„Gegen Frauenhass“ von Christina Clemm: Jede kann jederzeit betroffen sein

Rezension Während die Empörung über unterdrückte, misshandelte Frauen im Iran groß ist, zuckt die Gesellschaft bei Femiziden hierzulande nur bedauernd die Achseln. Mit dem Buch „Gegen Frauenhass“ will die Rechtsanwältin Christina Clemm das ändern
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2023
Als Zeichen der Reue sollen dann Ferrero-Küsschen und langstielige Rosen dienen
Als Zeichen der Reue sollen dann Ferrero-Küsschen und langstielige Rosen dienen

Foto: plainpicture/Bildhuset

Ein Buch gegen Frauenhass – warum? Sind doch sowieso alle dagegen! – Irrtum. Christina Clemm beschreibt, wie geschlechtsbezogene Gewalt strukturell verankert ist, auch die scheinbar private „ausgerutschte Hand“ ist keineswegs ein „Ausrutscher“. Damit verwirft die Autorin das beliebte romantisierende Erklärungsmuster, in dem zu viel von schief gegangener Liebe und zu wenig von Macht die Rede ist, und entlarvt das Patriarchat als Paten für Frauenhass. An vielen Stellen liest sich das spannend wie ein Krimi.

Als Anwältin für Straf- und Familienrecht vertritt Clemm seit mehr als 25 Jahren Opfer von sexualisierter Gewalt und deren Angehörige – sie weiß also, wovon sie spricht. Zwar kenne sie als Strafverteidigerin beide Seit