Justizdrama „Prima Facie“ über eine Vergewaltigung: Dann entgleiste die Nacht

Theater Suzie Millers „Prima Facie“ ist international erfolgreich und nun auch in Deutschland zu sehen. Über den Erfolg des Justizdramas, in dem eine auf Sexualstrafrecht spezialisierte Anwältin nach einer Vergewaltigung selbst zur Klägerin wird
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2023
Dissoziation ist ein Grund für die oft ungenaue Erinnerung an Gewalterfahrungen: Caroline Junghanns in „Prima Facie“ am Staatstheater Hannover
Dissoziation ist ein Grund für die oft ungenaue Erinnerung an Gewalterfahrungen: Caroline Junghanns in „Prima Facie“ am Staatstheater Hannover

Foto: Sinje Hasheider

Vollblüter sind sie, edel und teuer. „Jeder Muskel aufgepumpt, trainiert und bereit für den Sprint.“ Pferde im Rennstall? Nein, Strafrechtsanwälte in einer Kanzlei. Hochbezahlte Verteidiger, die Zeugen ins unerbittliche Kreuzverhör nehmen, um ihre Mandanten frei zu bekommen. Zehn Gedankengänge gleichzeitig im Kopf. Die Nerven gespannt, das Blut kurz vor dem Siedepunkt, auf den richtigen Moment lauernd, um loszusprinten.

Wie (Raub)-Tiere beschreibt Tessa Ensler ihre Kollegen. Kein ganz neues Bild für diese Berufsgruppe, aber aus ihrer Erzählperspektive doch ungewöhnlich: ist sie doch selbst Strafverteidigerin. Aber dem Feld fühlt sie sich nicht zugehörig, obwohl sie ihr Jurastudium in Cambridge als eine der Besten ihres Jahrgangs