Gescheitertes Minsker Abkommen: Die wirkliche Urkatastrophe

Narrative Neuerdings gilt der NATO-Gipfel von 2008 als Weichensteller zum Ukraine-Krieg. Das wird der Lage nicht gerecht. Hans-Georg Ehrhart über das Scheitern des Minsk-II-Abkommens und eine Katastrophe, die möglicherweise noch vor uns liegt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2023
Die Suche nach dem einen Grund für Russlands Entscheidung, die Ukraine anzugreifen – bleibt ein Blick in die Glaskugel
Die Suche nach dem einen Grund für Russlands Entscheidung, die Ukraine anzugreifen – bleibt ein Blick in die Glaskugel

Montage: der Freitag; Material: Getty Images (2), Adobe Stock

Nicht erst seit dem russischen Angriff auf die Ukraine wird in Deutschland ein Narrativ gepflegt, das komplexe historische Zusammenhänge verzerrt darstellt, um zu einfachen Erklärungen zu kommen. So machte der Spiegel jüngst mit der Schlagzeile auf: „Der Tag, an dem der Krieg begann. Rekonstruktion eines fatalen Irrtums“. Kernthese des Artikels ist die Behauptung, dass der Ukraine-Krieg eigentlich bereits 2008 auf dem NATO-Gipfel in Bukarest hätte verhindert werden können, wenn sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy nicht gegen die Aufnahme der Ukraine und Georgiens in die NATO gestellt hätten.

Der Autor konzediert gute Absichten, unterstellt aber Naivität und urteilt, sie müssten mit de