Der Clown-Prophet der Post-Demokratie: Zum Abschied von Silvio Berlusconi

Nachruf Von Toten soll man nichts Schlechtes sagen. Aber gestorben ist mit Silvio Berlusconi ja nur der Maskenträger. Der Berlusconismus, die neoliberale Art der Faschisierung einer Gesellschaft, setzt ihr Zerstörungswerk fort
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2023
Silvio Berlusconi machte zur Politik, was vordem die Aufgabe von Kabarettisten, Filmstars und Clowns gewesen war – und schuf ein Übergangsprojekt. Aus dem Spiel mit der Macht ist heute das Machtspiel geworden.
Silvio Berlusconi machte zur Politik, was vordem die Aufgabe von Kabarettisten, Filmstars und Clowns gewesen war – und schuf ein Übergangsprojekt. Aus dem Spiel mit der Macht ist heute das Machtspiel geworden.

Foto: Luca Santese/CESURA

Von Toten soll man nun ja nichts Schlechtes sagen, und das meiste von dem, was man über Silvio Berlusconi sagen konnte, ohne einen Gerichtstermin oder tödliche Feindschaften in der Familie oder der Nachbarschaft zu riskieren, war auch schon gesagt: Die Ära Berlusconi war, wenn man denn noch etwas Gutes von ihr sagen mag, die letzte, in der sich Kultur und Politik noch einmal zu einem verzweifelten Abwehrkampf gegen den Verfall von Demokratie und gutem Geschmack zusammen gefunden haben.

Der Widerstand gegen den um sich greifenden Berlusconismus, die Verwandlung der in ihrer Instabilität verlässlichen italienischen Nachkriegsdemokratie in einen stil- und distanzlosen Medienpopulismus, brachte noch einmal die post-linke und liberale Fraktion mit ehrlichen Konservativen