Nikki Haley gönnt Donald Trump keine weiteren vier Jahre als Präsident der USA
US-Wahlen 2024 Mitte Januar stehen die ersten Vorwahlen der Republikaner in Iowa und New Hampshire an. Nikki Haley, 2017/18 UN-Botschafterin der USA, baut sich als Alternative zu Ex-Präsident Donald Trump auf, ohne ihn bisher ernsthaft zu gefährden
Es bleibt Nikki Haleys Problem, sich von Donald Trump zu distanzieren, ohne dessen Anhänger über Gebühr zu verärgern
Foto: Nick Rohlman / picture alliance / Associated Press
Medientechnisch gesehen fehlt es bei den Vorwahlen der Republikanischen Partei an Spannung. Die Umfragen stagnieren, Experten auf dem Bildschirm wiederholen sich. Der vorn liegende Donald Trump erscheint so unerschütterlich wie Star-Wars-Obergangster Jabba der Hutte auf dem Wüstenplaneten Tatooine. Im Januar nun werden erste Vorwahlresultate mehr Gewicht haben als Umfragen. Am 15. entscheiden die Republikaner in Iowa und eine Woche später die in New Hampshire. Es verstärkt sich der Eindruck, die einzige Frau im Rennen, die 51-jährige Nikki Haley, Ex-Gouverneurin von South Carolina und 2017/18 Trumps UN-Botschafterin, sei eine Alternative zum Ex-Präsidenten. Sie ist rechts und mutmaßlich weltoffen genug, um beim Präsidentenvotum im November unzufriede
weltoffen genug, um beim Präsidentenvotum im November unzufriedene Demokraten nicht zu schrecken. Das muss doch eine Story sein.Haley hat Ron DeSantis verdrängtHaley habe den lange als größte Gefahr für Trump gehandelten Ron DeSantis verdrängt, wissen Experten. Der Gouverneur von Florida mit Anti-Woke-Aufgeregtheit selbst über den Medienkonzern Disney kommt nicht vom Fleck. Die Wall Street habe sich in Haley verliebt, schrieb das Magazin Newsweek im Dezember. „Obere Ränge“ hätten genug von Trumps Eskapaden. Und der finanzkräftige Verband Americans for Prosperity Action, ausgestattet mit dem Vermögen des rechtsliberalen Energieunternehmers Charles Koch, einst Geldgeber von Tea-Party-Gruppierungen, hat sich Ende November für Haley ausgesprochen. Sie verkörpere „eine neue Generation konservativer Führer“ und habe eine zukunftsorientierte Vision.Nikki Haleys Eltern, Ajit Singh und Raj Kaur Randhawa, sind aus der indischen Punjab-Region eingewandert. Nikki wuchs im Dorf Bamberg in South Carolina auf. Die Mutter mit Sari, der Vater als Sikh mit Turban, für die Leute dort sei das exotisch gewesen, schrieb Haley in ihrer Autobiografie Can’t Is Not an Option: My American Story (dt.: „Kann nicht“ ist keine Option: Meine amerikanische Geschichte). Ajit war Universitätsprofessor, Raj betrieb ein Konfektionsgeschäft. Fotos von 2014 zeigen Haley im Goldenen Tempel, dem größten Heiligtum der Sikh-Gemeinschaft in Indien.Christliche KonvertitinBevor sie in die Politik einstieg, konvertierte Haley zum Christentum. „Ich bin die stolze Tochter indischer Eltern, die jeden Tag daran erinnern, wie gesegnet wir sind, in diesem Land zu leben“, verkündet sie. Man kann viel hineinlesen in diese Politikerin. In South Carolina bewegte sich Haley im Tea-Party-Spektrum. Als in diesem Bundesstaat 2015 ein weißer Rassist neun schwarze Kirchenmitglieder ermordete, trat Haley dafür ein, die Flagge der Konföderierten aus dem Regierungsviertel der Hauptstadt Columbia zu entfernen. Die Konföderierten hatten im Bürgerkrieg (1861–1865) für die Sklaverei gekämpft.Bei den anstehenden Vorwahlen sind keine detaillierten Pläne gefragt. Es kommt darauf an, Joe Biden möglichst monströs erscheinen zu lassen und Stimmung zu machen gegen „die Illegalen“ und für eine scharfe Grenzsicherung. Haley hat das kapiert. Man müsse sich daran erinnern, was 9/11 in Amerika angerichtet habe. „Es braucht nur eine Person“, so Haley bei einem „Kaffee mit der Kandidatin“ in Iowa. Sie schafft es immer wieder, in die rechte Kerbe zu hauen, oft mit einem Lächeln, ohne sich übermäßig festzulegen. Bei dem in der republikanischen Welt äußerst wichtigen Thema Abtreibungsverbot serviert Haley Wortsalat. Sie verurteile niemanden, der für das Recht auf Abtreibung eintrete. Ein andermal heißt es, sie werde ein Abtreibungsverbot unterzeichnen, wenn es auf ihren Schreibtisch käme. Doch müsse man Mitgefühl haben, als Mutter wisse sie, wie wichtig es sei, „starke Mädchen zu erziehen“. Verheiratet ist Haley mit einem Major der Nationalgarde, Michael Haley, und hat zwei Kinder.Eingebetteter MedieninhaltAußenpolitisch liegt sie eher bei Biden als bei Trump, was sie nicht daran hindert, dem Weißen Haus vorzuwerfen, keine transparente Ukraine-Politik zu verfolgen. Dennoch gelte: „Wir müssen vollenden, was wir angefangen haben.“ Die Menschen in der Ukraine kämpften für ihre Freiheit; sollte „Putin die Ukraine einnehmen“, seien Polen und die baltischen Länder die Nächsten, warnte Haley, in deren Weltbild alles zusammenpasst, beim Iowa-Kaffeeklatsch. Die Hamas habe Israel an Putins Geburtstag überfallen, ließ sie wissen, und den „zum glücklichsten Menschen der Welt gemacht“, weil dies die amerikanische Aufmerksamkeit von der Ukraine abgelenkt habe. Die USA könnten sich Beistand für die Ukraine und Israel leisten, so Haley. Die Auslagen seien viel niedriger als „Bidens grüne Subventionen“.Es bleibt Haleys Hauptproblem, sich von Donald Trump zu distanzieren, ohne dessen Anhang über Gebühr zu verärgern. Trump sei „der richtige Präsident zur richtigen Zeit gewesen“, meinte Haley beim Sender ABC. Sie stimme ihm in vielen Punkten zu. „Aber wenn man die Situation jetzt betrachtet, ist unser Land durcheinander.“ Trump folge das Chaos, und vier Jahre Chaos könne die Nation nicht überleben. Viele an der Basis bleiben Trump treu und machen mit, wenn der sich als Opfer der Justiz inszeniert. Chaos ist aus Sicht vieler Stammwähler offenkundig nicht unbedingt schlecht.
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