Arbeiterrevolte im Arbeiterstaat? Die Hintergründe des 17. Juni 1953 in der DDR

Geschichte Vom Westen initiierte Unruhe? Aggressiver Generalstreik? Über den Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953 streiten manche bis heute. Tatsächlich hatte er mehr mit Wladimir Semjonow und der Sowjetunion zu tun als mit Konrad Adenauer und der BRD
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2023
Potsdamer Platz, Berlin, 17. Juni 1953. Heiner Müller formulierte das in Rede Stehende bündig: „Also freie Wahlen und Schluss mit dem Experiment.“
Potsdamer Platz, Berlin, 17. Juni 1953. Heiner Müller formulierte das in Rede Stehende bündig: „Also freie Wahlen und Schluss mit dem Experiment.“

Foto: akg-images/Sammlung Berliner Verlag

Die kurze Erzählung Die Kommandeuse über den 17. Juni 1953 veröffentlicht Stephan Hermlin im Jahr darauf. Sie handelt von einer verurteilten KZ-Aufseherin, die bei den Unruhen des Tages aus dem Gefängnis befreit wird und sich zur Sprecherin für einen neuen Nationalsozialismus macht. Umgehend wird sie von den wachsamen Genossen der Staatssicherheit verhaftet und zum Tode verurteilt. Das, so sollte man meinen, war DDR-Agitation der Stunde pur: Konterrevolutionäre Kräfte, unterstützt aus dem Westen, versuchten einen Putsch gegen die DDR! Dennoch stößt die Erzählung nicht auf Gegenliebe in der SED-Führung. Was soll dieser innere Monolog einer KZ-Aufseherin? Solch Psychologismus sei doch selbst dekadent. Und im Westen bedauert man, das