Political Correctness in Erzählungen: Wenn Literatur ihre Heimat verliert

Achtsamkeit Sollen die Regeln politisch korrekten Sprechens auch für fiktive Geschichten oder gar die Dichtung ingesamt gelten? Freitag-Autorin Katharina Körting findet: Bitte nicht!
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2023
Der Text des Hobbyautors erzählt von Heimat, die keine mehr ist, die womöglich nie eine war.
Der Text des Hobbyautors erzählt von Heimat, die keine mehr ist, die womöglich nie eine war.

Illustration: Julia Plath

Auf einer Lesebühne trägt ein Hobbyautor einen nostalgischen Text vor. Dessen Erzähler hat Vorfahren in den Sudeten, und irgendwann nach der „Wende“ fährt er dorthin, auf der Suche nach etwas Unsagbarem – er ist sich nicht mal sicher, ob es richtig ist, „Sudeten“ zu sagen.

Er landet auf einem Bauernhof mit Freizeitkultur. Ein muskulöser, weißer Trommelspieler bietet Kurse an, es gibt auch Yoga. Das Angebot wird gern von Frauen aus den Städten wahrgenommen, nicht nur wegen der Landschaft, auch wegen der Muskeln des Trommlers. Für das Schlagwerk verwendet der Erzähler den Begriff „afrikanische Trommeln“. Das Dum-dum-tschak, das durchs Tal tönt, ist ihm unbehaglich. Er sehnt sich nach etwas anderem, nac