notwendige organisation gegen schwächen+ angriffe,
die zum faschismus führen.
es gilt: schwächung der sozialistischen herrschaft oder herrschaft
mit effizienter stasi-hilfe. ein drittes gibt es nicht.
deshalb ist die praxis der stasi: jedem öffentlichen zweifel zu entziehen."
- "ost-trauma": jeder nicht-idiot(im griech.sinne) sollte aus den wunden,
die das ost-experiment geschlagen hat,
einsichten gewinnen, damit bittere erfahrungen nicht vergebens waren.
Da Sie sich in Opposition zu bella1956 befinden, können Sie dann eigentlich nur auf Seiten der Rechtsradikalen stehen. Ist das korrekt? Das Kürzel dazu wollte ich dann doch nicht verwenden...
für bella1956 bin ich zumindest ein stein auf dem weg
zu Ihrem "linken" "sozialismus".
danke für den link, der exemplarisch
die private einfluß-nahme mit extra-profit-erwartung
und deren chancen in verdorbenen
(bestechlichen/korrupten,gegen kritik immunisierten) regimen aufdeckt.
... etwa das, was die SPD seit über 100 Jahren ist?
was leute so an positionen zu unterscheiden vermögen
oder durcheinander-mengenläßt sich schwer voraus-sagen.
auch das unterscheidungs-vermögen ist un-gleich verteilt.
im Grunde, die Kommunistinnen werden schimpfen, bin ich heimatlose Sozialdemokratin und wäre mit eine keynesianischen regulierten Kapitalismus zufrieden.
Ich lerne aber von Evo, daß ein stark sozialstaalich regulierter Kapitalismus in Lateinamerika nur mit einer Guerilla möglich ist. Den Linken wirft man Verfassungsbruch vor, den Rechten sind Verfassungen völlig egal. Sie setzen auf faschistische Gewalt, wenn sie dies für nötig halten. Wenn du wehrlos bist, knüppeln dich die Fachos nieder. Evo war wehrlos. Die seltsamen Linken in Nica und Venezuela verfügen über Milizen, die die Faschos im Zaum halten können und bleiben an der Macht. Man mag über ihre Politik schimpfen, aber die Alternative wären nicht bessere Linke, sondern faschistische Barbarei.
in latein-amerika ist auch ein regime wie in costa rica möglich:
zwar mit korruption, aber ohne militär!
auch für deutschland-müde: wikipedia--->costa rica.
Sie wollen mich mit der Sozialdemokratie, die neoliberal wie die SPD Costa-Rica. regiert, ärgern. Das ist kein Modell, sondern das Gegenteil.
und Wiki ist doch keine seriöse Informationsquelle.
- tja, wenn fiskal-reformen, die gehalts-kürzungen bei satten
öffentlichen gehältern bezwecken, monatelange streiks auslösen,
darf der gesetzgeber wohl die dosis bestimmen.
verfassungs-gerichte + öffentliche meinung sind intakt.
- wiki-bashing sollte erst-info nicht verhindern.
- tja, wenn fiskal-reformen, die gehalts-kürzungen bei satten
öffentlichen gehältern bezwecken, monatelange streiks auslösen,
darf der gesetzgeber wohl die dosis bestimmen.
verfassungs-gerichte + öffentliche meinung sind intakt.
- wiki-bashing sollte erst-info nicht verhindern.
die staatlichen sinekure dort treiben die preise.
nicht-öffentlich-beschäftigte haben meist mehr als einen job,
ihren lebens-unterhalt zu gewinnen.
Ich weiß, du wirst das bestreiten. Aber dein so rigoroser Anti-DDR-Rigorismus, der auch was stark Besserwessei-haftes hat, und der meiner Vermutung nach auf einer Art Retro-Utopie von sozial-liberalen Regierungsverhältnissen im warmen Bett eines prosperierenden rheinischen Kapitalismus mit gewerkschaftlich co-erkämpften Facharbeiterwohlstand beruht, ist was ganz und gar illusionäres. Deine Utopie ist vorbei, mein Lieber. Du weißt das ja auch. Aber eines ist geblieben: Das vorstellbar schlimmste ist eine kommunistische oder wenigstens konsequent sozialistische Linke. Über diese Haltung ihrer Genossen ist schon eine eine linke Regierungsbildung versuchende Andrea Ypsilanti damals gestolpert. Heute heißt das: Es wird in einem Land wie Thüringen keine Regierungsbildung ohne die AfD geben, weil der Linkenhass in CDU und FDP und Teilen der SPD größer ist als die Angst vor ein paar Imageflecken beim Koalieren mit der oder Geduldetwerden durch die AfD.
"Lieber eine unvollkommene Linke als faschistischen Terror!" Meint bella1956. Du nennst das eine Stasi-Position. Herzlichen Glückwunsch!
- tja, wenn fiskal-reformen, die gehalts-kürzungen bei satten
öffentlichen gehältern bezwecken, monatelange streiks auslösen,
"darf der gesetzgeber wohl die dosis bestimmen."
So spricht der grüne Klassenfeind im bequemen Sessel in Kreuzberg, der nicht weiß, was Armut bedeutet. Danke für ihre offenen Worten. Einmal mehr wissen wir, wie wir sie einzuschätzen haben.
Seltsam nur, als Evo Morales den Deutschen das bolivianische Lithium verkaufen wollte, ohne Gewinnanführung an die Indigenas, da waren sie ein großer Fürsprecher der Indigenas. Warum? Der eher gemäßigt linke Evo Morales, der Sozialdemokratie noch ernst nahm, war ihnen schon zu links. Nach den Motto der Feind meines Feindes ist mein Freund, haben sie die weiße, rassistische Protestbewegung, die den Unmut der Indigenas ausnutzen, unterstützt. Herausgekommen ist Klerikalfaschismus.....so machte es die rechte SPD immer....
Als Linker muss man sich natürlich solidarisch zeigen mit Morales und man darf vor allem nicht den bürgerlichen Medien auf den Leim gehen, die bei den Linksregierungen Lateinamerikas strenge westliche Demokratie - Maßstäbe anlegen während das unselige Treiben rechter Parteien kaum kritisiert wird.
Bolivien verfügt über wichtige Rohstoffe wie Lithium und die sollen gefälligst für den Kapitalismus frei verfügbar sein.
Natürlich sind die Linksregierungen in Südamerika nicht unfehlbar aber das Ziel, die Reichtümer gerecht zu verteilen bleibt richtig und kann unter den dortigen Umständen nicht mit einer Art Godesberger Programm verwirklicht werden.
- alles linke,emanzipative hat etwas besser-wisserisches.
- ein zurecht-rücken aller unterstellungen erspar ich mir,
- linken-hass seh ich nur bei verbohrten.
links-verlassenheit, die mike m. zu nutzen sucht,
ist allerding außer in thüringen : epidemisch.
wem das kein anlaß zu gründlichen fragen, auch zur vergangenheits-
bewältigung ist, hat ein nach-haltiges handicap im politischen wett-bewerb.
- Ihre bös-artig-verzerrende konklusion am ende läßt mich um
distanzierendes siezen bitten.
Volle Zustimmung, Der erste Kommentar, der Solidarität für Evo Morales zeigt. Darauf mußte ich lange warten!
"distanzierendes siezen bitten."
siezen distanziert nicht. In jeden Konzern duzen sich heutzutage alle Hierarchieebenen. Eine Kündigung klingt dann so: "Bella, es tut uns sehr leid, aber wir müssen aus betrieblichen Gründen auf deine Mitarbeit verzichten. Aber wir werden dir bei der Stellensuche helfen, dir ein gutes Arbeitszeugnis ausstellen und uns für eine gute Abfindung für dich einsetzen."
Die seltsame Siezerei beim Freitag geht mir auf den Wecker, aber bitte....
- von welchem "sie" sprechen Sie?
- worauf beruht Ihr monopol als "armuts-experte":
sitzen Sie bewußt auf un-bequemen stühlen?
halten Sie sich an eine diät, die miß-mut generiert?
- ich würde morales sogar eine haus-meister -wohnung in seinem
neuen über-dimensionierten präsidenten-palast zugestehen.
p.s.: sogar: wanzen-frei.
Zuletzt gab es gute Gründe, sich von den Linksregierungen in Lateinamerika abzuwenden.
ER HAT JEHOVA GESAGT!!!!
Ich bitte Sie, mich gendergerecht anzusprechen, danke
ja. pseudo-egalität/-nähe vor-täuschendes duzen
kann entwaffnen und de-gradieren.
ich warte auf ein Ihnen genehmes vordruck-exemplar,
daß die ansprache regelt.
Pff. Das neue Amt wartet schon.
Vielleicht kann Ihnen Orwell ein wenig weiterhelfen, Schrat.
das RT-job-center greift zu.
Der Putsch gegen Evo Morales war von langer Hand geplant
Ich frage mich, wenn Evo Morales über den Putsch-Plan informiert war, warum hat er keine ihn ergebene Leibwache organisiert? Kuba hätte bei der militärischen Ausbildung der Frauen und Männer sicher geholfen und zwar so, daß das Imperium nicht davon nichts mitbekommen hätte. Dr. Salvador Allende verfügte über eine Leibwache aus MIR-Leuten, die Kuba ausbildete......nur, es waren zuwenige, um den gewählten Präsidenten zu retten. Comandante Orgeta, der nach einer Konterrevolution einen Wahlthriumpf feierte, hat eine solche Miliz. Er hat auch seltsame politische Positionen, seit er mit dieser religiösen Fundamentalistin verheiratet ist. Hätte man ihn gestürzt, würde in Nica wieder die Contra regieren!
So sind leider die Alternativen?!
Wachsender Widerstand gegen den Putsch
damit die Freitag-Leserinnen umfassend informiert sind!
>>...das Ziel, die Reichtümer gerecht zu verteilen bleibt richtig und kann unter den dortigen Umständen nicht mit einer Art Godesberger Programm verwirklicht werden.<<
Hätte es hier auch nicht gekonnt, wenn das Ziel jemals existiert hätte.
„Übergangspräsidentin Anez ist bisher von den USA, von Großbritannien, Brasilien und Kolumbien anerkannt worden. Russland, unter Morales ein wichtiger Verbündeter Boliviens, erklärte sich zur Zusammenarbeit mit Anez bereit, bemängelte aber ihre fehlende Mehrheit im Parlament.“
https://de.reuters.com/article/bolivien-pr-sidentenwahl-morales-idDEKBN1XO2H6
Fragt sich niemand, was für ein Geschacher vorausgegangen sein MUSS, dass das völkerrechtsverliebte Russland dieser Usurpatorin (die evangelikale Bibel-Faschistin) so schnell diese verlogene Quasi-Anerkennung verschafft hat?
>>Seltsam nur, als Evo Morales den Deutschen das bolivianische Lithium verkaufen wollte, ohne Gewinnanführung an die Indigenas, da waren sie ein großer Fürsprecher der Indigenas.<<
Na ja, die Kunst kaputtalistischer Politk kommt nicht ohne Heuchelei aus. In Wirklichkeit störte ja nur, dass Evo die Protestierenden am Salar de Uyuni nicht totschliessen liess, sonderrn das Geschäft stoppte: Lithium wird hier in steigender Tonnage gebraucht, und es muss billig sein.
Ich muß dir recht geben, diese Haltung Russlands stört mich auch. Ich wundere mich schon lange über Leute, die Putin als Regent eines nun geregelten Kapitalismus verteidigen (nach dem Jelzin- Chaos sogar verständlich) aber über Evo Morales, einen gemäßigt linken Sozialdemokraten, Schmutzkübel ausschütten....Ich finde, Evo Morales ist einer von uns, Putin brauchen wir gelegentlich als Bündnisspartner gegen das Imperium und zu Verbündeten ist man höflich.
Havanna. Kubas Regierung hat die sofortige Freilassung von vier in Bolivien festgenommenen kubanischen Staatsbürgern gefordert. In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung bezeichnete das Außenministerium in Havanna die Anschuldigungen gegen die vier zur medizinischen Brigade gehörenden Ärzte als »verleumderisch«. Die Kubaner waren bereits am Mittwoch im bolivianischen El Alto bei La Paz festgenommen worden. Die Behörden, die nach dem Putsch gegen den bolivianischen Präsidenten Evo Morales die Macht übernommen haben, werfen den Ärzten Finanzierung der Proteste gegen den Staatsstreich vor. Angesichts der Gefahr für das medizinische Personal, das in Bolivien im Rahmen eines Regierungsabkommens arbeitet, werde die Mission zudem sofort beendet, so das Außenministerium in Havanna. Der kubanische Außenminister, Bruno Rodríguez, forderte auf Twitter ein Ende der Gewalt- und Hasskampagne gegen das "kubanische Personal und Garantien für eine sichere Rückkehr nach Kuba. (PL/jW)"
https://www.jungewelt.de/artikel/367060.kuba-fordert-von-bolivien-freilassung-seiner-ärzte.html
"Schon am Dienstag hatte Staatschef Nicolás Maduro verstärkte Milizpatrouillen in den Straßen der großen Städte angekündigt. Diese Kontrollen würden parallel zu der Anfang November von den Sicherheitskräften eröffneten Operation »Sichere Weihnachten« stattfinden, so der Präsident. An die Nationale Bolivarische Miliz würden aktuell »auf sicheren Wegen« mehr als 300.000 Gewehre ausgeteilt. Er sei froh, dass diese aus Freiwilligen gebildeten Einheiten mit inzwischen mehr als drei Millionen Mitgliedern die Aufgabe der Verteidigung des Landes gegen die Lakaien des US-Imperialismus übernehmen, so Maduro."
https://www.jungewelt.de/artikel/366911.putsch-in-venezuela-nach-evo-nun-maduro.html
So verteidigt Venezuela die Revolution. Das ist die einzige Sprache, die die Contras verstehen. Venezuela wird kein zweites Bolivien, auch wenn das der verwirrten Berliner Salonlinken nicht gefällt, egal...
Sie haben wirklich keinen blassen schimmer
von der bewaffnung der maduro-klientel
und der damit ausgelösten kriminalitäts-welle,
"wo sich polizisten mit erpressungs-geldern finanzieren"(zelig)
oder Sie sind ein monster, dem 4 oder mehr millionen flüchtlinge eh am a...
vorbeigehen(wie gehabt).
Evo Morales konnte sich ALS STAATSMANN (ähnlich wie Gaddafi) deswegen so lange halten, weil er viele - grundsätzlich nicht angetastete - Gegensätze im Land ein Stück weit schlichten konnte und größtenteils das Vertrauen nicht nur der indigenen Bevölkerung hatte. Eine ähnlich INTEGRATIVE und charismatische Führungsfigur ist weit und breit nicht zu sehen. Und deswegen sprechen einige Beobachter auch schon von drohenden libyschen Verhätnissen in Bolivien, wie nach Gaddafis Ermordung. Pepe Escobar hatte irgendwo – finde ich jetzt nicht, vermutlich in der asia times – ein ziemlich düsteres Szenario beschrieben, über regressiv-geopolitische US-Pläne einer rücksichtslos gegen die ansässigen Souveräne durchzusetzende EXCLUSIV-Verfügung des gesamten südamerikanischen Kontinents. Thierry Maissant hat sich darüber ähnlich verbreitert.
Nehme an, sie haben russische Waffen, sind ja mit Russland verbündet. Russische Waffen sind sehr robust. Hoffe, sie haben auch genügend Munition. Hoffe, sie haben gute Kommandeure, denn eine Horde bewaffneter Jugendlicher kann sehr gefährlich werden. Hoffe, ihre bloße Existenz jagd den Contras soviel Angst ein, so das Zusammenstöße erst gar nicht stattfinden.
Kollateralschäden sind in Kriegen nun leider unvermeidlich. Das erzählen doch ihre Leute, die zahlreiche "Menschenrechtskriege" angezettelt haben, ständig....und ihre Leute sind doch für zahlreiche Kollateralschäden verantwortlich.
Ich verstehe wenig vom Kriegshandwerk, Mein Vater, der half ihre Vorfahren zu besiegen hat, sprach praktisch nie vom Militär. Ich finde, jede Tote/er ist eine zuviel. Aber sie verstehen, nochmals lassen wir uns nicht mehr wehrlos zur Schlachtbank führen. Nicht in Europa, nicht in Lateinamerika, Nirgentwo....
Muß dir schon wieder zustimmen. Ich verdränge die Gedanken, die du geäußert hast, denn du könntest richtig liegen.
Der Weltbürgerkrieg, das Chaos, ist wahrscheinlicher als der soziale Fortschritt. Aber du liest ja, die Salonlinke mag keine charismatischen Leader, Frauen, wie Dilma, in dieser Funktion schon gar nicht......vielleicht kann nur eine so friedfertige Persönlichkeit wie Evo Morales Bolivien retten? Das werden die Contras mit aller Gewalt verhindern wollen. Und bei der Salonlinken ist Evo auch in Ungnade gefallen. Sie gönnen ihn gerade mal einen Hausmeisterposten. Also bleibt nur das Chaos übrig.
Dieses Chaos wird dann irgantwann auch Europa erfassen, es ist hier schon angekommen und keiner hat es bemerkt....
schönen Abend noch
Eher "mag" ich Verhältnisse nicht, in der Menschen "Leader" oder "Leadership" benötigen und scheinbar auch bedürfen, egal ob "überholt" charismatische oder "modern demokratische" Herrschaft. Und was das Chaos als Strategie betrifft: die These über abschmierende Imperien ist ja nicht neu, die besagt, wo kein eigener Konkurrenzerfolg mehr absehbar, da bleibt nur noch die Sabotage und Destruktion eines absehbar möglichen Erfolges der aufstrebenden Konkurrenten.
schönen Abend ebenfalls, mach jetzt auch Schluss
damit Sie nicht mehr im dustern tappen und abenteuerliche theorien verbreiten:
-->"unter gangstern - kidnapping in venezuela"(2019) ZDF-info-doku,43min.
Den Mainstreammedien glaube ich grundsätzlich kein Wort, sie sind für mich eine westliche Propagadashow, keine ernsthafte Infomatinsquelle, vergessen sie es
ja, das gehört sich für einen in-offiziellen mit-arbeiter,
der nicht zum verräter einer in den köpfen überlebenden stasi werden will.
"Bolivien: Kuba zieht Personal ab, unabhängige Berichte sehen keinen Wahlbetrug"
https://amerika21.de/2019/11/234156/bolivien-kuba-venezuela-abzug-personal
dss ist für mich eine seriöse Informationsquelle...
bei allen möglichen Fehlern die die Regierung gemacht haben mag und die die urbanen grünlichen Pseudolinken jetzt anführen um die seiten zu wechseln geht der Aktienkurs der Weltfirma Tesla (E-Autos, Lithium Batterien) ist seit Beginn der (weißen) Proteste gegen Morales um 36% gestiegen. Also die Börse samt ihren Aktienkursen ist der "boschewistischen Agitation" völlig unverdächtig.
(Nebenbei: die RWE (Kohle und Elektrizitat, früherer arbeitgeber der jetzigen Umweltministerin) Aktien haben bei Verkündigung der "klimapakets" nicht mal gezuckt).
und tesla will ein werk in brandenburg aufbauen.
läßt sich daraus folgern, daß uns ein putsch bevorsteht?
Wenn es unter der derzeitigen weißen, klerikalfaschistischen, selbsternannten Putschpräsidentin in Bolivien zu Wahlen kommt, sind das keine fairen und freien Wahlen. Eine Abstimmung unter der Aufsicht der rechtsradikalen Milizen und der dessertierten Polizei können von vorne herein nicht anerkannt werden. Zu fordern wäre eine Sicherung der Wahllokale durch MAS-Aktivisten, damit die Indigenas frei entscheiden können. Die rechten Milizen werden am Wahltag einen unglaublichen Straßenterror anzetteln, um MAS-Anhänger von der Wahl anzuhalten und sie werden versuchen das Stimmverhalten der Leute mit Gewalt(Drohungen, Entführungen) zu beeinflussen.
Wie könnte die MAS sich auf sowas einlassen, wie naiv ist das denn?
Imperialismus heute.
Ob Bolivien, Argentinien, Chile, Brasilien, Mexiko und Co.
Allgemein Bekanntes in den westlichen imperialistischen Nato-Staaten, so auch im heutigen Deutschland.
Der lateinamerikanische Hinterhof für das nordamerikanische und westeuropäische Wohlstands- und Konsumparadies.
Auch die Rohstoffe Boliviens werden für die Klima- und E-Mobilität in EU-Europa dringend benötigt. Dafür bedarf es willige und klerikal-faschistische Regierungen in ganz Lateinamerika, die auch dazu bereit sind, willige und billige Arbeitskräfte ohne gewerkschaftlichen Widerstand zur Verfügung zu stellen. Eine eigenmächtige Sozial- und Gesellschaftspolitik lateinamerikanischer Regierungen, die sich gegen die ökonomischen Interessen internationaler Konzerne und Aktiengesellschaften wenden, bleibt hierfür unerwünscht. Auch dafür kommen dutzende bürgerlich-demokratische Parteien, NGOs und Stiftungen, Geheimdienste und Militärdienste Nordamerikas und Europas zum Einsatz, nicht nur der CIA und der BND, um deren ökonomische und politische Interessen langfristig wirksam durchzusetzen.
16.11.2019, R.S.
Deiner Analyse kann ich nur zustimmen,
Aber für mich lautet die konkrete Frage: Wie können wir Solidarität mit den Verfolgten Linken in Bolivien und ganz Lateinamerika zeigen. Warum gibt es so wenig Soli-Demos für Bolivien. Als Allende gestürzt wurde, war das anders!
Richtige und falsche Analysen der Salonlinken sind nett, helfen aber nicht weiter. Die Frage ist, was jede/jeder Linke in der BRD leisten kann, um Solidarität zu organisieren?
Was ist deine Meinung?
>>...und tesla will ein werk in brandenburg aufbauen.
läßt sich daraus folgern, daß uns ein putsch bevorsteht?<<
Nein. Die Rohstoffe, ausser Braunkohle für die Stromerzeugung, werden nicht in Brandenburg abgebaut.
Wenn es hier gelänge, den exzessiven Rohstoffverbrauch runterzufahren, dürften Kupfer, Lithium, Kobalt, Tantal usw. etwas teurer werden. Dafür müsste man an die ausbeutenden Konzerne bzw. ihre Investoren rangehen. Das will aber hier wohl niemand: Man kritisiert gerne Politiker, aber ihre Lobbyisten sind über jede Kritik erhaben.
gelse, unter Solidarität verstehe ich nicht die langfristige Änderung des Konsumverhaltens der Bevölkerung sondern KONKRETE Solidarität. Warum interessiert dies hier nur eine Minderheit? Salonlinke, die schlaue Pläne diskutieren, die man dann in hundert Jahren umsetzen kann, helfen wenig.
Warum gibt es hier keine Soli-Komitees für Bolivien? Als Allende gestürzt wurde, gab es diese massenhaft in der BRD!Was ist das für eine Linke hierzulande, die schlaue Debatten führt, während ihre Genossinnen und Genossen in Bolivien verfolgt werden?
Aber wenn die Putschregierung " faire und freie Wahlen" macht wie von dir beschrieben, dann wird der Wertewesten die schon anerkennen, hamm se ja in Honduras auch getan.
Unverständnis ! Vielmehr ist zu befürchten, daß die Industrieansiedler in BB den Putsch nicht ausdrücklich verurteilen, denn sie würden jetzt, in Tateinheit mit Tesla, davon profitieren.
„Zuletzt gab es gute Gründe, sich von den Linksregierungen in Lateinamerika abzuwenden.“ (JR)
Mag sein. Aber es gab und gibt keine guten Gründe, zurück in die menschenverachtende Oligarchenherrschaft des US-amerikanischen Hinterhofs zu marschieren. Daß manche dafür Verständnis zeigen, wundert mich dann doch, manche Linke, Liberale (oder wie immer sie sich nennen) scheinen von dieser Realität intellektuell überfordert zu sein.
Hier eine kleine Denkhilfe für die Verwirrten: Vielleicht darf man, muß man als Linker Morales, Maduro et al kritisieren, aber wenn, dann von links. Dh man muß konkret angeben können, wie man alternativ zu den Entmachteten den sozialen Fortschritt generieren will. Oder wenigstens warum man in der Unterstützung des kleineren Übels keinen Sinn mehr sieht. Letzteres ist durchaus manchmal angemessen, aber die prognostizierbaren Folgen der südamerikanischen Konterrevolutionen zwingen zur bitteren Erkenntnis, daß da ein sattsam bekanntes Spiel abzulaufen droht, die eine Seite kämpft ohne Skrupel und Selbstzweifel mit dem unbedingten Willen zur Macht, die Linke läßt sich spalten und wird allen Einfluß verlieren.
In einem anderen Thread habe ich schon bemerkt, daß ein demokratischer Sieg der Linken in den armen Ländern im imperialen Einflußbereich wohl nur stabilisierbar ist durch radikale Sofortmaßnahmen gegen die ansonsten unvermeidliche Restauration/Konterrevolution, etwa indem die Oberschicht weitgehend enteignet wird und so ihre Macht verliert. Und es müssen starke Verbündete gegen die Schützenhilfe von außen gefunden werden. Wenn allerdings die Linke zu schwach ist, keine klare Mehrheit des Volkes hinter ihr steht, ist der Kampf gegen die Reaktion selbstmörderisch; in diesem Fall muß die Linke zurückweichen können. Da käme die Variante des alten Slogans „lieber US-republikanisch rot als tot“ ins Spiel. Ich würde nicht wagen, den Indigenen den Bürgerkrieg zu empfehlen, aber wenn sie diesen Weg gehen, verdienen sie unsere volle Solidarität.
Solidarität zeigen wäre schon wichtig. Aber tun kann man von hier aus fast nichts. Das Einzige ist wohl, unseren Politikern um die Ohren hauen, daß sie sich weltweit mit ausbeuterischen Oberschichten solidarisieren und zeigen, wo sie folglich auch im Inneren politisch stehen.
>>Warum gibt es hier keine Soli-Komitees für Bolivien?<<
Vielleicht weil man die wichtigen Informationen nicht von den Massenmedien serviert bekommt, sondern sich selber drum bemühen muss. Ansonsten habe ich auch vor 50 Jahren mal über Solidarität nachgedacht, und kam zu dem Schluss dass eine Geldspende für die Vietcong wahrscheinlich mehr nützt als 1000 Anti-Vietnamkriegsdemonstrationen. Hab mich natürlich trotzdem an den Demos beteiligt.
Wenn ACI wieder an das Uyuni-Lithium herankommt werden sie alles anerkennen was ein neues korruptes Regime tut.
Wenn Sie Antworten erwarten, bitte die Antwortfunktion verwenden, Herr Endemann. Ansonsten ist es Glückssache, ob ich Ihre Mitteilungen bemerke oder nicht.
Hier eine kleine Denkhilfe für die Verwirrten: Vielleicht darf man, muß man als Linker Morales, Maduro et al kritisieren, aber wenn, dann von links.
Es gibt einen Relativismus, der zu weit geht, Herr Endemann. Er besteht darin, jede Grenzüberschreitung linker Machthaber für bedingungsgut zu erklären, selbst wenn er offensichtlich die eigene Einsichtsfähigkeit für größer hält als die der "Massen", und entsprechend relativierend mit der Willensbekundung seiner Völker umgeht - ich drücke mich absichtlich zurückhaltend aus.
Ich verweise nochmals auf Orwells Einsichten aus den 1940er Jahren, die mindestens ebenso für die Verwirrten von heute gelten sollten wie für die Verwirrten von damals. Linken Vorschriften darüber zu machen, was sie leisten müssten, um die Scheiße wegzuräumen, die andere Linke bauen, erklärt vielleicht ganz gut, warum es so wenige Linke gibt. Ebenso wie Krankenschwestern, Pfarrer, Diakone und Lehrer tendieren Linke dazu, sich selbst zu überfordern. Das endet meistens in verbalem oder realem Gemetzel. Faschismus ist auch rot lackiert immer noch Faschismus.
Es hat seinen Preis, die eigenen Grenzen zu vergessen - die des Dürfens, des Könnens, und auch die Grenzen der Pflicht. Meistens reißt solches Vergessen mit dem Arsch wieder ein, was man zuvor mit den Händen gebaut hat.
Ich würde nicht wagen, den Indigenen den Bürgerkrieg zu empfehlen, aber wenn sie diesen Weg gehen, verdienen sie unsere volle Solidarität.
Wie wär's mit vollste Solidarität, Herr Endemann?
Ob "die Indigenen" diesen Weg gehen, können Sie gar nicht wissen - es sei denn, als Insider, als konkret Beteiligter. Nur dass der Krieg geführt wird, können Sie wissen, wenn er begonnen hat.
Bolivien hat zwar seit 2006, als Morales Präsident wurde, keine Rekruten mehr zur School of the Americas geschickt, aber die heutigen militärischen Befehlshaber sind dort noch ausgebildet worden und nun trägt die Schulung ihre Früchte. Nur wenn es den Regierungen gelingt, gleich welchen Landes Südamerikas, sich mit dem Militär zu arrangieren, zu deutsch zu korrumpieren, können sie sich sicher sein, nicht gestürzt zu werden. Die jetzigen und zukünftigen zivilen Galionsfiguren haben das bessere Angebot unterbreitet und die nächsten Wahlen werden das zur Zufriedenheit der USA und ihrer westlichen, in Wertegemeinschaft verbundenen Partner bestätigen. Dass bis dahin noch zahlreich menschliche "Kollateralschäden" zu beklagen sein werden, wird dann den indigenen "Terroristen" zuzuschreiben sein, die andenorts als "Aktivisten" pfleglich zu behandeln sind.
ein be-eindruckendes bild internationaler zusammen-arbeit:
mit einer frau und einem indigenen deutschen wirtschafts-minister.....
Ich bin NICHT der Meinung, dass »der Sturz von Evo Morales zeigt, woran Linksregierungen scheitern können«.
Zum Scheitern gebracht – und zwar der Reihe nach – werden sie derzeit fast alle. Dass Lula aktuell wieder ungesiebte Luft atmen darf, ist kein Gegenbeweis. Und in Argentinien – um zum nächsten großen Land zu kommen – stehen die Kirchner-Gegner(innen) ebenfalls bereits auf der Matte.
Zum Argument in meinem Eingangssatz: Die Linke in Lateinamerika hat in ihrer langen, leidvollen Geschichte so gut wie ALLE linken Strategien zur Anwendung gebracht, die praktisch-theoretisch möglich sind: Stadt- und Landguerilla, Unidad Popular, Reformbündnisse mit Bürgerlichen, Linkspopulisten und sogar progressive Caudillos. Dass da auch Irrtümer, Fehleinschätzungen, menschliche Schwächen und die komplette sonstige Latte an Fehlleistungen mit dabei war – geschenkt. Springender Punkt allerdings ist der Gegner – in ALLEN Fehlern, die man den diversen linken Geschmacksrichtungen vorwerfen kann, diesen um x-Längen über. Beispiel Bolivien: Die alte Bezeichnung »Hochperu« zeigt bereits, wo der Hase ökonomisch her läuft – Minen-Schwerstarbeit für lau, Landwirtschaft auf Elends- oder aber Sklavenbasis, Indigene als Sklaven unserer modernen Zeit. Was haben wir? Das »Bürgertum« (sofern diese euphemische Bezeichnung auf Bolivien bezogen überhaupt Sinn ergibt) läuft gegen einen gemäßigt auf Umverteilung gerichteten Regierungskurs Amok und hat damit – erst mal – Erfolg. Erfolg, na ja: Die Hungerleider(innen) sind militärisch noch nicht ganz befriedet; man wird also schauen müssen, was kommt.
Beispiel Chile: Zur Abwechslung mal keine »Farbenrevolution« (= Demo-Anfahrsweg im SUV oder vielleicht auch im echten Geländewagen). Proteste = absolut logisch; nach der Abwicklung der Pinochet-Ära hat das Land (beziehungsweise seine herrschenden Klassen) es versäumt, auch Pinochets marktradikale Wirtschaftspolitik mit abzuwickeln. Das schlägt nunmehr nach hinten los – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Finanzkrise 2008/09 die Chose auch in Chile nicht besser, sondern schlimmer gemacht hat. In den restlichen Ländern des Kontinents sieht es ebenfalls zappenduster aus. Rousseff in Brasilien ist schwer ausgebremst, und über Kirchner in Argentinien lässt sich sicher ähnliches sagen. Fazit: In beiden Ländern halten die Zustände – demokratische? – die Linke von der Macht fern, und über Venezuela will ich erst gar nicht reden.
Die Fehler? Gern können wir über linke Fehler reden. Sie müssten, mit Verlaub, nur erst einmal aufgezeigt werden. Zumindest im Grundsätzlichen, der Generalrichtung – NICHT also nach dem Motto »Da hat der oder der wieder in die kommunale Kasse gegriffen.«
What can one learn from this?
As one person remarked to me: "When one wants to win and keep a socialist revolution one has to bring guillotines." Socialist movements who come into power must neutralize their biggest local enemies. They need to build their own defenses. They can not rely on those institutions, like the military and police, they inherit from previous regimes. Such movements must never rely on U.S. affiliated organizations like the OAS or on military and police personal that had come under U.S. indoctrination. A movement needs a public voice. It must build its own media locally and internationally.
Hugo Chavez knew this all this. As soon as he won the presidential election in Venezuela he built the necessary forces to defend the state. It is the only reason why his successor Nicolás Maduro defeated the coup attempt against him and is still in power.
https://www.moonofalabama.org/2019/11/lessons-to-learn-from-the-coup-in-bolivia.html#more
ja, auch rosa luxemburg wäre dann vozuwerfen, daß sie lenin gegenüber
es an verbesserungs-vorschlägen hat mangeln lassen.
und "die Linke" ist oft gespalten:
nicht nur in skrupel-arme diktatorische und
nach-haltig-emanzipatorische, es gibt auch naiv-intellektuell-überforderte
und bestens mit analysen von vor-gestern ausgerüstete.
frage-zeichen drücken immer einen mangel an verständnis aus.
"Der bolivianische Präsident Morales hat vor kurzem folgende Aussage gemacht: "Die USA sind wohl das einzige Land auf dem amerikanischen Kontinent, dessen Regierung mit Einfluss von außen noch nicht gestürzt wurde. Und das liegt daran, dass es in Washington keine US-Botschaft gibt."
guillotinen-einsatz und revolutions-garden sind K E I N untrüglicher hinweis
auf emanzipatorische gesellschafts-fortschritte.
an A L L E : s.o.
Gefragt nach den Fehlern von Evo Morales, sage ich spontan:
er hat seine indigene Basis verprellt, indem er den internationalen Kapital zuviele Zugeständnisse gemacht hat, siehe Lithium-Geschäft mit der BRD
er hat sich - ähnlich wie Dr. Salvador Allende - zu sehr auf die Legalität und die Verfassung verlassen und vergessen, das die Oberschicht immer rücksichtslos und brutal ihre Interessen durchsetzt.
er hätte, ähnlich wie in Nicaragua und Venezuela, aus seiner Basis antifaschistische Milizen und Leibwächter rekrutieren müssen, disziplinierte Milizen. Dann hätte er sich wehren können und wäre jetzt noch im Amt. Die weiße Oberschicht hat solche Milizen
von Wahlbetrug kann man nicht sprechen. Das sind Verleumdungen der Gegenseite, die vielfach widerlegt sind.
"Hugo Chavez knew this all this. As soon as he won the presidential election in Venezuela he built the necessary forces to defend the state. It is the only reason why his successor Nicolás Maduro defeated the coup attempt against him and is still in power."
Ganz genau so ist es...
entwaffnend gesagt :
antifa-milizen,revolutions-garden, gut-bezahlte staats-sicherheit,
leib-standarten sichern amtierende revolutionäre.
Das hat er also gesagt. Irgendwer hat bestimmt auch schon gesagt: In Washington gibt es eine russische Botschaft, und Hillary Clinton kann für nichts.
„guillotinen-einsatz und revolutions-garden sind K E I N untrüglicher hinweis
auf emanzipatorische gesellschafts-fortschritte.“
Sagt die hetzende Guillotine blutiger Konterrevolution.
>>Hugo Chavez knew this all this.<<
Ja, und eigentlich wissen wir es auch hier. Die Alternative ist nicht: Wehrhafte Revolution oder irgendwie sozialer Kapitalismus, sonden: Wehrhafte Revolution oder kaputtalistische Barbarei. Seit der Agenda 2010 ist das im Prinzipe auch hierzulande klar, nur haben wir hier eben noch den Vorteil, dass wir mehr Mobiliar aus besseren Zeiten verheizen können bevor uns der Hintern abfriert.
Wie sich die Bilder gleichen: Chile 11. September 1973 - Bolivien, Herbst 2019
https://www.youtube.com/watch?v=cmzlq0GigXA
wenn man mal die unterschiede ignoriert: was beweist bilder-gleich-heit?
Auf welcher Seite stehen Sie, bitte verraten Sie es uns?
Ich möchte niemand beleidigen, aber ich bin manchmal kurz davor, wenn ich europäische Zeitungen zum Thema Bolivien lese: Ich kann wirklich nicht verstehen, warum niemand es schafft, in eine Überschrift zu schreiben, was dort passiert, nämlich ein Staatsstreich. Von den größeren Zeitungen ist das im Prinzip auch nicht zu erwarten, aber selbst linke Zeitungen schreiben momentan nur, warum Evo gescheitert ist - Mit den Analysen hier im Freitag bin ich grundsätzlich auch einverstanden, vor allem zum Schluss lief Vieles nicht mehr so, wie es sein sollte und das Evo das Referendum über seine Wiederwahl ignoriert hat, ist bereits ein Schritt zum Autoritarismus, aber das macht ihn noch nicht zum Diktator. Die Frage ist aber, wann man das sagt und meiner Meinung ist es nicht der richtige Moment, jetzt einfach nur das Scheitern der Linken zu analysieren, sondern man sollte auch (also zusätzlich zur Kritik) auch herausstellen, was dort eigentlich gerade passiert. Ich lebe in Argentinien und hier geht ein Sturm der Entrüstung um, selbst Teile der aktuellen Rechtsregierung sprechen von einem Staatsstreich (die UCR und einige Abgeordnete von Cambiemos). Ich habe live im Fernsehen die Ansprache der Militärs gesehen, die Evo Morales den Rücktritt nahelegten und es ist mir eiskalt den Rücken runtergelaufen. Bereits am Morgen hatte Evo Neuwahlen angekündigt, nachdem der Bericht der OEA veröffentlicht wurde. Er hat sich damit an sein Versprechen gehalten, die Empfehlung dieser Organisation zu akzeptieren, aber die Opposition will keine Neuwahlen, sondern ein Land ohne Evo und am liebsten auch ohne den MAS. Es kam zu gewaltsamen Übergriffen (eine MAS-Bürgermeisterin wurde mit Farbe überschüttet, das Haus von Evos Schwester wurde angezündet und Familienmitglieder von MAS-Abgeordneten wurden eingeschüchtert). Die Regierung trat also zurück, weil sie bedroht wurde. Gestern wurden alle argentinischen Medien aus dem Land ausgewiesen, da sie für die neue Regierung "zu kritisch" berichteten, auch die konservativen privaten. Die neue Präsidentin hat die Insignien von Militärs überreicht bekommen (nicht so normal in einer Demokratie, aber typisch für einen Staatsstreich?)und daneben stand auch Camacho, einer der rechtsradikalen Oppositionsführer und jegliche Legitimation. Dieser hatte bereits vorher die Fahne der Indigenen, die Wiphala, im Kongress mit den Worten abgehängt hat, dass in Bolivien Christus und nicht die Pachamama regiert. Damit wurde mal direkt die Mehrheitsbevölkerung beleidigt und im Prinzip ausgeschlossen, wie es ja auch im Bolivien vor Evo war. Es gibt hier also auch eine ganz klare rassistische Komponente. Wie gesagt, man kann Evo viel vorwerfen, aber Bolivien war keine Diktatur und auch nicht auf dem Weg dorthin. Es gab Repression, das gibt es aber in Lateinamerika immer und überall. Damit will ich das nicht schönreden, aber es ist kein Argument, Bolivien zur Diktatur zu machen, während Kolumbien, Brasilien, Chile oder Argentinien als Demokratien gelten. In Bolivien gab es freie Presse, die noch dazu höchst kritisch mit Evo war, das gab es glaube ich in der DDR nicht, oder? Und zu sagen, es war ein Aufstand des Volkes und das Militär habe nur den Volkswillen umgesetzt, erscheint mir höchst fadenscheinig, da ja bereits Neuwahlen agekündigt waren. Es ignoriert auch, das Evo weiterhin fast 50% der Stimmen bekommen hat (Wer jetzt sagt, die Wahlen waren doch gefälscht, sollte mal den Bericht der OEA lesen, der spricht nämlich von Unregelmäßigkeiten, hat aber nie wirkliche Wahlfälschung festgestellt) Und wenn jemand antritt, die Demokratie zu verteidigen, wie es die Opposition sagt, dann kann man nicht einfach die Meinung von fast 50% der Bevölkerung ausschließen.
Also noch einmal: Man kann und soll Evo kritisieren, aber man soll auch den Staatsstreich als solchen benennen und zwar nicht nur in 2-3 Zeilen irgendwo versteckt, sondern in einer Überschrift und mit einem gesonderten Artikel dazu. Darauf warte ich noch.
Zur Ehrenrettung des linken deutschen Journalismus muß man anmerken, es gibt auch hier eine kleine Minderheit von Journalisten und Online-Medien, die fair über Lateinamerika berichten, siehe:
https://www.nachdenkseiten.de/?gastautor=frederico-fuellgraf
Zur Ehrenrettung des linken deutschen Journalismus muß man anmerken, es gibt eine winzige Minderheit von linken JournalistInnen, die fair über Lateinamerika berichten wie diese
https://www.nachdenkseiten.de/?gastautor=frederico-fuellgraf
Oder diese
https://amerika21.de/2019/11/234156/bolivien-kuba-venezuela-abzug-personal
++ Als Allende gestürzt wurde, gab es diese massenhaft in der BRD!
Solidarität mit Allende und Chile gabs auch in der https://www.youtube.com/watch?v=ANV6cZw1aTE
++ Was ist das für eine Linke hierzulande, die schlaue Debatten führt, während ihre Genossinnen und Genossen in Bolivien verfolgt werden? ++
Ja, das sind solche Leute wie Sie.
Beantworten
++ Vielleicht darf man, muß man als Linker Morales, Maduro et al kritisieren, aber wenn, dann von links. ++
Das kenn ich vom Supermarkt. Da steht an einer Theke: Bitte von links anstellen.
++ Dh man muß konkret angeben können, wie man alternativ zu den Entmachteten den sozialen Fortschritt generieren will. ++
Gibts dafür einen Fragebogen? Mit Multiple Choice? Wollen Sie A, B, oder C
"In Washington gibt es eine russische Botschaft, und Hillary Clinton kann für nichts."
Was hat das jetzt mit Südamerika (dem "Hinterhof"der USA und nicht Russlands) zu tun? Und die russische Botschaft bereitet gerade einen Putsch in Washington vor, oder was?
Zustimmung und Danke!
es ist gut möglich, daß durch den sturz von morales und sein rück-zug
eine allianz der gestrigen/reaktionären zusammenfindet
und sein fehl-geschlagenes, versuchtes drehen
an der repressions-schraube eine weit-stärkere einschränkung
der demokratischen prozesse zeitigt.
die OEA und die welt-öffentlichkeit stehen jetzt vor der aufgabe,
auf die nächsten wahlen zu drängen und ihre prozedur zu
beobachten, zu kontrollieren und zu kommentieren.
auf französischen bahnhöfen gab es das schild:
Achtung! ein vorbeifahrender zug kann einen anderen verdecken!
wenn sie die gleise überschreiten, achten sie auf beide seiten!
---> wiki: OAS, organisation amerikanischer staaten,
auch OEA, o. de los estados americanos.
Mein Kommentar galt einer Aussage, war nicht speziell an Sie gerichtet. Aber schön, daß Sie replizieren.
Es gibt einen Relativismus, der zu weit geht. Aus diesem Grund sagte ich, daß man vielleicht „kritisieren muß“. Daher zählt für mich nicht nur, daß man sich für im Recht hält, sondern es zählt durchaus, wie die Menschen abstimmen, allerdings ist es auch Relativismus, die Wahrheit von Mehrheiten abhängig zu machen. Fast alle Länder der Welt, nicht nur in Lateinamerika, sind tief gespalten. Eine gute Politik berücksichtigt das, und es wäre nötig, mit allen, die an den derzeitigen Umtrieben beteiligt sind, aber die Errungenschaften der bolivianischen oder auch der venezuelanischen Revolution nicht infrage stellen, einen Kompromiß zu finden. Nur sehe ich bei den Umtriebigen keinerlei Bereitschaft dazu, darum sind es Konterrevolutionäre, keine Reformer. Wenn man einen Kompromiß sucht, läßt man sich nicht von den Imperialisten und den Contras alimentieren. Und die Konterrevolution ist für Linke nicht akzeptabel. Und meinen Sie denn im Ernst, in Bolivien stehen sich der Faschist Morales und eine demokratisch und rechtsstaatlich gesinnte Oberschicht gegenüber?
Unmenschlichkeiten des Krieges sind auch auf der linken Seite inakzeptabel, sie vernichten die linke Substanz. Man kann das Unrecht von Linken eventuell leichter verstehen, tolerieren sollte man es natürlich nicht. Ich weiß nicht, ob die Indigenen den Bürgerkrieg wollen oder sich ihn zu führen gezwungen sehen. Mir scheint er begonnen zu haben, initiiert von den Gegnern Morales‘. Und die Skandalisierung von Morales kommt mir vor wie die der Kassiererin, oder war es eine Hartz4-Bezieherin, die statt der Gesellschaft Schwarzgeld auf den Bahamas zu entziehen einen Putzlappen entwendet hat (ich kann mich nicht mehr richtig an diese so nichtige wie symptomatische Affäre erinnern)?
Ich habe von möglicherweise notwendiger Kritik, nicht von Verbesserungsvorschlägen geredet. Und davon, daß die Kritik eine linke sein muß. Das darf durchaus eine an mangelnder demokratischer Selbstbeschränkung sein, die steht aber diametral einer pseudodemokratischen Machtergreifung gegenüber. Kann man so naiv sein, die hier thematisierten Vorgänge in Südamerika als Aufstände für mehr Demokratie und Volkssouveränität zu interpretieren?
Muß ich das Supermarktthekenweltbild verstehen? Ich passe.
Eine Frechheit, Evo Morales indirekt die Schuld an der klerikalfaschistischen Gewalt in Bolivien zuzuschieben. Mir fehlen die Worte.
Ich übrigen möchte ich sie sehr herzlich bitten ihre Kommentare in Zukunft in einem halbwegs verständlichen Deutsch zu verfassen. Der Kollege aus Argentinien will Sie ja verstehen. Ich finde, bei einem ausländischen Gast aus Argentinien sollte man eine besondere Höflichkeit an den Tag legen.
Vielen Dank für Ihr Verständnis
Imperialisten auf die Füße treten...
Nur weiter...
--->"wir alle waren verliebt in ihn" ein taz-artikel aus la paz vom 16.11.
Es wäre schön, wenn Sie einen Artikel richtig verlinken würden, das ist für alle Mitlesenden dann einfacher. Bitte benutzen Sie dazu das linke der oberen Zeichen und kopieren in das sich öffnete Fenster, die Quelle, die Sie verlinken wollen, einfach ein. Ist ganz einfach, ich schaffe es auch und bin keine große Heldin des PC
Herzlichen Dank für ihre Verständniss und Ihre Mitarbeit
Was der Putsch gegen Evo Morales für Indigene wie mich bedeutet
"Der Autor Nick Estes ist ein Angehöriger der indigenen Lower Brule Sioux (USA). Er ist Assistenzprofessor am Institut für Amerikanische Studien der Universität von New Mexico. Im Jahr 2014 war er Mitbegründer der "Roten Nation" (Red Nation), einer indigenen Widerstandsorganisation. Er ist Autor des Buches "Our History Is the Future: Standing Rock Versus the Dakota Access Pipeline, and the Long Tradition of Indigenous Resistance" (Verso, 2019)."
Naja, so weit ist der Artikel ja nicht weg von Ihrer Auffassung. Lateinamerika ist so ziemlich die einzige Region, wo es überhaupt noch linke Versuche gab. Bolivien mit Morales war sicher der bemerkenswerteste Erfolg der jüngeren Zeit. Das Problem ist, dass es die Linke auch gar nicht richtig machen kann. Tatsächlich bis zu Ende geführte Revolutionen würden recht schnell in Konter geführt, weggeputscht werden oder am Weltmarkt zugrundegehen. Teilweise Arrangements mit dem Kapital fallen ihnen ebenso auf die Füße.
"Das Problem ist, dass es die Linke auch gar nicht richtig machen kann. Tatsächlich bis zu Ende geführte Revolutionen würden recht schnell in Konter geführt, weggeputscht werden oder am Weltmarkt zugrundegehen. Teilweise Arrangements mit dem Kapital fallen ihnen ebenso auf die Füße."
Sehr gut erkannt. Merkwürdig nur die diesbezüglich oberschlau kritischen Kommentatoren der Medien und/oder auch hier, die quasi so tun, als ob wirklich was zur freien, konsequenzlosen Wahl stände.
Siehe Kuba (oder einst Nicaragua).
Lateinamerika ist so ziemlich die einzige Region, wo es überhaupt noch linke Versuche gab.
Das ist wohl kein Zufall. Ich weiß von keinem Erdteil, in dem die soziale Ungleichheit größer wäre als in Lateinamerika.
Und die Konterrevolution ist für Linke nicht akzeptabel. Und meinen Sie denn im Ernst, in Bolivien stehen sich der Faschist Morales und eine demokratisch und rechtsstaatlich gesinnte Oberschicht gegenüber?
Erstmal eine Frage: haben Sie meinen Link auf den Artikel Orwells verfolgt? Erkennen Sie eine Verbindung zwischen dem Artikel und diesem Thread?
Und die Skandalisierung von Morales kommt mir vor wie die der Kassiererin, oder war es eine Hartz4-Bezieherin, die statt der Gesellschaft Schwarzgeld auf den Bahamas zu entziehen einen Putzlappen entwendet hat
Mir nicht. Die Selbstverständlichkeit, mit der so getan wird, als sei Morales vor allem ein Linker, halte ich für weltfremden Idealismus. Eine Kassiererin, die von ihren Vorgesetzten gefeuert wird, weil sie irgendwelche Bonuslappen von irgendwelchen Kunden eingesteckt hat, kann sich meiner theoretischen - und praktischen - Solidarität sicher sein, und zwar unabhängig davon, wo sie politisch steht, oder ob sie überhaupt irgendwo steht. Morales ist eine andere Klasse. Bevor ich nach links oder rechts unterscheide, unterscheide ich nach Motiven. Es gibt Menschen, die einer mehr oder weniger gerechten Sache von Anfang bis Ende treu bleiben. Und es gibt Menschen, denen der eigene Erfolg derartig zu Kopf steigt, dass narzisstische Netzwerker aus ihnen werden, bei denen das Netz nur noch darum oder nur noch dann "links" ist, weil oder wenn "rechts" ihnen nicht weiter hilft. Es gibt Soziopathen von Anfang an, und es gibt Soziopathen along the way.
Das gibt es bei der SPD ebenso wie bei Sandinisten oder Chavisten.
Morales halte ich für einen solchen Typen.
Magdas Supermarkt-Beispiel finde ich von daher passend. Zu viele Zeitgenossen glauben - für meinen Geschmack - jedem Etikett, und konsumieren entsprechend aus den Regalen.
Danach sieht mir übrigens (mit wenigen Ausnahmen) auch dieser beklagenswerte Thread aus.
Sie nehme ich ausdrücklich davon aus, Herr Endemann, bei aller Kritik. Ich halte Sie für einen ehrlichen Menschen, der glaubt, was er sagt. Aber was Sie glauben, halte ich für verpeilt.
allerdings ist es auch Relativismus, die Wahrheit von Mehrheiten abhängig zu machen.
Das stimmt. Sie werden übrigens keinen Punkt finden, an dem ich das bestreite, oder ein lateinamerikanisches Feudalschweinchen mit Lippenstift verschönere. Aber wer ein Referendum ignoriert, schafft selbst eine Wahrheit - und die spricht gegen den, der ständig vom Volk redet, es aber ignoriert, wo es ihm nicht reinpasst. Dass demokratisch getroffene Entscheidungen auch falsch sein können, ist noch lange keine Delegitimation solcher Entscheidungen. Wer erst eine Frage stellt und nachträglich nur eine Antwort darauf zulassen will, belügt seine Basis.
Sehr geehrter Herr Professor Zelik,
Vielen Dank für die Details zu den Linksregierungen. Wenn man von der Entwicklung der lateinamerikanischen Länder in den letzten 20 Jahren reden will, sollte man den Elefanten im Raum nicht übersehen. Der Elefant heißt China.
Brasilia, 06.05.2009Das brasilianische Ministerium für Entwicklung, Industrie und Handel gibt bekannt: China hat die USA als größten Handelspartner Brasiliens abgelöst. Die USA waren es seit den 1930er Jahren gewesen. Der Generalkonsul Chinas in Brasilien, Herr Rongmao, sagt bei einem Seminar der brasilianisch-chinesischen Handelskammer im August 2011 in Sao Paulo: "Beide Länder haben wechselseitig abhängige Ökonomien. Von chinesischer Seite werden commodities nachgefragt, von brasilianischer Seite Maschinen und Ausrüstungen." (Langfristig Win-win ? Kicher.)
Bei allen Versuchen der Entwicklungsländer alternative Gesellschaften aufzubauen, konnte es im Kern nicht um Sozialismus gehen, sondern um nachholende industrielle Entwicklung gegenüber den imperialistischen Zentren. Z.B. Cruschtschow: einholen und überholen. So auch beim sog. Sozialismus des 21. Jahrhunderts.
Ausgangspunkt und treibende Kraft der aktuellen Entwicklung des Südens ist China, dessen ressourcenintensiver nachholender Industrialisierungsprozess erheblichen Einfluss auf die Preise zugunsten der rohstoffexportierenden Entwicklungsländer hatte.
China: Bedeutung direkter kolonialer und neokolonialer Einflüsse gering = günstige Bedingung für nachholende Entwicklung.
Die Wiederherstellung Chinas als handlungsfähiger Zentralstaat durch den Sieg der "sozialistischen" Revolution 1949 ist ein Moment einer nationalen ökonomischen Rekonstruktion, die die Basis des aktuellen kapitalistischen Aufstiegs legte.
Mit Lateinamerika vergleichen. Sind nur staatskapitalistische Entwicklungsdiktaturen durchsetzungsfähig ?
Patente Entwicklung und Kultur. Fragen über Fragen.
Das meint ein Leader der Indigenas meint zum Vorwurf des Verfassungsbruchs:
"Andere Kritiker argumentieren immer noch, dass Evos 13-jährige Amtszeit zu lang gewesen sei. Sie verweisen darauf, dass Evo ein Referendum verloren hat, um die Verfassung zu ändern, nehmen aber das Urteil des Obersten Gerichtshofs nicht zur Kenntnis, das ihm erlaubte, legal für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Für unseren indigenen Präsidenten waren nach fünf Jahrhunderten der Kolonisation 13 Jahre nicht lang genug.
"Wir werden zurückkommen", versicherte Evo kürzlich Unterstützern ‒ den Anführer des indigenen Widerstands im 18. Jahrhundert zitierend ‒ "und wir werden Millionen sein, wie Tupac Katari sagte."
14. November 2019
Der Autor Nick Estes ist ein Angehöriger der indigenen Lower Brule Sioux (USA). Er ist Assistenzprofessor am Institut für Amerikanische Studien der Universität von New Mexico. Im Jahr 2014 war er Mitbegründer der "Roten Nation" (Red Nation), einer indigenen Widerstandsorganisation. Er ist Autor des Buches "Our History Is the Future: Standing Rock Versus the Dakota Access Pipeline, and the Long Tradition of Indigenous Resistance" (Verso, 2019)"
https://amerika21.de/blog/2019/11/234152/putsch-morales-bedeutung-fuer-indigene
Da kann man ja nur begrüßen, wenn ihre Antenne besser ausgerichtet ist. :-)
Aus welchen "Regalen" (Quellen) man sich bedient und welche Folgerungen man daraus zieht, bleibt allemal dem subjektiven Faktor unterworfen, obwohl jeder mit Sicherheit für sich ab und an in Anspruch nimmt, bei anderen Defizite in einer Sache festzustellen.
Morales hat offiziell bestätigt von der zuständigen UNO-Abteilung eine sozialökonomische Verbesserung in seinem Land erreicht und das mit Methoden, die nicht den neoliberalen Vorstellungen entsprechen. Und das ist bekanntlich in Südamerika eine riskante Angelegenheit, zum einen wegen der vorhandenen Oligarchen, wie ich die Land- und Machtbesitzenden mal nenne und natürlich der Klassiker, also die Macht, die weiterhin diesen Kontinent als Vorhof betrachtet und jederzeit in der Lage ist, die Verhältnisse zu destabilisieren.
Bolivien ist also nicht mit unseren idealistischen Vorstellungen von Demokratie zu befrachten. Und trotzdem stelle ich mir die Frage, ob es Morales nicht hätte klüger anstellen können, Erreichtes auch ohne seine Person zu erhalten, bzw. auszubauen. Denn so wird er Ziel von Kritik, die im Verhältnis zu den Zuständen in anderen Staaten wie Brasilien zwar völlig überzogen sind, aber dennoch nicht unberechtigt sind.
Denn es bleibt dann abzuwägen, ob der Zweck die Mittel heiligt. Und das wird man in der Regel bestreiten.
(und @ miauxxx)
Dass die de-facto-Entmachtung des Indigenen Evo Morales auch von Indigenen-Vertreter(inne)n nördlich des Rio Grande aufmerksam beobachtet wird, kann schon aus zweierlei Gründen nicht überraschen. Zum einen ist Bolivien der einzige Staat Lateinamerikas mit mehrheitlich indigener Bevölkerung. Bereits die Historie ist für den Kontinent Sonderfall: starke indigene Aufstände bereits in kolonialer Zeit (insbesondere zu erwähnen: Tupac Amaru II, dessen zeitweilig befreites Territorium im 18. Jahrhundert große Teile des heutigen Boliviens mit umfasste), subkolonialer Status unter der Bezeichnung »Hochperu« als Silbermine für das spanische Kolonialreich; Unabhängigkeit: eher via Zufall 1845, seither wechselhafte Geschichte mit einem Rekord an Regierungen und Putschen.
Der zweite Grund für aufmerksam-kritische Beobachtung ist die hierzulande als demokratische Hoffnungsträgerin verkaufte Rechte Jeanine Áñez. Dass Áñez und die von ihr repräsentierte Oberschicht die Wahl auch bei 70% für Morales angefochten hätten, ist in dem Kontext symptomatisch und spricht eigentlich eher für eine weise, ausgleichende Politik des nunmehr weggeputschten Wahlsiegers. In Áñez’ Vita stecken allerdings noch ganz schlimm rassistische Stellungnahmen bezüglich der indigenen Bevölkerungsmehrheit – Stellungsnahmen, die nicht nur ein »bißchen« rassistisch sind, sondern im Grunde von dem terminatorischen Kaliber, dass hierzulande ein Björn Höcke auflegt (Kurzvariante an der Stelle: siehe hier und hier).
Fazit: Bereits die Kurzindikatoren legten es nahe, hier von einem weiteren Putsch in der reichhaltigen Reihe bolivianischer Putsche und Putschversuche zu sprechen (und, um es noch klarer zu formulieren: einem RECHTS-Putsch). Die Diskussion hier im Thread um mögliche oder vielleicht auch wirkliche Fehler von Evo Morales halte ich entsprechend für ziemlich derangiert. Andererseits muß ich gestehen, dass ich selbst bezüglich Bolivien weniger sachlich firm bin, als mir lieb wäre. Das mag zwar für Schwätzer(innen), die die Lage in Bolivien mit ihrer persönlichen Befindlichkeit verwechseln, ebenso gelten. Ich selbst will derlei jedoch als Messlatte für mich nicht akzeptieren. Entsprechend nutze ich den ruhigen Sonntag lieber etwas dafür, mich bezüglich dem Land sachkundig zu machen (gute Online-Quellen meiner Meinung nach: der Subbereich »Bolivien« im LIPortal und die aktuelle Presseschau bei ila. Das Lateinamerika-Magazin).
Warum muß die Linke an ihrem links-rechts-Maßstab festhalten? Ohne einen solchen Maßstab in Gestalt einer Konzeption der emanzipatorischen Befreiung verliert sie ihren Kompaß, wird ihr Handeln beliebig, gibt sie auf, eine bewegende historische Kraft zu sein.
Nun kann man bestreiten, daß es überhaupt konsistente historische Entwicklungslinien gibt, oder zumindest, daß es Phasen gibt, in denen die Geschichte völlig offen ist, so daß keine progressive (sowie regressive) Richtung ausmachbar ist. Unter dieser Voraussetzung löst sich der links-rechts-Fundamentalismus auf. Hier könnte man sich einem von manchen als unideologisch, rational, aufgeklärt unterstellten Relativismus zuwenden, das paradigmatische linke Weltbild verwerfen und einem differentiellen konkreten Handeln das Wort reden, linke Politik würde sich auf immer konkret zu fällende Einzelentscheidungen beschränken, in denen das relativ Linke gewählt wird.
Das ist im Übrigen eine traditionell sozialdemokratische Position, man sucht nicht mehr ein prinzipiell Besseres, eine andere Gesellschaft (theoretisch wird das begründet mit der ins Verderben führenden angeblichen Suche nach dem „neuen Menschen“ durch die extreme/fundamentale Linke), sondern das Bessere, die Verbesserung. Der Kapitalismus entspricht der menschlichen Natur, man muß ihn nur menschlich gestalten. Man sucht also keine strukturelle Lösung, sondern fordert den moralischen Dauerentscheider.
Nun ist solche Differenzierung keineswegs völlig aus der Luft gegriffen, sie beschreibt auch Realität. Selbstverständlich sind Menschen keine Holzschnittfiguren, sondern sehr komplexe Einheiten widersprüchlicher Eigenschaften. Auch Hitler war nicht der Teufel persönlich, sondern ein fundamental Gekränkter, mit schwachem Selbstbewußtsein ausgestatteter Hundeliebhaber und Wutbürger, der sicher auch den deutschen Wald und seine Eva geliebt hat (was immer das heißen mag). Ich bestreite also nicht, daß es diese chaotische Detailiertheit der Wirklichkeit gibt, in der man das relativ Richtige sucht.
Daß man aber alle wissenschaftlichen (soziologischen, psychologischen, historiographischen, kurz: geistes- und kulturwissenschaftlichen) Erkenntnisse, die eindrucksvoll die Strukturiertheit der Welt und der gesellschaftlichen Weltbilder ignoriert, von Historismus und den erkenntnistheoretischen Selbstverständlichkeiten (Kuhn) nichts mehr wissen will, ist bizarr.
Das war eine lange Vorrede zu einem ganz konkreten Fall, die zeigen sollte, daß die Personalisierung politischer Zustände die wirklich relevante Ebene verpaßt. Es geht in dem, was in Südamerika passiert, nicht um das individuelle Versagen von Castro, Maduro, Rousseff, Kirchner, Morales. Wie ich sagte, das könnte und müßte man vielleicht kritisieren. Aber der große Kampf in Südamerika ist einer der Welt- und Gesellschaftsbilder. Es geht also tatsächlich um das paradigmatische Links oder Rechts/Bürgerlich, Emanzipation oder (Kapital-)Herrschaft. Individuelle Vorwürfe gegen Morales sind naiv oder vorgeschoben, wenn sie nicht auf den rechts-links-Maßstab bezogen werden. Wer links nur noch in der Supermarkt- oder Straßenverkehrsperspektive sieht, hat alles Recht dazu, nur links kann er sich nicht mehr nennen, will er ja vielleicht auch gar nicht mehr.
Ich stimme übrigens Miauxx voll zu, und wie ich oben sehe, doch auch Sie. Das wäre doch eine Basis, die Ereignisse zu beurteilen.
Antwort der Einfachheit halber hier. LG
Sie sehen doch, was in Bolivien abläuft. Eine Klerikalfaschistin hat illegal die Macht übernommen und geht der Bevölkerungmehrheit, den Indigenas ans Leben. Die Indigenas werden beleidigt und getötet von rechten Milizen. Der alte Rassismus der Oligarchie ist zurück.
Angesichts dieser Tatsachen ist es doch lebensfremd zu lamentieren, was Morales hätte anders tun können. Dazu ist bereit genug gesagt worden
Angesichts der Verfolgungen der Linken in Bolivien, ist Solidarität das Gebot der Stunde. Das verweigert die besserwisserische Salonlinke hier. Das ist menschlich einfach ekelhaft. Die Salonlinke disqualifiziert sich dadurch selbst.
Bolivien steht vor der Alternative:
Entweder kehrt Evo Morales "millionenfach zurück", oder das Land versinkt in Chaos und Gewalt, wie Libyen.
Ehe die lebensfremde Salonlinke hier kluge Ratschläge erteilt, sollte sie doch die Stimmen aus Lateinamerika zur Kenntnis nehmen. Dort ist man mit Evo solidarisch, welche Fehler man ihn auch immer vorhalten mag.
na, da machen Sie aber ein faß von der seite auf!
-als hätte die sozialdemokratie nie auf ein system-wechsel gedrängt-
- selbst liberalen ging es wenn, dann nicht immer nur um stückweise besserungen:
die wollten/wollen ein liberales (wirtschafts-)system!
- und in populistischen/charismatischen bewegungen geht's ohne führer nicht los.
Morales hat offiziell bestätigt von der zuständigen UNO-Abteilung eine sozialökonomische Verbesserung in seinem Land erreicht und das mit Methoden, die nicht den neoliberalen Vorstellungen entsprechen.
Ich habe jedenfalls eine Antenne, Pleifel, und die ist nicht nur auf Sendung, sondern - sogar überwiegend - auf Empfang. Soll heißen: ich habe von diesen Kennzahlen gehört und zweifle sie en gros gar nicht an.
Aber ich zweifle auch nicht daran, dass viele Menschen neben materiellen Verbesserungen auch Respekt erwarten (ein zugegebenermaßen subjektiv vielseitig definierter bis verzerrter Begriff). Ich verweise nur auf Trump-Wähler oder AFD-Wähler, die nicht unbedingt aus sozioökonomischen Gründen ihre Wahl treffen - denn es gibt reichlich Menschen gleichen Hintergrunds, die eben keine solche Wahl treffen.
Dass Morales beim Referendum keine Mehrheit erreichte, mögen er und seine Anhänger noch so oft der US-Botschaft zuschreiben: Tatsache ist: er bekam keine Mehrheit, und er suchte nach Ausreden. Gäbe es die USA nicht, diese Sorte Linke müsste sie erfinden.
Ja, es fehlt mir einfach der historische Tiefblick, der in der heutigen Sozialdemokratie noch die ursprüngliche erkennen kann.
Befinden sich die bürgerlichen Linksliberalen denn im Clinch mit den Neoliberalen, sind das nicht zwei Seiten einer Medaille? Wo ist denn da ein Antagonismus, und welches andere System soll her? Ich sehe nur freedom and democracy. Und haben wir das nicht bereits? Die angepaßten Massen funktionieren als Rädchen im Getriebe, die, wollten sie tatsächlich eine Veränderung, genau diese Führerschaft bräuchten, und damit genau in dem Dilemma stecken, nur noch die Herren wechseln zu können. Sehr komfortabel für die, die im Licht stehen, neoliberal und (fürs Gemüt und politisch korrekt) bürgerlich linksliberal.
Daß man aber alle wissenschaftlichen (soziologischen, psychologischen, historiographischen, kurz: geistes- und kulturwissenschaftlichen) Erkenntnisse, die eindrucksvoll die Strukturiertheit der Welt und der gesellschaftlichen Weltbilder ignoriert, von Historismus und den erkenntnistheoretischen Selbstverständlichkeiten (Kuhn) nichts mehr wissen will, ist bizarr.
Ich habe die ja nicht über Bord gekippt, Herr Endemann. Ich bewundere Ihre Fachkenntnis in dieser Hinsicht. Ich füge denen aber die menschliche Natur hinzu, und zwar nicht als kapitalistisch bestimmte (die meiste Zeit entwickelte sie sich ja unter anderen Bedingungen), sondern als eine, die sich auf nicht vorhersehbare Weise entwickelt.
Es war der chinesische Kommunismus, der außer dem historischen Materialismus auch das menschliche Wollen im Auge behielt, und damit zumindest machtpolitisch erfolgreicher war als der sowjetische, und trotzdem über Jahrzehnte in etwa links. Leute wie Borodin versuchten, diesen Unterschieden Rechnung zu tragen - wenn und soweit Orwell (für Sie) überhaupt ein Linker war (ich halte ihn für einen, Sie vielleicht nicht), dann am ehesten wohl einer Borodinschen Typs.
Das war eine lange Vorrede zu einem ganz konkreten Fall, die zeigen sollte, daß die Personalisierung politischer Zustände die wirklich relevante Ebene verpaßt.
Kommt darauf an. Golo Manns Wallenstein-Biografie jedenfalls erlaubt bei aller "Personalisierung" und "Erzählform" durchaus auch einen Blick auf politische Zustände. Aber hier geht es mir ja nicht darum, Morales als Ausnahmefigur darzustellen, sondern im Gegenteil als bedauerlichen Normalfall, wenn auch nicht gerade als Gesetzmäßigkeit. Morales spielt ja keine Ausnahmerolle. Mit Maduro verhält es sich nicht anders als mit ihm.
Die Schröderrolle, um dem universalen Karrierismus und Opportunismus der Nachvollziehbarkeit halber mal einen deutschen Namen zu geben, ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel, und zwar unabhängig vom Entwicklungsstand eines Landes oder eines Wirtschaftsraums. Den Grund dafür, dass Chinas KP lange erfolgreich war, sehe ich nicht in ihrer "nationalen" oder zentralistischen Rolle, sondern in der zellularen Organisation ihrer Herrschaft. Bis vor kurzem - unter Ausnahme der "Massenbewegungen" der 1950er und 1960er und der jetzt stattfindenden ideologischen und verwaltungstechnischen Rezentralisierung - bestand China aus kleinen und größeren Einheiten, die zwar hierarchisch angeordnet waren, in denen aber die Vorsteher solcher Einheiten nicht nur eine Mittlerrolle zwischen dem Einzelnen und dem Staat übernahmen, sondern auch eine (in Grenzen, versteht sich) schützende Rolle vor dem Staat.
Die auch in Deutschland vorherrschende Vorstellung, achtzig Millionen Menschen aller Einkommensgruppen passten in ein einziges vertrauensvolles (nationales) Wohnzimmer, ist illusorisch, und das nicht nur, weil jede Aktenzeichen-X-Y-Episode das Gegenteil beweist, sondern aus ausgesprochen politischen Gründen.
Ich stimme übrigens Miauxx voll zu, und wie ich oben sehe, doch auch Sie. Das wäre doch eine Basis, die Ereignisse zu beurteilen.
Zumindest können wir miteinander reden. Das ist kein unbedeutender Anfang, finde ich.
Tja, es bedarf offensichtlich des amerikanischen Wahlmodus, um mit weniger Stimmen Präsident zu werden.
Es bleibt ein Faktum, das Rechtsputsche mehr oder weniger unter dem Schirm durchlaufen, während man linke Regierungen irgendwie beseitigen muss, da es eine westliche Deutungshoheit darüber gibt, was als legitimes Herrschaftsmodell akzeptiert wird.
Und da spielt eine entscheidende Rolle, wie es halt mit den einträglichen Wirtschaftsbeziehungen so aussieht. Mit anderen Worten: das Politmodell ist sekundär, nicht aber, wenn es die Geschäfte beeinträchtigt!
Wie auch immer, nach Morales wird sich die Flanke nach Rechts wohl wieder weit öffnen und das dürfte die Indigenen sicher nicht positiv stimmen.
Es bleibt ein Faktum, das Rechtsputsche mehr oder weniger unter dem Schirm durchlaufen, während man linke Regierungen irgendwie beseitigen muss, da es eine westliche Deutungshoheit darüber gibt, was als legitimes Herrschaftsmodell akzeptiert wird.
Wenn ich etwas über Rechtsputsche (oder Schritten in eine solche Richtung) schreibe, liest es allem Anschein nach keiner - auch nicht in der FC. Insofern haben Sie Recht.
Aber wenn in der FC von einem Narrativ abgewichen wird, fällt es auf.
Das ist die Subjektivität im Kleinen - und die Hervorhebung der US-Botschaften als Achse des Bösen ist die Subjektivität im Großen.
Eine Lehre kann daraus nicht werden - noch nicht einmal ein Modell. Es bleibt Schwarzweißmalerei zu eigenen (mehr oder weniger linken) Gunsten, aber ohne Fortschrittspotenzial.
Ein langer Thread lässt sich freilich schon draus machen.
Hm, manche Linke sind zwar eifrig dabei, seit Jahrzehnten die Vergangenheit zu analysieren, aber leider sind sie erfahrungsresistent und verstehen nicht, daß dies für die Zukunft nie etwas gebracht hat.
Es sind immer die selben Fehler, die Hybris, der Machtanspruch, das Unvermögen, die großen unhaltbaren Versprechen, die Naivität.
Man hatte Chancen und hat sie nicht genutzt. Vertrauen wird laufend verspielt und dann wieder analysiert wieso das so ist.
Das wird sich auf lange Sicht wohl kaum ändern und ich glaube, viele wollen das auch gar nicht.
"Ein langer Thread (...), ja freilich, auch Linke brauchen ein Zuhause. Aber Sie haben ja nicht unwesentlich dazu beigetragen.
Schönen Restsonntag noch, auch an alle Mitleser.
Ich verstehe nicht, was Sie uns sagen wollen? Wenn's geht, bitte konkret?
Danke, Ihnen ebenfalls.
Dachte es wäre deutlich.
Es wird zuviel analysiert das uns nicht weiterbringt. Nicht nur daß es viele gegenläufige Erkenntnisse aus den Analysen gibt, sondern auch daß aktuelles weniger beachtet wird. Was interessiert eine 1000. Analyse von Kant, der Wirtschaftskrise von '28, dem Scheitern einer Links-Regierung wenn daraus keine eindeutige Aussage abzuleiten ist und es in Zukunft genau so schlecht wiederholt wird?
Heute wird Politik gemacht, heute gibt es brennende Themen die die Menschen gelöst haben möchten. 30 verschiedene Analysen und Erkenntnisse bringen nicht weiter, was ja auch die Erfahrung lehrt.
Bringt nur mehr Streit um winzige Details die kaum noch einer nachvollziehen kann und über die es nie Einigung geben wird.
Die "Linke" versucht seit über 100 Jahren die Vergangenheit zu analysieren und Schlußfolgerungen zu ziehen, wieso reale Politik dann immer schlimmer wurde muß einem zu denken geben.
Wenn man bedenkt wie es heute mit linken Strömungen oder Parteien aussieht fragt man sich, wozu die "Erkenntnisse" gedient haben.
Man kann nicht immer weiter sagen, "Moment, wir analysieren noch. Fragt in 30 Jahren nochmal nach, wir sind gerade bei der Wirtschaftskrise 1928 ".
Fakt ist, die Linke bekommt in der Gegenwart weltweit nicht viel auf die Reihe. Den Protagonisten wird auch eine Vergangenheitszerpflückung nicht weiterhelfen. Wenn Wahlen sind wollen die Leute keinen Geschichtsunterricht oder 30 Betrachtungsweisen eines vergangenen Ablaufes. Die Leute haben HEUTE Probleme die sie in ihrer Restlaufzeit von 10 oder 30 oder 50 Jahren noch gerne gelöst sehen würden.
Wenn man Wählerstimmen gewinnen möchte, kann man den Leuten nicht mit unbewiesenen wirtschaftstheoretischen Überlegungen kommen die auch noch in 10 Varianten daherkommen.
Siehe Wagenknecht. Man braucht ja keine medientaugliche kompetente Persönlichkeiten und Rums, da sackt man nach unten durch. Im Osten ein Desaster, weltweit - vergessen wirs.
Will man Veränderungen oder Bücher schreiben?
"nach der wende ist ein ventil aufgegangen.
plötzlich durfte alles gesagt und getan werden,
was die leute schon immer gedacht hatten."(almuth berger,
ehem. ausländerbeauftragte der letzten ddr-regierung über die
"baseball-schläger-jahre").
was damals das ventil bersten ließ
hat jetzt einen parlamentarischen, organisierenden arm als AfD.
dazwischen gab es alternativlos hinzunehmende groko-politik.
die schwächung der öffentlichen hand durch sparpolitik
haben integrations-möglichkeiten torpediert,
die bei einem derartigen umbau der gesellschaft
mit un-gewohnten zumutungen für DDR-gelernte
not-wendig gewesen wären.
was anpassungen an die welt-wirtschaft ohne diese spezielle
problematik schon bewirken kann, zeigt die warn-westen-bewegung in F.
aber das un-ausgesprochene mantra der groko war wohl:
"wir schaffen das!" eine sträflich-taten-arme haltung
wie bei der flüchtlings-aufnahme.
systematische politik-entwicklung ist jetzt,
wo auch unter der klima-bedrohung die fetzen um die ohren fliegen,
extrem schwierig geworden:
pragmatische politik-folge-schäden-begrenzung ist die hoffnung der stunde.
wer große lösungen vorschlägt, bekommt contra von allen anderen seiten.
»(…) Dass Morales beim Referendum keine Mehrheit erreichte, mögen er und seine Anhänger noch so oft der US-Botschaft zuschreiben: Tatsache ist: er bekam keine Mehrheit, und er suchte nach Ausreden.«
Der Aussagesatz ist in meinen Augen bezeichnend für das linksliberale Elend – genauer: die Unwilligkeit, im Fall des aktuellen Putsches Partei zu ergreifen. Sachlich richtig an der Aussage ist allenfalls, dass Morales bei besagtem Referendum äußerst knapp unterlag – respektive die nötige Stimmenanzahl 50+x% knapp verfehlte. Bezeichnender für diese Art sich vorzeitig auf die »richtige« (das heißt: siegreiche) Seite schlagender Argumentation finde ich allerdings die kontrastierende – wenn auch in meinen Augen sehr beredtsame – Sprachlosigkeit in Bezug auf die Legitimation der derzeitigen Machthaberin von Militärsgnaden, Frau Áñez.
Sie können den Hinweis auf die mangelnde Legitimation der Neuen gern als kleinlich einstufen. Dass die »Machtübergabe« lediglich via Militär zustande kam und von »demokratischem« Wechsel schon aufgrund der militärseitig dieses Wochenende in Cochabamba Erschossenen keine Rede sein kann, ist nicht mal der Grund für diesen Hinweis. Ausgetrickst hat die Sarah Palin Boliviens offenbar auch ihre Mitstreiter von der konservativ-bürgerlichen Opposition. Fazit so: Es gab nicht nur keine Wahl (in welchem Wahlmodus auch immer). Selbst in ihren eigenen Reihen hat sich Jeanine Áñez lediglich durch den Gebrauch ihrer Ellbogen vorgeschoben.
Aber, klaro: Morales ist ein Schuft. Diesen Satz hundertmal abschreiben und auswendig lernen.
Da scheint wohl alles seine Berechtigung zu haben. Sicher war der weitere Weg rechtswidrig, jedoch nahm es Morales mit der Verfassung auch nicht so genau.
Es wurden einfach Hoffnungen geweckt die Morales nicht erfüllen konnte. Wer mit hohem Anspruch antritt wird daran gemessen.
Das kann ich nachvollziehen, was die deutsche Linke betrifft. In Lateinamerika ist das anders, dort hat die Linke viel versucht und auch einiges erreicht. Da war und ist es aber so, daß gleich der kleinste Fortschritt - Evo Morales war ist gemäßigter, auf Ausgleich ausgerichteter Sozialdemokrat - mit Putsch beantwortet wurde. Kurz gesagt, eine halbe Revolution wurde mit einer ganzen Konterrevolution beantwortet.
Die deutsche Linke hat schon lange nichts mehr zustandegehracht, maßt sich aber an den Stab über die Linke in Lateinamerika zu brechen. Das regt mich auf.
Natürlich ist es so. Menschen machen Fehler. Die deutsche Linke aber arbeitet sich an den Fehlern ander ab, bringt aber selbst nichts zustande. Sie sitzen auf eine sehr hohen Roß und merken es nicht!
Bezeichnender für diese Art sich vorzeitig auf die »richtige« (das heißt: siegreiche) Seite schlagender Argumentation finde ich allerdings die kontrastierende – wenn auch in meinen Augen sehr beredtsame – Sprachlosigkeit in Bezug auf die Legitimation der derzeitigen Machthaberin von Militärsgnaden, Frau Áñez.
Sie versuchen es mit shaming, Herr Zietz? Das funktioniert nicht. Wer mit mir diskutieren will, muss auch zuhören können.
Das meint ein Leader der Indigenas meint zum Vorwurf des Verfassungsbruchs:
"Andere Kritiker argumentieren immer noch, dass Evos 13-jährige Amtszeit zu lang gewesen sei. Sie verweisen darauf, dass Evo ein Referendum verloren hat, um die Verfassung zu ändern, nehmen aber das Urteil des Obersten Gerichtshofs nicht zur Kenntnis, das ihm erlaubte, legal für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Für unseren indigenen Präsidenten waren nach fünf Jahrhunderten der Kolonisation 13 Jahre nicht lang genug.
"Wir werden zurückkommen", versicherte Evo kürzlich Unterstützern ‒ den Anführer des indigenen Widerstands im 18. Jahrhundert zitierend ‒ "und wir werden Millionen sein, wie Tupac Katari sagte."
14. November 2019
Der Autor Nick Estes ist ein Angehöriger der indigenen Lower Brule Sioux (USA). Er ist Assistenzprofessor am Institut für Amerikanische Studien der Universität von New Mexico. Im Jahr 2014 war er Mitbegründer der "Roten Nation" (Red Nation), einer indigenen Widerstandsorganisation. Er ist Autor des Buches "Our History Is the Future: Standing Rock Versus the Dakota Access Pipeline, and the Long Tradition of Indigenous Resistance" (Verso, 2019)"
https://amerika21.de/blog/2019/11/234152/putsch-morales-bedeutung-fuer-indigene
Ich halte diese Maxime für ziemlich lebensfern. Letzten Endes läuft sie auf eine Haltung »Das Allerschlimmste rechtfertigt sich durch das Auch-Schlimme« hinaus (gesetzt einmal der Fall, die Morales-Regierung wäre durch die Attributierung »auch schlimm« korrekt beschrieben.
Auf Deutschland übersetzt hieße sie: »Hitler, schön und gut. Aber Papen, Brüning und die Sozen davor waren auch schlimm.« Fakt ist: Hätten SPD, Liberalbürgerliche und KPD 1932 Marschbefehle ausgeteilt für Rotfrontkämpferbund, Reichsbanner und Polizei, wäre der braune Spuk zerschlagen worden – vermutlich mit der Konsequenz, dass der Name »Hitler« nur den Geschichtskundigeren unter uns Heutigen ein Begriff wäre. Die Reichswehr und den drohenden Bürgerkrieg hätte man mit einem Hilferuf an die Entente-Mächte abwehren können – versehen mit dem Hinweis, dass sich die kaiserlichen Revanchisten in Deutschland wieder an die Macht putschen.
Und ja – Gefangenenlager für circa 100.000 Rechte hätte ich in Anbetracht einer solchen Situation für vollkommen legitim und angemessen gehalten. Will heißen: Manchmal muß sich die gute Sache auch verteidigen. Argumente allein ist schön und gut – reicht aber in manchen Situationen leider nicht aus. Eine Lehre leider, die in anderen Ländern – wie beispielsweise Frankreich – besser internalisiert ist als im notorisch obrigkeitshörigen Deutschland.
»Sie versuchen es mit shaming, Herr Zietz? Das funktioniert nicht.«
Oups – da hatte ich gehofft, ich hätte bei Frau Áñez das ein oder andere übersehen, dass vielleicht doch für sie spricht. Offensichtlich nicht der Fall. Was soll man mit Ihnen noch tun? Vielleicht, weil Sonntag ist: die Bergpredigt rausholen mit der Passage mit dem Auge und dem Splitter?
Da werde sie jetzt über dich herfallen, die Deutschen Salonlinker, für die Dummschwätzer noch eine milde Bezeichnung ist.
Du hast natürlich recht. Jetzt werden die Dummschwätzer auch über mich herfallen, egal, da hört ich nicht mehr hin.
Was mich aber am meisten aufregt, ist die kalte Distanz, der Mangel an Empathie, die Gefühlskälte, mit der besserwisserisch die Linke in Lateinamerika abgeurteilt wird.
Dabei machen sich die Dummschätzer nicht mal die Mühe, Quellen aus Lateinamerika überhaupt zur Kentniss zu nehmen.
Solidarität kennen diese Linken nicht. Bevor die sich mit etwas solidarisch erklären, wird es zerpflückt, zerredet und zu Tode theoretisiert...
Es reicht mir wieder einmal. Schönen Abend
Na ja – besser ertragbar wird das Ganze, wenn man sich vor Augen hält, dass die Guten manchmal doch die besseren Argumente hatten.
"die Hervorhebung der US-Botschaften als Achse des Bösen ist die Subjektivität im Großen"
Wenn Sie nachprüfbare Fakten als "Subjektivität" bezeichnen, sagt das einiges über Ihr nicht sehr objektives*Weltbild aus.
https://www.watson.ch/international/usa/237152337-wo-die-usa-seit-1946-ueberall-wahlen-beeinflussten
Sie wissen, was die Monroe-Doktrin war/ (und wieder**)ist?Sie kennen die "Eingriffe" der USA/CIA (und des IWF!) u.a. in Kuba, Argentinien, Brasilien, Panama, Nicaragua, Chile....(vermutlich gibt es kaum ein Land (allein!!!) auf dem amerikanischen Kontinent, in der diese nicht Ihren Geltungs-/Machtanspruch geltend machten.
*Bevor Sie mir erklären wollen, dass es "Objektivität" gerade in Bezug zur Politik und den jeweiligen weltanschaulichen Meinungen dazu eigentlich kaum gibt, müssten Sie zumindestens auch behaupten, dass es diesen Macht-und Geltungsanspruch der USA nur in meiner subjektiven Empfindung/Phantasie gibt und all die dazu aufrufbaren Informationen (z.B.) aus dem Kreml stammen.
** https://www.heise.de/tp/features/USA-kehren-nun-auch-offiziell-zur-Monroe-Doktrin-zurueck-4405302.html
Ja, so versteht man es gerne. Würde ich akzeptieren, wenn die Linken nicht diesen überheblichen Anspruch und die Anklage anderer heraushängenlassen würden. Was ist mit dem unfehlbaren Anspruch, der unfehlbaren Analyse von dies und jenem?
Es sind eben häufig großen Versprechen die nicht umgesetzt werden oder können. Linke Fehler sind genauso Fehler wie die Fehler der anderen. Da gibt es nichts zu entschuldigen.
Nicht nur die USA sind anzuklagen, auch die Linken haben einfach nicht den Überblick.
Immerhin sind manche Linke jetzt einige Jahre beschäftigt nun dies wieder zu analysieren. Lernen werden sie daraus wohl kaum etwas. Die Vergangenheit bestätigt dies.
Aber wie immer, beim nächsten Mal wirds sicher besser.
Was können die Linken in Bolivien lernen?
Vielleicht das man sich auf bewaffnete Kräfte stützen muß um an der Macht zu bleiben. Sie können sich soviel richtig oder falsch machen wie sie wollen, der Putsch droht immer.
Das Gerede von Wahlfälschungen und Verfassungsbruch akzeptiere ich nicht, denn es ist längst widerlegt. Nur in ihrer deutschen Traumwelt lebende Linke begreifen das nicht. Sie wollen die Welt belehren.....das ging in Deutschland mehrfach schief...
Sind nicht gewählte Vertreter massiv behindert worden oder das Parlament entmachtet worden?
Nun, bewaffnete Kräfte waren ja gegen ihn.
Bewaffnete Kräfte waren bei Linken meist ebenso gegen das Volk gerichtet wie bei Rechten.
Stiller: Sie haben ein Problem damit, dass ich - Ihrer Ansicht nach - die falschen Faktoren hervorhebe. Ich kümmere mich vor allem um die Scheiße vor der eigenen Tür und empfehle Ihnen, das ebenfalls zu tun.
OK - der letzte Halbsatz war schon wieder Zeitverschwendung. Tun Sie halt, was Sie selbst für fortschrittsdienlich halten.
>>Das Gerede von Wahlfälschungen und Verfassungsbruch akzeptiere ich nicht, denn es ist längst widerlegt.<<
Dass das vorgeschoben ist kann ja leicht erkannt werden. Hierzulande wird mit steil ansteigendem Lithiumverbrauch gerechnet, und da muss ACI natürlich am Uyuni frei schalten & walten, frei umweltzerstören & ausbeuten können, damit der Elektro-SUV nicht zu teuer wird. Man sagt es halt nicht gerne und sucht Vorwände. Ein altbekanntes Prinzip.
"Sie haben ein Problem damit, dass ich - Ihrer Ansicht nach - die falschen Faktoren hervorhebe"
Was heisst "Problem"? Ich habe eine andere Meinung.
Sie heben aber nicht nur die falschen "Faktoren" einseitig hervor, Sie ignorieren auch andere, oder besser: DIE anderen "Faktoren". Kann man machen, fällt aber eben auf.
Btw. : "Ihre Scheisse vor der eigenen Tür" ? Sind Sie Bolivien?
Sie heben aber nicht nur die falschen "Faktoren" einseitig hervor, Sie ignorieren auch andere, oder besser: DIE anderen "Faktoren".
Das können Sie gar nicht wissen. Aber behaupten dürfen Sie's natürlich.
Btw. : "Ihre Scheisse vor der eigenen Tür" ? Sind Sie Bolivien?
Ich bin ein Linker.
"Ich bin ein Linker."
Das verwundert mich.
"Das können Sie gar nicht wissen."
Wenn Sie (als "Linker") die (nicht nur von mir behauptete / "hervorgehobene") "Einmischung" der USA in anderer Länder Politik (hier: Bolivien) als "Subjektivität im Grossen" bezeichnen, ignorieren Sie den objektiven Gehalt dieser Tatsachen!-Behauptung bzw. sehen dies als nicht entscheidend oder erheblich an.
"Aber behaupten dürfen Sie's natürlich."
Was ich (danke im Übrigen) dann auch erstmal weiterhin tue.
Wird bei euch das Logbuch auch nicht mehr angezeigt? Bekomme keinen Diskussionsverlauf mehr.
>>...., daß ein demokratischer Sieg der Linken in den armen Ländern im imperialen Einflußbereich wohl nur stabilisierbar ist durch radikale Sofortmaßnahmen gegen die ansonsten unvermeidliche Restauration/Konterrevolution, etwa indem die Oberschicht weitgehend enteignet wird und so ihre Macht verliert.<<
Das ist richtig. Doch sollten die enteigneten Unternehmen parallel wirtschaftlich effizient geführt werden, was in Venezuela nicht funktionierte & auf Kuba leidlich. Es fehlen i.d.R. die kompetenten Köpfe, die in der neoliberal organisierten Weltwirtschaftsordnung das ökonomische wie finanzielle Knowhow aufweisen & selbst in Krisenzeiten oder Sanktionen der üblichen Verdächtigen die Wege aus diesen Miseren zu kennen. Es gibt offensichtlich zu wenig links orientierte Ökonomen & Banker.
>>Und es müssen starke Verbündete gegen die Schützenhilfe von außen gefunden werden…<<
Bei derartigen Putschversuchen, in denen das Militär oder zumindest deren obere Führungskader, einschl. bei der Polizei, beteiligt sind, wird es schwierig bis unmöglich. Irgendwo las ich in den letzten Tagen, dass bei diesen Herrschaften Rassismus gegen die indigene Bevölkerung stark vertreten ist. Wie bei den katholischen Fundamentalisten & nun selbsternannten politischen Führung, deren Machtübernahme weder Legitimität noch Zukunftsperspektive aufweist.
Beneidenswert. Ich kann das Elend nach wie vor sehen. Vielleicht mal zum Schraubenzieher greifen?^^
>>Fragt sich niemand, was für ein Geschacher vorausgegangen sein MUSS, dass das völkerrechtsverliebte Russland dieser Usurpatorin (die evangelikale Bibel-Faschistin) so schnell diese verlogene Quasi-Anerkennung verschafft hat?<<
Doch. Bloß Geschacher um welchen Gegenpreis? China hält sich auch zurück, Putin & Xi waren kürzlich beide im Nachbarland. Auffallend ist insgesamt die Zurückhaltung der üblichen Verdächtigen _ im Vergleich zu deren Reaktionen bei ähnlichen Putschen ´unbequemer Staatsführungen´.
Danke ihnen, scheint nur mich zu betreffen. Mal die Technik prüfen.
Wie ich mich erinnere, stammt das Zitat von G.G. Marquez.
Anyway, der Inhalt trifft 100% zu _ Subjektivität hin oder her ;-))
"scheint nur mich zu betreffen"
Nö, bei mir gab es auch einige Male ein leeres Blog- Kästchen.
Ich sehe auch nur noch zwei leere rote Rahmen.
Danke Stiller und gelse. Also abwarten....
Bolivien.
Ein Kommentar von Dagmar Henn:
»Gläubige Betrachter der Tagesschau werden wieder einmal auf perfideste Weise am Nasenring durch die Manege geführt, was den bolivianischen Putsch betrifft. Wie immer, wenn auch die Bundesregierung und das Auswärtige Amt Dreck am Stecken haben, werden alle Mittel, von den subtilsten bis zum Gröbsten, eingesetzt, die Wirklichkeit zu verdrehen.
Da kommen Demonstranten 'bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei ums Leben', was die Vorstellung gleicher Gewalt von beiden Seiten hervorruft; eine Absurdität, wenn Polizei und Militär mit scharfer Munition gegen die Proteste vorgehen. Die 'Proteste fordern immer mehr Opfer', nicht der Putsch, gegen die sie sich richten. Die Bilder, die die Beiträge illustrieren, sind sorgsam ausgewählt. Sie zeigen keine Panzer auf den Straßen, sondern erwecken eher den Eindruck armer, hilfloser Polizisten, die sich aggressiven Demonstranten gegenüber sehen. Und um das zentrale Wort, das die Ereignisse klar benennt, wird ein raffinierter Eiertanz aufgeführt: „Morales wirft seiner selbsternannten Nachfolgerin einen Putsch vor.“
Nun, wenn es aussieht wie eine Ente, quakt wie eine Ente und watschelt wie eine Ente, dann ist es vermutlich eine Ente. Der Duden definiert Putsch als „von einer kleineren Gruppe [von Militärs] durchgeführter Umsturz[versuch] zur Übernahme der Staatsgewalt“, das ist eine zutreffende Beschreibung dessen, was in Bolivien geschehen ist. Die Tagesschau lässt dieses Wort aber nicht fallen, ohne es sogleich zu entwerten – es ist ja nur Morales, der einen Putsch 'vorwirft'. Nachdem Morales bereits mit dem Etikett 'Machthaber' geziert wurde, als er noch in Bolivien war, soll diese Formulierung nahe legen, es handele sich genau darum nicht.
Den durch den Putsch erzwungenen Rücktritt von Morales bezeichnete Regierungssprecher Steffen Seibert schließlich als „wichtigen Schritt hin zu einer friedlichen Lösung“. {…}
Höre: https://www.youtube.com/watch?v=SSkdZewQvJQ
18.11.2019, R.S.
Das sind die Momente, wo ich mich zumindest frage, wieviel man wohl an Integrität über Bord schmeißen muss, um solche Darstellungen in die Welt zu setzen.
Oder sollte das etwa eine ehrliche Überzeugung sein? Wenn das so wäre, stellt sich inmittelbar die Frage, wie Menschen wie Seibert in solche Positionen gelangen können.
Vermutlich ist es aber so, dass das genau die Voraussetzungen (Anforderungen) sind, um den Job zu bekleiden.
Ja, sieht so,aus als mag der Freitag solche Debatten nicht. Ist ja sein gutes Hausrecht, den das Blatt ist eine Privatzeitung.
Friedlich wirds wohl nicht. Nachdem beide Seiten annähernd 50% repräsentieren kann sich das hinziehen. Ich nehme stark an, daß einige Staaten dort mitmischen mit Geheimdienstleuten und Geld.
Man sieht, wie gefährlich ein Militärapparat sein kann, wenn er sich in die Politik einmischt. Man erkennt auch, wie schwach verankert die Vorgängerregierung tatsächlich war.
Das stabilste auf der Welt scheint jedes Jahr ein neuer Krisenherd zu sein. Man könnte sich fragen, ob das nicht so gewünscht/geduldet ist. Die Anstrengungen dagegen sind doch sehr schwache Pflänzchen. Von Deeskalation kann keine Rede sein.
Ich halte alles für möglich. Im Netz sowieso. Würde zu gerne die Liste der "verbotenen Worte" lesen. Aber andererseits muß es ja nicht jeden Tag ein Häppchen Frust sein.
Sind nicht gewählte Vertreter massiv behindert worden oder das Parlament entmachtet worden?
Nun, bewaffnete Kräfte waren ja gegen ihn.
Bewaffnete Kräfte waren bei Linken meist ebenso gegen das Volk gerichtet wie bei Rechten."
Ja, Paramilutärs und Polizei verwehrten MAS-Abgeordneten ( die MAS hat satte Mehrheiten) den Zutritt zum Parlament.
Ja, die Polizei und das Militär dessertierten und schlossen sich den Putschisten an.
Bewaffnete Kräfte in Nicaragua und Venezuela verhinderten, das die Amis dort putschten. Auf Kuba sind die Revolutionären Streitkräfte den Volk treu ergeben. Sie besitzen und leiten zahlreiche Betriebe, z.B. in der Tourismusbrache. Diese Betriebe gelten als gut geführt und sind erfolgreich...
>>Oder sollte das etwa eine ehrliche Überzeugung sein?<<
Oder die Bundesregierung hat bei ACI nachgefragt, welche Darstellung genehm wäre. Auf dieser Grundlage bekommt dann der Regierungssprecher seinen Auftrag. Ist das wirklich so unplausibel dass man es gar nicht erst für möglich halten kann?
>>Ja, sieht so aus als mag der Freitag solche Debatten nicht.<<
Na ja, mal sehen ob in der nächsten Zeit noch Artikel zum Thema Bolivien erscheinen. In ein paar Wochen kann man das eher einschätzen.
Sorry, wir haben am Montag ein Update gefahren und es gibt einige Probleme. Die sollten sich in Kürze wieder in Wohlgefallen aufösen.
Besten Gruß
JJK
Danke. Das Logbuch ist ja schon wieder sichtbar
Russland unterstützt die Übergangspräsidentin vermutlich deshalb, so schreibt zumindest die Quelle im amerika21-Pressespiegel, weil es ein übergeordnetes Interessen an “Stabilität“ und allgemeiner Staatlichkeit hätte, und bei einem abzeichnenden Bürgerkrieg die Gefahr einer militärischen Intervention durch die USA sähe. Ich denke, die Russen wollen Zeit gewinnen und versuchen auf Teile des bolivianischen Staatsapparates (inkl. der Putschfreundlichen Abteilungen) Einfluss zu nehmen.
Es wäre allerdings auch eine Illusion (und Illusionen macht sich das russische Außenministerium schon länger nicht mehr!), dass Bürgerkrieg und Intervention durch Anerkennung abgewendet werden könnten, um so mehr, als diese jetzige „Regierung“ offenbar eine Art Hexenjagd inszeniert, die auch Teile des Gewaltapparates – der anscheinend gespalten ist – gegen sich aufbringen könnte.
Die nicht legitimierte „Interimspräsidentin“, die berüchtigte Bibelfaschistin und überzeugte Rassistin Áñez hat eine Verordnung unterzeichnet, die dem Militär freie Hand und Straffreiheit bei der Unterdrückung von (indigenen) Protesten zusichert. Und ihr „Premier“ Murillo kündigte eine Art eigene Gerichtsbarkeit für die Verfolgung der Mitglieder der Partei MAS an, die, man vergesse es nicht, die Mehrheit in beiden Kammern des ordnungsgemäß gewählten Parlaments hat, und in beiden Körperschaften den Vorsitzenden stellt. (El País, 18.11.)
Gesellschaftliche Strukturen (Ordnungen) reproduzieren sich durch Regeln, Routinen und Ideologien (ideologische Weltbilder). In revolutionären bzw sehr dynamischen politischen Prozessen sind die Menschen iA stärker von Leidenschaften als von Ideologien getrieben, letztere sind eher Rationalisierungen von Leidenschaften. Die Linke ist enthusiasmiert von der Idee einer besseren gesellschaftlichen Ordnung. Sie berührt sich ein wenig mit Religionen, die die gute Welt der Gläubigen und die schlechte der Ungläubigen trennen. Aber die Linke hat keine Gottheit, die ihr einflüstert, was gut und schlecht (böse) ist. Sie hat nur und beruft sich daher auf die Vernunft. Und davon hat sie, haben die Menschen unterschiedlich viel. Das Vernunftpotential verändert sich kaum, aber es kann durch Pflege, Aufmerksamkeit, Übung stärker ausgeschöpft werden.
Es sind zunächst die angeborenen Interessen, die, wenn wir reflektieren, bestimmen, was für uns gut ist. Aber freilich muß unser Denken, das nicht bloß ein neutrales Werkzeug, ein einfaches Abbildungsmedium ist, das korrekte Erfassen lernen, und solche Korrektheit bleibt immer ein annäher-, aber unerreichbares Ziel. Wenn man also davon absieht, daß man immer nur bedingt begreifen kann, was ist, und – bei dem, was sein kann – was vernünftigerweise sein soll, ist das Erkennen die Grundlage linken Denkens: Linke gehen davon aus, daß die Welt zu einem gewissen Grad unterschiedlich gestaltet werden kann und das Verstehen/Begreifen das (relativ) Richtige vom Falschen trennt.
Eine frühe Form des Denkens ist das magische, das meist in religiöser Gestalt das Bedürfnis des Denkens nach einer Unterscheidung von gut und schlecht (böse) und damit auf einen Einfluß auf die Gestalt der Menschenwelt bedient. Allerdings stützt es sich auf Moral, die ergibt sich zwar auch aus den angeborenen kognitiven Fähigkeiten (wir kennen heute sehr genau das sich hauptsächlich ontologisch entwickelnde moralische Bewußtsein), aber vermöge der Selbstreflexion ist die Leistung des Bewußtseins keine ahistorische Konstante, das Denken entwickelt sich, mit dieser Entwicklung ändert sich unser Bewußtsein von dem, was gut ist.
Daher hat die Linke ein fundamentales Verständnis und Bewußtsein davon, was gut und schlecht ist, und was besser sein kann. Ohne solches Bewußtsein gäbe es nur eine statistisch variierende, in äquivalenten Verteilungsweisen, im Durchschnitt konstante und sich so mehr oder weniger gleichbleibende Qualität der gesellschaftlichen Selbstorganisation. Kurz: ohne Denken kein Maßstab für gut und schlecht, ohne die Entwicklung des Denkens keine progressive Perspektive.
Das läßt sich empirisch insofern belegen, als gemessen an den elaborierten Kriterien für gut und schlecht nachweislich die Gebildeteren, Intelligenteren statistisch die fortschrittlicheren Haltungen zeigen (das hat man mal „der Geist steht links“ genannt, das gilt aber wiederum nur statistisch, Geschichte verläuft nicht linear).
Bedeutet das, daß die Weltverbesserung ein Elitenprojekt ist? Keineswegs. Der erste Einwand dagegen ist die Notwendigkeit der Unterscheidung von emotionalem und kognitivem Denken. Ersteres wird in der Regel ziemlich unterschätzt und von Gebildeten oft negativ bewertet. Aber die Kognition kann leicht mißbraucht werden, und dann können Leute, die sich für besonders schlau halten, objektiv auf der falschen Seite stehen, während die einfachen, ungebildeten intuitiv richtig fühlen = denken. Auf diese Weise kann das einfache Volk das Richtige vertreten gegenüber seiner gebildeten Elite.
Damit komme ich zur Antwort auf die Frage nach den kompetenten Fachleuten, die die Revolution in ihren Reihen braucht. Schon immer hat die Linke zurecht auf der Forderung/Förderung der Bildung bestanden, ohne diesen Fortschritt in der Bildung, der emotionalen vielleicht sogar wichtiger als der kognitiven, gibt es keinen in der allgemein-gesellschaftlichen. Erfolgreiche fortschrittliche Revolutionen sind wahrscheinlich nur möglich, wenn die Völker emotional gebildet und die Gebildeten sich der Kognition verpflichtet fühlen. Natürlich schützt die Ratio nicht vor unsolidarischem, destruktivem, egoistischem Handeln. Insbesondere unsere Kultur, die das zweckrationale, instrumentelle Denken aufkosten des reflexiven hochgezüchtet und das emotionale verkümmern lassen hat, kann nicht das revolutionäre Potential der Bildung ausschöpfen. In den schon komplexer organisierten Gesellschaften ist es notwendig, daß sich emotionale und reflexive Vernunft verbünden, das emotional gebildete Volk und eine reflexionsfähige Intelligenzia.
Hier muß nüchtern untersucht werden, warum es nicht oder nur ungenügend zu der notwendigen Solidarisierung von Volk und Gebildeten gekommen ist. Das Elend hat das Volk in die richtige Richtung gedrängt, aber offensichtlich stehen große Teile der Gebildeten auf der falschen Seite, haben nicht begriffen, daß die Revolution auch in ihrem wohlverstandenen Interesse liegt. - Hier im satten, übersättigten Westen ist die Lage besser und schlechter, die Intelligenzia beginnt zu begreifen, daß unser System für alle ins Unglück steuert. Bei uns ist das Problem eher aufseiten einer emotional verwahrlosten Bevölkerungsmasse, die gerade mal verstanden hat, daß es für sie nicht gut läuft, die aber keinen emotionalen Kompaß hat, der ihr den richtigen Weg weist.
Ich reorganisiere mal den letzten Absatz:
|| Die Linksregierungen haben versucht, die Rohstoffeinnahmen etwas ausgewogener zu verteilen. Doch seit die Nachfrage auf den Weltmärkten stockt, ist es damit vorbei. Dort aber, wo wenig Wertschöpfung stattfindet und der Kuchen klein ist, verwandelt sich der Staat in eine Arena der Verteilungskämpfe.
[ es hängt aber am Kuchen, nicht an der WS; - auch wo WS stattfindet, kann der Staat sich in so eine Arena verwandeln ... WS bedeutet nicht immer großer/zunehmender Kuchen;
Allerdings: ein zweites Bein, wenn Rohstoffe mal nicht gut laufen, kann nicht schaden, und sei es eine zwar bloß subsistenzielle, aber stabil-belastbare Basiswirtschaft zur Grundversorgung. ;dos]
Für lateinamerikanische Staaten gibt es jenseits der Rohstoffplünderung keine echte Perspektive. Die Unruhen in Lateinamerika sind nicht nur, aber auch die Kehrseite einer ökonomischen Globalisierung, die Länder in Besitz nimmt, aber deren Bevölkerung nicht braucht.
Dass die Lage so hoffnungslos erscheint, liegt nicht an der „mangelnden politischen Kultur“ der betroffenen Länder, sondern an den Gesetzen des neoliberalen Weltmarkts. Das neoliberale Modell, das jetzt mit aller Macht zurückkehrt, wird die soziale Krise weiter vertiefen. " ||
Nun, so ganz außen vor lassen kann man die polit. Kultur dann auch wieder nicht. Wenn Chavez o. Maduro auf der Basis der hohen Verflechtung ihrer VW'schaft mit den USA dieselben höchst pauschal und propagandistisch verbal sanktionieren (*), dürfen sie sich nicht wundern, wenn es dann von dieser Seite nach einiger Zeit Realsanktionen hagelt. Von innenpolitischem Druck, Bündnispolitik mit einflußreichen US-Gruppen der SA-/Latin-Länder u. ä. ist da nichts zu sehen. Sicher geben die klass. Pressure-Groups (PG) der USA seit geraumer Zeit kein gutes Bild mehr ab, so daß es schwieriger gworden ist, bei dergleichen anzusetzen und es weiter zu verfolgen. Aber auch als das noch anders war, entwickelte sich da wenig bis nichts: wohl auch, weil die polit. Kulturen zu weit auseinanderliegen!
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(*) - auch wenn das je einen sachlich-moralisch richtigen Kern hat!
Der Terminus Sanktion(ieren) ist konträr-doppeldeutig aufgestellt: einerseits "billigen", andererseits "maßregeln". Darin spiegelt sich die "Dialektik", dass das außerhalb der Maßregelung Stehende, dann eben erst recht "zu Recht" ist, weil es nach einer Prüfung nicht für ein Verbot in Frage kam. Vergl. Subjektivierung/Subjektgenese: durch Unterstellung/-werfung zum Subjekt ('Unterworfen/e/r' wörtl.), zur Eigen-Perzeption des Eigen-Willens und den daraus folgenden Ideen/Utopien/Idealen der Souveränität, Freiheit von u. zu usw.
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Womöglich werden die neuen Rechtsbewegungen in den "Herrschaften" dieser Länder die "soz. Krise " oft "vertiefen", aber sicher ist das nicht. Und oft genug hinterlassen Linksregierungen ja nun soziale Krisen & soz. Spaltungen, die einfach tiefer nicht mehr gehen können: Wenn 1-2 Mio o. mehr Venezolaner das Land verlassen haben, weil für sie dort versorgungsmäßig gar nichts mehr geht, Polizisten von Erpressungen leben usw. dann möchte ich sehen, welche "Rechtsregierung" das noch "vertiefen" wird.
Und es ist wohl nicht nur der "Neoliberalismus", der nur die Länder "braucht":
Wozu eine peruanische Mittelstadt gut ist, weiß man hier auch unter NICHT-Neoliberalen nicht, außer der Annahme, die Bewohner würden schon wissen, bzw. es sei deren Sache, das warum/wozu. Das gilt dann auch für viele dt. Dörfer aus der Sicht der meisten Deutschen, sofern nicht völkisch-nationale Überladungen zu einem "Gut! Weil Deutsch!" die Frage nach dem "Brauchen" im Gebrüll "aufhebt". Umgekehrt nehmen z. B. Berlin, Hamburg, Köln usw. aus der Perspektive einiger Peruaner durchaus Spotpositionen der Attraktivität ein.
Sich im Orchester nützlich zu machen, ist nicht leicht, wenn Instrument, "Stimme"/Partitur nicht zugewiesen sind/werden. Das muss man erstmal wollen, können und wollen können. Und ich meine, dass nicht jede Kultur- u. Natur-Umstände den hiesigen unbedingten Willen, sich mit irgendwas einmalig in seinem "Beitrag" zu positionieren, - von Solinger Messerschmieden bis sagen wir Kant -, soweit fördern. Gott sei Dank, muss man sagen, denn was wäre, wenn diese Völker ähnlich überzogene Ansprüche an Gültigkeit bis zur Beispielhaftigkeit für ihr Handeln beanspruchen würden, wie das Ethos in der kantischen Spur? Nicht geringe Friktionen, die viel kosten, sind auf diese, von den Kolonialisten übernommenen Großansprüche zurückzuführen, - inkl. Hypermoral u. Weltrettung/-lauf, die zu Verbrechen und Nix-Geht-Mehr führen.