Eine kaputte Ehe, die vorübergehende Unterkunft bei ihrem verschrobenen Vater, die immer gleichen Querelen im Dienst: All das soll bald hinter Polizistin Andrea (Birgit Minichmayr) liegen. In nur wenigen Monaten wird sie die sonnenbeschienene Einöde ihres niederösterreichischen Heimatkaffs gegen das etwas urbanere St. Pölten eintauschen und dort eine Stelle als Kriminalinspektorin besetzen. Doch die Feier zum dreißigsten Geburtstag ihres Kollegen Georg (Thomas Schubert) bringt sie noch einmal mit Andy, ihrem Ex-Ehemann in spe, in Kontakt. Von seinem „Jetz gib mir noch a Chance“ lässt sich Andrea nicht erweichen. Ihre Entscheidung ist getroffen, die Scheidung beschlossene Sache, und mit einem gezielten Griff entwendet sie ihrem angetrunkenen Ex noch
och schnell den Autoschlüssel. Kurz darauf setzt ausgerechnet dieser letzte fürsorgliche Akt eine Kette des Ungemachs in Gang: Als Andrea nachts über die dunkle Landstraße nach Hause fährt und dabei einen nichtigen Anruf ihres Vaters annimmt, überrollt sie versehentlich den zu Fuß heimlaufenden Andy.Lange lässt uns der in absonderlicher Situationskomik versierte österreichische Kabarettist, Drehbuchautor und Schauspieler Josef Hader in diesem tragisch-irrsinnigen Zufall seiner zweiten Regiearbeit Andrea lässt sich scheiden nicht verharren. Denn der nächste folgt zugleich: Nachdem Andrea vergeblich versucht hat, Andy wiederzubeleben, begeht sie kurzerhand Fahrerflucht. Daheim, zwischen den Madonna- und Prince-Postern ihres Jugendzimmers wartet sie auf das Eintreffen der Polizei. Doch als ihr Kollege Georg sie zum Unfallort bringt, wird ihr schon gleich ein Täter präsentiert. Es ist der Religionslehrer Franz Leitner (Josef Hader), schon seit einiger Zeit trockener Alkoholiker und sichtlich geschockt von dem Unheil, das er glaubt, angerichtet zu haben.Singleabend in der DorfdiscoEine Wirrung, die mit einem Geständnis schnell aufgeklärt wäre, aber im Folgenden führt diese mit reichlich lakonischem Witz angereicherte Tragikomödie vor Augen, was Andrea zu verlieren hat. Es ist die Hoffnung auf ein Fortkommen von einem Ort der Abgestandenheit und Unbeweglichkeit. Innerlich angespannt, aber mit stoischer Miene – Birgit Minichmayr trifft diese Nuance zielsicher und scheinbar mühelos – laviert sich Andrea durch die nächsten Tage. Teilnahmslos lässt sie Umarmungen und Beileidsbekundungen über sich ergehen und absolviert ihren Polizeidienst weiter.Dieser führt sie und Georg etwa zu einem Landwirt, dessen Vieh verdurstete, als er einige Tage mit Fieber ans Bett gefesselt war. Um Hilfe zu bitten, scheint den diversen dem Alkohol zugeneigten Männern in diesem Ort unmöglich. „Die Frauen ziehen weg und die Männer werden immer komischer“, kommentiert Georg genervt, nachdem ihnen ein ortsbekannter Waffennarr den Zugang zu seinem Haus verweigert. Einer dieser komischen Männer ist schließlich auch Franz, der nach seiner vermeintlichen Todesfahrt erneut dem Alkohol verfällt und sich betrunken durch die spärlich besuchten Singleabende der Dorfdisco tanzt. Auf Andreas Versuche, ihn zumindest vor einer Haftstrafe wegen Trunkenheit am Steuer zu schützen, reagiert Franz zu ihrem Verdruss verständnislos. Die Abwärtsspirale scheint ihm zu sehr als willkommene Abwechslung in seinem sowohl vor als auch nach der Tat trostlosen Leben.Die Frage, ob sich Andrea dem provinziellen Starrsinn einfach entziehen kann, treibt der Film mit einer feinen Melange aus Humor und Schwermut bis zum Finale vor sich her – angenehm unaufgeregt, aber wirkungsvoll. Die Beengtheit und gleichzeitige Isolation im Ländlichen, mit seinen verschrobenen Charakteren, den lustlos geführten Konversationen im breiten Dialekt und den immer gleichen ausgeblichenen Szenerien, seziert Hader mit gewohnt ironischem Feinsinn. Aber auf ebensolche Weise widmet er sich Andreas Illusion, dem heimatlichen Ennui ausgerechnet durch einen Umzug nach St. Pölten und womöglich auch noch in die Arme ihres dort einsam verweilenden geschiedenen Kollegen Walter (Robert Stadlober) zu entkommen. Inmitten der sich weiter überschlagenden Folgen ihrer vertuschten Tat scheint dieser so gefasst scheinenden Protagonistin eine Einsicht durch, die sie spät, aber zur angebrachten Zeit erreicht: Um tatsächlich fortzukommen, muss sie mehr loslassen als einen Ort.Eingebetteter MedieninhaltPlaceholder infobox-1