Bei dem letzten Update des Genocide Alert Monitors wurde in sozialen Medien wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass fast sämtliche Massenverbrechen angeblich in muslimischen Staaten stattfänden. Der Islam wurde von den Kommentatoren als gewalttätige Religion bezeichnet und Muslime hauptverantwortlich für die über 21.000 im 1. Quartal 2016 getöteten Menschen gemacht. Anlass genug, die erfassten Situationen auf religiöse Identitäten von Tätern und Opfern zu analysieren.
Massenverbrechen & Religion
Der Genocide Alert Monitor erfasst 14 Staaten, in denen Massenverbrechen wie Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit stattfinden oder stattzufinden drohen. Acht davon besitzen eine muslimische Bevölkerungsmehrheit. Opfer von Massenverbrechen sind in diesen islamischen Staaten meist und vor allem: Muslime. Muslime, die sich dem Herrschaftsanspruch radikaler Gewalttäter explizit nicht beugen und daher unterdrückt, verfolgt und getötet werden.
In den übrigen sechs erfassten Staaten treten vermeintliche Christen, Buddhisten und Atheisten als Täter auf. In der Zentralafrikanischen Republik und in Myanmar verfolgen diese gezielt und ausschließlich Muslime. Gemeinsam ist diesen Gewalttätern, dass sie Gruppenidentitäten wie Religion für ihre Zwecke zu missbrauchen versuchen. Nicht gemeinsam geteilt werden die Motivationen und Zielsetzungen der durchaus zahlreichen Akteure; auch nicht der vermeintlich muslimischen.
Massenverbrechen in muslimischen Staaten
In Syrien, im Irak, im Jemen, in Libyen und in Afghanistan ist die sich selbst als "Islamischer Staat“ bezeichnende Terrororganisation Daesh (IS) aktiv. In Nigeria ermordet die mit dem IS alliierte radikal-islamistische Terrororganisation Boko Haram Zivilisten; allein 300 im 1. Quartal 2016. Trotz der gemeinsamen Bedrohung der Zivilbevölkerung durch den IS handelt es sich um grundlegend unterschiedliche Konflikte mit einer Vielzahl an Akteuren und nicht in allen Konflikten nimmt der IS die Hauptrolle ein. In Afghanistan etwa sind die radikal-islamistischen Taliban für die Mehrheit der zivilen Todesopfer verantwortlich. Auch im Jemen besteht das Hauptrisiko für Massenverbrechen mit der erstarkenden Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) eher in einem IS-Konkurrenten. In Pakistan ist eine Vielzahl radikal-islamistischer Terrororganisationen aktiv, die Zivilisten verfolgen und miteinander um Macht und Einfluss konkurrieren.
Die IS-Terroristen stiegen zwar dank des eigenen Marketings zum im Westen bekanntesten Akteur für massive Gewalt gegenüber Zivilisten auf, in Syrien wird die überwältigende Mehrheit der Zivilisten (73%) aber durch Angriffe des Assadregimes, u.a. mit Fassbomben, getötet. Erst mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges, Resultat der brutalen Verfolgung von friedlichen Demonstranten, gewannen radikal-islamistische Gewaltakteure an Bedeutung. Mit dem Assad-Regime ist der Hauptverantwortliche für die Massenverbrechen gerade kein islamistischer Gewaltakteur. Seit dem Putsch von 1963 wurde Syrien von der Baath-Partei regiert, deren Führung Bashar al-Assad nach dem Tod seines Vaters Hafiz al-Assad übernahm. Auch wenn die Assads der alawitischen Minderheit angehören: Die Baath-Partei ist säkular.
Einzig im Sudan begehen regierungsnahe Milizen und die Armee einer sich selbst als sunnitisch bezeichnenden Staatsführung Massenverbrechen. Präsident Omar al-Bashir wird dafür vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht. Mindestens 97% der sudanesischen Bevölkerung sind Muslime. Die Konfliktlinien verlaufen zwischen Muslimen verschiedener Ethnien und Stämmen, insbesondere arabischen und nicht-arabischen Muslimen.
Weltweit weisen muslimische Geistliche und Verbände den Vertretungsanspruch von brutalen Terrororganisationen wie dem sog. “Islamischen Staat” als unislamisch zurück. Sie riskieren, dafür von dieser radikalen Minderheit mit dem Tod bestraft zu werden. Tagtäglich leiden hunderttausende Muslime innerhalb des Herrschaftsgebietes radikal-islamistischer Terrororganisationen unter ihrer kollektiven Geiselnahme. Die 1,6 Milliarden Muslime weltweit in eine zusätzliche moralische Geiselhaft für an ihnen begangene Massenverbrechen zu nehmen, ist nicht nur abstrus; es spielt auch dem Rechtfertigungsnarrativ der Terroristen und ihrem vermeintlich islamischen Vertretungsanspruch direkt in die Hände.
Nicht-muslimische Staaten und Akteure
Die übrigen sechs im Genocide Alert Monitor erfassten Staaten werden in den Medien aktuell in geringerem Umfang thematisiert. Es lohnt sich daher, eine ausführlichere Übersicht über diese Fälle zu geben, in denen vermeintliche Christen, Buddhisten und Atheisten als Täter auftreten.
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Im Osten der DR Kongo begehen Rebellen und bewaffnete Milizen seit Jahren Kriegsverbrechen. Der Präsident, Joseph Kabila, strebt aktuell eine verfassungswidrige dritte Wiederwahl an, in deren Kontext die Gewalt auch im Zentrum des Landes eskaliert. Seine Sicherheitskräfte begehen schwere Verstöße gegen das Menschenrecht, verfolgen, foltern und töten Zivilisten, die gegen eine von Kabila angestrebte Verfassungsänderung protestieren. Präsident Joseph Kabila bezeichnet sich als Protestant. Etwa 80% der Bevölkerung sind Christen.
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In Burundi hat Präsident Pierre Nkurunziza eine verfassungswidrige dritte Wiederwahl bereits hinter sich. Seitdem eskaliert die Gewalt. Oppositionelle werden verfolgt, verschleppt und ermordet. Zahlreiche NROs und Medien wurden geschlossen. Die Rhetorik erinnert in Teilen an die Situation vor dem Völkermord in Ruanda. Im Mai 2015 erklärte der Präsident, sein Gott habe ihn dazu bestimmt, Burundi zu regieren. Er bezeichnet sich als wiedergeborener Christ. Etwa 90% der Bevölkerung sind Christen.
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In der Zentralafrikanischen Republik haben sich Ende 2013 nach einem blutigen Putsch und Übergriffen der muslimischen Séléka-Milizen sogenannte Anti-Balaka-Milizen gebildet, die als Vergeltungsaktion systematisch Zivilisten verfolgt und auf offener Straße abgemetzelt haben. In der Hauptstadt Bangui töteten oder vertrieben sie 99% der muslimischen Bevölkerung. Die Anti-Balaka-Milizen bezeichnen sich wie etwa 80% der Bevölkerung, als Christen.
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Der erneut ausgebrochene Konflikt im Südsudan ist geprägt durch einen Machtkampf zwischen dem Präsidenten und seinem ehem. Vizepräsidenten, die unterschiedlichen Ethnien angehören. Zivilisten der jeweils anderen Ethnie werden von ihren Anhängern gezielt attackiert und brutal ermordet. Der Präsident Salva Kiir bezeichnet sich als Katholik. Der ehem. Vizepräsident Riek Machar bezeichnet sich als Christ und gehört der presbyterianischen Kirche an. Etwa 60% der Bevölkerung sind Christen.
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In Myanmar hält auch unter der neuen Regierung die systematische Diskriminierung der Rohingya - einer muslimischen Minderheit - weiterhin an. Über 140.000 Rohingya werden seit vier Jahren in Zwangslagern festgehalten. Aufgrund der mangelnden medizinischen Versorgung und erbärmlicher Zustände breiten sich tödliche, aber verhinderbare, Krankheiten aus. Hassreden religiöser Extremisten gegen die Rohingya wird nicht entschieden gegenübergetreten. 2012 verübten radikale buddhistische Mönche Verbrechen gegen die Menschlichkeit an ihnen. Fast 90% der Bevölkerung sind Buddhisten.
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In Nordkorea begeht das autoritäre Regime seit Jahrzehnten Verbrechen gegen die Menschlichkeit an der eigenen Bevölkerung. Unterdrückung, Exekutionen und lebenslange Deportationen ganzer Familien in Arbeitslager halten an. Schätzungsweise 120.000 bis 200.000 Personen sind aktuell in Arbeitslagern inhaftiert. Nordkorea ist ein atheistischer Staat. Religionsausübung wird unterdrückt.
Muslime sind Hauptleidtragende
Muslime für nahezu sämtliche Massenverbrechen verantwortlich zu machen, ist nicht nur ein pauschalisierender Vorwurf, der jeglicher faktischen Grundlage entbehrt: Gemessen an den Opferzahlen existiert keine Religionsgemeinschaft, die stärker unter gegenwärtigen Massenverbrechen leidet.
Die islamfeindlichen Vorwürfe reihen sich ein in die größeren Phänomene einer fehlerhaften Simplifizierung von Konfliktfaktoren und des Bedarfs nach übersichtlichen Weltbildern in Zeiten der Globalisierung. Dabei wird Muslimen regelmäßig pauschal unterstellt, dass sie sich für radikal-islamistische Gewalttäter verantworten müssten.
Wie sich aber Christen oder Atheisten weltweit nicht mit Joseph Kabila, Pierre Nkurunziza, den Anti-Balaka-Milizen oder dem nordkoreanischen Regime identifizieren, identifizieren sich Muslime weltweit nicht mit Abu Bakr al-Baghdadi, Omar al-Bashir, den Boko Haram-Kämpfern oder dem syrischen Regime.
Genocide Alert e.V. ist eine deutsche Menschenrechtsorganisation, die sich für eine Verhinderung und Bestrafung von Massenverbrechen wie Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit einsetzt. Der Genocide Alert Monitor erfasst stattfindende und drohende Massenverbrechen und informiert vierteljährlich über die weltweite Entwicklung.
Kommentare 22
Sehr geehrter Herr Stappenbeck,
herzlichen Dank für Ihren Text damit konkret geleistete Aufklärung!
MfG und den besten Wünschen für Ihre Arbeit,
G. Schröder
Besten Dank für das positive Feedback!
Nicht "alle" Muslime weltweit identifizieren sich mit der ISIS, Al-Quaida, der Muslimbruderschaft, der Hamas, dem Wahabitismus in Saudi-Arabien, dem offiziell gelehrten schiitischen Islam im Iran, dem Islam, den Generation Islam vertritt (von der man ein deutschsprachiges Video auf youtube zur Notwendigkeit des Kalifats finden kann) dem Mili-Görüs-Islam, dem Salafismus oder dem Islam der Gülen-Bewegung (Gülen befürwortet die Demokratie, stellt aber den Säkularismus in Frage, was dann wohl in islamischen Mehrheitsgesellschaften auf eine islamische Mehrheitsdiktatur unter der Beachtung der Sharia hinauslaufen würde unter Vernachlässigung rechtsstaatlicher Prinzipien).
Manche identifizieren sich auch mit dem offiziellen Islamverständnis in Pakistan oder Indonesien, das dazu führt, dass es einem Anhänger des Ahmadiyya-Islam relativ leicht fällt, in der EU als politisch Verfolgter Asylrecht zu erhalten und das dazu geführt hat, dass Alexander Aan im Gefängnis war. Und diese Verurteilung Alexander Aans war keineswegs ein Massenmord. Auch die Diskriminierung der Ahmadiyya ist es nicht.
Daher ist es selbstverständlich falsch Muslime für fast sämtliche Massenverbrechen verantwortlich zu machen. Es ist aber nicht falsch, darauf hinzuweisen, dass die oben erwähnten ideologischen Bewegungen, die zudem auch noch die politische Gesetzgebung in muslimischen Staaten maßgeblich beeinflussen, wesentlich mit dem Islam zu tun haben.
Und richtig! Anhänger totalitärer Ideologien haben es so an sich, dass sie ihre Ideologie nicht nur von "äußeren Feinden", sondern auch vor "inneren Feinden, den Verfälschern der wahren Lehre" rein halten müssen. Daher steht ja auch nicht nur Abdel-Samad, sondern auch Mouhanad Khorchide unter Polizeischutz.
Khorchide nun dazu aufzufordern, sich vom Islamismus zu distanzieren, wäre schon absurd, ich möchte mir ja keine mangelnde Simplifizierung vorwerfen lassen.
Zuerst einmal vielen Dank für die Ausführungen. Ich hätte da mal eine Frage an den Autor:
Gibt es aktuelle und zuverlässige Statistiken, die dezidiert die getöteten in den Ländern nach Religionszugehörigkeit auflisten und wo finde ich die ?
..gut das wir mal darüber gesprochen haben , wie schrecklich Christen doch so sind.
Nur könntest du bitte mal dem geneigten Leser mal rüberbringen, wo diese Despoten, Völkermörder, Dumm-Potentaten einen christlichen Gedanken zur "Rechtfertigung" ihres Tuns heran ziehen und ihre Taten mit einem gottgegbenen Gebot untermauern........wirst nicht viel finden.
Aber Hauptsache, wir haben mal herausgestellt, wie schröcklich Christen so sind.....
:-)
Sehr geehrte/r Mitforist/in, Ihr Kommentar erinnert mich ein wenig an das von Katajun Amirpur in ihrem Essay beschriebene ungute Phänomen der "Islamisierung der Muslime". (http://www.swr.de/-/id=9453836/property=download/nid=660374/psfmg2/swr2-wissen-20120429.pdf bzw. http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/europa-und-der-islam/-/id=660374/nid=660374/did=9453834/1u1gf7j/ ) Bemerkens- bzw. nachdenkenswert darin u. a. dieser Gedanke: "Der Islamwissenschaftler Aziz al-Azmeh hat vor einigen Jahren den Begriff der Islamisierung des Islams geprägt. Gemeint war, dass der Westen sich seinen Islam konstruiere. Man konstruiere eine angeblich total fremdartige, aber in sich seit jeher ganz einheitliche Mentalität der islamischen Welt. Al-Azmeh zeigte zudem Parallelen auf zwischen dem westlich-kulturalistischen und dem islamistisch-fundamentalistischen Diskurs, denn in beider Zentrum stehe die Vorstellung eines abstrakten ahistorischen, essentialistischen Islams. Er sieht hier “”, da auf beiden Seiten die Urbegründung jedes Phänomens in der islamischen Welt in den religiösen Quellentexten angesiedelt werde [...] Die "in Europa geführte Diskussion über die Muslime, die suggeriert, Muslim zu sein und an eine freiheitlich-demokratische Grundordnung zu glauben, sei quasi inkompatibel, geht nicht nur an der Lebensrealität der meisten in Europa lebenden Muslime vorbei. Sie konstruiert zudem auch einen Gegensatz und denkt sich „die Muslime“ als eine in sich einheitliche Gruppe und führt so zur Muslimisierung [...]" Möchten Sie sich aus dieser fatal polarisierenden Dynamik nicht vielleicht doch ausklinken? MfG
Mein Kmmentar richtete sich an @Gugel. Sorry for technical problems...
Hallo Iceland62, ich bin nicht ganz sicher, ob ich Ihren Kommentar richtig verstanden habe. Falls es Ihnen darum ging deutlich zu machen, dass es zumindest "den einen Islam" rein faktisch nicht gibt, dann stimme ich Ihnen zu und halte das für einen wichtigen Punkt. Ich hatte ursprünglich zwei Absätze zu den zahlreichen Strömungen, Sufismus und den vier großen sunnitischen Rechtsschulen geplant, aber auch das war zu wenig Platz um die verschiedenen Strömungen aufzulisten. Ich habe mich daher dazu entschieden, diesen Punkt im Artikel weg zu lassen. Ich nehme an, Sie reden von Mouhanad Khorchide? Mir wird ihr Punkt da nicht klar/Sie müssten das ggf. nochmal erläutern. Mein Punkt war, dass diese radikal-islamistischen Gewalttäter schlicht von gemäßigten Muslimen nicht anerkannt und def. nicht unterstützt werden & gemäßigte Muslime rein zahlenmäßig am stärksten unter ihnen leiden. Beste Grüße
Hallo Hagen, meiner Kenntnis nach nicht. Wenn, dann gibt es ganz sicher keine vollständige/zuverlässige Statistik. Wir listen im Genocide Alert Monitor jedes Quartal die Todeszahlen in den von uns erfassten Fällen unter www.genocide-alert.de/monitor Von den 21.000 im 1. Quartal 2016 getöteten starben etwa 12.000 allein in Syrien. Die nächst schlimmsten Fälle waren Irak und Nigeria. Alle übrigen Staaten sind (glücklicherweise) relativ abgeschlagen. Unter der Grafik zu den Todeszahlen sind auch informationen zu den verwendeten Datensätzen ausklappbar. Die zuverlässigste und umfangreichste Quelle für zeitnahe Daten ist meiner Meinung nach der ACLED Datensatz unter www.acleddata.com. Der Datensatz umfasst eine riesige Exceltabelle, ist aber auf Afrika sowie einige süd-ost-asiatische Staaten beschränkt. Für den Irak nehmen wir daher etwa Daten von iraqbodycount.com. Die Datensätze sind nur schwer miteinander vergleichbar. Iraqbodycount etwa erfasst nur getötete Zivilisten und kaum weitere Informationen. ACLED erfasst zumindest die Identität der Täter - gehören diese etwa einer islamistischen Terrororganisation an, so ermöglicht das Rückschlüsse. Außerdem wird eine Kurzbeschreibung des Ereignis und ein Link zur Quelle angegeben. Ich gehe davon aus, dass es in der Zukunft mehr zeitnah aktualisierte Datensätze geben wird, auch durch Big Data Projekte. Wie Iraqbodycount deutlich macht: Momentan sind genaue Informationen von diesem Ausmaß im Schnitt nur schwer verfügbar. Der Irak ist ein politisch sehr präsenter Fall. Dass es dort nur eine einzige Organisation gibt, die bemüht ist, Opferzahlen zu zählen, lässt entsprechende Rückschlüsse auf politisch wenig relevante Fälle wie dem Jemen zu, wo keine einzige Organisation aktiv ist.
daß es zahllose strömungen im islam gibt,
muß uns nicht interessieren:
wichtig wäre ein euro-islam,
der die verwirklichung der menschenrechte
als primäres ziel sieht und die verbindlichkeit
religiöser praxis für alle aufgibt.
das dürfte ein frommer Wunsch bleiben..... :-)
Vielen Dank, hilft mir schon mal ein bisschen weiter!
Hallo Gugel,
bei dem Artikel ging es mir nicht darum herauszustellen, "wie schlimm Christen" sind, sondern, dass eine Instrumentalisierung von Religion nicht nur ein Problem des Islams ist - und insbesondere die 1,6 Milliarden weltweiten Muslime dafür nicht in eine moralische Geiselhaft genommen werden können. Sie sind, wie Christen in Burundi oder in der DR Kongo, ganz überwiegend die Opfer dieser Gewalttäter.
Zur Frage nach christlichen Bezügen von Gewalttätern:
Offensichtlich ist der christliche Bezug z.B. in der Zentralafrikanischen Republik, wo die vermeintlich christlichen Anti-Balaka Milizen als Opfer ganz gezielt und ausschließlich Muslime auswählen.
Über die Situation in Burundi und den Präsidenten informiert etwa dieser Artikel sehr gut: http://www.newyorker.com/news/news-desk/on-the-run-in-burundi
"The word “messianic” comes up often in discussions of his psychology. He likes to say that he was chosen by God to lead Burundi."
Antwort Jens Stappenbeck 31.08.2016 | 15:10
Ihr Eintrag verbleibt mit falschem Akzent und verschieb die Realität, weil es gibt keinen christlich ausgerichteten ideologischen Unterbau oder den Akzept christlicher Würdenträger, Kirchengemeinden nirgends in den Staaten in denen ihre aufgeführten Banden hausen für diesesmörderischen tun.
Psychopathen berufen sich auf vieles, wenn sich einer als Gottgesandter sieht, hat das was mit seinem fehlerhaften Hirnstrukturen, nicht mit der christlichen Aufstellung zu tun.
Außerdem verkennen sie einen gewichtigen Punkt beim Betrachten des Geschehens ZnetralAfrika. Der muslimsiche Fruor, der über 500 jahre in deisen Gefilden durchtobte um Sklaven zu ergattern, dürfte eine gewisse Role bei der Betrachtung des Islam dort spielen. Der islam hat sich nie für diese Masenvernichtung und Morde an den endigenen bevölkerungen Nord- und Zentralafrikas entschuldigt. Hat der Islam nicht nötig. Geschichtsvergessene in diese Richtung wie Sie würden das den christlichen Krichen nie verzeihen, hätten diese sich nicht wenigstens für ihre Untaten - wie geschehen - entschuldigt.
Fertig.
Sehr geehrter Herr Stappenbeck....
sie dürfen unliebsame Einträge ruhig löschen. Ihre Auffassung, die Sie in ihrem Eintrag vertreten, wird dadurch nicht richtiger.
Mein (gelöschter) Eintrag war historische betrachtet richtiger und stichhaltiger, als das, was Sie so rüberbringen wollen.
Für die RF muss ich mich natürlich entschuldigen..in der Bahn schreibt sich hatlt schecht..:-)
:-)
merci....fürs Entsperren.
Ungeachtet des gut sortierten Überblicks: die Fokussierung auf den Faktor Religion als (alleinige) Ursache halte ich für problematisch. In der DR Kongo, Burundi, in der Zentralafrikanischen Republik sowie – mit einigen Abstrichen – im Südsudan gibt es kaum eine konkurrierende Religion zum Christentum. Ursächlich sein dürften hier eher ethnische Konflikte, die durch die postkolonialen Staats- und Regionsgrenzen zusätzlich verschärft werden.
Armut, Ausbeutung sowie die neoliberale Global-Arbeitsteilung dürften ein weiterer bestimmender Faktor sein. In der DR Kongo etwa mit ihrer Jahrzehnte zurückreichenden Bürgerkriegsgeschichte tritt dieser Faktor deutlich zutage. In den restlichen Ländern dürfte man, wenn man genauer hinschaut, auf ähnliche Faktoren stoßen.
Die Entproblematisierung der islamischen Religion mag zwar insofern eine gewisse Berechtigung haben, als dass die allermeisten Opfer der Radikalislamisten selber Muslime sind. Der bürgerkriegs-befördernde Charakter des Radikalislamismus dürfte allerdings außer Frage stehen. Ebenso die Beobachtung, dass es sich hier um einen Machtkampf handelt innerhalb der islamischen Gesellschaften. Wobei auch hier darauf hinzuweisen wäre, dass diese Machtkämpfe von ethnischen, sozialen und auch religiösen Gegensätzen zusätzlich überlagert sind.
Hallo Gucel, wenn ich ihren Kommentar gesperrt haben sollte (was sein kann) tut mir das leid. Ich wusste zuvor gar nicht, dass das für mich möglich ist.
"Psychopathen berufen sich auf vieles, wenn sich einer als Gottgesandter sieht, hat das was mit seinem fehlerhaften Hirnstrukturen, nicht mit der christlichen Aufstellung zu tun."
Warum können sie dies nicht auf eine "islamische Aufstellung" übertragen? ;) Weshalb nun ausgerechnet arabische Sklavenhändler langfristig eine bedeutendere Rolle einnehmen sollte als der Sklavenhandel der Weißen oder Kreuzzüge der Kirchen, wird nicht deutlich. Selbstverständlich werden Ereignisse in der Region (wie woanders) aber immer auch durch historische Erfahrungen geprägt, korrekt.
Hallo Richard Zietz, das sehe ich genauso - und war von mir auch nicht so gemeint. Es ging mir lediglich darum zu zeigen, dass Massenverbrechen sowohl in muslimisch geprägten als auch in christlich oder atheistisch geprägten stattfinden und auch christliche und buddhistische Gewalttäter Gruppenidentitäten instrumentalisieren.
In der empirischen Forschunng zu Massenverbrechen ist die spezifische Religionszugehörigkeit von Tätern oder Opfern gar kein geeigneter Indikator für die Wahrscheinlichkeit von Massenverbrechen. Dort geht es eher um Faktoren wie Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen, wirtschaftliche Ungleichheiten zwischen Gruppen, vergangene (unaufgearbeitete) Massenverbrechen in dem Staat, schwache staatliche Strukturen, Präsenz bewaffneter Konflikt oder andere Formen der Instabilität und so weiter. Bevölkerungsgruppen können sich selbstverständlich auch religiös definieren. Das reine Auftreten einer oder mehrer Bevölkerungsgruppen oder Religionen in einem Staat an sich aber ist kein aussagekräftiger Hinweis auf ein Risiko für Massenverbrechen.
Ich habe verschiedene Indikatoren für Massenverbrechen mal hier zusammengetragen: http://www.genocide-alert.de/monitor/faq/#Was%20sind%20Indikatoren%20f%C3%BCr%20Massenverbrechen?
Um das mal ein bisschen zu differenzieren.
„Weshalb nun ausgerechnet arabische Sklavenhändler langfristig eine bedeutendere Rolle einnehmen sollte als der Sklavenhandel der Weißen oder Kreuzzüge der Kirchen, wird nicht deutlich.“
Naja, immerhin ist die Sklaverei in einem langen Kampf auf die Initiative einer christlichen Sekte abgeschafft worden.
„Die Society for Effecting the Abolition of Slavery (Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei) wurde am 22. Mai 1787 in der Druckerei von James Phillips in London von zwölf Leuten, darunter Thomas Clarkson, Granville Sharp und verschiedenen Quäkern gegründet.[2]“
https://de.wikipedia.org/wiki/Abolitionismus
Und- immer wieder vergessen:
„Das Bestreben, den Sklavenhandel zu bekämpfen, bildete eine der Motivationen und Rechtfertigungen für die Kolonialisierung Ostafrikas durch europäische Kolonialmächte.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Ostafrikanischer_Sklavenhandel
Ich halte es für sehr plausibel, dass die sklavischen Gesellschaften im arabischen Raum durch ihre Raubzüge für eine nachhaltige Entvölkerung Afrikas , und eine darauffolgende jahrhundertelange Krise gesorgt haben, die heute noch anhält. Da gibt es Literatur drüber. Die Sklaverei im arabischen Raum unterscheidet sich deutlich vom transatlantischen Sklavenhandel.
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Sklaverei#Sklaverei_im_arabischen_Raum
Zu den Kreuzzügen wäre zu sagen, dass sie legitime Gegenoffensiven waren:
„Seit dem 7. Jahrhundert fand die islamische Expansion statt: Die militärische, teilweise mit Übergriffen verbundene Unterwerfung und Besiedlung christlicher Gebiete durch arabisch-muslimische Eroberer im Nahen Osten, in Nordafrika, Italien (Eroberung Sardiniens, der Einfall in Rom und die Zerstörung der Basilika St. Peter durch die Aghlabiden im Jahre 846) sowie (bis zur Rückeroberung im Rahmen der Reconquista) der Einfall in Spanien und Portugal. Seit 638 stand Jerusalem unter muslimischer Herrschaft. Von christlicher Seite wurde die Eroberung des Heiligen Landes und die Zurückdrängung der Sarazenen als Rückeroberung und als ein Akt der Verteidigung des Christentums betrachtet“
https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzzug
Religiöse Probleme?
"Wie Darwin das Gesetz der Entwicklung der organischen Natur, so entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte: die bisher unter ideologischen Überwucherungen verdeckte Tatsache, dass die Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion usw. treiben können; dass also die Produktion der unmittelbar materiellen Lebensmittel und damit die jedesmalige ökonomische Entwicklungsstufe eines Volkes oder eines Zeitabschnitts die Grundlage bildet, aus der sich die Staatseinrichtungen, die Rechtsanschauungen, die Kunst und selbst die religiösen Vorstellungen der betreffenden Menschen entwickelt haben und aus der sie daher auch erklärt werden müssen -- nicht, wie bisher geschehen, umgekehrt."
Vgl. Friedrich Engels: Das Begräbnis von Karl Marx (um den 18, März 1883). Aus: MEW, Bd. 19, S. 335/336.
"Es war nicht nur die Ökonomie, es war für alle historischen Wissenschaften (und alle Wissenschaften sind historisch, welche nicht Naturwissenschaften sind) eine revolutionierende Entdeckung, dieser Satz: ,dass die Produktionsweise des materiellen Lebens den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt bedingt'; dass alle gesellschaftlichen und staatlichen Verhältnisse, alle religiösen und Rechtssysteme, alle theoretischen Anschauungen, die in der Geschichte auftauchen, nur dann zu begreifen sind, wenn die materiellen Lebensbedingungender jedesmaligen entsprechenden Epoche begriffen sind und erstere aus diesen materiellen Bedingungen abgeleitet werden. ,Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.' Dieser Satz ist so einfach, dass er für jeden sich von selbst verstehen müsste, der nicht in idealistischen Schwindel festgerannt ist."
Vgl. Engels: Karl Marx, ,,Zur Kritik der Politischen Ökonomie". Erstes Heft, Berlin, Franz Dunker, 1859 (3.-15. August 1859). Aus: MEW, Bd. 13, S. 470.
Die monotheistischen Welt-Religionen, insbesondere das Christentum, sind ein Erzeugnis der antagonistischen Klassengesellschaften mit ihren Verhältnissen der Ausbeutung und Unterdrückung. Entstanden als Ausdruck der Unzufriedenheit und zugleich der Ohnmacht der ausgebeuteten Volksmassen, wurde zum Beispiel das Christentum sehr bald zur Staats-Religion und in den Dienst der ausbeutenden Klassen gestellt.
"Denjenigen, der sein Leben lang arbeitet und Not leidet, lehrt die Religion Demut und Langmut hienieden und vertröstet ihn mit der Hoffnung auf himmlichen Lohn. Diejenigen aber, die von fremder Arbeit leben, lehrt die Religion, Wohltätigkeit hienieden, womit sie ihnen eine recht billige Rechtfertigung ihres ganzen Ausbeuterdaseins anbietet und Eintrittskarten für die himmliche Seligkeit zu erschwinglichen Preisen verkauft." (Lenin)
Die wichtigste Grundlage für die Existenz der Religion in der Gegenwart bildet die kapitalistische Gesellschaftsordnung. Die spontan wirkenden Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise, die zu sozialer Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Krisen und verheerenden Kriegen führen, sind die soziale Basis für die Existenz religiöser Auffassungen.
Solange die Menschen den Gesetzen der kapitalistischen Gesellschaft ausgeliefert sind und ihre Geschichte nicht bewusst gestalten, erscheinen die sie knechtenden gesellschaftlichen Mächte als überirdische Mächte. Die Ohnmacht und Hilflosigkeit der Menschen widerspiegelt sich in den Vorstellungen eines allmächtigen göttlichen Wesens, dem alle Vollkommenheiten zugeschrieben werden, und das menschenunwürdige Leben der Ausgebeuteten im Diesseits erscheint als die Vorstufe eines glücklichen Lebens im Jenseit.
So ist (jede) Religion die allgemeine Theorie der menschenunwürdigen Welt der Ausbeutung und Unterdrückung, ,,ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund" (Karl Marx).
Antwort: Hagen 01.09.2016 | 17:06
Chapeau, alles was Sie aufführen ist historisch gesicherte Tatsache. Nur was machet man dagegen, wenn solche Typen, die durch das gymnasiale System des unreflektierten Schmalhanswissens gelaufen sind, die nun ihr Weltbild mit dem Menscheln verbinden, wo der arme Minsch immer recht hat und der pöööhse Stärkere im Wettbewerb immer die Arschkarte haben muss, soclhe Gedankengänge, wie der hier zu behandelnde , stets auf neue auf die Öffentlichkeit prasseln lassen.
Da verbleibt nur die Satire, der Zynismus über die Dummheit des sich selbst bespiegelnden Gutmenschen und natürlich das Abwinken zur geführte Debattenkultur hin, die sich dem Verweigerer der selben in den Themen, die uns hier in D gemeinsam angehen würden, unterwirft. ;-)