„Links ist nicht woke“ von Susan Neiman: Rosa Luxemburg statt Barack Obama

Theorie Die Philosophin Susan Neiman will die Linken von den „Woken“ trennen und hält die Fahne der Aufklärung hoch. Ihr Unterfangen scheitert – aber was ist denn dann links?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2023
Wo sind all die Linken hin? Philosophin Susan Neiman schaut versonnen in die Ferne
Wo sind all die Linken hin? Philosophin Susan Neiman schaut versonnen in die Ferne

Foto: Marlena Waldthausen/Agentur Focus

Als im Mai 1789 in Versailles die Generalstände zusammentraten, kam es zu einer folgenschweren Entscheidung: Die traditionell Privilegierten setzten sich auf die eine Seite des Saals, die Vertreter des Dritten Standes auf die andere. Diese Sitzordnung wurde auch beibehalten, als die Nationalversammlung entstand, und so war die grundlegende politische Unterscheidung geboren: rechts und links, die Bewahrer und die Veränderer.

Seither sind viele Jahre vergangen, doch diese willkürliche Setzung macht jedem politisch Denkenden bis heute zu schaffen. Vor allem, weil sich unter dem Begriff „links“ so viel versammelt hat, dass sich niemand mehr zurechtfindet. Oder was haben indische Maoist:innen, deutsche Klimaschützer:innen und US-amerikanische Black-Lives-Matter-Ak