Manchmal kann man Spaß an der Politik haben. Das ist heute ein zwiespältiger Satz, da Moderatoren, Zahnärzte, Pfarrer, Fußballtrainer und sonstige Berufstätige gerne bekunden, Spaß an ihrer Arbeit zu haben. Was ist da noch Spaß?
Zum Beispiel dieses neueste Spektakel aus der Chronik der politischen Ereignisse. Peter Tauber, Generalsekretär der CDU, vergleicht Alexander Gauland, Brandenburgs AfD-Chef, mit dem FDP-Vorsitzenden Christian Lindner: Beide redeten teilweise das Gleiche. „Der einzige Unterschied besteht darin, dass er (Lindner) statt eines abgewetzten Tweed-Sakkos einen überteuerten Maßanzug trägt.“ Die Empörung in den Medien ist groß, die Debatte heftig.
Alexander Gauland ist beiläufig als Referenzgröße für das Böse erhoben, in dessen Nähe man einen Liberalen nicht bringen darf. Die andere, weit bekanntere Referenzgröße im Land ist Joseph Goebbels und war Hitlers Propagandaminister. Willy Brandt nannte einst den CDU-Generalsekretär Heiner Geißler den „größten Hetzer seit Goebbels“. Das hat dem Ansehen des Friedensnobelpreisträgers keinen Abbruch getan und Geißler avancierte dennoch zum Liebling der Talkshows. Helmut Kohl reagierte auf die Gorbimania in Europa mit der Bemerkung, auch Goebbels sei ein Meister der Propaganda gewesen. Kohl und Michael Gorbatschow wurden einige Zeit später trotzdem noch Freunde.
Freunde werden Tauber und Lindner wahrscheinlich so wenig wie Tauber und Gauland. Aber Lindner und Gauland können durchaus noch Freunde werden. Dann nämlich, wenn beide nach der Bundestagswahl im Herbst als neugewählte Abgeordnete Seite an Seite am rechten Rand des Plenarsaales Platz nehmen. Dort saßen schon Thomas Dehler und Jürgen Möllemann von der FDP. Dort darf Gauland daran denken, dass Guido Westerwelle einst genau wie er selbst im Deutschland von heute spätrömische Dekadenz zu erkennen meinte.
Vom Spaß zum Ernst: Mit Nazi-Vergleichen spielt man nicht herum. So viel zu Brandt und Kohl. Die Aufregung über Taubers Lindner-Vergleich deutet eine Referenzgröße an, die es nicht gibt. Da könnte man heute schon sagen: Volker Kauder spricht schon wie Thomas Oppermann – oder umgekehrt.
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