Habe Geduld mit mir

Berlin-Pankow, am 17.7.57
(166)

Meine Gute, Du, liebes Ruthchen!

Am Anfang des Briefes eine Bitte an Dich: Habe Geduld mit mir. - Mir tuen jene Stunden am vergangenen Sonnabend leid, an denen ich Dich - wenn auch ohne böse Absicht - geärgert habe.
Wenn Dich diese Zeilen erreichen, bin ich wahrscheinlich schon wieder bei Dir. Du glaubst gar nicht, wie ich mich darauf freue.

Heute war ich wieder im Kino. Es war 1 ½ Stunde sehr leichte, aber teilweise sehr erheiternde Kost. In "Hilfe, ich bin unsichtbar" habe ich Bekanntschaft mit Theo Lingen und Grethe Weiser gemacht. Gegenüber dem tiefen Inhalt des Films "Männer in Weiß" zeichnet sich dieser Streifen höchstens dadurch aus, daß er in den einzelnen Szenen sehr erheiternd ist. Nicht übersehen darf man dabei die angesprochenen Probleme einer jungen Ehe, wie z.B. Hobby usw! -

Ja, meine Gute, habe, bitte, Geduld mit mir. Gemeinsam werden wir es schaffen, daß am Ende unseres Lebens in Zweisamkeit der letzte Tag die große, sich stetig steigernde Liebe vom ersten Tag an die Gewißheit gibt, daß wir uns alles gegeben haben. - Bist Du auch ebenso überzeugt davon wie ich es bin? -

Vielleicht komme ich schon in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend. Dann wird es allerdings erst am Sonnabend, wenn auch frühzeitig. Falls Dich der Brief schon am (Sonnabend) Freitag erreicht, lege, bitte, den Schlüssel.

Bis zum Wiedersehen alles Gute und recht herzliche Grüße (Stenographie-Zeichen) von

Deinem Bubi.