Anschubhilfe für ein besseres Leben

Studie Fairtrade verbessert die Einkommen und damit den Lebensstandard von Kaffeebauern – das belegt eine aktuelle Untersuchung britischer Wissenschaftler

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Anschubhilfe für ein besseres Leben

Foto: Raul Arboleda/AFP/Getty Image

Mehr Mitbestimmung und höhere Einkommen, weniger Risiko und Abhängigkeit – so lassen sich die wichtigsten Anliegen von Fairtrade zusammenfassen. Eine neue Studie des Natural Resources Institut (NRI) der Universität Greenwich in Großbritannien belegt, dass diese Anliegen in weiten Teilen für die Produzenten auch erreicht werden können. Im Zentrum der Studie standen repräsentativ ausgewählte Kaffeebauern-Organisationen mit und ohne Fairtrade-Zertifizierung in den wichtigen Anbauländern Peru, Mexiko, Tansania und Indonesien. Der Fokus der Wissenschaftler lag auf der Wirkung von Fairtrade auf die ökonomische und strukturelle Entwicklung der Kleinbauernorganisationen. Untersucht wurde etwa die Entwicklung der Haushaltseinkommen, der Wissensstand der Produzenten oder Investitionen in neue Verfahrenstechniken.

Im Kern kamen die Autoren der Studie zu dem Schluss, dass die Fairtrade-Produzenten profitabler wirtschaften und damit auch höhere Einkommen erzielen. Neben der Fairtrade-Prämie, die die zertifizierten Kaffeeproduzenten zum Teil in Verarbeitungsanlagen investieren konnten, profitieren die Kleinbauern auch von stabilen Mindestpreisen. Sie gewinnen die Sicherheit, dass auch in Zeiten niedriger Börsenkurse ein kostendeckender Preis für den Kaffee gezahlt wird.

Die Zertifizierung hat noch einen weiteren Effekt: Fairtrade fördert durch Zahlung eines zusätzlichen Bio-Aufschlags den Anbau biologischer Erzeugnisse. Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler zahlt sich die Verbindung aus Bio und Fairtrade für die Kaffeebauern besonders aus. Allerdings ist es gar nicht so einfach, eine hohe Bio-Qualität zu erreichen. Es bedarf eines starken Qualitätsbewusstseins, intensiver Anstrengungen im Anbau, Geduld und viel Zeit. Die Wissenschaftler setzen daher langfristig auf eine umfangreichere Unterstützung für die bio-faire Produktion.

Aber: Was die Untersuchung auch zeigt, ist, dass nicht nur ein faires Handelssystem allein die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern verändert. Die nationale Gesetzgebung oder gar gewaltsame Konflikte in den Gebieten beeinflussen maßgeblich die Lage der Bauern. Fairtrade allein kann diese Gegebenheiten vor Ort nicht kompensieren. Außerdem hängt eine gute und stabile Struktur der Organisationen von den Führungsqualitäten und dem Know-how einzelner Personen ab. Das wiederum kann nur durch regelmäßige Weiterbildung und Beratung verbessert werden – diesem Bedarf kann Fairtrade derzeit aber nur teilweise entsprechen. Weitere Beratungskapazitäten müssen aufgebaut werden. Probleme gibt es auch beim Thema Gleichberechtigung. Frauen kommen in allen Organisationen nur selten zu Wort. Ihre Beteiligung an verschiedensten Gremien ist nach wie vor gering, beklagen die Wissenschaftler. Zu etabliert sind kulturell verankerte Rollenteilungen. Generell gibt es Lücken, wenn es um die Mitsprache der Mitglieder bei internen Vorgängen geht. Fairtrade ist also kein Allheilmittel. Aber es ist ein Baustein, um langfristig den Weg aus der Armut zu ebnen.

Dieser Beitrag ist Teil des Freitag-Extra in Zusammenarbeit mit TransFair e.V.

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