USA: Wer Trump wählt, will auch außenpolitisch ein anderes Amerika
Vorwahlen Donald Trumps Siege in Iowa und New Hampshire kommen einer Vorentscheidung gleich. Für seine Anhänger wird er immer mehr zu einem „gottgesandten“ Erlöser, der Amerikas internationale Bedeutung wiederherstellt
Dass Donald Trump wieder US-Präsident wird, ist kein Naturgesetz, obwohl er die mediale Landschaft beherrscht. Journalisten und Fachleute im In- und Ausland blicken gern in die Seelen der Trump-Wähler. Sie beschäftigt besonders die von rechts gepflegte Propagandathese, Trump repräsentiere das „richtige Amerika“ und nicht nur einen beträchtlichen Teil des weißen. Das war vor vier Jahren ähnlich, doch hat der republikanische Anwärter dann Anfang November 2020 bekanntermaßen verloren.
Bei den republikanischen Vorwahlen 2024 schlägt sich der Immobilienmakler und TV- und Internet-Star jedenfalls wacker. Er spielt seine Rolle des von der Elite verfolgten Kämpfers für den normalen weißen Amerikaner, der sich rächt f&
wieder US-Präsident wird, ist kein Naturgesetz, obwohl er die mediale Landschaft beherrscht. Journalisten und Fachleute im In- und Ausland blicken gern in die Seelen der Trump-Wähler. Sie beschäftigt besonders die von rechts gepflegte Propagandathese, Trump repräsentiere das „richtige Amerika“ und nicht nur einen beträchtlichen Teil des weißen. Das war vor vier Jahren ähnlich, doch hat der republikanische Anwärter dann Anfang November 2020 bekanntermaßen verloren.Bei den republikanischen Vorwahlen 2024 schlägt sich der Immobilienmakler und TV- und Internet-Star jedenfalls wacker. Er spielt seine Rolle des von der Elite verfolgten Kämpfers für den normalen weißen Amerikaner, der sich rXX-replace-me-XXX228;cht für das, was man ihm angetan habe. Bei den vorherigen Wahlkämpfen haben die Medien Trumps Aufführungen vor jubelnden Mengen übertragen. Der Mann war gut für die Quote und das Geschäft. Heute inszeniert Trump seine Gerichtsverhandlungen als spektakuläre Medienereignisse.Bei dieser US-Präsidentenwahl ist die Außenpolitik zentralNormalerweise läuft Außenpolitik bei US-Präsidentschaftswahlen nur am Rande mit. 2024 aber versinnbildlicht sie die Auseinandersetzung darüber, was für eine Nation die USA sein wollen. Die des unverzichtbaren Garanten der Demokratie? Präsident Joe Biden hat mit seinem großen Ja zu Israels Vorgehen in Gaza zunehmend Schwierigkeiten bei den eigenen Leuten. Trump dagegen versicherte, er werde die Probleme in der Ukraine und in Nahost schnell lösen (was auch immer das bedeutet). Die Hamas hätte Israel nie angegriffen, wäre er Präsident gewesen, heißt es in seiner alternativen Realität. Zugleich betonte er, die Hamas müsse zerstört werden. Die USA würden aufseiten Israels stehen.Feststeht, wer Donald Trump wählt, will ein anderes Amerika. An der Basis hat der zwischen Gerichten und Wahlmeetings pendelnde Republikaner enthusiastische Fans. Und manche Politiker seiner Partei kippen um in Richtung Trump trotz ihrer Vorbehalte. Das Nein vieler zur Ukraine-Hilfe zeigt, dass „America First“ bei Republikanern ankommt. Man will starke Grenzen, dazu ein militärisch wie wirtschaftlich starkes Amerika und tut so, als sei die Führungsrolle in der NATO nicht im amerikanischen Interesse. „Wir müssen den Prozess zum Abschluss bringen“, die Mission und den Zweck des Militärbündnisses NATO „grundsätzlich neu bewerten“, fasst Trumps Wahlkampagne („Team Trump“) dieses Kapitel zusammen.Die republikanischen Vorwahlen in Iowa und New Hampshire sind Geschichte und haben mit dem ausgeschiedenen Florida-Gouverneur Ron DeSantis einen klaren Verlierer. Trump kam in New Hamsphire auf fast 55 Prozent der abgegebenen Stimmen, seine Kontrahentin Nikki Haley auf 43 Prozent. Der Druck auf sie wächst, es DeSantis gleichzutun und ebenfalls auszusteigen. Der rechte Talkshowmoderator Charlie Kirk wirft ihr vor, Joe Biden zu helfen, sollte sie weiter gegen Trump im Ring bleiben. Es ist anzunehmen, dass New Hampshire alles beschleunigt. In knapp zwei Monaten dürften die Würfel endgültig gefallen sein. Bereits nach dem Super-Dienstag am 5. März werden in 15 Staaten rund ein Drittel der 2.426 Delegierten für den Parteikonvent im Juli zur Abstimmung über den offiziellen Kandidaten gewählt sein.„Gott ist mit uns“, sagte Trump bei einer Wahlveranstaltung in Iowa. Seine Plattform Truth Social hat die Idee von einem göttlichen Plan durch das Verbreiten eines Videos verstärkt, in dem es heißt: „Gott hat auf sein geplantes Paradies hinuntergeschaut und gesagt, ‚Ich brauche jemanden, der sich darum kümmert‘, und so hat Gott uns Donald Trump gegeben.“ Trumps Gegnern sträuben sich die Haare, und die Stammwähler in den rechtschristlichen Domänen schöpfen Hoffnung, haben sie doch das Gefühl, ihr Einfluss schwindet in einem diversen Amerika. Sie sehen Trump als Fürsprecher. Dass er in seinem Privatleben traditionellen Werten nicht eben entspricht, ist zweitrangig, denn in Trumps Welt haben die Demokraten einen „Krieg gegen die Christen“ angefacht. Abtreibungsgegner würden verfolgt, ebenso konservative Eltern, die gegen „den Schmutz“ protestieren, der in den Schulen unterrichtet wird.Europa bereitet sich auf eine zweite Amtszeit von Donald Trump vorIn den USA und im Europa der NATO machen sich Politiker Sorgen um die Sicherheitsarchitektur, sollte Donald Trump noch einmal im Ovalen Büro Platz nehmen. So warnte kürzlich ein Kommentar im Magazin Foreign Affairs, das sich den außenpolitischen Beziehungen widmet, allein die Möglichkeit einer zweiten Amtsperiode forme die Geopolitik bereits jetzt um. Regierungen müssten sich vorbereiten auf Trump II, mit hohen Einfuhrzöllen, einer scharfen Grenzpolitik und einer veränderten militärischen Rolle der USA. Und ein Kommentar in The Atlantic, dem Periodikum für das gebildete Bürgertum, konstatiert, es drohe ein „mögliches Desaster für die amerikanischen Verbündeten, für den Einfluss der Vereinigten Staaten in der Welt und vor allem die überfallene Demokratie der Ukraine“. Mit einem anderen Blickwinkel fragt der US-Historiker Alfred McCoy, seit vielen Jahren kritischer Beobachter des Imperiums, auf der Webseite TomDispatch.com, ob bei einem zweiten Trump der „Niedergang der Vereinigten Staaten als globale Supermacht“ schneller als gedacht kommen könnte. Die Welt sei heute weniger unipolar als 2016. Trumps „impulsive, individualisierte Version der Diplomatie“ sei oft zutiefst schädlich gewesen für die USA, doch zumindest ein paar Mal „begrenzt erfolgreich“, so McCoy. In einer Welt, mit der Trump bei einer zweiten Amtsperiode konfrontiert sein werde, könnte er mit einem „unilateralen Vorgehen“ großen Schaden anrichten.Wie sehr das Mantra „Amerika zuerst“ bei der Wahl im November und die Skepsis gegenüber Einsätzen im Ausland auch in Bidens Partei greifen, bleibt abzuwarten. Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe und US-Angriffe auf Huthi-Ziele im Jemen berühren die Sorge, das Ziel der Regierung Biden sei in Gefahr, den Konflikt um Gaza nicht zu einem regionalen Krieg werden zu lassen. Biden wurde kürzlich von einem Reporter gefragt, ob die Luftangriffe auf Jemen Erfolg hätten. Seine Antwort: „Nun, wenn Sie sagen, Erfolg bedeute, ob die Huthi gestoppt werden – nein.“ Doch die Angriffe würden weitergehen.Allem Anschein nach würde Biden am liebsten gegen Trump antreten – und nicht gegen jemanden wie die Jahrzehnte jüngere Nikki Haley, Ex-Gouverneurin von South Carolina und vermeintlich „vernünftige“ Konservative. Das Team Biden hofft, das Schreckgespenst aus Mar-a-Lago werde die eigenen Leute mobilisieren. Trump liefert Biden ein Feigenblatt bei einem Thema, das wieder und wieder hochkommt: Dass der mit 81 Jahren nicht mehr frisch genug sei.Trump ist nur ein paar Jahre jünger, und auch bei ihm zeigen sich Aussetzer. Haley hat im Januar in New Hampshire betont, man brauche einen „geistig fitten Präsidenten“. Trump hatte ihr vorgeworfen, sie sei beim Ansturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 zuständig für Sicherheit gewesen, doch hatte Haley keine Position in der Regierung zu jener Zeit. Trump konterte, Haley habe ein „Vogelhirn“, und verwies auf einen kognitiven Test, den er gemeistert habe. Die US-Amerikaner können die Demokratie wählen, die sie haben möchten.
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