„Krüppelpassion“ von Jan Kuhlbrodt: „In der Erinnerung kann ich gehen, rennen, springen“

Schmerz Jan Kuhlbrodt schreibt preisgekrönt über seine MS-Erkrankung und nebenbei über Philosophie. Eine Begegnung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2023
Nicht mehr leben wollen, wenn man nicht mehr laufen kann? Für Jan Kuhlbrodt ist das „volkssokratisches Gerede“
Nicht mehr leben wollen, wenn man nicht mehr laufen kann? Für Jan Kuhlbrodt ist das „volkssokratisches Gerede“

Montage: der Freitag; Material: New Africa/Adobe, YOEML/iStock

Auf meine Frage, warum er seine MS-Erkrankung zum Stoff für seinen Roman Krüppelpassion – oder vom Gehen gemacht hat, sagt er: „Ich hab eigentlich gedacht, der Krankheit nicht auch noch mein Schreiben zu widmen. Merkte aber, dass sie, wenn ich das nicht offensiv angehe, doch irgendwie unkontrolliert in die Texte drängt.“

Die Lektüre seines Romans hat bei mir anteilnehmende Gefühle aufgewirbelt, auch wenn sich das Autor-Ich darin nicht als Opfer der Krankheit beschreibt und mein Mitleid nicht will. Die Anteilnahme stellte sich von allein ein. Ich kenne Jan Kuhlbrodt seit Langem, was, wenn der eine Literaturkritiker ist, der andere Schriftsteller und man in ein und derselben Stadt lebt, nicht ausbleibt. Ich mag seine in klarer, fester Sprache verfass