Die Fiktionalisierung der Politik

Zeitdiagnose Politiker erfinden immer öfter Probleme, zaubern die Lösungen dazu oder belassen es bei der Empörung. Wozu das führt, weiß Freitag-Autor Lennart Laberenz
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2023
Nicht jeder der Zähne zeigt, kann auch morgen noch kraftvoll zubeißen
Nicht jeder der Zähne zeigt, kann auch morgen noch kraftvoll zubeißen

Foto: Axel Martnes / Agentur Focus

Für eine interessante Zeitdiagnose leiht sich der Soziologe Steffen Mau grade einen Begriff aus dem Bereich der Haftpflicht: den Allmählichkeitsschaden. „Ich befürchte“, sagte er der Zeit, „dass gerade ständig Wasser in das Fundament des Hauses der Demokratie eintropft. Und es ist wahnsinnig aufwendig, das durchnässte Fundament wieder trockenzulegen.“ Der Begriff meint Schäden, die über längere Zeiträume entstehen. Sie werden oft spät bemerkt, die Reparatur wird dann teuer.

Die Phase, in der Grundmauern unterspült wurden, waren Zeiten der Post-Politik. Als die allermeisten von uns politische Strukturen für unveränderbar und alternativlos hinnahmen. Anstelle politischer Konflikte bevorzugten wir technokr