„Diesseits der Mauer“ von Katja Hoyer: War die DDR gar nicht so übel?

Aufarbeitungsdebatte Ilko-Sascha Kowalczuk hat Katja Hoyers hoch gelobte Studie „Diesseits der Mauer“ gelesen. Dass man Alltag und Diktatur voneinander trennen könnte, hält er für einen großen Trugschluss. Historiker sollten analysieren, nicht nacherzählen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2023
Katja Hoyer fragt in ihrem Buch zum Beispiel nicht, was politische Propaganda in den Schulen, den Medien, an der Universität, bei der Armee, wo auch immer, mental, kulturell, intellektuell angerichtet hat
Katja Hoyer fragt in ihrem Buch zum Beispiel nicht, was politische Propaganda in den Schulen, den Medien, an der Universität, bei der Armee, wo auch immer, mental, kulturell, intellektuell angerichtet hat

Foto: Günter Gueffroy/picture alliance/ZB

In diesen Tagen erschien erst in England, dann in Deutschland ein Buch von der Historikerin Katja Hoyer über die DDR, das noch vor Erscheinen für Aufsehen sorgte. Weitere Übersetzungen sind angekündigt. Der deutsche Verlag bewirbt das Buch mit „bahnbrechend“. In England wie Deutschland ist es sofort ein Bestseller geworden. Allerorten wird es gelobt – allerdings haben sich bislang kaum Kommunismus- und noch weniger DDR-Experten zu dem Buch geäußert. Das fast einhellige Lob erscheint bei nüchterner Betrachtung wie eine PR-Kampagne. Bei näherer Betrachtung bleibt nicht viel, was das Buch überzeugend erscheinen lässt.

Bevor es zum Buch geht, muss man zunächst seine Machart verstehen

Im Zuge des Dekolonisierungsprozesses si