Valentina Mira über ihre Vergewaltigung: „Auch mein Bruder hat geschwiegen“

Interview Valentina Mira erzählt in ihrem Debütroman „X“ von einer Vergewaltigung im Milieu römischer Postfaschisten. Und versucht zu verstehen, warum es ein Tabu ist, darüber zu reden – in der eigenen Familie und in der italienischen Gesellschaft
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 43/2023
Valentina Mira über den Katholizismus ihrer Mutter – sie erzählt, dass „es nie einfach war, mit ihr über Sex zu sprechen“
Valentina Mira über den Katholizismus ihrer Mutter – sie erzählt, dass „es nie einfach war, mit ihr über Sex zu sprechen“

Foto: Camillo Pasquarelli für der Freitag

Sie zögere ein wenig, das Interview zu geben, sagt Valentina Mira. Seit ihr Buch X 2021 in Italien erschienen ist, habe sie einige schlechte Erfahrungen gemacht. Die 32-Jährige erzählt in diesem Roman sehr direkt von ihrer Vergewaltigung durch einen Freund, der zu römischen Neofaschisten gehört. Sie wendet sich auch an ihren Bruder, der zu dem Freund hält. Mira, die auch als Journalistin für verschiedene Zeitungen arbeitet, schildert tief sitzende patriarchalische Strukturen in der Gesellschaft. Wir treffen uns an einem Vormittag per Video. Sie sitzt in ihrer Wohnung in Rom und redet schnell. X sei ein Befreiungsschlag gewesen.

der Freitag: Frau Mira, Sie sind in Appio-Latino, einem Viertel im Süden von Rom, aufgewachsen. Sommer 2010, Sie haben gerade