Der Historische Materialismus ist einer der zentralen Punkte, der den Marxismus ausmacht. Er ist die Auffassung und Interpretation der menschlichen Geschichte von einem materialistischen Standpunkt aus. Um zu verstehen, wie er aufgebaut ist, ist es unabdingbar zu verstehen, wie er entwickelt wurde. Karl Marx und Friedrich Engels stammen aus einer Zeit, als die Aufklärung – erschaffen durch die Große Französische Revolution 1789 – einen Anspruch erhob, alles davor gewesene zu hinterfragen, um eine „Vernunftgesellschaft“ zu etablieren.
Dass dies nicht weniger war als die Illusion des Bürgertums, nicht nur für eine Klasse, sondern für die ganze Menschheit zu sprechen, entsprang dem Kritizismus der Kinder jener Zeit. In Deutschland entstand besonders durch den Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel der deutsche Idealismus, der mit der bis auf Sokrates zurückgreifenden Dialektik ein bahnbrechendes Werkzeug erschuf: das Denken in Widersprüchen. Doch das hegelianische System war selbst in seinem Widerspruch verankert und interpretierte den Menschen und die Gesellschaft von einem idealistischen Bezugspunkt aus, der in der modernen Geschichtswissenschaft teilweise noch vulgär-naturwissenschaftlich Anwendung findet.
Hegel ging davon aus, dass die Geschichte des Menschheitsgeschlechts und deren Entwicklung eine Geschichte der Ideen ist: erst die Idee, die logische Schlussfolgerung durch das Individuum, bestimmt den geschichtlichen Verlauf. Marx und Engels hingegen waren neben dem Hegelianismus aber auch Schüler des Materialismus, namentlich dem Ludwig Feuerbachs. Feuerbachs Materialismus versuchte die Welt zu erklären, indem er von dem, was gegeben ist, eine Abstraktion durchführt. Dabei bleibt Feuerbach aber mechanisch, d. h. die Dialektik findet in dieser Wissenschaft keine Anwendung. Der mechanische Materialismus erscheint wie die „Vernunftgesellschaft“ der Großen Französischen Revolution den Menschen als besonders logisch, denn er besagt stark vereinfacht: entweder existiert etwas oder es existiert nicht.
Besonders Engels brach in seinem Vorhaben, den Sozialismus wissenschaftlich zu formulieren, diese Starrheit auf und stellte gerade die Negation und Bewegung als zentrales Element voran. Der stetige Fluss der Bewegung ermöglicht erst das Leben, wodurch der Tod durch Stillstand dargelegt wird. Engels macht das anhand des Ablebens eines Menschen fest, in dem der die rhetorische Frage in den Raum wirft, ab wann der Sterbeprozess eingeleitet wird und schlussfolgert, dass der Tod in sich selbst eine Ingangsetzung von Mechanismen ist und einer stetigen Negation unterworfen ist, bis der Stillstand eintritt.
Hegel und Feuerbach sind hiernach zentrale Figuren, die die marxistische Geschichtswissenschaft formieren. Nach ihr besteht die Geschichte der Menschheit nicht aus Ideen, sondern erst die materialistische Grundlage, d. h. das, was der Mensch in der Natur vorfindet, bewegt ihn dazu, eine Idee zu entwickeln. Wie bereits erwähnt, hat die moderne Geschichtswissenschaft ein Problem damit, den Wert der Idee beziehungsweise der Ideenbildung zu minimieren. Allerdings ist es ein Grundkern des Historischen Materialismus zu betonen, dass etwas nur entwickelt werden kann (ideell wie physisch), wenn bestimmte Bedingungen geschaffen sind. Die Entwicklung der Dampflok in der westlichen Welt beispielsweise entstand nicht aus einer Idee heraus, um die Industrialisierung voranzutreiben, sondern gerade anders herum: Die voranschreitende Industrialisierung vollzog einen Prozess der Weiterentwicklung, der die Dampflok als Lösung unausweichlich machte.
Damit kommen wir zu einem zentralen, für die bürgerliche Geschichtswissenschaft sehr umstrittenen Punkt: Geschichte ist deterministisch und an Gesetzmäßigkeiten geknüpft. Der Verlauf des Menschheitsgeschlechts seit seiner Werdung aus dem Tierreich ist unabdingbar verknüpft mit den jeweils herrschenden Produktionsweisen. Zu Beginn fand sich die Menschheit in einer Stammesgesellschaft wieder. Marx sprach hierbei vom „Urkommunismus“, da durch die archaische Konzeption und das Zusammenleben eine höchst primitive Hierarchie herrschte, falls überhaupt. Der Kollektivgedanke war zentral hierbei.
Durch die Ökonomisierung der Gesellschaft, d. h. der Entwicklung der Produktion des Menschen durch Beanspruchung und Bearbeitung der in der Natur vorkommenden Bedingungen, entsprang aus dem „Urkommunismus“ die sogenannten „asiatische Produktionsweise“, bei dem die Frage des Mehrprodukts bereits durch autoritäre Instanzen beantwortet wird. Eine Hierarchisierung der Gesellschaft entwickelte sich hierbei, die bereits die Entwicklung von Formen von Klassen ermöglicht. In er Sklavengesellschaft und dem kommenden Feudalismus explodierte die Ungleichheit bedingt durch die Produktionsweisen, die auch in der Sozialisierung des Menschen Ausdruck fand. Die Aneignung des Mehrwerts durch eine höhere Klasse erarbeitet durch eine unterdrückte Klasse zementiert den Antagonismus und findet seinen Widerhall in den stetigen Klassenkämpfen. Ein zentrales Moment bei Marx und Engels: die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte von Klassenkämpfen.
Der Kapitalismus im aufkommenden Bürgertum befreite hiernach nicht die unterste Schicht, im Gegenteil. Durch Entwicklung des Proletariats wurde eine doppelte Versklavung durch die Produktionsweise erschaffen, bei der das Proletariat gezwungen wurde, seine Arbeitskraft zu veräußern, um nicht zu verhungern. Während die herrschende Klasse in der Sklav*innengesellschaft noch ein Interesse daran hatte, die Sklav*innen am Leben zu erhalten, wurden jene – selbstverständlich unter unwürdigen Voraussetzungen – genährt. Die Arbeiter*innenklasse wurde durch den Marktwettbewerb austauschbar.
All diese Unterdrückungsformen entsprangen keiner genialen oder barbarischen Idee eines Einzelnen oder einer Entwicklung von Ideen, sondern waren und sind Resultat der materialistischen Begebenheiten der jeweiligen Zeiten und Voraussetzungen. Da die Ökonomie zentral in der marxistischen Geschichtswissenschaft steht, ist eine Entwicklung abzuleiten, die auf die Aufhebung der Klassengesellschaft hinauslaufen wird. Das heißt jedoch nicht, dass das eintreten wird, denn ein Rückfall in feudale Voraussetzungen werden nicht negiert. Auch ist die ungleiche Entwicklung nicht zu vernachlässigen, die beispielsweise die Frage beantworten kann, weshalb Russland Anfang des 20. Jahrhunderts nicht reif für eine sozialistische Revolution war, sie aber dennoch erfolgte. Durch die Internationalisierung des Kapitals war es für das zaristische Russland nicht mehr nötig, vom quasi-feudalen Zustand aus eine rein bürgerliche Revolution zu vollziehen, denn die russische Bourgeoisie war im 20. Jahrhundert kein revolutionäres Subjekt mehr, eben aufgrund der Existenz einer internationalen Bourgeoisie, die alles andere als progressiv war.
Wenn die moderne Geschichtswissenschaft an den Hochschulen und Universitäten in der BRD die Idee als zentrales Moment in der Geschichte der Menschheit stellt, ist das schlichtweg unmaterialistisch. Es ist dennoch falsch, es ihr anzulasten, denn sie kann nicht anders, bedingt durch ihren Charakter. Das heißt natürlich nicht, dass es geniale Menschen gab, die – wenngleich Kind ihrer Zeit – eben jener voraus wahren, bis zu einem gewissen Punkt. Man darf das allerdings auch nicht überhöhen, denn, so vereinfacht es klingt: Farben kann man sich nicht ausdenken. Die Freiheit der Gedanken stoßen dann an ihre Grenzen, wenn das Gedachte versucht, etwas ungedachtes zu entwickeln. Schlussfolgerungen sind dabei keine Neuentwicklungen in dem Sinn, sondern Verknüpfungen und Entwicklungen von bereits gegebenen. Und das ist das Hauptmerkmal des Historischen Materialismus: Die Geschichte wird vom Menschen gemacht, doch er kann nur das, was er vorfindet, in die Hand nehmen und neu zusammensetzen. Gesellschaften entwickeln sich nicht aus dem Nichts, sondern entstehen immer auf der Vergangenheit – den Schultern – der alten. Die Produktion – die Ökonomie – ist hierbei stehend und fallend, denn der Mensch kann nicht ohne sie gedacht werden.
Kommentare 17
ach hätten Sie doch vorher: thomas meyer,
"der zwiespalt in der marx'schen emanzipationstheorie.
studie zur rolle des proletarischen subjekts. "(1973) gelesen!
und das wird nicht besser dadurch, daß Sie nicht allein stehen...
Das was Marx für Anfänger oder Marx in 5 Minuten und als solches gar nicht so schlecht, aber wohl völlig überflüssig, da in diesem Forum kaum jemand Neues erfahren hat. Ihr Kommentar ist vielleicht ein interessanter Hinweis, aber auch völlig überflüssig, weil Meyer hier wahrscheinlich niemand kennt. Sie sollten in einer kurzen, meinetwegen halbminütigen These den Einwand Meyers darstellen, dann kann man gegebenenfalls dem Literaturverweis nachgehen, oder auch die Antithetik besprechen.
in kürze:
es geht um die "arbeiter-exklusivismus-these"/universalität des proletariats,
das aus der degradation/defizienz/negation heraus vor einer praxis steht,
die aus "quasi-physischer ideologie" auszubrechen,
eine revolutions-mission/-praxis zu entwickeln hat,
andererseits aber durch eine system-immanente zusammen-bruchs-tendenz
(histomat) des kapitalismus
eine seltsam-unvermittelte system-funktion/rolle hat.
die zwie-spältigkeit/unausgefochtenheit von
geschichts-metaphysik und handlungstheoretischen ansätzen führt zu
"kategorialen interferenzen" in bezug auf den ideologie-begriff,
die "geschäfts-führerschaft" des staates, die "eklat-theorie" der revolution.
es geht ein riß durch einen "praktischen marx"
und einen funktionalistischen/geschichts-metaphysischen denk-ansatz.
--->wikip.: thomas meyer(politikwissenschaftler).
Der wiki-Artikel gibt keine inhaltliche Auskunft und der Kommentar ist etwas kryptisch. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, kritisiert er den Begriff „Proletariat“ und sieht einen Widerspruch zwischen dem selbstdestruktiven kapitalistischen System und der Möglichkeit und Notwendigkeit eines revolutionären Subjekts. Vorausgesetzt, das habe ich korrekt gelesen, sind die Einwände leicht zu widerlegen.
Marx war ja materialistisch gewendeter Hegelianer, dh (nach Hegels Diktum „um so schlimmer für die Wirklichkeit“) die Wahrheit liegt auch bei ihm im materialistischen Begriff (Beispiel: Realabstraktion), nicht in der Erscheinung und Wahrnehmung. Das Proletariat als revolutionäres Subjekt ist das Ergebnis des Zusammenfallens einer objektiven Bestimmtheit (an-sich), das ist der strukturelle, nicht reale Ort, wo man nichts als seine Ketten zu verlieren hat, und des subjektiven Klassenbewußtseins (für-sich), daß man im universellen Interesse geschichtliches Subjekt ist/wird. Beides fällt schon für Marx auseinander und heute mehr denn je. Aber das ist eine Weiterentwicklung der Theorie, die in der Theorie angelegt ist, geradezu eine Bestätigung Marxens.
Aber vielleicht bin ich ja begriffsstutzig und kapiere nicht, wo der Hase im Pfeffer liegt.
marx und engels haben das prekariat und die bewußte organisation
der arbeiter-vereine sehr wohl auch empirisch wahrgenommen.
und trotzdem die hegelei nicht abgestreift: die geschichts-metaphysik
der an die ideologie geketteten negation der bg.Gesellschaft
(dem proletariat,dem es an allem fehlt),
soll in historischer mission zum totengräber der bürgerlichen gesellschaft werden,
eine geschichts-metaphysische invisible hand sorgt dafür,
daß durch die objektive produktiv-kraft-entwicklung
die klassen-auseinandersetzung zum kulminations-punkt zugespitzt wird.
"die subjektive rebellion", die praxis/erfahrungs-verarbeitung
der gesellschaft
hat in diesen kategorien keinen platz, monierte schon karl korsch(in: "k.m.").
Es gibt im Moment so wunderbare Zeugnisse kritischer Geschichtswissenschaft (vor allem in Frankreich), dass ich mich ärgere, auch nur einige Minuten mit dem Lesen dieser wie ein angeschimmelter Teeaufguss schmeckender "Einführung" in den historischen Materialismus" verschwendet zu haben. Tut mir leid. Ich kann der Autorin nur raten, Marx wirklich zu lesen, statt irgendetwas über Marx zu pasten und kopieren. Und vielleicht einmal darüber nachzudenken,ob den nicht ganz ungebildeten Communarden des Freitag Sätze wie "Gesellschaften entwickeln sich nicht aus dem Nichts" als neue Erkenntnis zu verkaufen sind.
Nein, die Negation der bürgerlichen Gesellschaft ist nicht an die Ideologie gekettet, sondern sie setzt die Unabhängigkeit von ideologischen Denkzwängen voraus.
Und nein, es gibt weder eine invisible hand noch einen Geschichtsautomatismus aus der Produktivkraftentwicklung. Die subjektiven Bedingungen der Revolution sind nach Marx die Einsicht in die Klassenverhältnisse und das Bewußtsein, daß man die schaffende und daher auch verändernkönnende Klasse ist. Diese Bedingungen sind durch die kapitalistische Entwicklung inzwischen sehr schwierig zu erfüllen, denn das System hat sich in einem von Marx nicht vorhersehbaren Maß gegen Widerspruch immunisiert.
Diese Kontrapositionierung von Wissenschaft und Marxismus ist falsch und unfair (wie berechtigt auch immer die Kritik an der verkürzten Darstellung des Blogs sein mag).
Falsch ist sie, weil sie den Wissenschaftsbereich der politischen Ökonomie an der Naturwissenschaft mißt, mit dem nat.wiss. Ansatz gelangt man allerdings allenfalls auf das Niveau der Werbewissenschaft, die ich meinerseits nicht Wissenschaft nennen würde. Wenn wir Herrschaftsstrategien „objektiv“ analysieren wollen, müssen wir „subjektiv“ bestimmen, was Herrschaft überhaupt ist, sein soll. Das läßt sich nicht vollständig objektivieren. Der Marxismus fällt in den Bereich der Geistes- oder Human- oder Gesellschaftswissenschaften, sein Untersuchungsobjekt ist ein Subjekt-Objekt, also ohne Reflexion, Selbstdeutung nicht zu begreifen. Es ist also Unsinn, die Nichtnaturwissenschaftlichkeit des Marxismus zu kritisieren, man kann allenfalls seine subjektiven Setzungen als ideologisch oder unangemessen zurückweisen. Und dem muß sich der Marxismus stellen, wenn er als wissenschaftlich gelten will. Letzteres ist sein dezidierter Anspruch. Und so läuft die Auseinandersetzung zwischen bürgerlicher und marxistischer Sozialwissenschaft auch auf die fundamentale Frage hinaus, ist das marxistische (oder eben das bürgerliche) Menschenbild angemessen. Anhand dieser Frage komme ich zu der Feststellung, daß das marxsche, das mehr oder weniger das der Aufklärung ist, sehr viel angemessener ist als der bürgerliche homo oeconomicus, die wissenschaftstheoretische Grundlegung dem bürgerlichen Positivismus und Utilitarismus weit überlegen ist. Das heißt natürlich nicht, daß man im Einzelnen nicht auf zahlreiche Irrtümer stoßen kann, und das sollte undogmatisch behandelt werden.
Gewissermaßen als Metatheorie von Gesellschafts-, Geschichts- und der anthropologischen Wissenschaft kenne ich keine angemesseneren Ansätze, wobei man heute die strukturalistischen und systemtheoretischen Weiterungen berücksichtigen sollte. Der Marx noch nicht zur Verfügung stehende Begriff der Autopoiesis ist einer der zentralsten Gedanken seines Gedankenuniversums. Es wäre schlimm, wenn der Marxismus nicht für die theoretische Weiterentwicklung offen wäre, und eine dogmatische Marx-Orthodoxie stellt sich selbst ins Abseits.
Der historische Materialismus – eine antirevolutionäre Revolutionstheorie
Der historische Materialismus ist ein wesentlicher Grundzug marxistisch-leninistischer Vorstellungen. Die Kritik desselben erhellt manche Ekligkeit der realsozialistischen Praxis und ist daher Bestandteil der Antwort auf die Frage, wie der Kommunismus so auf den Hund kommen konnte.
(Gruppen gegen Kapital und Nation)
„Marxismus – Anpassungslehre oder Kritik“
Vortrag von Peter Decker (damals Marxistische Gruppe) in der SED-Parteihochschule in Ostberlin wohl noch vor der Volkskammerwahl im März 1990
Warum stellst Du mir 1000überflüssige Fragen über die verlinkten Beiträge, die auf Aussagen oder Argumente dieser Beiträge überhaupt keinen Bezug haben? Höchstwahrscheinlich deswegen, weil Du Sie weder gelesen noch nachvollzogen und begriffen, ja noch nicht einmal angeklickt hast, denn dann wäre Dir zumindest aufgefallen, dass der einleitende Satz nicht von mir, sondern die Einführung des verlinkten Beitrages ist.
Bist Du vielleicht Mitglied einer (Quasi) religiösen Gemeinschaft, die den positivistischen "Markenkern" ihrer Weltanschauung bedingunglos die Stange halten will?
danke für den ersten link.
es gibt eben außer dem im 19.jh. entdeckten: "tendenz-historiker"
auch heute noch "tendenz-marxisten", die ihr arbeits-gebiet
nicht kampf-los den dümmeren überlassen.
Ergänzend und aus einem anderen politischen Umfeld noch diese etwas umfangreichere Kritik von Christian Höner aus der „Krisis“ (Robert Kurz):
Zur Kritik von Dialektik, Geschichtsteleologie und Fortschrittsglaube
Vorläufige Aspekte einer Kritik des historischen und dialektischen Materialismus
«Es irrt der Mensch, so lang er strebt...»
Auch der Schöpfer dieses Zitates irrte (sich - u.a. - mit seiner Farbenlehre).
Und auch «Uns» Marx war nur ein Mensch.
«Wissenschaftler legen größten Wert darauf, dass ihre Aussagen stimmen. Natürlich begehen sie trotzdem zahllose Fehler, denn Irren ist nun einmal menschlich. Aber nicht alle Irrtümer sind negativ zu werten. Historiker haben mehrere Beispiele ausgegraben, in denen sich eine falsche Idee als unerwartet folgenreich erwies. Ein solcher produktiver Fehler betrifft fundamentale Eigenschaften der uns umgebenden Welt und regt weitere Forschungen an, die zu echten Durchbrüchen führen. Ohne diese Irrtümer wäre die Wissenschaft viel ärmer.
Zum Beispiel schuf der dänische Physiker Niels Bohr (1885 – 1962) ein Atommodell, das in fast jeder Hinsicht falsch war und dennoch die quantenmechanische Revolution zündete. Oder: Gegen ein Heer von Skeptikern behauptete der deutsche Geologe Alfred Wegener (1880 – 1930), die Kontinente drifteten unter dem Einfluss zentrifugaler Kräfte auseinander; dabei erkannte er zwar das richtige Phänomen, gab aber eine falsche Erklärung. Und der italienische Kernphysiker Enrico Fermi (1901 – 1954) glaubte, er habe künstliche Transurane – Elemente mit einer größeren Atommasse als Uran – erzeugt, während er in Wahrheit auf die Kernspaltung gestoßen war.
https://www.spektrum.de/magazin/fruchtbare-irrtuemer/1171186
Selbst der berühmteste aller Wissenschaftler hatte nicht in/mit? allem Recht:
https://www.raum-und-zeit.com/naturwissenschaft/einstein/
Es ist so wie im tagtäglichen Leben - Wer nicht will oder kann bemüht sich im Widerlegen.
Ich habe in meinem Arbeitsleben die Erfahrung gemacht, dass die, welche immer nur die Fehler der Anderen gefunden haben, nicht die Kreativen waren, welche Lösungen für unsere echten Probleme entwickeln konnten und uns so mehr bremsten als weiterbrachten.
Dieser Bremser nutzte man immer um ungeliebte Projekte zu begraben.
So scheint es bei den „Philosophen“ auch zu sein.
hat Ihnen schon jemand gedankt,
daß Ihre kommentare von un-auslot-barer tiefe sind?
Christian Höner trifft den bürgerlichen Schwachpunkt Adornos (besonders explizit bei Habermas), wenngleich die negative Dialektik in einer anderen Perspektive gesehen werden muß, die übrigens Höner selbst eingenommen hat, nämlich die einer immanenten Beschreibung, die negative Dialektik als den kapitalistischen Totalitarismus des sich selbst setzenden und alles andere vernichtenden Werts.
Der Vorwurf des Geschichtsautomatismus bei Marx ist unberechtigt, die Aussage, daß der Kapitalismus irgendwann sich selbst vernichtet, ist schlicht logisch und präjudiziert nicht, was dann kommt. Das leicht teleologische Moment ist die Behauptung, daß die Menschheit irgendwann mündig wird, ein etwas schwammiger Begriff, ich sehe aber nicht, warum das Gegenteil richtiger sein soll. Insofern, ja, der Kommunismus muß nicht kommen, aber warum sollte die Vorgeschichte nicht von der Geschichte abgelöst werden. Schon mit dieser Zäsur widerlegt Marx den ihm unterstellten Geschichtsautomatismus. Das Argument ist nicht, daß eherne Gesetze den Kommunismus unvermeidlich machen, sondern daß in der Geschichte, die auch eine Geschichte der Aufklärung, der Selbstreflexion, des Geistes ist, die Bedingungen erzeugt werden, die die Emanzipation der Menschheit möglich machen. Dabei ist wesentlich, daß die Verhältnisse einen Doppelcharakter aufweisen, daher können sie wie Vexierbilder kippen. Angemessen ist die gesellschaftliche Realität nur mit Dialektik zu verstehen und zu beschreiben, da sind alle materialistischen oder idealistischen Verkürzungen der Marxschen Theorie nicht zu halten.
Gut, daß Sie wissen, was gut und was Bockmist ist. Und Ihre Geschichtstheorie hat uns auch gefehlt. Jetzt wissen wir, was der Grund für die Sackgassen der neueren Weltgeschichte ist: der marxsche Bockmist. Können Sie uns auch erklären, was gut am Hier und Jetzt ist, denn das hat sich bewährt?